Adolf Hitler / Mein Kampf (Band 2, Kapitel 5.)
5 . Kapitel
Weltanschauung und Organisation
Der völkische Staat, dessen allgemeines Bild ich in großen Linien aufzuzeichnen versuchte, wird durch die bloße Erkenntnis dessen, was diesem Staat notwendig ist, an sich noch nicht verwirklicht. Es genügt nicht, zu wissen, wie ein völkischer Staat aussehen soll. Viel wichtiger ist das Pro-blem seiner Entstehung. Man darf nicht erwarten, daß die heutigen Parteien, die doch in erster Linie Nutznießer des derzeitigen Staates sind, von sich aus zu einer Umstellung gelangen und aus freien Stücken eine Änderung ihrer der-zeitigen Haltung durchführen. Dies ist um so weniger mög-lich, als ihre tatsächlich leitenden Elemente ja immer nur Juden und wieder Juden sind. Die Entwicklung, die wir zur Zeit durchmachen, würde aber, ungehemmt weiter-geführt, eines Tages bei der alljüdischen Prophezeiung landen – der Jude fräße tatsächlich die Völker der Erde, würde ihr Herr.
So verfolgt er gegenüber den Millionen deutscher „Bour-geois“ und „Proleten“, die größtenteils aus mit Feigheit gepaarter Indolenz und Dummheit in ihr Verderben trotten, im höchsten Bewußtsein seines Zukunftszieles, un-weigerlich seinen Weg. Eine Partei, die von ihm geleitet wird, kann also keine anderen als seine Interessen ver-fechten, mit den Belangen arischer Völker aber haben diese nichts gemein.
Wenn man also versuchen will, das ideale Bild eines völkischen Staates in die reale Wirklichkeit zu überführen, dann muß man, unabhängig von den bisherigen Mächten des öffentlichen Lebens, nach einer neuen Kraft suchen, die gewillt und fähig ist, den Kampf für ein solches Ideal
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aufzunehmen. Denn um einen Kampf handelt es sich hier-bei, insofern die erste Aufgabe nicht heißt: Schaffung einer völkischen Staatsauffassung, sondern vor allem: Beseitigung der vorhandenen jüdischen. Wie so oft in der Geschichte liegt die Hauptschwierigkeit nicht im Formen des neuen Zu-standes, sondern im Platzmachen für denselben. Vorurteile und Interessen verbünden sich zu einer geschlossenen Pha-lanx und versuchen, den Sieg einer ihnen unangenehmen oder sie bedrohenden Idee mit allen Mitteln zu verhindern.
Dadurch ist der Kämpfer für ein solches neues Ideal lei- der Gottes gezwungen, bei aller positiven Betonung des-selben, in erster Linie den negativen Teil des Kampfes durchzufechten, den, der zur Beseitigung des gegenwärtigen Zustandes führen soll.
Eine junge Lehre von großer und neuer prinzipieller Bedeutung wird, so unangenehm dies dem einzelnen auch sein mag, als erste Waffe die Sonde der Kritik in aller Schärfe ansetzen müssen.
Es zeugt von wenig tiefem Einblick in die geschichtlichen Entwicklungen, wenn heute von den sogenannten Völki-schen immer wieder Wert darauf gelegt wird, zu versichern, daß sie sich keineswegs in negativer Kritik zu betätigen gedenken, sondern nur in aufbauender Arbeit; ein ebenso kindlich-blödsinniges als echt „völkisches“ Gestam-mel und ein Beweis, wie spurlos an diesen Köpfen sogar die Geschichte der eigenen Zeit vorübergegangen ist. Auch der Marxismus hatte ein Ziel, und auch er kennt eine aufbauende Tätigkeit (wenn es sich dabei auch nur um die Errichtung einer Despotie des internationalen Weltfinanzjudentums handelt!); allein er hat vorher nichts-destoweniger siebzig Jahre lang Kritik geübt, und zwar vernichtende, zersetzende Kritik und immer wieder Kritik, so lange, bis durch diese ewig fressende Säure der alte Staat zermürbt und zum Einsturz ge- bracht war. Dann erst begann sein sogenannter „Aufbau“. Und das war selbstverständlich, richtig und logisch. Ein bestehender Zustand wird durch die bloße Betonung und Vertretung eines künftigen noch nicht beseitigt. Denn es
Weltanschauungen sind unduldsam 506
ist nicht anzunehmen, daß die Anhänger oder gar die Interessenten des zur Zeit bereits bestehenden Zustandes allein durch die Festlegung einer Notwendigkeit restlos bekehrt und für den neuen gewonnen werden könnten. Es kann im Gegenteil nur zu leicht der Fall eintreten, daß dann eben zwei Zustände nebeneinander bestehen blei- ben und damit die sogenannte Weltanschauung zur Partei wird, aus deren Rahmen sie sich nicht wieder zu erheben vermag. Denn die Weltanschauung ist unduld-sam und kann sich mit der Rolle einer „Partei neben anderen“ nicht begnügen, sondern fordert gebieterisch ihre eigene, ausschließliche und restlose Anerkennung sowie die vollkommene Umstellung des gesamten öffentlichen Lebens nach ihren Anschauungen. Sie kann also das gleichzeitige Weiterbestehen einer Vertretung des früheren Zustandes nicht dulden.
