Der Tag, an dem die deutsche Immobilien-Blase platzte - als der Traum vom Eigenheim zum Albtraum mutierte

in #deutsch7 years ago (edited)

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ist nicht mehr allzuweit entfernt. Dieser sehr gut geschriebene und ausführliche Report von Henrik Müller vom Manager Magazin läßt keine Fragen mehr offen. Auch wenn die Immobilien-Entwickler und ihre komplette Entourage das Betongold immer wieder preisen, der Tag, an dem in Deutschland die Wände wackeln, ist nicht mehr weit entfernt und dies ist auch gut so :

http://www.manager-magazin.de/finanzen/immobilien/immobilienblase-in-deutschland-bitte-schnell-platzen-a-1191307.html

Hier ein kleiner Auszug aus dem Artikel, der aber komplett gelesen werden sollte :

Das Leben nach der Implosion

Eine geplatzte Immobilienblase hinterlässt typischerweise drei Arten von Problemen: Bauruinen, Schulden, Bankenkrisen. Alle drei sind miteinander verbunden:

  • Wird in einer Boomphase sehr viel gebaut, entstehen Überkapazitäten. Nach dem Crash heißt das: Leerstand. Und: Pleiten und Entlassungen in der Baubranche.

  • Wer im Boom zu sehr hohen Preisen gekauft und dies überwiegend mit Schulden finanziert hat, sitzt nun auf teilentwerteten Immobilien, die womöglich ihren Schuldendienst nicht mehr verdienen. Eine leere Wohnung bringt schließlich keine Einnahmen.

  • Wer Zins und Tilgung nicht mehr zahlen kann, bereitet seiner Bank Probleme. Faule Kredite belasten die Bilanzen der Kreditinstitute, die nun weniger Geld für andere, produktivere Investitionen ausleihen können.

So wird aus einem Bauboom eine Finanz- und schließlich eine Wirtschaftskrise, die sich lange hinziehen kann. Beispiele dafür gab es in der jüngeren Vergangenheit diverse: Spanien, Irland, die USA, Großbritannien und viele andere. Und jetzt Deutschland ?

Wenn ich mir den Wahnsinn bei Immobilien in meiner Ecke/Gegend Deutschlands angucke, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Hier, in der unmittelbaren Nähe zu Düsseldorf ist das Preisniveau auf ein Mass gestiegen, wo nur noch grenzdebile Vollhonks sich eine Immobilie, womöglich noch mit einer nahezu 100 % Finanzierung ans Knie binden und hoffen, das alles gut geht. Dabei kündigen die steigenden Treasuries in den USA die Zinswende bereits lange an. Wenn diese auch den Ober-Manipulator Draghi, den Herrn über die europäischen Druckerpressen dazu zwingt, das Zinsniveau in Europa wieder steigen zu lassen, ist der Jugdement-Day angesagt. Alle die, die ihre Finanzierung auf der letzten Arschrille hingebogen haben, sich von ihrem Bankberater die höchstmöglichen Kreditraten zu ihrem bescheidenem Einkommen und dem Geplärre ihrer um Nestbau gewillten Eheweiber nachgegeben haben, werden vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens stehen- Welcome Zwangsversteigerung !!

Mein Onkel & Tante haben gerade ein Haus geerbt, in einem Nachbarort von Meerbusch, ca. 16km von Düsseldorf entfernt. Diese kleine Hundehütte, die knapp 150 QM Wohnfläche und einen schönen grossen Garten besitzt, wurde in den 60´er Jahren des vorigen Jahrhunderts gebaut, entsprechend sieht es aus und sind auch die Räume gestaltet. Im Grunde kann man die Bude komplett abreissen und sich auch dem Grundstück einen schönen Neubau hinsetzen. Geschätzt wird für diese etwas grössere Hundehütte knapp 300.000 € aufgerufen. Um das Haus auf einen passablen Gebrauchszustand zu bringen, darf der Käufer nochmals knapp 100.000€ in die Kernsanierung stecken. Das Nachbarhaus dieser Doppelhaushälfte, welches dieses schon hinter sich hat und wirklich schön ausschaut, wurde vor kurzem auf knapp über 400.000€ geschätzt. Gekostet hat dieses Haus in den 60´er Jahren geschätzte 150.000 DM. Sein Wert hat sich also knapp vervierfacht in 60 Jahren, obwohl das Haus in einem Zustand ist, in dem ich nicht freiwillig dort einziehen würde.

