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RE: Zum "Vogelschiss"-Skandal
Natürlich will ich nicht, dass man aufhört darüber nachzudenken, aber man muss doch auch irgendwann mal einen Schlussstrich ziehen können.
Und ja, beides sind Extrempositionen, alledings ist die eine pfui, die andere aber anscheinend unausgesprochener Konsens in der veröffentlichten Meinung.
Ich finde absolut nicht, dass du hier den Konsens in der veröffentlichten Meinung gut aufgegriffen hast. Der bezieht sich nur darauf, dass die erste Meinung pfui ist, nicht auf das Vergessen oder für-nichtig-Erklären der deutschen Geschichte.
Und wie erwähnt denke ich, dass man niemals einen Schlussstrich ziehen sollte. Vielleicht darunter, dass man sich persönlich verantwortlich fühlt - das sind wir, die wir damals nicht geboren waren, nicht. Wohl aber sollte das Bewusstsein, was da wie passieren konnte, weiter Teil unseres kollektiven Gedächtnisses bleiben, um beim nächsten Mal rechtzeitig die Leine zu ziehen.
Kommt ja auch niemand her und behauptet, jetzt müsse mal aber wirklich mal einen Schlussstrich unter die Aufklärung ziehen.
Genau darum gehts ja, wenn Merkel von der "historischen Verantwortung" des deutschen Volkes redet, so meint sie damit genau das, die Deutschen hätten für EWIG Schuld aufgeladen, ohne Schlusstrich und müssten daher jetzt, 73 Jahre nach Kriegsende, noch bestimmte Opfer bringen und sich selbst verleugnen.
Der Gedanke, dass sich aus der Geschichte Verantwortungen ergeben können, ist für mich so normal wie das Wechseln der Unterhose. K.a. was dein Problem dabei ist. Deswegen verleugnet sich doch niemand selbst?
Im Gegenteil. Ich bin stolz drauf, Teil einer Nation zu sein, die sich ihren historischen Fehlern stellt, und diese nicht wie andere unter den Tisch kehren oder weinerlich negieren (z.B. Türkei mit dem Armenier-Genozid, Russland mit den Verbrechen der UdSSR, die Briten mit ihrem Kolonialismus, die USA mit dem Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern, etc. etc.).
Klar muss man die Kirche im Dorf lassen. Aber Schlussstrich? Vogelschiss? Ohne mich.
Welche Verantwortung hat ein heute 20-jähriger für das, was seine Großeltern oder in der Regel eher ihm Unbekannte aus seiner Großeltern-Generation getan haben? Wieso muß er dafür büßen, indem millionenweise Wirtschaftsflüchtlinge aus Nahem Osten und Afrika die Sicherheitslage und Budgetsituation im Land dramatisch verschlechtern? Mit genau dieser historischen Verantwortung wird nämlich der Rechtsbruch von 2015 (der bis heute andauert) argumentiert, der die Grenzen entgegen der Dublin II Bestimmungen aufhob. Was hat das mit Nazi-Aufarbeitung zu tun? Gar nichts, es ist ein blosses Scheinargument, um die eigene Agenda den Deutschen aufzudrücken und das ganze mit der Nazivergangenheit in Verbindung zu bringen (nach dem Motte: Du bist dagegen? Dann bist Du ein Nazi!).
So durchschaubar...
Wir reden hier nicht über persönliche Verantwortung, sondern über die Verantwortung einer Gesellschaft oder wenn du es so willst die eines Staates als juristischer Rechtsnachfolger.
Wo ich dir aber recht gebe, ist, dass das mit den Flüchtlingen nichts zu tun hat. Den Zusammenhang hat aber auch Gauland nicht hergestellt. Da ging es ganz eindeutig um: "Nazizeit? Komplett irrelevant ("Vogelschiss") angesichts unserer großen Geschichte." Was idiotischer Schwachsinn ist, sorry.
Wo hast Du das denn her?
Deine Systemmedien, wie Du sie nennst, arbeiten gerade kräftig mit daran, daß sich das, was Du im zweiten Satz behauptest, seit Jahren in genau die andere Richtung entwickelt.
Es kann keinen Schlußstrich unter den Holocaust geben, wenn Antisemitismus fest in der Gesellschaft verankert ist und wir zugleich die nächste Religion unter Generalverdacht stellen!
Gauland hat Wellen schlagen wollen, nicht kluge Worte von sich geben. Für ihn als Einzelperson ist das ja auch nicht gefährlich. Es ist für den deutschen Staat gefährlich. Gauland erreicht also genau das, was er will. Warum rafft Ihr das nicht, daß er mit diesem Verhalten die Regierung noch weiter weg von einer Handlungsfähigkeit bringt? Euer Jubel ist ihm völlig egal.