Das gilt genau so für Religionen.
Auch das Christentum konnte sich nicht damit begnügen, seinen eigenen Altar aufzubauen, sondern mußte zwangs-läufig zur Zerstörung der heidnischen Altäre schreiten. Nur aus dieser fanatischen Unduldsamkeit heraus konnte sich der apodiktische Glauben bilden; diese Unduldsamkeit ist sogar die unbedingte Voraussetzung für ihn.
Man kann sehr wohl den Einwand bringen, daß es sich bei derartigen Erscheinungen in der Weltgeschichte meist um solche spezifisch jüdischer Denkart handelt; ja, daß diese Art von Unduldsamkeit und Fanatismus geradezu jüdische Wesensart verkörpere. Dies mag tausendmal richtig sein, und man kann diese Tatsache wohl tief bedauern und mit nur allzu berechtigtem Unbehagen ihr Erscheinen in der Geschichte der Menschheit als etwas feststellen, was dieser bis dahin fremd gewesen war – doch ändert dies nichts daran, daß dieser Zustand heute eben da ist. Die Männer, die unser deutsches Volk aus seinem jetzigen Zustand er-lösen wollen, haben sich nicht den Kopf darüber zu zer-brechen, wie schön es wäre, wenn dieses und jenes nicht wäre, sondern müssen versuchen, festzustellen, wie man das Gegebene beseitigt. Eine von infernalischer Unduldsamkeit
Parteien neigen zu Kompromissen 507
erfüllte Weltanschauung wird aber nur zerbrochen werden durch eine vom gleichen Geist vorwärtsgetriebene, vom gleichen stärksten Willen verfochtene, dabei aber in sich reine und durchaus wahrhafte neue Idee.
Der einzelne mag heute schmerzlich feststellen, daß in die viel freiere antike Welt mit dem Erscheinen des Chri-stentums der erste geistige Terror gekommen ist, er wird die Tatsache aber nicht bestreiten können, daß die Welt seitdem von diesem Zwange bedrängt und beherrscht wird, und daß man Zwang nur wieder durch Zwang bricht und Terror nur mit Terror. Erst dann kann aufbauend ein neuer Zustand geschaffen werden.
Politische Parteien sind zu Kompromis-sen geneigt, Weltanschauungen niemals. Politische Parteien rechnen selbst mit Gegenspielern, Weltanschauungen prokla-mieren ihre Unfehlbarkeit.
Auch politische Parteien haben ursprünglich fast immer die Absicht, zu alleiniger despotischer Herrschaft zu kom-men; ein kleiner Trieb zu einer Weltanschauung steckt fast immer in ihnen. Jedoch schon die Engigkeit ihres Pro-gramms raubt ihnen den Heroismus, den eine Weltanschau-ung fordert. Die Konzilianz ihres Wollens führt ihnen die kleinen und schwächlichen Geister zu, mit denen man keine Kreuzzüge zu führen imstande ist. So bleiben sie meist schon frühzeitig in ihrer eigenen erbärmlichen Kleinheit stecken. Damit geben sie aber den Kampf für eine Welt-anschauung auf und versuchen, statt dessen durch soge-nannte „positive Mitarbeit“ möglichst eilig ein Plätzchen am Futtertrog bestehender Einrichtungen zu erobern und mög-lichst lange daran zu bleiben. Das ist ihr ganzes Streben. Und sollten sie je durch einen etwas brutal veranlagten konkurrierenden Kostgänger von dieser allgemeinen Fut-terkrippe weggedrängt werden, dann ist ihr Sinnen und Trachten nur darauf eingestellt, sich, sei es durch Gewalt oder List, in dem Rudel der Auch-Hungrigen wieder nach vorne zu dringen, um endlich, koste es auch ihre heiligste
Gemeinschaft auf Grund neuer Weltanschauung 508
Überzeugung, sich an der geliebten Nährquelle laben zu können. Schakale der Politik!