Den von mir als Wahnsinn bezeichneten Zustand kann man besser verstehen, wenn man dieses Haus mit dem Haus vergleicht, dass mein Onkel von meinem Opa, seinem Vater vor ca. 7 Jahren geerbt und anschliessend verkauft hat. Der Verkaufspreis lag bei ca. 325.000 €, das Haus befindet sich ca. 7 Häuser weiter von dem weiter oben geschilderten Haus. Mein Opa errichtete diesen "Palast" Mitte der 70´er Jahre mit allen denkbaren Extras und Luxusausführungen und auf meine Frage, was die Hütte nun schlussendlich gekostet hatte, lächelte er mich ein paar Jahre vor seinem Tode an und sagte mir "bei 1,5 Millionen DM habe ich aufgehört zu zählen, da war es mir egal". Das Haus war über 30 Jahre das größte und teuerste Haus im Ort, mit Schwimmbad und Sauna im Keller, weit über 200 QM Wohnfläche, einer riesigen Doppelgarage, schönen Garten, Marmor im Treppenhaus und von einer Qualität, von der heute viele Häuser nur träumen können. Aber es erzielte einen Verkaufspreis, der vor 7 Jahren dem heutigen Marktwert dieser "Bruchbude" 150 Meter weiter entspricht. Soviel zum Thema Wertstabilität von Immobilien :-))

Ich war nie ein Fan von Einfamilien-Häusern und "Besitzer-Stolz" einer solchen Bude. Glücklicherweise habe ich gerade von meinen Eltern eine schöne Eigentumswohnung mit knapp 80 QM übertragen bekommen, die ich nun nur noch renovieren muss und dann habe ich mein schickes "Eigenheim". Wenn man sich die Verkaufspreise und Mietentwicklung hier in der Region anschaut, kann man sich auch nur noch an den Kopf fassen. Es ist zwar noch nicht so krank wie in München, aber die Mittelklasse spürt schon deutlich die Wohnungsnot, Fehlplanungen im sozialen Wohnungsbau und auch generelle nicht vorhandene Reize wie Abschreibungsmöglichkeiten haben den deutschen Wohnimmobilienmarkt in eine verhängnisvolle Situation getrieben, die Flut der Scheinasylanten und Armutsflüchtlinge tut ihr übriges.

Gleichzeitig erlebe ich in meinem gesamten Freundes-und Bekanntenkreis, wie viel zu hohe Immobilien-Darlehen mit riesigen Kreditlaufzeiten jenseits der 30 Jahre aufgenommen haben, um sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen, obwohl dieses eine Ewigkeit der Bank gehören wird und sie sich zu Schuldsklaven gemacht haben :-((

Und genau deshalb begrüsse ich auch, wenn neben der Aktienblase demnächst auch die Immobilienblase in Deutschland platzt, all diese kranken Bewertungsniveaus müssen mal wieder auf ein gesundes Maß zurecht geschrumpft werden. Es kann nicht sein, dass die produzierende Mittelklasse, auf deren Rücken sich eine Gesellschaft aufbaut, es sich nicht mehr leisten kann, in deutschen Großstädten zu leben und immer längere Arbeitswege akzeptieren muss.

