Post in eigener Sache 002 - Jubiläumspost - 1 Jahr auf Steemit - Racing!

in #deutsch7 years ago (edited)

19. August 2017

Vor genau einem Jahr habe ich hier auf Steemit meinen ersten Artikel veröffentlicht. Es war mein erster Artikel in der Rubrik Zitate und enthielt ein Zitat des 7. US-Präsidenten Andrew Jackson (1767-1845, Präsident 1829-1837) [1]. Mit dem folgenden Artikel hat dieses Zitat aber herzlich wenig zu tun. Zum Jubiläum, es ist der 219. Artikel, den ich hier einstelle gibts keinen politischen Inhalt.

Damals veröffentlichte ich noch ein paar wenige Artikel zum Thema Autorennen, Bergrennen um genau zu sein. Dies wollte ich eigentlich noch einige Male wiederholen, war mir aber nicht ganz sicher, ob das zum Blog passen würde. Zum Jubiläumspost tue ich es wieder einmal. Ab Mitte August steigt bei mir jeweils das Rennfieber, weil in meiner unmittelbaren Umgebung jeweils am letzten Wochenende im August ein solches Rennen stattfindet. Seit ich ein kleiner Knirps von einer knappen handvoll Jahre war, habe ich es eigentlich jedes Jahr besucht. Es handelt sich um das Bergrennen Oberhallau [2], welches zur Schweizer Bergmeisterschaft und zum deutschen KW Berg Cup [3] zählt. Oberhallau ist eine kleine Gemeinde in der grenzüberschreitenden Landschaft Klettgau, im Kanton Schaffhausen. Dazu findet zumeist eine oder zwei Wochen zuvor im Schweizer Jura in St. Ursanne [4] das einzige Bergrennen in der Schweiz statt, das auch zur Europäischen Bergmeisterschaft zählt. Über jenes Rennen und die besonders faszinierende, aber wirklich heikle und gefährliche Strecke werde ich in Kürze auch einen Artikel veröffentlichen.

Bergrennen sind eigentlicher automobiler Breitensport, in dem neben den Hauptkategorien Tourenwagen - alles was ein Dach hat und eine Nähe zur Serienbasis aufweist - und Rennsportwagen - Prototypen, Sport- und Formel-Rennwagen - zahllose Klassen existieren. Das Niveau der Fahrer ist meist relativ breit gestreut, aber der Sport ist entsprechend gefährlich, so dass jeder das leisten soll, was er wirklich kann. Die Disziplin selber lässt sich im Automobilsport mit der Disziplin Time Attack vergleichen, in der auf echten Rennstrecken um die schnellste Rundenzeit gefahren wird. Ähnlich sind auch Slalomrennen gegen die Uhr, an denen auch viele Piloten, die Bergrennen fahren, teilnehmen. Das Bergrennen ist eine Sprintdisziplin, in der man in jedem Lauf alles aus sich und dem Fahrzeug herauskitzeln muss. Den Reifen kommt eine besondere Aufgabe zu, sie müssen vom ersten Meter an volle Haftung bieten, weswegen besonders weiche Gummimischungen verwendet werden.

Bis auf ganz wenige einigermassen gut situierte oder unterstützte Fahrer und Teams wird der Bergrennsport vor allem von Privatleuten betrieben, die viel Zeit und Energie investieren, auch Geld, um ihre Autos an den Start zu bringen und dann einen ordentlichen Wettbewerb abzuhalten. Es ist nicht selten, dass die besten Fahrer im Vergleich zu allen anderen wirklich dominieren und beim Zuschauer teilweise ungläubiges Staunen auslösen, weil der sich immer wieder wundert, wie das ganze doch noch gut gehen kann. Leider bleibt mir nichts anderes übrig, als zu erwähnen, dass in den vergangenen Jahren auch viele Top-Piloten nicht von schweren Unfällen verschont blieben und gerade wenn einer von denen abfliegt, deren Niveau unglaublich hoch ist, sieht es alles andere als schön aus.

