Zitate 112 - Dietmar Dominik Hennig - Kandidat für die Wahl des EU-Parlaments

in #deutsch5 years ago (edited)

18. Januar 2019

Dietmar Dominik Hennig (geboren 1976) ist Industriekaufmann und stammt aus Göppingen, etwas östlich von Stuttgart gelegen. Er ist einer meiner ersten deutschen Kontakte aus dem Bereich Konservatismus und Marktwirtschaft, die ich via meine Internetaktivitäten knüpfen konnte. Damals war er der Oppositionspartei Alternative für Deutschland (AfD) noch nicht beigetreten und hatte wohl auch nicht vor, für politische Ämter zu kandidieren. Eingetreten in die genannte Partei ist er im Frühjahr 2016. Zuvor war er Mitglied der FDP. Als Jugendlicher in den 1990er Jahren engagierte er sich im Umkreis der Partei Bund freier Bürger (BFB) gegen die Einführung des Euros. Er ist somit ein Eurokritiker der ersten Stunde.

Am vergangenen Wochenende hat er sich spontan als Kandidat zur Verfügung gestellt und beim Parteitag im sächsischen Riesa eine Rede gehalten. Er 2019 tritt in der Erneuerungswahl des Parlaments der Europäischen Union an. Auf Listenplatz 25 gehört er sicher nicht zu den hoffnungsvollsten Kandidaten. Seine Gedanken möchte ich hier dennoch gerne teilen, da ich von seinen dargelegten Gedankengängen und Literaturempfehlungen sehr profitieren konnte.

Auch in der unseligen Causa um den mittlerweile fraktionslosen Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon konnte ich von Dietmar Dominik Hennig lernen. Er hat sich direkt für die harte Linie und dessen Ausschluss aus der Fraktion eingesetzt, weil das Gedankengut, welches Gedeon in seinen ausführlichen Büchern vertritt, unter anderem Verdächtigungen gegen Juden wegen verschwörerischer Umtriebe, nicht zu dem Meinungsrahmen passt, der sinnvollerweise in der deutschen Politik vertreten wird. Besonders im Rahmen einer Partei, die sich bürgerlich, freiheitlich und konservativ positioniert und nicht revolutionär. Es gibt genügend Anliegen und "Baustellen", an denen man sich bürgerlich engagieren kann, es ist nicht notwendig, deshalb ist eine Selbstbeschränkung durchaus angesagt. Wolfgang Gedeon war in seiner Jugend Maoist und scheint Muster dieses Gedankenguts noch immer zu vertreten, angepasst auf einen nationalen, deutschen Befreiungskampf. Mit bürgerlich-evolutivem Denken hat das wenig zu tun.

Die ganze Liste von 30 Kandidaten findet sich bei der AfD [1]. Dietmar Dominik Hennig befindet sich mit Platz 25 nicht auf einem der besten Plätze. Auf diesen finden sich vor allem Parteimitglieder, die schon im Wahlkampf 2017 um Mandate im Deutschen Bundestag verdient gemacht haben, aber damals nicht gewählt wurden.

Dietmar Dominik Hennig wünsche ich auf jeden Fall ein hervorragendes Wahlresultat!

Das Video der Rede [2]:

Die Rede im Wortlaut:

Guten Morgen Riesa!

Ich habe mich gestern Abend spontan doch noch entschieden hier zu kandidieren und meinen Hut in den Ring zu werfen. Ich habe jetzt kein polizeiliches Führungszeugnis vorliegen, da steht auch nichts drin. Ich kann es nachreichen wenn gewünscht.

Zu den fünf Pflichtfragen. 1. Seit April 2016 AfD-Mitglied, 2. abgeschlossene Berufsausbildung als Industriekaufmann, 3. meine Beiträge werden zum Ende des Monats eingezogen wie jedes Jahr, 4. Mandatsträger bin ich nicht somit entfällt die Mandatsträger-Abgabe und ich hatte mich in Magdeburg noch nicht vorgestellt. Ich kandidiere heute das erste Mal überhaupt für ein Mandat, ein Parteiamt habe ich auch nicht.

