Private Rentenversicherung und Lebensversicherung, kapitalvernichtend und risikobehaftet. Rente und Altersvorsorge. ( by SpecialAffairs )

in #deutsch7 years ago

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Private Rentenversicherung und Lebensversicherung, kapitalvernichtend und risikobehaftet.

Durch den Verkauf eines Gebäudes standen einer 62-jährigen Dame 180.000 Euro zur Verfügung. Das Geld sollte für die Altersvorsorge verwendet werden. Auf der Suche nach einer sicheren und rentablen Anlagemöglichkeit bat sie „Ihren“ Versicherungsvertreter um Rat. Da die Dame schon Jahrzehnte von „Ihrem“ Berater betreut wurde, hörte sie den Vorschlag gutgläubig an. Mangels ausreichender Kenntnisse in Finanzangelegenheiten und aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Versicherungsvertreter hatte die Dame grosses Vertrauen. Aufgrund der Empfehlung unterzeichnete sie einen Rentenversicherungsvertrag. Damit verpflichtete sie sich zur Einmalzahlung von EUR 180.000. Die Versicherungsgesellschaft überweist seither eine monatliche Rente in Höhe von 560 Euro.

Wenige Monate nach Einzahlung des Geldes und nach Erhalt der ersten Rentenzahlungen lernte die Dame einen unabhängigen Finanzberater kennen. Im Verlauf der Unterhaltung realisierte sie, dass “ihr” Versicherungsvertreter ein abhängiger Verkäufer und die Bezeichnung “Berater” irreführend ist. Sie erkannte auch, dass seit der Überweisung der EUR 180.000 das Geld ausserhalb ihrer eigenen Kontrolle und in risikobehafteten Händen liegt.

Der unabhängige Finanzberater erklärte der Frau die katastrophalen Vertragsbedingungen, die sie mit Vertragsunterzeichnung eingegangen ist.

Zur Verdeutlichung hilft eine einfache Berechnung:

Grundlage dieser Berechnung ist eine angenommene Verzinsung von 0 (null) % des eingezahlten Kapitals. Die Versicherungsgesellschaft kann über einen Zeitraum von 26 Jahren und 9 Monaten der Frau ihr eingezahltes Geld zurückzahlen. Bis zum Alter von 89 Jahren erhält sie lediglich Ihr eigenes Geld in kleinen Monatsraten zurück. Ohne irgend eine Leistung oder einen Vorteil von der Versicherungsgesellschaft. Dazu wäre kein Lebensversicherungsvertrag nötig gewesen.

Bei einer Verzinsung von 1% vermehrt sich das Geld, dass sich der Zeitraum der monatlichen Zahlungen aus dem Kapital um weitere 5 Jahre erhöht. Bei einer Verzinsung von 2% sind es weitere 11 Jahre.

Würde die Frau selbst in Eigenregie das Geld mit dieser Verzinsung verwalten, könnte Sie sich selbst 32 Jahre bzw. 38 Jahre lang die monatliche Rente in Höhe von € 560 gewähren. Beim Rentenstart mit 62 Jahren reicht das Kapital bis ins hohe Alter von 94 Jahren bzw. 100 Jahren. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt weit darunter!

Die Kaufkraft der Rente schwindet von Jahr zu Jahr. Die Hyperinflation der jüngsten Vergangenheit fand im Jahr 2008 statt. Im afrikanischen Staat Simbabwe stiegen die Preise täglich. Über einen längeren Zeitraum waren Preiserhöhungen um über 100% pro Tag zu verkraften. Zeitweise mussten Nachmittags bereits weitaus höhere Preise als am frühen Morgen bezahlt werden. Die Banknote in Höhe von 100 Trillion Dollars hat unrühmlichen Seltenheitswert. Im früheren Jugoslawien hatte der Dinar ursprünglich einen messbaren Wert. Ab den 1980er Jahren fuhr die Regierung einen defizitären Haushalt. Um den Verlust aufzufangen, wurde Geld gedruckt. Immer grössere Beträge zierten die Banknoten. Das Ergebnis war die 500 Milliarden Dinar Banknote. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Inflation in Jugoslawien 40% pro Tag.

Wie weit reichen 560 Euro in einigen Jahren?

Mit der unglücklichen Investition in den Rentenversicherungsvertrag besteht zudem das hohe Risiko, das eingezahlte Kapital und die monatliche Rente vollständig zu verlieren. Beim derzeitigen Zustand des Finanzsystems stellt sich die Frage, ob in 2, 5 oder 10 Jahren das System in der heutigen Form noch existiert. Gibt es die Versicherungsgesellschaften noch? Können Finanzdienstleister Ihre versprochenen Verpflichtungen gegenüber den Anlegern noch erfüllen? Ernste Zweifel sind berechtigt.