In den Medien wird über diesen Sport kaum berichtet. Nur in den Lokalzeitungen finden sich jeweils Berichte über das Rennen. Wenn es einen Fahrer in der Region gibt, der überdurchschnittliches leistet, wird teilweise auch über seine Starts an anderen Orten berichtet. Die grossen Medien sind meist dann nicht weit, wenn etwas unschönes passiert. Meist haben sie dann auch "gut" gemeinte Ratschläge im Gepäck oder sie üben sich darin, die übermässige Gefährlichkeit des Bergrennsports zu thematisieren. Kommentarschreiber wollen als Reaktion nicht selten diese Veranstaltungen verbieten oder meinen, das solle man doch auf Rundstrecken austragen. Dabei vergessen sie, dass Bergrennen Volksfeste sind, in Oberhallau werden an einem Wochenende mit schönem Wetter gut und gerne 10'000-15'000 Eintritte verkauft. Eine solche Anzahl Zuschauer wird bei den grossen Rundstrecken nur mit grösseren Veranstaltungen übertroffen.

Die eine von mir erwähnte Strecke, die in Oberhallau misst exakt 3 Kilometer, überwindet 157 Meter Höhendifferenz (429-586 m ü. M.) und gehört zu den schnellen Strecken. Die verwegendsten Piloten mit den schnellsten Fahrzeugen erreichen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von etwa 125-140 km/h bei den Tourenwagen und 140-155 km/h bei den grossen Sportwagen und Formel-Rennern. Es gibt auch eine lange Gerade, wo die schnellsten Topspeeds jenseits der 250 km/h erreichen können. Die Strecke ist dazu ausgesprochen zuschauerfreundlich, sowohl der Startbereich ist ziemlich offen und von dem weiter oben gelegenen Zuschauergelände kann etwa die Hälfte der Strecke eingesehen werden.

2017-08 Bergrenenn Oberhallau.jpg
Die Streckenkarte [5].

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Panoramabild Blick auf die Rennstrecke vom östlich gelegenen Hügel. Eigene Aufnahme, leider hier nicht in voller Grösse hochgeladen, das Original kann unter [11] gefunden werden.

Ein schon etwas älteres Video des Kanals MPZRACEVIDEO von der Ausgabe 2005 des Rennens erreichte bei YouTube erstaunliche Popularität und bis heute mehr als 1,7 Millionen Aufrufe [6], auch wenn seither viele qualitativ bessere Videos dazugekommen sind. Schon seit langem gibt es zum Bergrennsport auch Videos in hoher Bildqualität. Natürlich wurde nie live gesendet, aber bevor die Formel 1 endlich auf HD umstieg, konnte man eine Zeit lang sagen, der automobile Breitensport wird fortschrittlicher gezeigt, als die grosse Königsklasse.

Wer sich das Video ansieht, kann erkennen, dass viele ältere Fahrzeuge dabei sind. Das liegt einerseits daran, dass längst nicht alle Piloten jung sind, einige fahren seit Jahrzehnten mit und haben ihre Fahrzeuge wirklich ausentwickelt. Es liegt aber auch an der anderen Bauweise der älteren Fahrzeuge. Diese bauten meist auf Stahlrohrrahmen auf und waren bereits in Serienform im Bereich von 1'000 kg schwer. Heutige Fahrzeuge wiegen meist 1'500 kg und mehr, sind aus Aluminium in Spaceframe-Bauweise gebaut und haben aufgeladene Motoren. Wenn das Minimalgewicht bei knapp 800 kg liegt, man dieses mit dem alten Fahrzeug (Opel Kadett C, Ford Escort Mk 2, VW Golf I und II, BMW 3er) erreichen und aus einem alten 2 L 4 Zylinder Saugmotor it modernem Tuning etwa 300 PS herauskitzeln kann, muss man sich mit einem neuen Fahrzeug trotz besserer Fahrwerke extrem strecken, selbst mit einem Porsche GT3 hat man Mühe, mitzuhalten. Mit einem mit Turbo aufgeladenen Motor bekommt man beim Hubraum - so werden die Klassen aufgeteilt - einen Faktor von 1,7 aufgedrückt, mit Kompressor oder G-Lader sind es 1,4. Wer einen Motor mit 2 L Hubraum und Turboaufladung hat, startet nach Reglement also mit 3,4 L Hubraum. Ein Rennmotor ohne Aufladung mit 3,4 L Hubraum bringt es aber ohne weiteres auf mehr als 550 PS, was man mit dem turboaufgeladenen 2 L Triebwerk also auch erreichen muss, um konkurrenzfähig zu sein. Das waren eigentlich schon viel zu viele Details, nun möchte ich einige der besten Videos verlinken, die einigen aus meiner Leserschaft vielleicht sogar gefallen.

