Zitate 026 - Stephen Hawking, aktuelle Zitate

in #deutsch7 years ago (edited)

08. Mai 2017

Einleitung

Im heutigen Zitate-Artikel soll es ein wenig um apokalyptische Folklore von naturwissenschaftlicher Seite gehen, die sich von der religiösen zwar meist unterscheidet, aber ähnliche Ergebnisse erwartet. Dazu werde ich einige einigermassen aktuelle Zitate von Stephen Hawking präsentieren. Ich habe diese aus deutschen Übersetzungen [1, 2] direkt übernommen.


Die Apokalypse, in einer slawisch-orthodoxen Darstellung [9]. Wandmalerei im Sveti Joakim Osogovski Kloster, Mazedonien [10].

Hawkings Zitate

Mai 2017, Stephen Hawking:

«In 100 Jahren sind alle auf der Erde tot.»

November 2016, Stephen Hawking:

«Ich glaube, dass das Leben auf der Erde einem immer grösser werdenden Risiko ausgesetzt ist, ausgelöscht zu werden.»

«Ich glaube nicht, dass wir noch weitere 1'000 Jahre überleben werden, ohne unseren fragilen Planeten zu verlassen»


Über Stephen Hawking

Der 1942 geborene Brite Stephen Hawking [3] ist einer der bekanntesten theoretischen Physiker. Nicht zuletzt wurde er durch ein schweres Schicksal, das er zu tragen hat, auch ausserhalb der Wissenschaft populär. 1963, sehr bald nach seinem Bachelor-Abschluss in Physik an der Universität Oxford, wurde bei ihm die neurodegenerative Krankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) diagnostiziert, die die eigene Mobilität und Selbständigkeit mit fortschreitender Krankheit in der Regel bis auf Null einschränkt und in den meisten Fällen rascher zum Tod führt als in Hawkings Fall. Hawking ist seit 1968 auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotz Krankheit konnte Hawking sein Studium weiterführen und wurde 1966 in Cambridge promoviert, wo er am Institut für theoretische Astronomie bis 1973 Forschung betrieb, bevor er bereits 1975 in anderer Funktion wieder dorthin zurückkehrte.

Stephen Hawking wurde 1974 zu einem Fellow of the Royal Society gewählt [4], damals als eines der jüngsten Mitglieder aus wissenschaftlichen Kreisen. Er gehört darüber hinaus der [5] Päpstlichen Akademie der Wissenschaften an und wurde vielfach von verschiedensten wissenschaftlichen Vereinigungen und Gesellschaften prämiert.

In den 1980er Jahren verlor Hawking wegen einer Lungenentzündung die Fähigkeit zu sprechen. Seitdem ein auf seine Fähigkeiten zugeschnittener Computer entwickelt und angefertigt wurde, kommuniziert er ausschliesslich über diesen. Aus seiner seiner ersten Ehe mit Jane, geborene Wilde, gingen drei Kinder hervor.


Anmerkungen meinerseits

Aussagen, wie die oben erwähnten, sind durchaus typisch für Wissenschafter, die ausschliesslich in ihrem Verstand zu Hause sind. Es ist ein Problem, dass sich darin äussert, dass man unfähig wird, das Leben in seiner Spontanität und seinem ungezwungenen Fluss zu akzeptieren und die ganze Wahrnehmung dem Kontrollwahn des Verstandes unterworfen wird. Bei Stephen Hawking mag die Sache durch seine schwere körperliche Krankheit noch etwas stärker ausgeprägt sein.