Die Anzahl der vorzeitig aufgelösten Versicherungsverträge nimmt beständig zu. Die Zahl der abgeschlossenen Neuverträge ist rückläufig. Die Liquiditätsnot scheint absehbar. Vereint stehen die Versicherungsgesellschaften regelmässig in Verhandlungen mit dem Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht). In ihrer Geldnot betteln sie um Genehmigung, die bisher eingegangenen Versprechungen zum Garantiezins nachträglich und einseitig zu Ungunsten der Versicherten reduzieren zu dürfen. In den vergangenen Jahren wurde dieser Zins wiederholt gekürzt. Mit Einführung der Negativzinsen ab dem Frühjahr 2015 geraten die Versicherungen noch weiter unter Druck. Bei Neuverträgen wird lediglich die Rückzahlung des einbezahlten Geldes garantiert. Damit ist die Anlageform einer privaten Rentenversicherung völlig ungeeignet und überflüssig.

Das eingesammelte und angelegte Kapital muss schnell in liquide Mittel umwandelbar und zur Rückzahlung an die Kunden verfügbar sein. Diese Notwendigkeit ist eine grosse Herausforderung für die Gesellschaften. Ein Grossteil der Gelder steckt in Rentenpapieren. Die Bezeichnung "Rentenpapiere" vermittelt einen trügerischen Eindruck. denn Rentenpapiere haben nichts mit Sicherheit oder mit einer Altersrente gemeinsam. Als Rentenpapiere werden Staatsanleihen bezeichnet. Auch Hypotheken, die als Kredit zum Bau oder zum Kauf von Immobilien gewährt werden, tragen diese Bezeichnung. Das hohe Risiko derartiger Investments wurde zuletzt mit der Schliessung vieler Immobilienfonds und durch die enormen Wertverluste bei Anleihen vieler Staaten deutlich.

Im § 89 des Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) ist geregelt, welche Massnahmen bei einer Schieflage von Versicherungsgesellschaften zur Anwendung kommen. Auszahlungen können verweigert oder Leistungen gekürzt werden. Die Pflicht der Versicherten zur Bezahlung der Beiträge bleibt bestehen, die monatlichen Sparraten für die unrentablen Verträge müssen weiter bezahlt werden. Wenn Staaten bankrott gehen, in dessen Staatsanleihen die Gesellschaften investiert haben, werden Inhaber von Lebens- und Rentenversicherungsverträgen hohe Einbussen bis hin zum Totalverlust erleiden. Beim aktuellen Systemzustand besteht höchste Gefahr, das angelegte Geld zu verlieren. Eine Insolvenz würde die Versicherungsgesellschaften von der Rückzahlung der eingesammelten Kundengelder befreien.

Die Kapitalvernichtung dieser Anlageform beschleunigt sich bei vorzeitiger Auflösung eines Vertrages. Unter dem Deckmantel der “Stornogebühr” schmälern und begrenzen Versicherungen die Rückzahlungssumme des angesparten Kapitals in erheblichem Umfang.

Inhaber von Renten- und Lebensversicherungsverträgen stehen vor einer bitteren Wahl. Soll der Vertrag mit grossen Verlusten aufgelöst werden oder bleibt das Kapital weiterhin im Risiko des Totalverlustes und wirft trotz aller Verlustgefahren lediglich eine Minirente ab.

Bei Verträgen mit monatlicher Beitragszahlung ist die Berechnung mit dem Modell der Einmalzahlung vergleichbar.

Bei der Absicht, einen Vertrag aufzulösen, ist oftmals von Aufkäufern am Zweitmarkt die Rede. Die Analyse der Vertragsbedingungen dieser Aufkäufer hat ergeben:

  1. Alle Rechte und Pflichten aus dem Vertrag müssen abgetreten werden. Wenn der Aufkäufer in dem Zeitraum zwischen Abtretung und Auszahlung (kann zwischen 8 und 10 Wochen dauern) Insolvenz anmeldet, erhält der Versicherte NICHTS - und der Vertrag ist nicht mehr in seinem Eigentum.

  2. Beim Verkauf am Zweitmarkt liegt der Vorteil darin, dass der Auszahlungsbetrag um die zu zahlende Kapitalertragssteuer höher ist. Wird der persönliche Steuerfreibetrag nicht ausgereizt, ist der Verkauf am Zweitmarkt überflüssig.

  3. Da die Aufkäufer die Verträge weiter führen, bleibt der Verkäufer die versicherte Person. Beim Tod bekommt eine fremde Gruppierung die Versicherungssumme ausbezahlt. Bei diesem Risiko sind starke Nerven nötig, um ruhig schlafen zu können.

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© 09.2017 SpecialAffairs

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Plastisch geschildert und hoffentlich lehrreich für andere!
Vielen Dank!
Bitcoin hätte sie kaufen sollen, die Dame.

Sehr lehrreich, danke. Ich kann auch jedem nur raten sich selbst weiter zu bilden, denn die Finanz und die Politik lassen uns sonst dumm sterben!

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