Die Highlights aus 2016 [7]:

Das Video des deutschen Piloten Holger Hovemann [8], der mit seinem Opel Kadett GTR Risse V8 eines der aufsehenerregendsten Projekte im Bergrennsport realisiert hat. Dieser wird nämlich von einem etwa 750 PS starken 5,7 L V8 Motor angetrieben. Dessen Geräuschentwicklung darf sich mit Fug und Recht beeindruckend nennen. Leider war dem Piloten das Glück nicht immer hold, die letzte Saison musste er mit einem üblen Unfall im letzten Rennen in Mickhausen beenden. In der aktuellen Saison landete er vor 2 Wochen in Osnabrück unsanft im Reifenstapel, was die Fortführung der Saison wohl verunmöglicht. Bevor Hovemann diesen Boliden aufbaute, fuhr er Opel Kadett C GT/E mit 2 L 4 Zylinder 16V Saugmotoren und gehörte zu den schnellsten Piloten seiner Klasse:

Als weiteres Video möchte ich gerne eine Onboard Aufnahme verlinken, die im schnellsten Tourenwagen aufgenommen wurde [9]. Beim SLK 340 Judd des Schweizers Reto Meisel handelt es sich auch um ein absolut ehrgeiziges Projekt. Das Fahrzeug, welches von einem Judd V8 Motor mit 3,4 L Hubraum und etwa 610 PS Leistung angetrieben wird, ist ein nur für Bergrennen gebautes Einzelstück, das auf dem aktuellen Stand der Technik aufgebaut wurde. Auf dem Titelbild des Videos [7] sieht man das Fahrzeug leider abfliegen, zum Glück blieb es weitgehend heil.

Die Aufnahme von einem Opel Kadett C (2 L 4 Zylinder Saugmotor, ca. 280 PS) aus dem Jahr 2015. Am Steuer sitzt der einheimische Pilot Jürg Ochsner, der über einen ziemlich spektakulären Fahrstil verfügt [10].


[1] Zitate 001 - Andrew Jackson. @saamychristen, 19. August 2016 https://steemit.com/zitate/@saamychristen/zitate-001-andrew-jackson
[2] https://bergrennen-oberhallau.ch/
[3] https://www.berg-cup.de/
https://www.facebook.com/BergCup/
[4] http://rangiers.ch
[5] Via [2] zu finden: https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=1asX2pkGwMwAuSX7lw5hoSEuNK6U&ll=47.71632527855683%2C8.471141668756104&z=15
[6] Lancia Delta S4 Bergrennen Hillclimb DTM BMW M3 Subida Oberhallau 2005 - Porsche 935 - Gruppe B. MPZRACEVIDEO YouTube Kanal, 21. März 2008
[7] Highlights Brgrennen Oberhallau 2016. Won by Reto Meisel (new record) and Eric Berguerand. MPZRACEVIDEO YouTube Kanal, 29. August 2016
[8] What a Sound! Opel Kadett C Coupé V8 GT/R Risse Hillclimb Monster. MPZRACEVIDEO YouTube Kanal, 04. Mai 2017
[9] Onboard of The Fastest Hillclimb Monster! Mercedes-Benz SLK340 Judd V8, 610HP by Reto Meisel. MPZRACEVIDEO YouTube Kanal, 17. November 2016
[10] OnBoard Bergrennen Oberhallau - Ochsner Motorsport Technik. Bergrennen Oberhallau, 16. Juni 2016
[11] https://photos.google.com/photo/AF1QipP9uYusNpZnzuSNPPbCFqJT0rwgTupg1uhKJzSO

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Gratuliere Dir für ein Jahr hier auf Steemit und wünsche Dir viel Spass und Erfolg für das nächste Jahr....

Das gleiche wollte ich auch gerade schreiben. Glückwunsch, Samuel! :-)

Danke!
Ich denke, ich werde noch bleiben, mir gefällt die Plattform nach wie vor zu gut, um nur daran zu denken, sie zu verlassen.

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum.

You've got talent!

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