Da eine Weltanschauung niemals bereit ist, mit einer zweiten zu teilen, so kann sie auch nicht bereit sein, an einem bestehenden Zustand, den sie verurteilt, mitzuarbeiten, sondern fühlt die Verpflich-tung, diesen Zustand und die gesamte gegnerische Ideen- welt mit allen Mitteln zu bekämpfen, d.h. deren Einsturz vorzubereiten.
Sowohl dieser rein zersetzende Kampf, der von allen anderen sofort in seiner Gefahr erkannt wird und mithin auf gemeinsame Abwehr stößt, als auch der positive, der zur Durchsetzung der eigenen neuen Gedankenwelt angreift, erfordert entschlossene Kämpfer. So wird eine Weltanschau-ung ihre Idee nur dann zum Siege führen, wenn sie die Formen einer kampfkräftigen Organisation bringt. Dazu ist es jedoch erforderlich, daß sie, unter Berücksichtigung dieser Elemente, aus ihrem allgemeinen Weltbild bestimmte Gedanken herausgreift und sie in eine Form kleidet, die in ihrer präzisen, schlagwortähnlichen Kürze geeignet er-scheint, einer neuen Gemeinschaft von Menschen als Glaubensbekenntnis zu dienen. Während das Programm einer nur politischen Partei das Rezept für einen gesun- den nächsten Wahlausgang ist, bedeutet das Programm einer Weltanschauung die Formulierung einer Kriegs-erklärung gegen eine bestehende Ordnung, gegen einen bestehenden Zustand, kurz gegen eine bestehende Welt-auffassung überhaupt.
Es ist dabei nicht nötig, daß jeder einzelne, der für diese Weltanschauung kämpft, vollen Einblick und genaue Kennt-nis in die letzten Ideen und Gedankengänge der Führer der Bewegung erhält. Notwendig ist vielmehr, daß ihm einige wenige, ganz große Gesichtspunkte klargemacht wer-den und die wesentlichen Grundlinien sich ihm unauslösch-lich einbrennen, so daß er von der Notwendigkeit des Sieges seiner Bewegung und ihrer Lehre restlos durchdrungen ist.
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Es wird auch der einzelne Soldat nicht in die Gedanken-gänge höherer Strategie eingeweiht. So wie er vielmehr zu straffer Disziplin und zur fanatischen Überzeugung von dem Recht und der Kraft seiner Sache und zu restloser Einstellung auf sie erzogen wird, so muß dies auch beim einzelnen Anhänger einer Bewegung von großem Ausmaß und großer Zukunft und größtem Wollen geschehen.
So wenig eine Armee taugen würde, deren einzelne Sol-daten durchgehend Generäle wären, und sei es auch nur ihrer Bildung und ihrer Einsicht nach, so wenig taugt eine politische Bewegung als Vertretung einer Weltanschauung, wenn sie nur ein Sammelbecken „geistreicher“ Menschen sein möchte. Nein, sie braucht auch den primitiven Solda-ten, da sonst eine innere Disziplin nicht zu erzielen ist.
Es liegt im Wesen einer Organisation, daß sie nur bestehen kann, wenn einer höchsten geistigen Führung eine breite, mehr gefühlsmäßig eingestellte Masse dient. Eine Kompanie von zweihundert geistig ganz gleich fähigen Menschen wäre auf die Dauer schwerer zu disziplinieren als eine solche von hundertneunzig geistig weniger fähigen und zehn höhergebildeten.
