Politik 052 - Wie trocknet man Steueroasen einfach aus?

in #deutsch6 years ago (edited)

18. November 2017

Die Antwort ist ganz einfach:

Indem man deren Gesetzgebung (teilweise) übernimmt!

Auf diese Weise verringert man den Anreiz, überhaupt erst Geld ausser Landes zu bringen. Verhindern kann man den Abfluss finanzieller Mittel auf diese Weise zwar auch nicht, aber da viele Menschen zur Bequemlichkeit neigen, ist es der einfachste Weg, den Einfluss der bekannten Steueroasen zu verringern.

Alle anderen Überlegungen lasse ich hier mal aussen vor und stelle stattdessen alle Länder, Regionen, Städte und Inseln vor, die gemäss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) [1] als Steuerparadiese, -oasen oder ähnliches gelten [2]. Die OECD ist eine internationale Organisation, die in Frankreich zu Hause ist, im Château La Muette in Paris [3].

Was ich, am Rande gesagt, bislang nicht verstanden habe, ist die Tatsache, dass genau die Menschen, die für nahezu jeden Migrationsgrund ein unerschöpfliches Verständnis und Nachsicht zu zeigen bereit sind, auf jenen der Steuern das genaue Gegenteil dieses Verständnisses aufbringen. Der Status des Steuerflüchtlings gilt bei diesen Menschen eher als Synonym für Gefängniskandidat oder mindestens Strafzahlungspflichtiger, bei aller Liebe für Flüchtlinge nahezu aller anderer Kategorien hört hier der Spass auf. Wobei, wenn der Steuerflüchtling aus einem ungeliebten Land stammt, einem Mitglied einer "Achse des Bösen" oder ähnlich, ist die Bereitschaft zur Aufnahme wohl schon vorhanden, allerdings nicht unter Beschäftigung der Sozialindustrie. Für solche Kandidaten gilt die volle Härte des Gesetzes bereits vom ersten Tag an.

Aus meiner Sicht, die in diesem Thema zugegebenermassen etwas naiv ist, bedingen ein hoher Wohlstand, Lebensstandard und individuelle Freiheit nicht notwendigerweise eine gross ausgebaute öffentliche Verwaltung und viel Bürokratie. Wenn es sie gibt, wird das hingenommen, davon abgesehen gibt es aber kaum einen Bereich, der nicht in irgendeiner Weise auch privat organisiert werden kann.

2017-11 - Monaco.jpg
Blick auf das Fürstentum Monaco aus der Luft [54]. Die 2 km2 Fläche sind nahezu vollständig überbaut. Dahinter geht es steil bergauf zu den ersten Gipfeln der Alpes Maritimes.

Im Zuge der Paradise Paper Leaks [4] wurde beim englischen Guardian veröffentlicht, dass auch das englische Königshaus [5] über Offshore-Vermögen verfüge [6]. Diese Meldung halte ich insofern für ziemlich amüsant, als dass drei der Inseln in der Liste, nämlich die Isle of Man, Jersey und Guernsey, im Besitz des Königshauses sind [7]. Dazu kommen 8 Britische Überseegebiete. Ob die Familie selber Geld bei dort ansässigen Banken oder im Britischen Überseegebiet [8] hält, mag vielleicht noch nett zu wissen sein. Qualitativ und quantitativ dürfte aber wichtiger sein, dass dieser Familie einige dieser 'Läden' gehören.

Hier folgende Tabelle [9-49]. Die Koordinaten markieren einen beliebigen, halbwegs zentralen Punkt auf dem Gebiet, den ich auf Google Maps markiert und ausgelesen habe. Wenn es sich um eine Inselgruppe handelt, kann er auch mitten im Meer liegen. Die Abkürzung CoN steht für Commonwealth of Nations. Sowohl den britischen Kronbesitz, die Überseegebiete und den Commonwealth of Nations habe ich bereits in Blogartikeln erwähnt und beschrieben [50, 51]. Die Abkürzung UKOT steht für Britisches Überseegebiet, NLÜG steht für Niederländisches Überseegebiet, AU für afrikanische Union.

