Euer Laserdrucker arbeitet für den US-Geheimdienst!
Wer genau hinsieht, kann auf Farblaser-Ausdrucken winzige gelbe Pünktchen erkennen, obwohl sie da nicht hingehören. Diese MIC bzw. "Machine Identification Code" genannten Codes drucken in verschlüsselter Form die Uhrzeit und das Datum des Ausdruckes sowie die Seriennummer des Druckers auf jede Seite. Es ist sogar möglich, geschreddertes Papier mithilfe dieses Codes wieder zusammenzusetzen.
Die Markierung besteht aus einem Punktraster, das über das ganze Druckfeld verteilt ist. Die Punkte sind gelb, haben einen Durchmesser von einem Zehntel Millimeter und einen Abstand von etwa einem Millimeter. Sie sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Ihre Anordnung kann verschlüsselte Informationen über Hersteller und Seriennummer des Gerätes, sowie Datum und Uhrzeit des Druckvorgangs enthalten.Via
Von Anton - Self-published work by Anton, CC BY-SA 2.5, Link
Der Electronic Frontier Foundation liegen nach eigener Aussage Regierungsdokumente vor, aus denen hervorgeht, dass alle Hersteller von Laserdruckern von den Geheimdiensten zur Integration des Codes verpflichtet wurden.
Die offizielle Begründung, dass mit diesem Code Dokumentenfälschungen und Falschgeld zurückverfolgt werden soll, scheint auf den ersten Blick plausibel. Da Geheimdienste sich allerdings mit beiden Themenfeldern nicht beschäftigen und es überhaupt gar keinen Grund gibt, diese Rückverfolgungsmöglichkeit nicht auch für gängigere Geheimdienst-Zwecke (z.B. um einen Whistleblower oder Spion zurückzuverfolgen oder die Quellen unbequemer Journalisten oder Aktivisten ausfindig zu machen) zu nutzen, erscheint diese Rechtfertigung mehr als fraglich [...].
Die einzigen Druckerhersteller, die offiziell die Existenz dieser Codes zugeben, sind Xerox und Hewlett Packard.
Hewlett Packard Deutschland bestätigt, in allen eigenen Druckern MIC integriert zu haben. Laut HP Deutschland kann keine Firmware ohne MIC bereitgestellt werden. In Benutzerhandbüchern von HP-Druckern wird MIC nicht erwähnt.
Xerox ist einer der wenigen Hersteller, die auf die Markierung der Seiten hinweisen.
„Das Digitale Farbdrucksystem ist entsprechend den Forderungen zahlreicher Regierungen mit einem fälschungssicheren Kennzeichnungs- und Banknotenerkennungssystem ausgerüstet. Jede Kopie wird mit einer Kennzeichnung versehen, die nötigenfalls die Identifizierung des Drucksystems ermöglicht, mit dem sie erstellt wurde. Dieser Code ist unter normalen Bedingungen nicht sichtbar.“
Bisher ist es der EFF nur gelungen, den Farbcode eines Xerox DocuColor Farblaser-Druckers zu entschlüsseln:
Bild von der EFF unter CC-by Lizenz.
Entschlüsselung
1: Vertikaler Paritäts-Code2: Minute, in der Dokument gedruckt wurde
3 und 4: unbenutzt
5: Stunde, in der Dokument gedruckt wurde
6: Tag, an dem Dokument gedruckt wurde
7: Monat, in dem Dokument gedruckt wurde
8: Jahr, in dem Dokument gedruckt wurde (5 = 2005)
9: unbenutzt
10: Separator (Normalerweise sind alle Punkte in dieser Reihe gesetzt)
11 bis 14: Seriennummer des Druckers
15: unbekannt
Hier findet ihr eine Übersicht über die bisher betroffenen Modelle.
Die einzigen Hersteller, bei denen bisher noch nichts gefunden wurde sind Samsung und Oki. Auch Tintenstrahl- und Schwarzweiss-Laserdrucker sind bisher nicht betroffen.Gegenmaßnahmen
Wie in einem Kommentar zu dem Artikel von druckerchannel.de beschrieben wird, kann man einige wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen:Oder man schlägt sie mit ihren eigenen Waffen... ;-) - das Papier ein zweites Mal durch den Drucker schicken, diesmal aber mit der Unterkante voraus und dabei eine weiße Fläche drucken lassen - im Grafikprogramm eine A4-Grafik mit gelben Störpunkten erzeugen und damit überdrucken - hellgelbes Papier verwendenVia
Von Heino Sauerbrey - Heino Sauerbrey, CC BY-SA 3.0 de, Link
All Your Shreds Are Belong To U.S.