Aus dieser Tatsache hat einst die Sozialdemokratie den größten Nutzen gezogen. Sie hat die aus dem Heeresdienst entlassenen und dort schon zur Disziplin erzogenen Ange-hörigen der breiten Schichten unseres Volkes erfaßt und in ihre ebenso stramme Parteidisziplin genommen. Auch ihre Organisation stellte eine Armee von Offizieren und Sol-daten dar. Der aus dem Heeresdienst entlassene deutsche Handarbeiter wurde der Soldat, der jüdische Intellektuelle der Offizier; die deutschen Ge-werkschaftsbeamten kann man dabei als das Unteroffizier-korps ansehen. Was unser Bürgertum immer mit Kopf-schütteln betrachtete, die Tatsache, daß dem Marxismus nur die sogenannten ungebildeten Massen angehörten, war in Wahrheit die Voraussetzung für den Erfolg desselben. Denn während die bürgerlichen Parteien in ihrer ein- seitigen Geistigkeit eine untaugliche, disziplinlose Bande darstellen, hatte der Marxismus in seinem weniggeistigen
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Menschenmaterial eine Armee von Parteisoldaten gebildet, die dem jüdischen Dirigenten nun genau so blind gehorch- ten wie einst ihrem deutschen Offizier. Das deutsche Bür-gertum, das sich um psychologische Probleme, weil darüber hoch erhaben, grundsätzlich nie gekümmert hat, fand es auch hier nicht notwendig, nachzudenken, um den tieferen Sinn sowie die heimliche Gefahr dieser Tatsache zu erken-nen. Man glaubte im Gegenteil, daß eine politische Bewe-gung, die nur aus Kreisen der „Intelligenz“ gebildet wird, schon aus diesem Grunde wertvoller sei und mehr Anspruch, ja selbst mehr Wahrscheinlichkeit besitze, an die Regierung zu gelangen, als eine ungebildete Masse. Man begriff nie, daß die Stärke einer politischen Partei keineswegs in einer möglichst großen und selbständigen Geistigkeit der einzelnen Mitglieder liegt, als vielmehr im diszipli-nierten Gehorsam, mit dem ihre Mitglie-der der geistigen Führung Gefolgschaft leisten. Das Entscheidende ist die Führung selbst. Wenn zwei Truppenkörper miteinander kämpfen, wird nicht der-jenige siegen, bei dem jeder einzelne die höchste strate-gische Ausbildung erhielt, sondern derjenige, der die überlegenste Führung und zugleich die disziplinierteste, blindgehorsamste, bestgedrillte Truppe hat.
Das ist eine grundsätzliche Einsicht, die wir bei der Über-prüfung der Möglichkeit, eine Weltanschauung in die Tat umzusetzen, uns stets vor Augen halten müssen.
Wenn wir also, um eine Weltanschauung zum Sieg zu führen, sie zu einer Kampfbewegung umzustellen haben, so muß logischerweise das Programm der Bewegung auf das Menschenmaterial Rücksicht nehmen, daß ihr zur Ver-fügung steht. So unverrückbar die Schlußziele und die leitenden Ideen sein müssen, so genial und psychologisch richtig muß das Werbeprogramm auf die Seele derjenigen eingestellt sein, ohne deren Hilfe die schönste Idee ewig nur Idee bleiben würde.
Wenn die völkische Idee aus dem un-klaren Wollen von heute zu einem klaren
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Erfolg kommen will, dann muß sie aus ihrer weiten Gedankenwelt bestimmte Leitsätze herausgreifen, die ihrem Wesen und Inhalt nach geeignet sind, eine brei-tere Menschenmasse auf sich zu verpflich-ten, und zwar diejenige, die allein den weltanschauungsmäßigen Kampf dieser Idee gewährleistet. Dies ist die deutsche Arbeiterschaft.
Deshalb wurde das Programm der neuen Bewegung in wenigen, insgesamt fünfundzwanzig Leitsätzen zusammengefaßt. Sie sind bestimmt, in erster Linie dem Mann aus dem Volk ein grobes Bild des Wollens der Be-wegung zu geben. Sie sind gewissermaßen ein politi-sches Glaubensbekenntnis, das einerseits für die Bewegung wirbt und andererseits sich eignet, die Ge-worbenen zu verbinden und zusammenzuschweißen durch eine gemeinsam anerkannte Verpflichtung.