OrtZugehörigkeitGrösse und Lage
Andorra [9]parlamentarische Monarchie, souverän468 km2, Europa, Pyrenäen (42.552362 N, 1.589008 O)
Anguilla [10]UKOT96 km2, Karibik, kleine Antillen (18.208753 N, 63.056433 W)
Antigua und Barbuda [11]CoN442 km2, Ost-Karibik (17.369913 N, 61.785984 W)
Aruba [12]Autonomes Land des Königreichs NL179, Süd-Karibik, kleine Antillen (12.506923 N, 69.966610 W)
Bahamas [13]Parlamentarische Monarchie, CoN13'939 km2, Atlantik, Westindische Inseln (24.852615 N, 77.307073 W)
Bahrain [14]Konstitutionelle Monarchie750 km2, Inselstaat, Persischer Golf (26.069106 N, 50.557647 O)
Barbados [15]Parlamentarische Monarchie, CoN430 km2, Atlantik, Kleine Antillen (13.168750 N, 59.545563 W)
Belize [16]Parlamentarische Monarchie, CoN22'966 km2, Mittelamerika (17.203411 N, 88.463496 W)
Bermuda [17]UKOT53 km2, Nordwest-Atlantik (32.336627 N, 64.771900 W)
Britische Jungferninseln [18]UKOT151 km2, Karibik, Kleine Antillen (18.421213 N, 64.643218 W)
Cookinseln [19]Parlamentarische Demokratie, freie Assoziation zu Neuseeland242 km2, Süd-Pazifik (19.966961 S, 158.955990 W)
Dominica [20]Republik, CoN746 km2, Karibik, Kleine Antillen (15.436258 N, 61.341033 O)
Dubai [21]Emirat in VAE4'114 km2, Arabien, Persischer Golf (25.124858 N, 55.265504 O)
Gibraltar [22]UKOT7 km2, Süd-Europa (36.132403 N, 5.348314 W)
Grenada [23]Konstitutionelle Monarchie, CoN344 km2, Karibik (12.340166 N, 61.561492 W)
Isle of Man [24]UK Kronbesitz572 km2, Irische See (54.254389 N, 4.530819 W)
Jungferninseln [25]USA Aussengebiet, Puerto Rico501 km2, Karibik, Kleine Antillen (18.043350 N, 65.012871 W)
Kaimaninseln [26]UKOT264 km2, Karibik (19.558706 N, 80.566597 W)
Kanalinseln [27]UK Kronbesitz198 km2, Europa, Ärmelkanal (49.332185 N, 2.357838 W)
Kranidi [28]Gemeinde in Griechenland, EU253 km2, Europa, Griechenland (37.379328 N, 23.159323 O)
Liberia [29]Republik, AU97'079 km2, West-Afrika (6.526026 N, 9.542859 W)
Liechtenstein [30]Erbmonarchie auf demokratischer Grundlage, souverän160 km2, Europa (47.141588 N, 9.557750 O)
Malediven [31]Republik, CoN (suspendiert)298 km2, Indischer Ozean (2.956112 N, 73.226803 O)
Malta [32]Parlamentarische Republik, CoN, EU316 km2, Mittelmeer (35.932116 N, 14.403044 O)
Marshallinseln [33]Republik, Assoziation zu den USA181 km2, Pazifik (7.094595 N, 171.214134 O)
Mauritius [34]Parlamentarische Republik, CoN, AU2'040 km2, Indischer Ozean (20.726291 S, 56.462381 O)
Monaco [35]Erbmonarchie, souverän2 km2, Europa, Südostfrankreich (43.738593 N, 7.427267 O)
Montserrat [36]UKOT102 km2, Ost-Karibik (16.734804 N, 62.191763 W)
Nauru [37]Republik, CoN21 km2, Pazifik (0.528495 S, 166.933951 O)
Niederländische Antillen [38]NLÜG800 km2, Karibik, sehr verteilt
Niue [39]Selbstverwaltetes Territorium, freie Assoziation zu Neuseeland261 km2, Süd-Pazifik (19.052745 S, 169.861526 W)
Panama [40]Republik, souverän75'517 km2, Mittelamerika (8.797354 N, 80.090106 W)
Samoa [41]Parlamentarische Republik, CoN2'842 km2, Süd-Pazifik (13.759949 S, 172.087904 W)
Seychellen [42]Republik, CoN, AU455 km2, Afrika, Indischer Ozean (4.632386 S, 55.427081 O)
St. Kitts und Nevis [43]Parlamentarische Monarchie, CoN269 km2, Karibik, Kleine Antillen (17.273414 N, 62.673451 W)
St. Lucia [44]Parlamentarische Monarchie, CoN616 km2, Ost-Karibik (13.898023 N, 60.977224 W)
St. Vincent und die Grenadinen [45]Parlamentarische Monarchie, CoN389 km2, Südost-Karibik (12.917489 N, 61.252287 W)
Tonga [46]Parlamentarische Erbmonarchie, CoN747 km2, Südpazifik, Polynesien (19.744805 S, 174.640888 W)
Turks- und Caicosinseln [47]UKOT497 km2, Nordkaribik (21.687394 N, 71.881476 W)
Vanuatu [48]Parlamentarische Republik, ehemals Kondominium Neue Hebriden (F, UK), CoN12'190 km2, Südpazifik, Hebriden (16.921580 S, 168.135164 O)
Zypern [49]Republik, CoN, EU5'896 km2 (de facto), Ost-Mittelmeer (34.870537 N, 32.994107 O)