Das ist heute für mich ein besonderer Moment, weil wir einen Europa-Wahlkampf vorbereiten. Das Thema Europa-Wahl beschäftigt mich, obwohl ich erst 42 Jahre alt bin, schon recht lange. Mein erster, höchst engagierter Europa-Wahlkampf war im Jahr 1994. Damals für den Bund freier Bürger (BFB), ich war 17 Jahre alt und noch nicht einmal Parteimitglied. Ich habe damals sehr engagiert dafür gekämpft, dass wir die D-Mark behalten und dass wir uns nicht auf das waghalsige Maastricht-Abenteuer nicht einlassen. Es ist dem honorigen Manfred Brunner (1947-2018) [4] zu verdanken, dass damals zumindest ein Urteil in Karlsruhe erstritten worden ist, welches, wenn wir uns in diesem Lande noch an Recht und Gesetz halten würden, einen europäischen Bundesstaat verbietet.

Manfred Brunner, er ist vor einem halben Jahr gestorben, war ein aufrechter Liberaler und ein grosser Patriot. Ja, das geht zusammen. Manfred Brunner hatte einen sehr prägenden Einfluss auf mich. Ich habe 2016 noch einmal mit ihm telefonieren können und daher weiss ich, dass er unsere AfD mit grosser Sympathie gesehen hat. Ich muss noch heute vor jemandem den Hut ziehen, der seine politische Karriere und seine Laufbahnambitionen hinter seinen Grundüberzeugungen zurückstellt. Genau das brauchen wir in unserem Land wieder. Menschen, die bereit sind, ihre Prinzipien über die eigenen Chancen zu stellen.

Bei Brunner war es damals nämlich so. Er war EG-Kabinettschef, also bei EG-Kommissar Martin Bangemann (FDP) [5] tätig, und er hat sich gegen die Regierungslinie gestellt. Gegen Bundeskanzler Helmut Kohl. Kohl wollte den Vertrag von Maastricht, er wollte die Einheitswährung vor der alle grossen Ökonomen, sogar Träger des Alfred Nobel Gedächtnispreises [6] wie Milton Friedman (1912-2006) [7] und Gary Becker (1930-2014) [8] gewarnt hatten. Er wollte das durchdrücken um jeden Preis und hat es auch geschafft.

Der EG-Beamte Brunner hat folgendes gesagt: "Das wird ein Fiasko!" Man hat ihn dann zu sich gebeten, Martin Bangemann hat gesagt, dass Kohl angerufen habe: "Wenn Sie damit nicht aufhören, muss ich Sie rausschmeissen. Wissen Sie, sie haben noch drei Monate bis zur Pensionsberechtigung. Wenn ich Sie jetzt rausschmeisse gehen Sie leer aus." Brunner hat entgegnet: "Ich sage was ich denke. Ich bin ein Beamter und ich stehe dazu, die Wahrheit zu sagen." Dann wurde er rausgeschmissen. Es ist also nicht neu, dass ein hoher Beamter rausgeschmissen wird, weil er sich gegen die Regierungslinie stellt. Das ist kein neues Phänomen, wenn sich einige an den aktuellen Fall Maaßen erinnern.

Damals habe ich Manfred Brunner für die Schülerzeitung interviewt. Das sollte 1994 nicht abgedruckt werden. Es hiess, das sei intellektuell verbrämter Dreck. Dann wurde noch gesagt, dass eine Schülerzeitung überhaupt nicht politisch zu sein habe und wenn doch, dann links. Ich habe es durchgedrückt. Übrigens ausschliesslich mit der Hilfe von griechischen, türkischen, slowakischen und ungarischen Klassenkameraden. Die Deutschen haben sich alle weggedrückt. Alle. Dann ging das Kesseltreiben gegen mich los. Ich habe das Gymnasium verlassen müssen und durfte erst einmal eine Ausbildung zum Industriekaufmann machen. Das Abitur habe ich später auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt.

Was will ich damit sagen? Brunner hat harte Nachteile für sich in Kauf genommen. Weil er ein Mann war, der für seine Grundsätze einstand. Auch ich habe gewisse Nachteile für mich in Kauf genommen, weil ich gesehen habe, dass das, was da kommt, in die Irre führt. Es ist richtig, dass man Opfer bringt. Es ist richtig, dass man für seine Überzeugung Opfer bringt, sonst taugen diese nicht und man selbst auch nicht. Aber, es ist falsch, für die eigenen Überzeugungen anderen Nachteile aufzuerlegen und anderen Opfer abzuverlangen!

Das wünsche ich mir manchmal auch in der Partei. Dass wir Kameradschaftlichkeit und Solidarität nicht als Einbahnstrasse betrachten. Man kann natürlich am laufenden Fliessband Resolutionen verabschieden und irgendwelche hanebüchenen Stuttgarter Erklärungen abgeben. Und darüber hinaus diejenigen, die nicht durch ein Mandat abgesichert sind... (verhöhnen oder verächtlich machen - Satz nicht beendet Anm.).

