RE: Politik 064 - Jeffrey Nyquist über Europa und Deutschland - 2014 1/2
Danke für den Kommentar!
Dass die Sicht von Jeffrey Nyquist eine einseitige ist, will ich nicht bestreiten, gerade deswegen bringe ich sie. Dass man sie auch diskutieren kann.
Was du beschreibst, ist etwa meine Ausgangssituation von vor etwa 3 Jahren. Damals war ich Putin-Fan und dann hat mir jemand - ein überzeugter Antikommunist - mal richtig den Kopf gewaschen und mir ernsthaft nahegelegt, eine handvoll Bücher zu lesen. Etwa das Schwarzbuch des Kommunismus von Stéphane Courtois oder The Perestroika Deception und New Lies for Old von Anatoliy Golitsyn. Auf Deutsch gibt es auch noch die Bücher von Torsten Mann Weltoktober und Am Vorabend der Weltrevolution. Auch in Oliver Janichs Die vereinigten Staaten von Europa ist einiges über die Taktik der Sowjets enthalten. Die Bücher des Cambridge Professors Christopher Andrew kenne ich noch nicht gut, mit dem Mitrochin-Archiv hat er aber einen riesigen Fundus an Material zur Verfügung. Ich kann nur sagen, dass die Bücher nicht angenehm zu lesen sind.
Ich bin überzeugt, mir viel Zeit genommen zu haben, die Geschichte Russlands und der Sowjetunion aus der westlichen Sicht und Interessenslage besser zu verstehen, ich bin weiter damit beschäftigt. Es ist an vielen Stellen kaum zu fassen, was sich dort alles abgespielt haben soll. Dass vieles davon bis heute nicht aufgearbeitet wurde, macht es auch nicht unbedingt besser. Dazu ist nicht wirklich klar, wie die russischen Geheimdienste im Ausland genau vorgehen. Sie sind gerade in der Desinformation und der Beeinflussung von Aktivisten stark. Mir hat das. was ich in letzter Zeit gelesen habe, arg zu denken gegeben und mich sehr skeptisch werden lassen. Deswegen nehme ich auch immer wieder Bezug auf antikommunistische Literatur und Menschen, die so eingestellt sind. Mir geht die tragische Geschichte vieler Länder nahe, die nicht nur unter dem alten Kolonialismus, sondern ganz wesentlich unter den Folgen revolutionärer Bestrebungen gelitten haben. Unter diesen wurden viele sozialistisch oder kleptokratisch. In Afrika, Südostasiens und Südamerika. Deswegen lehne ich das zugehörige Gedankengut grundsätzlich ab. Natürlich kann man teilweise sagen, dass da auch demokratische Entscheidungen zugrunde lagen, aber bei solchen systemischen Fragen sehe ich die Wahlfreiheit beim Individuum und nicht bei einem Kollektiv. Wer Sozialismus will, soll ihn für sich und eigenverantwortlich, ohne Fremdmittel realisieren dürfen, wer Marktwirtschaft will, soll auch das dürfen. In einem sozialistischen System geht das nichz, ergo will ich auch kein solches.
Es mag sein, dass man im heutigen Russland viele Dinge sagen darf. Das allein ist aber noch kein Beweis für eine offene, moderne Gesellschaft. Privateigentum etwa wird nach wie vor nicht wirklich garantiert in Russland, formal schon, aber darum geht es nicht, es geht um die Praxis. Mir ist das russische System der Geheimdienste sehr suspekt, was bei weitem nicht heisst, dass ich mit CIA, NSA, MI5 usw. keine Schwierigkeiten hätte. Die Geheimdienste waren stets eine grosse Stärke Russlands und das macht uns auch heute viele Probleme. Ich gehe nicht soweit, zu behaupten, die heutige Russische Föderation sei genau das gleiche wie die alte Sowjetunion, davor werde ich mich hüten.
Das Problem an der Statistik der Ausgaben für militärische Zwecke ist einerseits, dass die USA sich wirklich eine weltumspannende Präsenz leisten, die sehr kostenintensiv ist. Andererseits kaufen die Staaten im Westen viele Kriegsgüter bei nichtstaatlichen Betrieben ein, was in Russland wohl anders ist. Da wird mehr von sehr staatsnahen oder staatlichen Betrieben gekauft, was die Transparenz bei den Ausgaben nicht unbedingt erhöht. Eigentlich müsste man die Zahlen aufteilen in Rüstung nach verschiedenen Bereichen (Armee, Marine, Luftwaffe), Unterhalts- und Operationskosten, dann würde man mehr erkennen können.
Dass die Wahrheit im Krieg stirbt, sehe ich anders, da ich die Wahrheit für nicht sterblich halte. Ich sehe es so, dass sich in der Regel die Beteilgten sehr darum bemühen, sie zu verdecken. Dazu kommt es aber auch heute schon längst, ohne grossen Krieg.
Danke fuer Deinen Antwort.
Bin kein Fan von Sozialismus oder Putin, aber Putin handelt logisch und rational, was man von unseren Politikern nicht sagen kann.
Die amerikanische Geopolitik wird sehr gut in
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Grand_Chessboard beschrieben. Die Ukraine von Russland abzutrennen wurde also schon seit den 70-80-zigern geplant.
Folge: Entwicklung von Vergeltungs/Abschreckungswaffen um Nato auf Distanz zu halten.
Nato: Stationierung von Patriotraketen in Rumänien und Polen, um russische Raketen abzufangen.
Folge: radioaktiver Muell landet in Europa (fuer die USA kein Problem).
Nato ändert Trigger fuer "Verteidigungsfall". Nato warns cyber attacks 'could trigger Article 5' as world reels from Ukraine hack. https://www.telegraph.co.uk/news/2017/06/28/nato-assisting-ukrainian-cyber-defences-ransom-ware-attack-cripples/
NAO-Osterweiterung = Vertragsbruch .... usw.