Wer sich die untenstehende Tabelle ansieht, wird sehen, dass es Steueroasen vor allem auf Gebieten des Commonwealth of Nations gibt. Viele Gebiete sind Inseln. Im Mittelmeer, der Karibik, im Pazifik und Indischen Ozean. Wenige Steueroasen scheint es in Asien zu geben, von den beiden Beispielen im arabischen Raum abgesehen. Wie es sich mit den Chinesischen Sonderverwaltungszonen [52] Hong Kong und Macau verhält, weiss ich nicht. In anderen Ländern gibt es auch Sonderwirtschaftszonen [53].

Neben der Liste der Steueroasen der OECD gibt es auch den Schattenfinanzindex (Financial Secrecy Index, FSI) [55], auf den ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte. Darin sind Hong Kong und Macau prominent vertreten, dazu mein Heimatland Schweiz Spitzenreiter.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/OECD
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Steueroase
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_La_Muette
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Paradise_Papers
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Britische_K%C3%B6nigsfamilie
https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Windsor
https://de.wikipedia.org/wiki/Mountbatten-Windsor
[6] Revealed: Queen's private estate invested millions of pounds offshore. The Guardian, 05. November 2017, von Hilary Osborne https://www.theguardian.com/news/2017/nov/05/revealed-queen-private-estate-invested-offshore-paradise-papers
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Kronbesitzungen_der_britischen_Krone
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Britische_Überseegebiete
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Andorra
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Anguilla
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Antigua_und_Barbuda
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Aruba
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_der_Niederlande
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Bahamas
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Bahrain
[15] https://de.wikipedia.org/wiki/Barbados
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Belize
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/Bermuda
[18] https://de.wikipedia.org/wiki/Britische_Jungferninseln
[19] https://de.wikipedia.org/wiki/Cookinseln
[20] https://de.wikipedia.org/wiki/Dominica
[21] https://de.wikipedia.org/wiki/Dubai
[22] https://de.wikipedia.org/wiki/Gibraltar
[23] https://de.wikipedia.org/wiki/Grenada
[24] https://de.wikipedia.org/wiki/Isle_of_Man
[25] https://de.wikipedia.org/wiki/Jungferninseln
https://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanische_Jungferninseln
https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Jungferninseln
[26] https://de.wikipedia.org/wiki/Cayman_Islands
[27] https://de.wikipedia.org/wiki/Kanalinseln
[28] https://de.wikipedia.org/wiki/Kranidi
[29] https://de.wikipedia.org/wiki/Liberia
[30] https://de.wikipedia.org/wiki/Liechtenstein
[31] https://de.wikipedia.org/wiki/Malediven
[32] https://de.wikipedia.org/wiki/Malta
[33] https://de.wikipedia.org/wiki/Marshallinseln
[34] https://de.wikipedia.org/wiki/Mauritius
[35] https://de.wikipedia.org/wiki/Monaco
[36] https://de.wikipedia.org/wiki/Montserrat
[37] https://de.wikipedia.org/wiki/Nauru
[38] https://de.wikipedia.org/wiki/Niederländische_Antillen
[39] https://de.wikipedia.org/wiki/Niue
[40] https://de.wikipedia.org/wiki/Panama
[41] https://de.wikipedia.org/wiki/Samoa
[42] https://de.wikipedia.org/wiki/Seychellen
[43] https://de.wikipedia.org/wiki/St_Kitts_und_Nevis
[44] https://de.wikipedia.org/wiki/St_Lucia
[45] https://de.wikipedia.org/wiki/St_Vincent_und_die_Grenadinen
[46] https://de.wikipedia.org/wiki/Tonga
[47] https://de.wikipedia.org/wiki/Turks-_und_Caicosinseln
[48] https://de.wikipedia.org/wiki/Vanuatu
https://de.wikipedia.org/wiki/Kondominium_Neue_Hebriden
[49] https://de.wikipedia.org/wiki/Republik_Zypern
[50] Politik 018 - Das Vereinigte Königreich und der Commonwealth of Nations. @saamychristen, 05. April 2017 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/politik-018-das-vereinigte-koenigreich-und-der-commonwealth-of-nations
[51] Politik 017 - Das Vereinigte Königreich, Gibraltar und weiterer Kronbesitz. @saamychristen, 04. April 2017 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/politik-017-das-vereinigte-koenigreich-gibraltar-und-weiterer-kronbesitz
[52] https://de.wikipedia.org/wiki/Sonderverwaltungszone
[53] https://de.wikipedia.org/wiki/Sonderwirtschaftszone
[54] Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert. Urheber ist Webster.
[55] https://de.wikipedia.org/wiki/Schattenfinanzindex


