Über unsere Füße

Liebe Steemianer,
unsere Füße sind ja sträflichst vernachlässigte Körperteile unserer Körpers, die tagaus, tagein bis zu zehntausendmal (und ab und zu noch viel öfter) unser komplettes Körpergewicht tragen müssen. Durch laufen, springen oder andere dynamischere Bewegungsformen ist zum Teil ein noch weit erheblicheres Gewicht als das bloße Körpergewicht aufzunehmen (beim laufen das bis zu vierfache!).
Daher müssen unsere Füße extrem robust und belastbar sein.
Sie sind auch Teil des Systems, das unseren Körper in Balance hält und sind hier sozusagen erstes Glied der Kette, das heisst, bei einer Bodenunebenheit reagieren sie als erstes, meist völlig unbewußt, und helfen so mit, uns am Stolpern zu hindern.

Gleichzeitig sind Füße etwas wunderbar schönes und - ich gestehe - erotisches.

Was unsere Füße jedenfalls nicht sind:
Darauf ausgelegt, einen ganzen Tag lang in Schuhen eingezwängt zu sein und auf harten Böden wie Asphalt laufen zu müssen. Unnötig zu sagen, dass das richtige Schuhwerk hier Gold ist, und man bei den Schuhen keinesfalls sparen sollte!
(Damit meine ich, dass man hochwertige Schuhe kaufen sollte, die besser auf den individuellen Fuß zugeschnitten sind und dafür meist auch länger halten. An die Damen: "bei Schuhen nicht sparen" soll kein Freibrief sein, sich ohne schlechtes Gewissen ganz viele verschiedene zu kaufen 😊)

Fußtypen

Es gibt nach der Zehenform drei klassische Fußtypen in Europa:

• Der Ägyptische Fuß, mit dem Großer Zeh als dominanten und längsten, und den anderen schräg abfallend. Er ist am häufigsten anzutreffen in Mitteleuropa. Jeder und jede 2. hat diesen Fußtyp.
• Der Griechischer Fuß, bei dem die 2. Zehe nach der Große Zehe die längste Zehe ist. Er ist in Mitteleuropa zu 40% vertreten.
• Der Römischer/Romanischer Fuß. Die ersten beiden Zehen sind ca. gleich lang . Er kommt in Mitteleuropa nur in 10% der Fälle vor.
  
  Quelle

Es gibt auch eine Reihe bizarrer Einstufungen von Charaktertypen nach bestimmten Fußmerkmalen, aber ich halte das für reinen Schwachsinn.

Quelle

Anatomisches

• In den Füßen befinden sich je 26 Knochen! Damit stellen die Füße rund 1/4 aller Knochen im menschlichen Skelett. Daran sieht man schon die Komplexität dieser Körperteile. Daneben besteht ein Fuß auch aus 33 Gelenken und über 100 Muskeln.

• Den Hauptanteil des Körpergewichts trägt der Fußballen (40 %), die Ferse übernimmt 33%. Den Rest übernehmen der Fußaußenrand (ca. 15 %) und die Zehen (die Großzehe ca. 5 %, die übrigen zusammen 7%). Ein 6cm hoher Absatz erhöht die Gewichtsbelastung, die der Vorderfuß (Ballen plus Zehen) tragen muß um 75%. Das heisst bei 65kg Gewicht, wird der Vorderfuß der Stöckelschuhträgerin mit 59kg statt mit 34kg bei jedem Schritt belastet!

• Füße schwellen tagsüber an. Wenn man daher morgens Schuhe kauft, könnten sie zu klein sein!

• Angeblich tragen 9 von 10 Frauen Schuhe, die ihnen zu klein sind. Quelle Kein Wunder, dass sie daher viermal häufiger Probleme mit ihren Füßen bekommen als Männer.

• Stehen ermüdet mehr als Gehen, aber warum eigentlich? Weil beim Stehen nur wenige Muskeln - aber dafür ständig - angestrengt werden, während beim Gehen das Gewicht über viel mehr Muskeln und Muskelgruppen verteilt wird.

• An den Fußsohle (inklusive Zehen) befinden sich extrem viele Sinnesrezeptoren (Tastsinn). Das lässt erahnen, dass früher (als der Mensch noch barfuß ging) die Füße auch als Sinnesorgane fungiert haben - eine Funktion, die heute nur selten (beziehungsweise nur von wenigen Menschen in der sogennten zivilisierten Welt) wahrgenommen wird (wahrgenommen auch im wahrsten Sinn des Wortes).