Da es sich hierbei um eine Doppelblase, bzw. Dreifachblase handelt, wobei diese beiden Blasen die beiden kleineren sind (im Vergleich zur Anleihenblase, die gigantisch ist), werden sich in naher Zukunft viele Leute die Augen reiben und literweise Tränen vergiessen, denn ihre Altersvorsorge, bzw. die Vorstellung davon, wird sich in Luft auflösen. Tun mir diese Leute leid ? Nein, nicht im geringsten, ich habe aus beruflichen Gründen alleine schon genug von ihnen vor ihrem Tun gewarnt, die mahnenden Worte wollte niemand hören, man wurde zum Teil noch doof angemacht. Leider lernen die meisten Menschen nur durch persönlichen Schmerz, hier werden demnächst ganz neue Levels erreicht werden...dann ist man zwar vermögenstechnisch um einiges ärmer, aber um eine Menge Erfahrungen in finanziellen Angelegenheiten reicher ;-)

Nach diesem sich abzeichnenden Immo-Crash kann man dann wieder günstig Immobilien zu einem vernünftigen Bewertungsniveau einkaufen, der Vermögenstransfer von Dumm zu Clever hat dann stattgefunden.

Auf meiner Lieblingsinsel Koh Samui verkauft mein Freund gerade übrigens diese Villa mit entsprechend traumhaftem Ausblick und 4 Schlafzimmern und 230 QM Wohnfläche mit Pool vorm Wohnzimmer für knapp über 300.000€ ... eine echte Lachpille, wenn man diese mit der renovierungsbedürftigen Bude meines Onkels vergleicht...

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In diesem Zusammenhang lustig ist, dass mir Bekannte die vergangenes Jahr eine überteuerte EIgentumswohnung in Berlin auf Kredit gekauft haben mir vorwerfen, meine vollständig durch Eigenkapital gedeckten Cryptoinvestments wären unverantwortlich.

Du übernimmst doch mit deinem EK die Verantwortung, die Bekannte ist anscheinend zu dämlich, das Wort Verantwortung zu definieren. Ob Deine "Investments" entsprechend produktiver sind als ihre überteuerte ETG, wird sich noch zeigen, der Hauptstadt-Slum profitiert immer noch stark davon, dass vagabundierendes Kapital aus ganz Europa nach Fluchtmöglichkeiten sucht und Berlin im Vergleich zu anderen vollkommen überteuerten Hauptstädten immer noch "recht billig" ist... Time will tell ;-)

Vielleicht hat diese Sicht auch etwas damit zu tun, dass bei einer kreditfinanzierten Immobilie ja eine Bank ihr Okay gegeben hat. Dann muss das Alles ja schon seine Ordnung haben. Wie das aussähe wenn die Wohnung nur mit Eigenmitteln gekauft werden würde ? Dann hat keine allwissende Bank ihren Segen erteilt und es hieße wohl auch, dass das bei den Immobilienpreisen ja verantwortungslos sein, da nicht approved.

Verwunderlich wäre es nicht wenn irgendwann auch hier die Blase platzt. Wenn man so die Preise hört, dann ist das schon fast pervers. Köln, 3km von der Innenstadt, Wohnung unter 80qm, 8-Parteien-Haus, 350.000 Euro. Dazu kommen noch die üblichen Preise für Makler, Notar, Steuer etc. und schon ist man bei über 400.000... wlecher Otto-Normal soll das bezahlen können.

Die Niederländer haben es hinter sich:

https://www.stern.de/wirtschaft/immobilien/immobilienblase-in-den-niederlanden-der-albtraum-vom-eigenheim-3024352.html

Ich habe das Gefühl, weil ich mich mit diesem Markt auch schon länger beschäftige und auch einige Finanzierungen für Kunden durchrechnen liess, dass es sich hier langsam dreht, die Kreditvergabe wird auch seitens Banken langsam vorsichtiger...

Super Artikel :-)
Ich muss immer über einen Bekannten schmunzeln, der durch eine Immo ordentlich Schulden hat und mir dann sagt: Man muss eh arbeiten. also leiste ich mir all den Schnickschnack "

Super Artikel :-)
Ich muss immer über einen Bekannten schmunzeln, der durch eine Immo ordentlich Schulden hat und mir dann sagt: Man muss eh arbeiten. also leiste ich mir all den Schnickschnack "
Achja.... unsere Grundstückspreise liegen bei €600,- der qm2 . bin auch gespannt, wann die Blase platzt

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