Ideologie 015 - Fake News, Russland greift Europa an?

in #deutsch8 years ago (edited)

Gemäss einem Artikel der BILD, erschienen am Freitag der letzten Woche, versucht die Russische Föderation unter der Führung von Wladimir Putin einen hybriden Grossangriff zur Bundestagswahl 2017 [1]. Eine Meldung, die in vielen alternativen Medienerzeugnissen als absurd verspottet wurde. Ich finde allerdings eher wenig Gründe darüber zu lachen, denn Russland wird seit Ende 2013 wieder als Gegner propagiert. Und wer zum Gegner erklärt wird, wird sich in der Regel früher oder später wie einer verhalten, mindestens am Anfang so inoffiziell wie möglich.

Sollte es wirklich stimmen, dass Russland in jüngster Vergangenheit so viele Saboteure, Terroristen und Agenten nach Europa gebracht hat wie möglich, kann ich nur sagen, dass die Deutsche Bundesregierung erschreckend und verdächtig wenig getan hat, dies zu verhindern...

Gerade mit der völlig verfehlten Einwanderungspolitik, die es Menschen aus den Gebieten aktueller und ehemaliger Verbündeter Russlands (Syrien, Irak) oder aus dem Russischen Staatsgebiet (Tschetschenien) ermöglichte, ohne jede Kontrolle einzureisen, wurden die Türen für verdeckte Operationen weit aufgestossen.

Im verlinkten Artikel der BILD wird der Österreicher Gustav Gressel, ein in Strategischen Studien promovierter Wissenschafter zitiert. Er ist dazu ein Senior Fellow des European Council on Foreign Relations (ECFR) [2]. Gemäss Gressels Ausführungen soll sich aus der engen Zusammenarbeit von russischen, syrischen und anderen Geheimdiensten sowie russischer Mafia eine bislang unbekannte Komponente ergeben. Mindestens seit den Büchern des politisch links stehenden Autor Jürgen Roth sollten aber einige der Vorgehensweisen der Mafia und Geheimdienste aus dem Osten bekannt sein. Nicht dass ich diesem Autor alles glaube, aber da er stets seine Quellen umfangreich dokumentiert hat, kann man sehr wohl nachprüfen, dass er sich seine Schlüsse nicht aus heisser Luft kondensiert hat.

Wer bisher auf mögliche sehr heikle Hintergründe bei syrischen, nordafrikanischen oder tschetschenischen Einwanderern hingewiesen oder zur Skepsis aufgerufen hat, erntete bislang kaum Anerkennung, sondern eher eine Stigmatisierung, ein Fremdenfeind oder latenter Rassist zu sein. Jetzt aber äussern sich sogar Mitglieder des globalistischen ECFR ähnlich.

Ich bin unterm Strich immer noch verwirrt. Während der Regierung unter Gerhard Schröder und den ersten beiden Amtszeiten Angela Merkels gab es kaum je grosse Kritik an Russland und seiner Galionsfigur Wladimir Putin. Der wohl künftige Bundespräsident Frank Walter Steinmeier gehört zum engeren Zirkel von Gerhard Schröder und wurde auch schon, wahrscheinlich nicht zu beweisen, als Moskaus Mann in Berlin bezeichnet.

Was genau die Strategie Moskaus für Europa vorsieht, weiss ich nicht. Sollten die Russen Europa destabilisieren wollen, kann ich nur sagen, dass gerade in der BRD und der EU sehr wenige Massnahmen getroffen wurden, um russischen Erfolgen vorzubeugen. Ganz im Gegenteil bewegen sich in Brüssel nur allzuviele, die früher kommunistischen Parteien angehörten.

Für die Bundestagswahl 2017 wünsche ich mir, dass die GroKo ausfällt und auch keine linke Dreierkoalition möglich wird. Dies unabhängig davon, ob das dem Willen Moskaus entspricht oder nicht.

Sehr zu empfehlen sind zu diesem Thema auch die neuesten Videos auf dem Englischen Youtube-Kanal von Alexander Benesch.

Alternative media fell into the fake news and Russian lies trap. 2016.12.07


Semi-satire: Alex Jones spreads Russian Propaganda since 2008. 2016.12.16

KGB Leaks: Russia always meddles in US elections and media. 2016.12.16

Unterm Strich will ich als Fazit sagen, dass man sich mit der neuen Gegenüberstellung zwischen Ost und West wohl arrangieren muss. 2014 und 2015 gab es wohl noch eher Möglichkeiten, mit Russland wieder näher zusammenzukommen, was jetzt wieder weniger möglich scheint. Immerhin auf der wirtschaftlichen Ebene bleiben eine Reihe von Kooperationen erhalten und damit meine ich nicht nur diese zwischen BASF und Gazprom für Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipelines.

