Feldwegerfahrene Fahrradreifen türmen sich hinter mir Haufen. Vor mir ein portabler schwarz lackierter Kugelgrill mit Henkeln zu beiden Seiten, der nicht mehr ganz so portabel zu sein scheint. Tragen kann man ihn noch rollen allerdings nicht mehr. Da wo einst ein Rad sein wollte, herrscht jetzt etwas, das jede Wasserwaage und den damit verbundenen tüchtigen Handwerker ins Unglück stürzen würde.

Das Rad liegt auf dem Gitter. Zusammen mit den Habseligkeiten, die mir nach meinen Reisen und auf meiner Reise noch geblieben sind. Turmbräu Weizen in der Dose. Ungeöffnet. Eine Krawatte die einem Theaterfundus zu entstammen scheint, ja eine von denen die aussieht als ob sie nach einem in Öl auf Leinen gemalten Stillleben nachempfunden und auch so bedruckt wurde. Natürlich mit Küchenzeile und Kartoffelschale. Und meinem Trinkbecher ohne Deckel samt Zahnbürste die ich soeben bei einem zur Bibliothek eilenden Studienkollegen abgeholt hatte.

Aus dem Kellerfenster, das meine einzige Verbindung zur Außenwelt darstellt und durch die sich die Tageszeit bestimmen lässt, höre ich Stimmen. Fetzen einer Konfrontation. Es geht um Jacken und Verspätungen. Beides Sachen die nicht zur Sommerzeit passen. Im Sommer da gibt es nur den richtigen Augenblick und Jacken brauch man nicht. Besonderlich interessiert hat mich das Gespräch nicht. Immerhin bin ich gerade beschäftigt die Geschehnisse der letzten Tage aufzuschreiben. Ne Jacke könnte ich sogar gebrauchen. Im Keller ist’s frisch.

Müsste ich hier im Keller sitzen? Nein eigentlich nicht. Schreiben kann ich auch ganz gut draußen am Rhein, da wo's warm ist und die Lebensfreude lacht. Doch ergebe das nicht so ein melodramatisches Gesamtkunstwerk in dem meine Gedanken so schön schwelgen könnten.

Außerdem werde ich abgelenkt. Wenns einem gut geht, genießt man die Zeit. Dann doch lieber der nach Keller riechende Keller. Hier genießt man die Zeit auch, nur anders.

Habe ich keine Freunde? Doch eigentlich schon. Ne Menge sogar. Nur 2 Stöcke über mir sogar, und am anderen Ende der Welt. Warum ich dann hiersitze? Na weil es mir gefällt.

Genausogut könnte ich einen festen Wohnsitz haben oder wenigstens meine Bräune erweitern im dem 3000qm² großen Garten meiner Eltern. Doch da fehlt mir der Rausch. Der Rausch der aktiven Ungewissheit. Nein nicht die Ungewissheit. Den Rausch der Gewissheit keine Ungewissheit zu brauchen, da das Gehirn auf Hochtouren rattert, um diese divers komplexe Situation zu berechnen und mögliche Lösungsansätze zu finden.

Eine Rechnung mit vielen unbekannten Variablen. Unbekannt deshalb weil die Variablen Menschen sind und Menschen sind nicht berechenbar. So wie die Wurzel von 0. Es sei denn man studiert Mathe dann geht das natürlich. Ich studiere allerdings kein Mathe. Um ehrlich zu sein studiere ich überhaupt nichts, außer den Boden unter meinem Gesäß und das wie es sich anfühlt ein paar Zeilen in nem Keller zu schreiben.

Wie es wohl mit dem Kellerkind weitergeht? Folge @rootingrobert für Teil 2