Politik 004 - Libertäre gibt es auch in Südafrika

in #deutsch8 years ago (edited)

Dieses Wochenende habe ich die neueste Episode von Mises Weekends gehört, in der Jeff Deist den Sowjetunion-Erfahrenen Yuri Maltsev interviewt hat [1]. Das Thema war "Why Socialism endures", was in Deutsch soviel "Warum Sozialismus Bestand hat" bedeutet. Diese Übersetzung soll nicht suggerieren, dass Maltsev den Sozialismus für ein nachhaltig-beständiges Programm hält. Im Gegenteil lehnt er ihn in aller Form ab. Der Titel sollte also eher so lauten: "Warum sich der Sozialismus trotz umfassenden Scheiterns weiter in der Politik hält."

Maltsev hat darin nicht nur auf verschiedene Aspekte der Systeme Sowjetunion und Kuba Bezug genommen, sondern die Diskussion ging auch um Südafrika. Von diesem Land habe ich diesen Herbst auch ein bisschen etwas sehen können, als ich mich auf einer Konzertreise mit dem Laien-Sinfonieorchester, in dem ich mitspiele, zwei Wochen im Südwesten aufgehalten habe.

Maltsev, der in der Sowjetunion unter Gorbatschow ein wirtschaftlicher Berater war und sich später in die USA absetzte, unternimmt mit seinen Studenten oft Reisen in Länder, in denen ergebnisse sozialistischer Politik zu sehen sind. In Südafrika wurde gerade die schwarze Bevölkerung über lange Zeit mit sozialistischen Methoden in ihren Townships versorgt. Insbesondere bei den Schwarzen liegen heute die Löhne meist weit unterhalb der weissen und farbigen Einwohner. Dazu gibt es bei den Schwarzen auch kaum eine Tradition der Eigeninitiative und des Unternehmertums, was die Perspektiven für einen Schwarzen weiter einschränkt. Es ist nicht nur Rassismus, der in Südafrika eine Dreiklassengesellschaft aufrecht erhält.

Umso lieber habe ich der erwähnten Episode Mises Weekends zugehört. Yuri Maltsev hat dort erwähnt, dass Johannesburg seit kurzer Zeit einen libertären Bürgermeister hat, der noch dazu ein Schwarzer und erfolgreicher Unternehmer ist. Er heisst Herman Mashaba und ist durch seine sehr bewegte Lebensgeschichte bekannt, die bereits in einem autographischen Buch erschienen ist. Wie seine Firma, die erfolgreichste Haarpflege-Firma in Südafrika, heisst diese Autobiographie "Black Like You" [3]. Er wurde 1959 in Hammanskraal, Südafrika geboren und hat die Zeit der Apartheid erlebt, in der ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden, von denen er aber viele überwinden konnte.


Das Cover-Bild bei der Facebook Seite von "Black Like You". DA stehet für Democratic Alliance, die Partei, für die Mashaba in Johannesburg kandidiert hat [3].

Ich selber habe mich in Südafrika im Südwesten aufgehalten, in der Region Kapstadt bis Port Elizabeth. Johannesburg [4] habe ich in dieser Zeit natürlich nicht besuchen können, da es hunderte Kilometer weit entfernt im Nordosten des Landes liegt. Die Lage ist auch eine völlig andere, Johannesburg ist ziemlich hoch gelegen, auf etwa 1'750 Metern über Meereshöhe. Dazu ist Johannesburg die grösste Stadt Südafrikas mit ca. 4,5 Millionen Einwohnern in der Metropolregion. Von einem mir persönlich bekannten Deutschen, der in den 1990er und am Anfang der 2000er Jahre in Johannesburg gelebt hat, ist mir bekannt, dass Korruption und gewalttätige Kriminalität in Johannesburg ein zentrales Problem darstellen. Das Ausmass an sinnloser Gewalt, die dort stattgefunden hat, habe ihn immer wieder erschüttert.


Luftaufnahme von Johannesburg [6].


Auf der Facebook Seite von Mashaba erschienenes Bild mit selbsterklärender Parole [2].

Im Interview erwähnte Maltsev auch eine Organisation, welche sich in Südafrika für mehr Marktwirtschaft einsetzt, Die "Free Market Foundation" [5]. Nach Nelson Mandela (1918-2013), der in Südafrika sicherlich zu Recht immer noch als grosse Ikone gilt und der wichtige Dinge bewirkt hat, braucht es im Land aber neue Vorbilder. Nicht zuletzt die friedliche Versöhnung trotz seiner 27 Jahre währenden Haft als politischer Gefangener haben Mandela zu einem grossen Vorbild weltweit gemacht. Politisch hat Mandela aber eher den Sozialismus gestützt, was nicht unbedingt das ist, was gerade die schwarze Bevölkerung braucht. Die brauchen Perspektiven, aber auch Realismus, dass sie es auch mit viel Einsatz nicht unbedingt innerhalb ihrer Generation auf das Niveau der Weissen bringen werden. Trotzdem sind signifikante Verbesserungen der Lebensumstände definitiv möglich und gerade wirtschaftlich erfolgreiche Menschen wie der genannte Herman Mashaba, die ihre Wurzeln in grosser Armut nicht vergessen haben, können diesbezüglich als grosse Vorbilder dienen.

Ich versuche auf jeden Fall am Thema lose dranzubleiben, um vielleicht mal über die hoffentlich guten Ergebnisse von Mashabas Politik zu berichten.


[1] Mises Weekends Podcast, December 9, 2016.

Coin Marketplace

STEEM 0.18
TRX 0.15
JST 0.029
BTC 63135.01
ETH 2546.56
USDT 1.00
SBD 2.64