In echten Auseinandersetzungen hat Russland neben einem grossen Militär, Geheimdiensten und durchaus ausgefuchsten Strategien in der Desinformation aber eher schlechte Karten, sein riesiges Territorium wirklich zu erhalten. Russlands einzige Vorteile sind, dass Moskau wenigstens in seiner näheren Umgebung seine Bevölkerung im eisernen Griff halten kann und dass das Militär wohl durchaus einsatzfähig ist.

Europa sollte sich an diesem Thema eigentlich gar nicht allzusehr aufreiben, sondern sich endlich mal auf seine Stärken berufen, anstatt sich andauernd selber zu zerreiben. Europa braucht keine weitere Selbstschwächung, sondern endlich eine zukunftsfähige Neuorganisation seines Finanzsystems, damit endlich wieder Prosperität und Wohlstand Einzug halten. Auf gar keinen Fall braucht es einen EU-(Quasi-)Kommunismus oder einen deutschen Buntsozialismus, sondern soviel Markt- und sowenig Plan- und Kartellwirtschaft wie irgend möglich. Und bezüglich des Euros braucht es spätestens im nächsten Halbjahr eine Lösung, die ohne Draghi und seine EZB-Kollegen auskommen sollte.


[1] Putins hybrider Grossangriff zur Bundestagswahl 2017, BILD, 2016-12-09
http://www.bild.de/politik/inland/wladimir-putin/propaganda-putin2sexmobs-49205588.bild.html
[2] Gustav Gressel beim ECFR:
http://www.ecfr.eu/profile/C346

Sort:  

Angst vor Russland und Russische Agenten?!

Ich mache mir eher sorgen um die Amis und Engländer die ihre Agenten seit über 70 Jahren hier im Land haben und die Machtverhältnisse kontrollieren!

Und Russland ist garantiert nicht der Feind! man will Russland zu einen machen, das hat Russland aber immer gekonnt abgewehrt!

Es geht doch nur darum das Russland sich nicht wieder wie damals mit Deutschland verbündet, dann würde es nämlich für den Rest der Welt schlecht aussehen und die Hochfinanz hätte die Kontrolle nicht mehr über Europa!

Danke für den Kommentar. Ich versuche in meiner langen Antwort auf deine Punkte einzugehen. Strategisches Denken ist nicht mein Beruf, aber etwas, was ich gerne gut können möchte, ich übe das hier auch.

Für mich ist wichtig, dass Deutschland sich souverän als wirtschaftliche Macht ohne imperiale Ansprüche präsentiert. Für diese und die militärische Strategie (mit vielen Längen, u.a. Libyen war katastrophal und ist bei weitem nicht nur auf dem US-Mist gewachsen, Sarko war wohl der grösste Trommler für diesen Krieg) ist in der EU vor allem Frankreich zuständig.

Natürlich sollte man sich um die angelsächsischen Aktivitäten und Umtriebe sorgen. Die Deutschen sollten diesbezüglich ihre eigenen Werte und Interessen definieren, diese hochhalten und alle, die dagegen arbeiten, mit dieser Tatsache konfrontieren. Aus meiner (bescheidenen) Sicht wäre für Deutschland das Heil nicht in einem neuen Bündnis zu sehen, sondern in einer souveränen Stellung als mitteleuropäische, klar freiheitlich eingestellte Macht, die weltweit kooperiert und dies mit einer grossen Offenheit (nicht mit umfangreicher Geheimdiplomatie) tut, quasi als erstrebenswertes Vorbild. Auch die ehemaligen Länder des Warschauer Paktes kooperieren gerne mit Deutschland, haben aber aufgrund der Vergangenheit durchaus nicht nur Freundschaft für Moskau übrig. Momentan steht die EU nicht auf starken Füssen. Sie muss sich irgendwie konsolidieren, wahrscheinlich wird sie dies anders tun, als ich gerne hätte, aber sie ist dazu gezwungen. Ein Gegner in Moskau kann dafür eventuell herhalten, um die Reihen besser zu schliessen. Ich hätte lieber, man würde sich in Brüssel auf die Themen Wirtschaft und Verteidigung reduzieren und Politik und Finanzsystem wieder weitestgehend dezentralisieren. Aber in Brüssel gibt es nicht wenige (ehemalige) Kommunisten und überzeugte Sozialisten, die vom gütigen grossen Staat träumen.