Unterm Strich ist für mich klar, dass derartige Aussagen von Wissenschaftern seit Thomas Malthus (1766-1834) [6] eine gewisse Folklore haben, sich in der Realität aber nie bewahrheitet haben. Ich halte es deswegen für durchaus gefährlich für einen Wissenschafter, sich damit zitieren zu lassen, was einem Forscher von Weltruf wie Hawking wohl herzlich egal sein dürfte. Insbesondere die zweite, von mir geteilte Aussage - «ich glaube, dass das Leben auf der Erde einem immer grösser werdenden Risiko ausgesetzt ist, ausgelöscht zu werden» - mag für Medien zwar gesuchtes Futter sein, das sie unbeschränkt und publikumswirksam präsentieren können. Praktisch dürfte es aber schwierig sein, eine immerwährende Zunahme der (Selbst-)Auslöschungswahrscheinlichkeit der Menschheit seriös ins Feld zu führen, von der Erbringung eines Nachweises ganz zu schweigen. Ähnlich seltsam ist auch, wenn ein Wissenschafter der Menschheit an einem Punkt weniger als 1'000 Jahre Fortexistenz bescheinigt, um nur wenige Monate später rund 90 % dieses Werts erneut infrage zu stellen, ohne einigermassen bodenständige Argumente dafür zu präsentieren.

Weil der Wahrheitsgehalt derartiger Inhalte einfach angezweifelt werden kann, ist es in meiner Wahrnehmung so, dass sich Wissenschafter bei Nicht-Wissenschaftern eher disqualifizieren, als empfehlen. Apokalyptische Phantasien mögen zum täglichen Crash-Porn zwar dazugehören, in der Regel hören die meisten Menschen aber lieber positive Nachrichten, insbesondere solche, bei denen mit ganz einfachen Mitteln ein grosses Problem effektiv und kostengünstig gelöst werden kann.

Wenn die Rezeption von Wissenschaft gegenüber der von reinem Business wieder besser werden soll und auch das Vertrauen der Menschen in technologischen Fortschritt, müssen also keine neuen apokalyptischen Phantasien her, sondern positive! Am liebsten solche, die nicht auf dem Stehlen von fremden Ressourcen gründen, wie es Hawking hier fordert, sondern auf freiwilliger und eigener Initiative! Es können dazu auch ältere, wenig bekannte Geschichten präsentiert werden, unterhaltsamer und vor allem gehaltvoller als sämtliche Arten des Hartz-IV TVs sind sie auf jeden Fall. Wobei es eventuell auch sein kann, dass die Produktion besserer medialer Inhalte aktuell am begrenzten Talent derer scheitert, die zu Medienschaffenden erkoren wurden.

Dank der Ausbildung und des Aufbaus von Wissenschaft und Ingenieurwesen hat die Menschheit z.B. folgende nicht ganz unerhebliche Dinge gelernt, die die Wichtigkeit von technologischem Fortschritt auch weiterhin unterstreichen sollen:

1. Agrarflächen effektiv düngen und behandeln für massive Effizienz- und Ertragssteigerung

2. grosstechnische Produktion

3. Mobilität generell erhöhen

4. Handel extrem erleichtern und beschleunigen

5. Wohlstand in unglaublicher Weise erhöhen

6. Ressourceneffizienz wie nie zuvor erreichen

Es gibt trotz vielerorts vorgegebener Wirkungsgrade und dem bekannt grossen Ressourcenhunger der Menschheit also schon nach kurzer Überlegungszeit reichlich Gründe, positiv in die Zukunft zu schauen. Apokalypsephantasien sind für mich ein Markenzeichen von im Verstandesstarrsinn verhafteten Leuten und solche, die es geniessen, anderen Angst einzujagen.

Wer sich ein wenig in den Kommentaren unter [1] auf 20min.ch umsieht, kann leider erkennen, wie sehr sich im einfachen, dort kommentierenden Volk, angsterfüllte bis menschenverachtende Thesen festgesetzt haben. Die Propaganda von Neo-Eugenikern wie denen des Club of Rome [7], über den ich auch schon berichtet habe [8], scheinen sich tief festgesetzt zu haben. Mich wundert das eigentlich sehr, mal sehen, ob ich wenigstens in meinem Umfeld zu etwas menschenfreundlicher, positiver Gegenpropaganda fähig bin ...


