Kurzer Textauszug , diese Aufsatzes der uns zu denken geben müsste in welche Welt wir rein wandeln .

in #deutsch6 years ago

 NEO-MENSCHIN, DEIN FEENREICH KOMME! 

 JOHANNES REICH /AXENIA SCHÄFER 

 Das Patriarchat ist tot! Es lebe das Matriarchat? Nein, denn wir haben uns bereits unserem neuen Dasein im Neraidarchat zugewendet – der magischen Herrschaft der lieben, guten Feen. Das wird leider auch nicht lustig, denn diese Herrschaft vernichtet das Individuum und dessen freie Seele mit Zauberformeln und totaler Kontrolle. 

Die gute Fee entmündigt jedoch nicht nur das Individuum, sondern auch die Vernunft, wenn Zentralbanken und Regierungen als weltumspannendes Kartell, angeblich zur Verteidigung des Guten, immer gigantischere Schuldengebirge über den existierenden Schulden-Himalaya schütten, als habe die Bibel nie vom Turmbau zu Babel berichtet. Das wird natürlich nicht gutgehen. Wenn fehlbare und sehr fehlerhafte Institutionen sich hinter einem Unfehlbarkeitsdogma verschanzen, anstatt sich ihrer Fehlbarkeit mutig zu stellen, müssen die Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Scheins immer irrer und immer rigider und zunehmend tabugeschwängert werden, kaschiert von magischen Kryptoformeln eines Moralmärchens. Von der Abschaffung des Bargeldes ist dann die Rede, zur Beseitigung des Verbrechens. Von der Abschaffung des Zinses und des Marktes zur endgültigen Überwindung von Ungerechtigkeit, Armut, Globalisierungsexzessen, Spekulation und Krieg. 

Die Mächtigen, ihre Herolde und Hofschranzen suhlen sich gefährlich moraltrunken in  der Vorstellung des ständigen Erschaffens von Wert aus dem Nichts, indem man am Gegenteil arbeitet, an der Versenkung aller Werte im Nichts. Das Geldsystem steht so kurz vor seiner Vernichtung.  

 Zur gleichen Zeit fummelt die Menschheit sehenden Auges daran, ihre gesamte Schaffenskraft (auch jene schöpferischer Natur), ihr Denken, Fühlen, Handeln, ihr Lieben, ihre Geburt, ihr Leben und Sterben vollständig Maschinen und Algorithmen zu überantworten und mittels Automation und Künstlicher Intelligenz schließlich überflüssig zu machen

Menschenleere Autofabriken und die Vorstellungen vom sogenannten autonomen Fahren (der handlungsbeschnittene Verkehrsteilnehmer ist allerdings das Gegenteil von autonom) sind nur Sinnbilder dafür. 

Die hacker- wie stasi- und trollfabrikfreien Heilslehren der Vernetzung von allen mit allem, der kompletten, multidimensionalen, permanenten Verknüpfung der in immer neuen Kaskaden produzierten Daten, Metadaten und deren Derivaten, lassen erahnen, wohin die Reise gehen soll. Bedrückend ist die Vorstellung von einer beliebig steuerbaren Bevölkerung, die final nur noch aus blinden Datenlieferanten besteht, für die nicht existiert, was nicht in Google, YouTube, Amazon oder Wikipedia auftaucht (diese Namen stehen nur als Platzhaltersie können morgen schon ersetzt sein von Namen wie Alibaba, Tencent, Baidu oder Toutiao). Es herrscht die Datenfee, die alles besser und vorher weiß und hilft und ordnend eingreift, wenn die dummen Menschen nicht vorankommen

So blüht der Wunderglaube an die Unverletzlichkeit der individuellen Freiheit, weil man vermeintlich wählen, prüfen, mitmachen und sich bei Bedarf sogar entziehen kann. Sollte der Begriff der Freiheit einmal eine Bedeutung gehabt haben, geht diese jedoch gerade verloren .

 Drei der Forderungen (oder sollen wir sie Prophezeiungen nennen?) von Valerie Solanas, so könnte man behaupten, sind (oder haben sich) also bereits fast erfüllt.

 Dass die vierte Forderung der Terror-Feministin die Zerstörung des männlichen Geschlechts war, verdient als Ziel und Endpunkt der ersten drei ebenfalls Erwähnung. Denn es drängt sich die Frage auf, wie seherisch Solanas auch in diesem Punkt war.  Ist diese Forderung womöglich fast ebenso erfüllt, wie ihre anderen drei? Ist sie obsolet geworden oder wird sie es bald? Gibt es das männliche Geschlecht überhaupt noch, gab es dieses je im Gender-Zeitalter? Ein ausgesprochen interessanter Punkt bei Solanas (und nicht ausschließlich bei ihr): Sie argumentiert – im Unterschied zu vielen (aber nicht allen) ihrer späteren, epigonalen Schlachtruferinnen – biologistisch-genetisch. 

Für sie ist der Mann minderwertiges Leben, weil er einen genetischen Defekt hat. Er ist eine verkrüppelte Frau, die es deswegen auszumerzen gilt.  Diese Begründung, dieser – sagen wir – Denkansatz des Feminismus hat allerdings überhaupt nichts mit dem heute herrschenden Gender-Postulat und Gender-Zeitgeist zu tun. 

Die radikalistische Begründung von Solanas steht geradezu in Opposition zur real existierenden Gender-Dogmatik, konträr zur real existierenden Gender-Mainstreaming-Politik. Letztere definiert das Geschlecht nämlich bekanntlich ziemlich öde anthropozentrisch als mehr oder minder gesellschaftlich bewusste Rollenzuschreibung. Sie negiert oder marginalisiert das biologische Element des Geschlechts. Damit verwischt diese Dogmatik bewusst Unterschiede und übt sich paradoxerweise in antimaterialistischer Begriffsdialektik. 

Dies erscheint politisch konsequent, wenn Gleichheit das Ziel ist – Gleichheit verstanden als Unterschiedslosigkeit. Zwischen den Geschlechtern und den ungeniert instrumentalisierten vielen Varianten von Zwischengeschlechtern gibt es nach dieser Lehre keine Unterschiede. Falls es Unterschiede gibt, dann sind sie anerzogen, aufgedrängt, aufgezwängt – also Ergebnis herrschender Macht- und Gewaltverhältnisse, die es zu beseitigen gilt. Das aber heißt: Es gibt in Wahrheit gar keine Männer und Frauen, sondern nur Macht, Ohnmacht und Rolle. Diejenigen, die das nicht glauben, sind noch altertümlich, unwissend, rollenverhaftet, falsch sozialisiert, vor- oder konterrevolutionär, reaktionär und können, nein müssen eines Besseren belehrt, umerzogen werden, wobei nur konsequent genug vorzugehen ist.  

Deswegen werden Gedichte, in denen vermeintlich Männer nicht auf Ziegen, sondern auf Frauen starren, überpinselt. Deswegen werden Koalitionsvereinbarungen sprachlich durchgegendert, bis geheult wird. Deswegen werden Gemälde in Museen oder Galerien abgehängt. Deswegen wird Shakespeare unspielbar, werden Max Frisch, Philip Roth oder Haruki Murakami unlesbar. Deswegen werden nicht nur Otfried Preußlers kleines Gespenst »ethnisch«, sondern auch sein kleiner  

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