Dabei darf uns folgende Einsicht nie verlassen: Da das sogenannte Programm der Bewegung in seinen Schlußzielen wohl unbedingt richtig ist, in der Formulie-rung jedoch Rücksicht auf psychologische Momente nehmen mußte, kann im Laufe der Zeit sehr wohl die Überzeugung aufkommen, daß im einzelnen vielleicht bestimmte Leit-sätze anders gefaßt werden, eine bessere Formulierung er-halten müßten. Jeder Versuch dazu wirkt sich aber meist verhängnisvoll aus. Denn damit wird etwas, das unerschüt-terlich fest sein sollte, der Diskussion anheimgegeben, die, sowie einmal ein einzelner Punkt der glaubensmäßig dog-matischen Festlegung entzogen ist, nicht ohne weiteres eine neue, bessere und vor allem einheitliche Festlegung er-gibt, sondern viel eher zu endlosen Debatten und zu einer allgemeinen Wirrnis führen wird. Es bleibt in einem sol- chen Fall immer abzuwägen, was besser ist: eine neue, glücklichere Formulierung, die eine Auseinandersetzung innerhalb der Bewegung veranlaßt, oder eine im Augen- blick vielleicht nicht allerbeste Form, die aber einen in sich geschlossenen, unerschütterlichen, innerlich ganz einheit-
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lichen Organismus darstellt. Und jede Prüfung wird er-geben, daß letzteres vorzuziehen ist. Denn da es sich bei Abänderungen immer nur um die äußere Formgebung han-delt, werden solche Korrekturen immer wieder als möglich oder wünschenswert erscheinen. Endlich besteht aber bei der Oberflächlichkeit der Menschen die große Gefahr, daß sie in dieser rein äußeren Formulierung eines Programms die wesentliche Aufgabe einer Bewegung sehen. Damit tritt dann der Wille und die Kraft zur Ver-fechtung der Idee selbst zurück, und die Aktivität, die sich nach außen wenden sollte, wird sich in inneren programma-tischen Kämpfen aufreiben.
Bei einer in großen Zügen tatsächlich richtigen Lehre ist es weniger schädlich, eine Fassung, selbst wenn sie der Wirk-lichkeit nicht mehr ganz entsprechen sollte, beizubehalten, als durch eine Verbesserung derselben ein bisher als grani-ten geltendes Grundgesetz der Bewegung der allgemeinen Diskussion mit ihren übelsten Folgeerscheinungen auszulie-fern. Unmöglich ist es vor allem so lange, als eine Bewegung selbst erst um den Sieg kämpft. Denn wie will man Menschen mit blindem Glauben an die Richtigkeit einer Lehre erfül-len, wenn man durch dauernde Veränderungen am äußeren Bau derselben selbst Unsicherheit und Zweifel verbreitet?
Das Wesentliche darf eben nie in der äußeren Fassung, sondern stets nur im inneren Sinn gesucht werden. Und dieser ist unveränderlich; und in seinem Interesse kann man zuletzt nur wünschen, daß sich die Bewegung durch Fern-halten aller zersplitternden und Unsicherheit erzeugenden Vorgänge die nötige Kraft zu seiner Verfechtung erhalte.
Auch hier hat man an der katholischen Kirche zu lernen. Obwohl ihr Lehrgebäude in manchen Punkten, und zum Teil ganz überflüssigerweise, mit der exakten Wissenschaft und der Forschung in Kollision gerät, ist sie dennoch nicht bereit, auch nur eine kleine Silbe von ihren Lehrsätzen zu opfern. Sie hat sehr richtig erkannt, daß ihre Widerstands-kraft nicht in einer mehr oder minder großen Anpassung an die jeweiligen wissenschaftlichen Ergebnisse liegt, die in
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Wirklichkeit doch ewig schwanken, sondern vielmehr im starren Festhalten an einmal niedergelegten Dogmen, die dem Ganzen erst den Glaubenscharakter verleihen. So steht sie heute fester da als je. Man kann prophezeien, daß in eben dem Maße, in dem die Erscheinungen fliehen, sie selbst als ruhender Pol in der Erscheinungen Flucht immer mehr blinde Anhänglichkeit erringen wird.