Beim Artikel unter [1] habe ich mich mit mässigem Erfolg als Kommentar- und Antwortschreiber versucht. Der Vollständigkeit halber seien sie hier auch angeführt:

Kommentar von Markus:

«Mit allem Respekt, aber... Eigentlich sind die Aussagen von Mr. Hawking oft sehr visonär und, klar unbestreitbar, intelligent. Hier geht es aber um Simulationen gemessen an einem Status quo, welcher als Konstante benutzt wird. Diese Aussage soll Innovation initialisieren, hat aber keinen legitimen Anspruch auf die Realität. Klar könnte es so kommen, aber ich behaupte mal genauso schlicht, dass der Mensch doch insgesamt besser ist, d.h. lernfähig. Der Mensch wird auch noch in 1'000 Jahren auf der Erde leben.»

Meine Antwort:

«Hawkings Aussagen mögen... intellektuell sein, an ihrer Intelligenz beginne ich aber zunehmend zu zweifeln. Denn, 1. ist vor allem eines klar, er wird in 100 Jahren nicht mehr leben. 2. sind apokalyptische Phantasien und drängende Aufrufe an eine Änderung der ganzen Menschheit nicht neu, Hawking reiht sich nur in eine lange Tradition ein, die stets geirrt hat. 3. mag es sein, dass Herr Hawking durch seine Krankheit ein schweres Schicksal erlitten hat und deswegen fast ausschliesslich in seinem Verstand lebt. Dies ist seine ganz eigene Welt, die mit dem Rest der Menschheit bescheiden wenig zu tun hat »

Kommentar von Maslik:

«Anderer Ansatz Die Menschen würden besser einmal zum eigenen Planeten mehr Sorge tragen. Besseres Umweltbewusstsein, friedliches Zusammenleben und Schutz von Pflanzen und Tieren würden helfen, das Leben auf der Erde angenehmer zu machen und es auch zu verlängern. »

Meine Antwort:

«Pflege der Umgebung ... ist wichtig und möchte bis auf wenige Unmenschen wohl keiner verhindern. Wie das ganze geschehen soll, ist der Punkt, an dem die Einigkeit rasch aufhört. Im Westen hat man in dieser Hinsicht mit individueller Freiheit, Eigenverantwortung und garantiertem Privateigentum viel positive Vorarbeit geleistet. Wenn ich mir die Umweltzerstörungen und die daraus resultierenden Schäden in unfreien Ländern betrachte, wird mir regelmässig übel. »

Kommentar von Kurt:

«Familienförderung stoppen Endlich die Familienpolitik ändern. Kinder zu haben muss ganz viel kosten. Die Überbevölkerung ist das weitaus grösste Problem, das die Menschheit hat. Und die Subventionierung von Familien das weit grössere Übel als die Subventionierung der Landwirtschaft.»

Antwort von Thomas:

«Gratis Sterilisationen Kurt, Bravo, völlig Richtig. Gratis Sterilisation weltweit. Finanziert durch UNO, zum Wohle der Menschheit.»

Antwort von sandbox:

«Armutsfalle und Bildung Die Überbevölkerung findet ja nicht hier statt, sondern in den Drittweltländern. Darum muss man sich fragen, wie reduzieren wir die Armut und steigern die Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Das ist der einzige Weg aus dieser Ausweglosigkeit heraus zu kommen. »

Meine Antwort:

«@ Thomas. Scherz des Tages?! "UNO finanziert gratis Sterilisation zum Wohle der Menschheit." War das jetzt ernst gemeint? Dann ist es wohl extrem grob menschenverachtend, oder war es Ironie? Ich hoffe schwer, es war das zweite. Die UNO ist übrigens auch nur eine elitensozialistische Lobbyorganisation und keine grosse Hilfe, wenn es um das Wohl der Menschheit geht. »

Kommentar von Kalli:

«Wenn intressierts Logisch bin ich in 100 Jahren tot. Interessiert mich ehrlich gesagt nicht, was mit der Welt in 100 Jahren ist. Bin dann eh schon lange tot!»