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Super-Artikel! Danke.
Für mich ist klar, dass man die Steueroasen gar nicht austrocknen will. Wenn es kein Problem ist, den halben mittleren Osten unter fadenscheinigen Gründen in die Steinzeit zurückzubomben, sollte es auch kein Problem sein, Bunga-Bunga-Inseln unter Kontrolle zu bekommen bzw. einfach platt zu machen. Will man aber nicht, da die feinen Herren da ihre Kohle abparken. Wichtig ist nur, dass die Plebs sich selbst ruhigstellt, und um das zu gewährleisten, müssen die untersten Teile der Plebs eben durch Transferleistungen der mittleren Plebs pazifiziert werden. Man wirft den Dummstudierten paar sozialistische Slogans hin und schaut zu, wie sie sich selbst ausbeuten, während man weiter absahnt und Papiergeld in Werte umrubelt. :-)
Zugegebenermaßen: ohne Quellen und Recherche. Liegt aber m.E. offen auf der Hand.

Danke für den Kommentar!

Deinen Ausführungen bleibt kaum etwas hinzuzufügen, auch wenn es nur durch "Gesunden Menschenverstand" belegt ist. Gerade die teilweise seit vielen Generationen etablierten Akteure wollen mit Sicherheit verhindern, dass ihre Geschäftshistorie in Gänze transparent wird.

Was eignete sich da besser, als eine grosse Abneigung respektive Neid der Untersten auf sogenannt Superreiche, die eigentlich Mittelständler sind, heranzuzüchten?

Gleichheit vor dem Gesetz lautet eigentlich: Es dürfen alle oder niemand. Wenn also einige dürfen...

Danke für den - wie immer bei Ihnen - sehr informativen und mit vielen Fakten, die auf mich sauber recherchiert wirken, gespickten Artikel.