Wer also den Sieg einer völkischen Welt-anschauung wirklich und ernstlich wünscht, der muß nicht nur erkennen, daß zur Er-ringung eines solchen Erfolges erstens nur eine kampffähige Bewegung geeignet ist, sondern daß zweitens eine solche Be-wegung selbst nur standhalten wird unter Zugrundelegung einer unerschütterlichen Sicherheit und Festigkeit ihres Programms. Sie darf sich nicht unterstehen, in der Formulierung desselben dem jeweiligen Zeitgeist Konzessionen zu machen, son-dern muß eine einmal als günstig befun-dene Form für immer beibehalten, auf alle Fälle aber so lange, bis sie der Sieg ge-krönt hat. Vorher zersplittert jeder Versuch, Auseinandersetzungen über die Zweckmäßigkeit des einen oder anderen Programmpunktes herbeizuführen, die Ge-schlossenheit und die Kampfkraft der Bewegung in dem Maße, in dem ihre Anhänger sich an einer solchen inneren Diskussion beteiligen. Damit ist nicht gesagt, daß eine heute durchgeführte „Verbesserung“ nicht schon morgen erneut kritischen Prüfungen unterworfen werden könnte, um übermorgen abermals einen besseren Ersatz zu finden. Wer hier einmal Schranken einreißt, gibt eine Bahn frei, deren Anfang man kennt, deren Ende jedoch sich im Ufer-losen verliert.
Diese wichtige Erkenntnis mußte in der jungen national-sozialistischen Bewegung ihre Verwertung finden. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-partei erhielt mit ihrem Programm der
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fünfundzwanzig Thesen eine Grundlage, die unerschütterlich sein muß. Die Aufgabe der heutigen und der kommenden Mitglieder unserer Be-wegung darf nicht in einer kritischen Umarbeitung dieser Leitsätze, sondern vielmehr in ihrer Verpflichtung auf sie bestehen. Denn sonst könnte die nächste Generation mit demselben Recht ihrerseits wieder ihre Kraft für eine solche rein formale Arbeit innerhalb der Partei verschwenden, anstatt der Bewegung neue Anhänger und dadurch neue Kräfte zuzuführen. Für die große Zahl der Anhänger wird das Wesen unserer Bewegung weniger im Buchstaben un-serer Leitsätze liegen als vielmehr in dem Sinne, den wir ihnen zu geben imstande sind.
Diesen Erkenntnissen verdankte die junge Bewegung einst ihren Namen, nach ihnen wurde später das Programm verfaßt, und in ihnen liegt weiter die Art ihrer Verbreitung begründet. Um den völkischen Ideen zum Siege zu verhelfen, mußte eine Volkspartei geschaffen werden, eine Par-tei, die nicht nur aus intellektuellen Führern, sondern auch aus Handarbeitern besteht!
Jeder Versuch, ohne eine solche schlag-kräftige Organisation an die Verwirk-lichung völkischer Gedankengänge zu schrei-ten, würde genau so wie in der Vergangen-heit, heute und auch in aller Zukunft erfolglos sein. Damit hat aber die Bewegung nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, sich als Vorkämpferin und damit als Repräsentantin dieser Ideen zu fühlen. So sehr die Grundgedanken der nationalsozialistischen Bewegung völkische sind, so sehr sind zugleich die völkischen Gedanken nationalsozialistisch. Wenn aber der Nationalsozialismus siegen will, so muß er sich zu die-ser Feststellung unbedingt und ausschließlich bekennen. Er hat hier ebenfalls nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, die Tatsache schärfstens zu betonen, daß
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jeder Versuch, außerhalb des Rahmens der National-sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei die völkische Idee zu vertreten, unmöglich ist, in den meisten Fällen aber geradezu auf Schwindel beruht.
Wenn jemand heute der Bewegung den Vorwurf macht, sie tue, als ob sie die völkische Idee „gepachtet“ hätte, so gibt es darauf nur eine einzige Antwort:
Nicht nur gepachtet, sondern für die Praxis geschaffen.