Meine Antwort:

«Kalli hat eigentlich Recht Weil er die Zustände so weit in der Zukunft nicht mitbeeinflussen kann und es ihm auch nicht zusteht, die Freiheit der dann lebenden einzuschränken. Schaut euch dazu an, welche Änderungen, sich in kurzer Zeit in der Wissenschaft ereignen. Bis ca. 1925 waren Eugeniker hochverehrte "Wissenschafter", nach dem Ende des 3. Reiches wurde ihre Ideologie höchstens noch in Hinterzimmern verehrt. Kalli hätte vielleicht dazuschreiben sollen, dass er sich trotzdem dafür einsetzt, seinen Nachkommen ein gut funktionierendes Land und möglichst gute Bedingungen zu überlassen. »


[1] In 100 Jahren sind alle auf der Erde tot. 20min.ch, 05. Mai 2017 http://www.20min.ch/wissen/news/story/20122435
[2] Star-Physiker pessimistisch - Hawking gibt Menschheit nur noch 1000 Jahre. 20min.ch, 18. November 2017 http://www.20min.ch/wissen/history/story/29753699
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Stephen_Hawking
https://en.wikipedia.org/wiki/Stephen_Hawking
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Fellows_of_the_Royal_Society_elected_in_1974
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4pstliche_Akademie_der_Wissenschaften
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Robert_Malthus
[7] https://en.wikipedia.org/wiki/Club_of_Rome
[8] https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/ideologien-007-der-club-of-rome-tritt-wieder-einmal-an-die-oeffentlichkeit
[9] Frei verfügbare Bilddatei. Urheber ist Edal Anton Lefterov, gefunden wurde die Datei unter https://en.wikipedia.org/wiki/Apocalypse
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Sv._Joakim_Osogovski

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Was für ein Artikel! Danke für diesen analytischen Text.

Ein Wunder, dass deine Kommentare überhaupt auf 20 Min veröffentlicht wurden. Die Kommentierer (oder die Kommentar-Freischalter ;) ) sind in der Regel nicht von der gebildetsten Sorte, aber das hast du ja schon selbst bemerkt. Ich bin absolut Deiner Meinung, dass wir wenigstens in unserem Umfeld für positive Stimmung sorgen sollten. Ist aber nicht immer einfach, sich der allvorherrschenden Propaganda entgegen zu setzen.

Weiter so - toller Text, ich geh mal weiterschauen auf Deinem Account!

Danke für den Kommentar!

Es freut mich, wenn meine Texte gerne gelesen werden. Eigentlich bin ich keiner, der im Kommentarschreiben einen grösseren Wert erkennt, zu unbedeutend stehen sie meist alleine da und man muss auch den richtigen Zeitpunkt und die richtigen Worte treffen, damit sie überhaupt veröffentlicht werden. Ich speichere sie aber meist und veröffentliche sie dann trotzdem irgendwie.

Wenn ich damit ein paar Leute zum (kurzen) Nachdenken bringen kann, sehe ich mein Ziel schon ein wenig erfüllt. Zur positiven Stimmung gehört mindestens aus meiner Sicht auch der Bezug zu echter Menschenfreundlichkeit. Vielfach wird nur davon gesprochen oder Menschenfreundlichkeit für die eigene Seite, Ideologie, Lehre usw. vereinnahmt und dem Gegner ohne grösseres Nachdenken oder Verständnis abgesprochen. Deswegen reagiere ich auch ziemlich sensibel darauf, wenn Leute allgemein davon sprechen, der Mensch sei das Problem dieses Planeten und nicht näher spezifizieren können, wer denn genau, welche Haltung, welche Lebensweise und warum.

Es gibt Menschen, die täglich aus Eigeninitiative versuchen, die Welt zu verbessern und zwar ohne, dass sie irgendjemandem etwas wegnehmen wollen, solche als Problem zu bezeichnen ist objektiv dreist.

Da ich meine Arbeit noch etwas verbessern möchte und mein Angebot vergrössern, teste ich an diesem Artikel einmal, wie ich Hörfassungen am besten verbreiten kann.

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