Gebundene Füße / Lotosfüße

Eine grausame Form der Verstümmelung war in China vom ca. 10 bis hinein in 20. Jahrhundert gebräuchlich. Dabei wurde Mädchen im Alter von 5 bis 8 Jahren alle bis auf die große Zehen gebrochen und nach unten, unter die Fußsohle gebogen und die Füße dann so einbandagiert, dass sich Klumpfüße bildeten und die Frauen später nur unter großen Schmerzen, wenn überhaupt, gehen konnten und so meist das Haus nie mehr verliessen. Das galt als Schönheitsideal und Zeichen von Wohlstand und je kleiner die Füße wurden, desto begehrter und angesehener die Frau. Nur Bauersfrauen, die Arbeit verrichten mussten, hatten gesunde Füße. Die hilflosen Trippelschritte, die solche Frauen nur machen konnten, weckten die Beschützerinstinkte der chinesischen Männer, die auch glaubten, dass dadurch die Vaginas eng blieben. Extrem hohe Stöckelschuhe erfordern einen ähnlichen Gang, sodas hier eventuell eine Parallele in der unbewußten Wahrnehmung von extremen high heels existieren könnte.

Quelle
1911 erstmals verboten, wurde diese Praxis insgeheim jedoch bis in die 1930er Jahre weitergeführt und erst 1949 wurde sie dann endgültig geächtet, da auch zunehmend erkannt wurde, dass eine Gesellschaft nicht konkurrenzfähig ist, wenn große Teile davon verkrüppelt werden (man brauchte die Arbeitskräfte) und sich auch in China die Gleichberechtigung der Frau durchsetzte.

Polydaktylie Oligodaktylie Syndaktylie

Bei der Polydaktylie hat man generell zusätzliche Zehen- oder Fingerglieder, in der Abbildung ein hexadaktyler Fuß (hexa = sechs).

Quelle
Die extremste bekannte Ausformung hat ein chinesischer Junge mit 15 Fingern und 16 Zehen. Die Häufigkeit liegt bei Weißen bei ca. 1:1000, bei Schwarzen zehnfach höher Quelle. Die gegenteilige Fehlbildung heißt Oligodaktylie, bei der zuwenig Zehen angelegt sind, während bei der Syndaktylie mehrere Zehen zusammengewachsen sind.

Quelle

Fußgeruch - Schweißfuß

An den Fußsohlen (übrigens auch an den Handflächen) befinden sich ca. 500 Schweißdrüsen pro cm² (insg. 250000 an beiden Sohlen)! Diese dienen nicht der Thermoregulation, wie an sich Schweiß das Mittel zur Temperaturkontrolle ist, sondern der besseren Bodenhaftung der Füße (da die Füße ja darauf ausgelegt sind, nackt benutzt zu werden). Im Schlaf schwitzen Hände und Füße übrigens nie (im Gegensatz zum Rest des Körpers, der durchaus “schweißgebadet” aufwachen kann). Durch eine (z.B. hormonell bedingte) Überproduktion von Schweiß und/oder luftundurchlässige Schuhe entsteht eine “feuchte Kammer” – das heißt die überschüssige Feuchtigkeit kann nicht verdampfen und begünsigt so eine Vermehrung von Keimen (zum Beipiel das fettabbauende Brevibacterium epidermidis), die dann unter anderem das Keratin der Haut oder Fettsäuren im Schweiß zersetzen - es entsteht der charakteristische käsige Fußgeruch (ähnliche Bakterienarten werden teilweise gezielt bei der Produktion von Käse eingesetzt).
Beste Vorbeugung: möglichst oft barfuß laufen, Schuhe und Socken oft wechseln, Füße regelmäßig mit kaltem Wasser waschen.

Fußsohlenwarzen

Wie alles hat aber auch barfußlaufen seine Nachteile. Die Chance, sich Fußsohlenwarzen (Plantarwarzen, Verruca plantaris) einzufangen, ist hierbei größer, da der HPV (humaner Papilloma-Virus) durch Mikro-Verletzungen an der Fußsohle eindringen kann, was bei Schuhen oder Sandalen nicht möglich wäre. Sie wachsen nach innen und können beim Gehen zu Schmerzen führen. Sie sind ansteckend – also auch Vorsicht in öffentlichen Duschen, Garderoben, Sportstudios, etc. Sie können spontan abheilen oder chirurgisch entfernt werden.

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Im Laufe des gesamten Lebens legen wir durchschnittlich 185000km zurück, das ist 4 mal rund um die Erde!

Genug über Füße gelesen? Gönnt Euren Füßen mal wieder die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Raus aus den Schuhen (falls Ihr gerade welche anhabt) und laßt sie mal den Boden spüren!

Quellen:
Bild 1,2: www.pinterest.at
https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9F
https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BC%C3%9Febinden_(China)
https://diply.com/dip/article/feet-describe-you?config=24
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwei%C3%9Ffu%C3%9F
https://www.foot.com/foot-facts/
http://www.gesundheits-lexikon.com/Haut-Haare-Naegel/Weitere-Hauterkrankungen-Hautveraenderungen/Warzen-Verruca-vulgaris-.html