Denn was bisher unter diesem Begriff vorhanden war, war nicht geeignet, das Schicksal unseres Volkes auch nur im geringsten zu beeinflussen, da allen diesen Ideen die klare einheitliche Formulierung gefehlt hat. Es handelte sich meistens nur um einzelne, zusammenhanglose Erkennt-nisse von mehr oder minder großer Richtigkeit, die sich nicht selten gegenseitig widersprachen, auf keinen Fall aber eine innere Bindung untereinander hatten. Und selbst wenn diese vorhanden gewesen wäre, so würde sie doch in ihrer Schwäche niemals genügt haben, eine Bewegung darauf ein-zustellen und aufzubauen.
Allein die nationalsozialistische Bewe-gung vollbrachte dies.
Wenn heute alle möglichen Verbände und Verbändchen, Gruppen und Grüppchen und meinetwegen auch „große Parteien“ das Wort „völkisch“ für sich in Anspruch neh- men, so ist dies selbst schon eine Folge des Wirkens der nationalsozialistischen Bewegung. Ohne ihre Arbeit wäre es allen diesen Organi-sationen nie eingefallen, das Wort „völ-kisch“ auch nur auszusprechen, sie hätten sich unter diesem Worte überhaupt nichts vorgestellt, und be-sonders ihre leitenden Köpfe würden in keinerlei Bezie- hung irgendwelcher Art zu diesem Begriffe gestanden sein. Erst die Arbeit der NSDAP. hat diesen Begriff zu einem inhaltschweren Wort gemacht, das nun von allen möglichen Leuten in den Mund genommen wird; vor allem hat sie in
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ihrer eigenen erfolgreichen Werbetätigkeit die Kraft dieser völkischen Gedanken gezeigt und bewiesen, so daß schon die eigene Gewinnsucht die anderen zwingt, wenigstens behauptungsweise Ähnliches zu wollen.
So wie sie bisher alles in den Dienst ihrer kleinlichen Wahlspekulation gestellt haben, so ist für diese Parteien der Begriff völkisch heute auch nur ein ganz äußerliches, hohles Schlagwort geblieben, mit dem sie versuchen, die werbende Kraft der nationalsozialistischen Bewegung bei ihren eigenen Mitgliedern auszugleichen. Denn nur die Sorge um ihren eigenen Bestand sowie die Angst vor dem Emporkommen unserer von einer neuen Weltanschauung getragenen Bewegung, deren universale Bedeutung sie ebenso ahnen wie ihre gefährliche Ausschließlichkeit, legt ihnen Worte in den Mund, die sie vor acht Jahren nicht kannten, vor sieben Jahren verlachten, vor sechs als Blödsinn bezeichneten, vor fünf bekämpften, vor vier haßten, vor drei verfolgten, um sie nun endlich vor zwei Jahren selbst zu annektieren und, vereint mit ihrem sonstigen Wortschatz, als Kriegsgeschrei im Kampf zu verwenden.
Und selbst heute muß man immer wieder darauf hin-weisen, daß allen diesen Parteien jede Ahnung fehlt, was dem deutschen Volke nottut. Der schlagendste Beweis dafür ist die Oberflächlichkeit, mit der sie das Wort „völkisch“ in ihre Mäuler nehmen!
Nicht minder gefährlich sind dabei alle diejenigen, die als Scheinvölkische sich herumtollen, phantastische Pläne schmieden, meist auf nichts weiter gestützt als auf irgendeine fixe Idee, die an sich richtig sein könnte, allein in ihrer Isoliertheit dennoch ohne jede Bedeutung für die Bildung einer großen einheitlichen Kampfgemeinschaft und auf kei-nen Fall geeignet sind, eine solche aufzubauen. Diese Leute, die teils aus eigenem Denken, teils aus Gelesenem ein Programm zusammenbrauen, sind häufig gefährlicher als die offenen Feinde der völkischen Idee. Sie sind im günstigsten Fall unfruchtbare Theoretiker, meistens aber verheerende Schwadroneure und glauben nicht selten, durch wallenden
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Vollbart und urgermanisches Getue die geistige und ge-dankliche Hohlheit ihres Handelns und Könnens maskieren zu können.
Im Gegensatz zu all diesen untauglichen Versuchen ist es deshalb gut, wenn man sich die Zeit in das Gedächtnis zurückruft, in der die junge nationalsozialistische Bewegung mit ihrem Kampf begann.
Richtig, ungeachtet jeder Wertung. Ist doch wichtig das auch dieses Werk Öffentlich zugänglich bleibt.