Ebenso können mit diesen Markierungen geschredderte Ausdrucke wiederhergestellt werden: die im Jahr 2011 von der DARPA ausgeschriebene „Shredder Challenge“ wurde nur vom Team „All Your Shreds Are Belong To U.S.“ (Otávio Good und zwei Kollegen) vollständig gelöst und damit gewonnen.Via
TL;DR
Die meisten Farblaserdrucker versehen die auf ihnen angefertigten Kopien mit einer Kennzeichnung, die Identifizierung des Drucksystems ermöglicht. Dies entspreche den Forderungen zahlreicher Regierungen bzw. des US-amerikanischen Secret Service. Dabei geht es wahrscheinlich weniger darum, Dokumentenfälschungen und Falschgeld zurückzuverfolgen, sondern eher darum z.B. um einen Whistleblower oder Spion zurückzuverfolgen oder die Quellen unbequemer Journalisten oder Aktivisten ausfindig zu machen.Besonders stutzig hat mich gemacht, dass diese Informationen schon seit über 10 Jahren bekannt sind und meiner Meinung nach überhaupt noch nicht im öffentlichen Bewusstsein angekommen sind.
Das Leben an sich ist so wie so ein Risiko.
Man verbietet kein Auto, obwohl der Tod wegen der Verkehrsunfälle ziemlich hoch ist.
Leider kapieren die Meistens nicht, dass zu viel Sicherheitsmaßnahmen eigene Freiheit beschränken.
Danke für deinen Kommentar. Ich glaube, die Regierungsverantwortlichen und Geheimdienste "kapieren" sehr gut, was sie da machen. Ihnen geht es vor allem um die Sicherung ihres eigenen Apparates und um das zu erreichen werden immer öfter auch Freiheitsrechte der Bevölkerung geopfert.
Ich denke auch, dass die Aufklärung über solche Praktiken den wirksamsten Schutz davor darstellen.
Die Regierung & Co. "kapieren" sicher, das wurde ja gezielt gemacht.
Meistens Menschen wissen es leider nicht oder einige wollen sogar nicht wirklich davon wissen.
Ich finde es gut, dass du darüber schreibst :). Vielleicht werden dadurch noch ein paar Leute darauf aufmerksam gemacht ;)
Super interessant, gut geschrieben!
Vielen Dank, das freut mich!
Top Artikel und ein sehr interessantes Thema :-)
Danke @lichtblick, ich war selbst überrascht, dass ich das Thema erst heute entdeckt habe.
< sarcasmus on>Alles nur für unsere Sicherheit< sarcasmus off>
Aber echt...
Toller Artikel ("toll" nicht deshalb, weil mich diese Information erfreuen würde, sondern weil sie sehr wichtig ist)!
Darüber müsste viel mehr in den Medien zu lesen sein! Ich halte es für eine Schande, wie willfährig die Druckerhersteller bei diesem weiteren Beispiel für die zunehmende Bespitzelung der Bürger mit den Geheimdiensten kooperieren!
Laut deiner Verlinkung scheinen die Modelle von Oki und Samsung nicht betroffen zu sein?
Wie wäre es damit, diesen Artikel noch ins Englische zu übersetzen, um die Information zu verbreiten?
Resteemed!
Vielen Dank für dein Feedback und den Resteem!
Freut mich, dass du die Info auch für so relevant hätst. Bei Oki und Samsung wurden bisher keine Punktmarkierungen nachgewiesen, allerdings geht die EFF davon aus, dass im Grunde alle Drucker-Hersteller auf die ein oder andere Art die Ausdrucke markieren.
Über eine Übersetzung habe ich allerdings auch schon nachgedacht, ich denke mal, dass ich das in den nächsten Tagen mache.
Das ist ja krass!
Allerdings... Danke für den Resteem!
Danke, danke, danke! Sehr wichtige und interresante Beitrag. Diese praktische Wissen soll in Abi stecken. Ich werde bestimt weitersagen.
Bitte sehr :-) Freut mich, dass dir der Beitrag gefällt und vielen Dank schonmal für's Weitersagen!
Nice Rp @shortcut please follow me iam follbeck
Auch nicht schlecht :-) @shortcut
Ja, versuchen kann man's ja... Der Kommentar kam, nachdem ich für 1 Minute Trending Nr. 2 war.
stimmt - habs mitgekommen von 12 auf über 400 :-)
Wie gewonnen, so zeronnen...sniff!
Vielleicht kommt ja noch was - inhaltlich spannend, kann dazu aber nicht zuviel sagen aus möglichen Konfliktsituationen :-)
Please
Keep writing interesting posts. (Bonus points for writing in english, so I'm able to read them.) Also keep commenting on posts, that you find interesting. (Bonus points for adding valuable information to the topic of the post.) Then I might follow you sooner or later :-)
Oke
nice post @shortcut
Thanks, but I'm actually not sure if you've even read it...