Zu dem obigen Kommentar
"Für mich ist klar, dass man die Steueroasen gar nicht austrocknen will. Wenn es kein Problem ist, den halben mittleren Osten unter fadenscheinigen Gründen in die Steinzeit zurückzubomben, sollte es auch kein Problem sein, Bunga-Bunga-Inseln unter Kontrolle zu bekommen bzw. einfach platt zu machen. Will man aber nicht, da die feinen Herren da ihre Kohle abparken. "
möchte ich ein paar Gedanken / Fragen ergänzen:
-- Wer ist "man"?
-- Der ganze Tenor ist mir zu "verschwörerhaft": Der oben erwähnte Rahim T. sagt dazu stets, dass die allermeisten Pläne scheitern. Das gilt auch für Leute mit viel Einfluss.
-- Wichtiger als einen momentanen Status zu erkennen und zu beschreiben - die bösen globalen Eliten beherrschen uns usw. - scheint mir, die zu Grunde liegenden Dynamiken zu verstehen.
-- Aus meiner Sicht, ist es offensichtlich, dass die "globale Elite" keine homogene Gruppe ist, die einen großen Plan verfolgt. Vielmehr scheint es mir, dass wir es mit einer Gruppe Oligarchen zu tun haben, die durchaus unterschiedliche Ziele verfolgen und widerstreitende Interessen haben.
-- Beispielhaft möchte ich herausgreifen, dass einige der genannten "Steueroasen" direkt der britischen Königsfamilie gehören. An dem Punkt zeigt sich einerseits der geistige Horizont der Leute, die es für eine Enthüllung halten, dass die Besitzer der Steueroasen doch tatsächlich auch ihr "Geld" dort aufbewahren. Potzblitz, wer hätte das gedacht. Andererseits ist kaum anzunehmen, dass die britische Königsfamilie ein gesteigertes Interesse daran hat, dass dieser sicherlich recht einträgliche und auch ansonsten nicht unwichtige Geschäftszweig ständig in der Öffentlichkeit breit getreten wird. Das wird eher im Interesse des einen oder anderen Konkurrenten liegen.
-- Die Möglichkeit zur Nutzung von "Steueroasen" verläuft heute nicht mehr an der Grenze reich/arm sondern an der Grenze mobil/immobil. Das sagt auch Rahim T. in der oben erwähnten Sendung und publizierte es in der FuW (https://www.fuw.ch/article/steuermoral-oder-moral-der-steuern/). Dies wiederum führt zur Ausweitung der Nutzung von Steueroasen und ist mit Sicherheit ein Grund, dass es zu dem Thema verstärkt Veröffentlichungen gibt und der Versuch unternommen wird, durch Schüren von Hass auf Reiche die Mobilen von der Nutzung abzuhalten. Der Versuch ist aus meiner Sicht zum Scheitern verurteilt.
-- Zentralismus und Totalitarismus sind nicht wettbewerbsfähig und scheitern langfristig. Der Freiheitsdrang des Menschen ist Teil seiner ursprünglichen Lebenskraft. Dagegen "ist kein Kraut gewachsen", auch wenn die eine oder andere Momentaufnahme etwas anderes suggerieren mag.
-- Unabhängig von meiner o.a. Einschätzung, ist es faszinierend zu beobachten, wie die o.a. Strategie (oder Taktik) kurzfristig bei vielen Zeitgenossen (auch in meinem direkten Umfeld zu beobachten) verfängt und wie verhältnismäßig der alte Grundsatz "divide et impera" funktioniert.
Damit will ich es belassen und wünsche noch einen schönen Tag.

Herzlichen Dank für diesen 1A-Kommentar!
Ich kann dessen Inhalt eigentlich nur zustimmen, füge aber trotzdem einiges an meinen Gedanken hinzu, um den Austausch der Gedanken vielleicht noch etwas zu verbessern.

Zuallererst sollte ich vielleicht sagen, dass ich hier versuche, Informationen zusammenzusetzen oder so zu vernetzen, wie es sonst eher wenig getan wird. Wenn man sich ansieht, welchen Reward ich dafür bekomme, sieht man meist $ 4-10. Das steht für mich nicht absolut im Zentrum, aber ein wenig gibt es schon den Rahmen vor. Für $ 5 recherchiere ich nicht 10 Stunden. Deswegen gibt es auch vor allem Wikipedia-Links, aus denen man sich, wenn man möchte, doch etwas zusammenbauen kann. Ich versuche, alles sauber zu machen, in erster Linie für mich selber. Das Ergebnis wäre aber ein anderes, würde ich einige Wochen mit einer Recherche betraut.

Das erste Zitat geht wohl an Kommentator @leroy.linientreu, ich halte es für ein polemisches Statement ohne wissenschaftlichen Anspruch. Was er mit 'man' meint interpretiere ich so, dass gerade Menschen mit etwas grösserem Einfluss, ich sage das ohne eine Verschwörung oder böse Absichten herbeireden zu wollen, eine Privatsphäre wünschen und auch verteidigen. Bei Vermögenswerten geht das mit dem klassischen Bankkonto und Wohneigentum kaum mehr, aber über Zonen mit gesondertem Rechtsstatus.

Viele Handlungen laufen sicherlich nicht geplant ab, sondern sind Ergebnis pragmatischen Handelns in der Gegenwart, man fängt mit der sich zeigenden Situation etwas an. Dass es keine homogene, globale Elite gibt, die sich vollkommen einig darüber ist, alle anderen versklaven zu wollen, dürfte auch klar sein. Es gibt immer wieder Menschen, die auf- oder absteigen.