Ich habe in meinem Kreisverband Göppingen zwei junge Polizisten. Wenn wir in die Beobachtung durch den Verfassungsschutz hineinkommen, haben diese beiden richtig Spass. Dann werden diese einbestellt und ihnen werden knifflige Fragen gestellt. Denken Sie auch an Selbständige, Freiberufler, Unternehmer.

Wir sollten in dieser Partei endlich lernen, dass nicht einige durch verbale Kraftmeierei allen anderen alles verhageln dürfen. Das muss einmal klargemacht werden. Und deswegen, an dieser Stelle - jetzt mache ich mich wirklich unbeliebt - bedanke ich mich ausdrücklich bei unserem Bundesvorstand, dass er endlich auch die Beschlusslagen bezüglich Abgrenzung - ich will jetzt keine Namen nennen, Sie wissen alle, was gemeint ist - durchsetzt.

Das ist nicht ständig immer wieder neu aufzudröseln und draufzusatteln, sondern das ist durchzusetzen. Wir haben Leitplanken und Prinzipien, aber auch Grenzen. Ich bedanke mich des weiteren auch beim Landesvorstand Baden-Württemberg, der ebenfalls jetzt klare Kante zeigt und ich bedanke mich ausdrücklich auch bei der Fraktion des Landtages Schleswig-Holstein, dass auch diese einen Klärungsprozess herbeiführen. Denn, unsere Partei muss im Bereich der Zurechenbarkeit bleiben.

Was eine freiheitliche, patriotische Partei braucht ist Mut zur Freiheit, aber eben auch den Ruf zur Ordnung. Ich danke Ihnen.


Im Anschluss an die Rede gab es zwei Fragen, beide von Parteimitgliedern aus dem Kreisverband Göppingen gestellt.

Frage von Michael Weller (07:18):

Herr Hennig, Sie haben einiges zur D-Mark gesagt. Denken Sie, dass man zur D-Mark zurückkehren sollte? Und denken Sie, dass dafür Chancen bestehen?

Antwort von Dietmar Dominik Hennig (7:24):
Anders als unsere Staatsökonomen, die Horroszenarien an die Wand malen, glaube ich das durchaus. Es ist allerdings nicht der ideale Weg. Der Weg zur D-Mark wäre gegenüber der heutigen Einheitswährung natürlich eine Verbesserung. Das (was?) mit dem Abwertungsdruck stimmt, aber das wäre zu managen. Kostspielig wird die Entwicklung des Euro sowieso. Wir müssen allerdings auch im Grundsatz noch weiter denken. Wir sollten darüber nachdenken, dass die Zeit des Fiat-Money langsam zu Ende geht. Ich weiss, dass es in unserer Partei kluge Köpfe gibt, Peter Boehringer ist einer davon - die ihren Hayek gelesen haben. Das heisst, das gesamte Geldsystem muss neu gedacht werden im Sinne einer marktwirtschaftlichen Geldordnung.

Frage von Fabian Kranzeder (8:22):

Herr Hennig, wie stehen Sie zum Dexit? Finden Sie ihn sinnvoll oder eher weniger?

Antwort von Dietmar Dominik Hennig (8:34):
Das ist eine sehr gute Frage. Die Begriffsverwirrung muss man erst einmal klären. Wenn mit dem Dexit gemeint ist Austritt aus dem Euro, dann noch vor morgen früh, selbstverständlich. Wenn allerdings mit Dexit gemeint ist Austritt aus der EU, dann wäre das - ich sage einmal - an der Provokationsschraube die eine Umdrehung zu viel, mit der dann das Gewinde wegbricht. Das kriegen wir nicht kommuniziert. Ich glaube, dass es vernünftig ist, realpolitisch zu bleiben und nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten.



[1] https://www.afd.de/europawahl-kandidaten/
[2] Dietmar Hennig | EU-Wahl '19 – Listenplatz 25. AfD Kompakt TV YouTube Kanal, 14. Januar 2019
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Brunner_Politiker
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Bund_freier_Bürger
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Bangemann
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred-Nobel-Gedächtnispreis_für_Wirtschaftswissenschaften
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman
https://en.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Gary_Becker
https://en.wikipedia.org/wiki/Gary_Becker


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