Nun zu Russland. Moskaus Strategie ist nicht überall offensichtlich. Eindeutig ist, dass sich Russland in (fast) allen ehemaligen Ländern der UdSSR und teilweise auch des Warschauer Paktes Einflussagenten erhält. Dabei wird meist Zwecks grösserer Unübersichtlichkeit im Gegensatz zum Westen mit einzelnen Personen und weniger mit Organisationen gearbeitet.

Russland hat momentan selber einige Probleme:

  1. Das Land ist riesig, bei sehr dünner Besiedelung. Im fernen Sibirien ist der Einfluss Moskaus schwach und es ist nicht klar, wie lange sich Russland gegen China behaupten kann. Ob Russland in einem europäischen Bündnis seine Position gegenüber China stärken würde, weiss ich nicht wirklich, aber ich könnte es mir vorstellen. Aber dafür müsste Moskau wesentliche
  2. Bezüglich des wirtschaftlichen Systems ist Russland leider immer noch bei weitem nicht dort, wo es sein könnte. Bis die Reste der alten Sowjetorganisation überwunden sind, dürfte es noch dauern. Wichtigster Indikator dafür: Das Unternehmertum, also Kleinbetriebe, hat es schwer, die Gesetzgebung ist sehr kompliziert und hilft deswegen mehr der Korruption und den Funktionären als den Gewerblern, die in wirtschaftlich erfolgreichen Ländern wie etwa Deutschland, die Schweiz und Liechtenstein viel besser entwickelte Rechte haben und deswegen auch einen grossen Teil der Wirtschaftsleistung ausmachen.
    Gemäss dem Libertären und früheren Wirtschaftsberater des Gorbatschow-Regimes Yuri Maltsev betrug die produktive Wirtschaftsleistung der UdSSR in den 1980ern ca. 5 % der USA bei fast gleich viel Bevölkerung. Maltsev steht natürlich in klarer Opposition gegen sozialistische Regimes, aber wenn ich so etwas höre oder lese, werde ich durchaus hellhörig. Auch der Term Mafia-Staat, der gerne für die UdSSR gebraucht wurde, scheint nicht irgendwoher zu stammen, sondern ziemlich berechtigt zu sein. Schwarzmärkte haben dieses Gebilde zu einem nicht unwesentlichen Teil zusammengehalten. Wenn es in einem Land normal ist, dass viele Geschäfte illegal gemacht werden und nur zwischendurch zufällig mal Leute je nach funktionärsbezogenem Gut-/Schlechtdünken bestraft werden, ist das schlecht. Weil damit nicht die Ehrlichen, sondern die Unehrlichen und die Wendehälse belohnt werden.
    Würden der produktiven Wirtschaftsleistung in Russland bessere Bedingungen gewährt, wäre auch der Funktionärsstaat in seinem Einfluss etwas zurückgedrängt worden. Dies müsste nicht in einer Verwestlichung enden, aber würde es erlauben, endlich in gewissen Gebieten weltweit konkurrenzfähige Produkte zu produzieren. Die weltweite Integration Russlands würde davon wesentlich profitieren. Wissenschafter gab es in Russland stets talentierte, aber die Symbiose mit produktiver wirtschaftlicher Tätigkeit hat man dort noch nicht hinbekommen.
  3. Ich habe nicht das Gefühl, dass es für den Rest der Welt schlecht aussehen muss, wenn Deutschland ein gutes Verhältnis zu Russland unterhält.
  4. Es ist für mich nicht einfach einzuschätzen, ob sich Moskau aktuell als Gegner Europas identifiziert. Aber militärisch-strategisch sollte man die Russen nicht unterschätzen. Dass sie in Europa ein Paar schädliche Operationen durchführen, ist ihnen auch zuzutrauen. Wenn Europa für ihre Leute noch die Grenzen aufmacht, dürfte die Versuchung auch nicht unwesentlich sein.
  5. Es gibt den Begriff "Russische Propaganda". Und was der beinhaltet, ist auch nicht einfach zu verstehen. Wer hierzulande Leute nach Meinungen zu diesem Ausdruck befragt, wird eine ganz schöne Vielfalt an Antworten ernten.

Alles was über Fake News wissen muss.

Die Lüge, eines der beiliebten Stil(losigkeits)mittel der Politik!

Coin Marketplace

STEEM 0.16
TRX 0.13
JST 0.027
BTC 57642.15
ETH 2578.06
USDT 1.00
SBD 2.49