Zum britischen Königshaus und dessen Politik kann ich wenig sagen, weiss aber, dass es weit auseinandergehende Theorien gibt. Von treugläubig-naiv über (hoffentlich) vernünftig-realistisch zu hoch spekulativ ist alles dabei. Ich bin einerseits gespannt, was Alexander Benesch in seinem neuen Buch zutage gefördert hat, andererseits für eine vernünftig-realistische Sicht der Dinge. Zu glauben, das britische Königshaus sei völlig entmachtet, halte ich für reichlich naiv. Nicht zuviel Öffentlichkeit für heikle Themen dürfte eine der besten Strategien zum Erhalt von Macht und Einfluss sein.

Der Vergleich zwischen mobil und immobil ist für mich ein zutreffender. Nur sollte man auch wissen, dass einige Berufe eine hohe Mobilität erlauben, andere nicht. Ich als ausgebildeter Chemiker brauche Infrastruktur, um darin tätig zu sein. Viele IT-ler können mit Computer und Internet existieren. Trotz einigen Nachteilen kann man auch in einer wenig mobilen Tätigkeit einiges an Wohlstand erarbeiten. Dieser ist aber in höherem Masse oder ausschliesslich der örtlichen Gesetzgebung unterworfen.

Ob sich tatsächlich Hass aufbauen wird in Zukunft, weiss ich nicht. Es wird sicherlich Spannungen geben, wenn es um die Finanzierung vieler gesetzlich garantierter Sozialprogramme gehen wird, aber viel zu wenige Mittel zur Verfügung stehen. Dort wird es zu Entscheidungen kommen müssen. Wenn man den Zorn auf 'Steuerflüchtlinge' oder 'verantwortungslose Superreiche' schürt, kann die Entwicklung aber auch nach hinten los gehen. Man kann nämlich für mehr Gerechtigkeit und Gleichheit vor dem Gesetz stets in zwei Richtungen argumentieren: Entweder darf niemand mehr oder es dürfen alle. Wird der Freiheitsimpuls lebendig, läuft es auf 'alle dürfen' hinaus.

Divide et impera ist ein hervorragendes Konzept. Vor allem ist es in sich pragmatisch. Es kennt keine Prinzipien, sondern es baut auf der vorherrschenden Realität auf. Wichtig ist, ich scheitere regelmässig daran, dass man zwei Dinge kann.

  1. seine eigene Situation erkennen und daraus das beste machen, die eigenen Interessen vorteilhaft vertreten, zum persönlichen Wohlergehen und zum positiven für die eigene Position in der Gesellschaft.
  2. die Fähigkeit, Strategien und Vorgehensweisen zu analysieren, zu verobjektivieren. Das hilft, vollkommen sinnlose, aber energiefressende Alltagskonflikte abzubauen.

Ich bin in Punkt 2 eindeutig besser als in Punkt 1, ich bin ein Analytiker. Die Gefahr daran ist, dass man sich selber dabei vergessen kann.

Mit herzlichem Gruss.

Der vom Mainstream verwendete Kampfbegriff "Steueroase" ist eine implizite Irreführung der Öffentlichkeit. Wesentlich passender wäre es, ausschließlich über "Steuerhöllen" zu diskutieren.

Danke für den Kommentar!

Genauso verhält es sich auch mit Begriffen wie dem «Steuergeschenk» oder der zuweilen als «Sparwahn» bezeichneten leichten Bremse des ungezügelten Ausgabenwachstums.

Deswege empfehle ich auch, dass man weniger Anreize dazu setzen soll, das Geld abzuziehen. Das interessiert die Kontrollfreaks aber nicht im geringsten. Diese Woche war Rahim Taghizadegan bei Servus TV im Hangar 7 Talk. Es war auch ein als 'Sozialexperte' vorgestellter Ulrich Schneider dabei, dessen Parteimitgliedschaft bei 'die Linke' natürlich nicht erwähnt wurde, von mir aber in wenigen Sekunden herausgefunden. Es war Totalitarismusbeweihräucherung vom feinsten. Das 'beste' war, dass er nichts davon bemerkt hat. Ich könnte in ein paar Tagen dazu was schreiben.

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