Ein Abstecher auf den Seinskopf im Karwendel
Die Berge haben mich in den letzten Wochen immer lauter gerufen! Das lasse ich mir natürlich nicht zwei mal sagen und bin losgezogen.
Ohne genaues Ziel, einfach wie immer: der Weg ist das Ziel!
Wo die "richtigen" Berge in Deutschland sind, weiß ich auch ohne Navi. Gelandet bin ich im Karwendel. Soweit ich mich erinnern kann, war ich noch nie in diesem Gebirge, obwohl ich immer wieder positives von dieser Gegend gehört habe.
Eine Woche war geplant für meinen alpinen Ausflug. Im Nachhinein war das auch eine sehr gut angestrebte Zeit, denn ich hatte vier Tage Gewitter und nur zwei Tage einigermaßen gutes Bergwetter. Das habe ich natürlich gleich genutzt und habe mir einen kleinen Berg für eine angenehmen Tour ausgesucht:
Der Seinskopf
Startpunkt: Krün, 960m
Höhe Seinskopf: 1961m
Gesamtlänge Wanderung: 12,9km
Wanderweg: 357 (Anstieg) und 367 (Abstieg)
Einkehrmöglichkeit auf dem Weg: keine
Gesamtdauer mit Pausen: 7 Stunden
Für diejenigen von euch, die schon auf Facebook und Steemit mitgerätselt haben, wie lange ich bis zum Gipfel gebraucht habe: es waren gemütliche 3 Stunden rauf und 3 Stunden wieder runter, da ich auf dem Rückweg einen längeren Weg genommen habe.
Ich habe euch breites in dem Blog-Artikel über die La Maroma-Tour in Südspanien erzählt, dass ich auf wirklich jeder Bergtour in der ersten Stunde zu kämpfen habe. So hat es sich also auch auf dem Seinskopf zugetragen. Der erste Kilometer war aber auch wirklich steil.
Dafür ist der Weg zum Seinskopf wirklich schön angelegt, anfangs sogar fein geschottert und mit Stufen befestigt. Insgesamt ist das ganze Wandergebiet ab Krün ziemlich gut beschildert und somit ein Wanderparadies auch für weniger erfahrene Naturliebhaber.
Erst ab diesem Tarnhäuschen gehts es ein bisschen weniger Steil aufi - die perfekte Möglichkeit erst einmal durchzuschauen und den Organismus an die geforderte Strapazen zu gewöhnen. In dieser besagten ersten Stunde habe ich stets vollsten Respekt vor der Höchstleistung, die mein Herz und Kreislauf da ganz offensichtlich vollbringen muss.
Anscheinend habe ich ein Talent dafür mir nicht so beliebte Wanderungen auszusuchen oder ich erwische immer die richtigen Tage. Auf der gesamten Wanderung habe ich nur 12 Menschen getroffen. Fünf davon direkt am Anfang. Diese Jungs aus dem hessischen haben mich eine Weile verfolgt und am laufenden Band über die Arbeit gesprochen. Ich habe sie dann lieber ziehen lassen, bevor ich mich von diesem Virus noch anstecken lasse. Ich hoffe sie haben auf ihrer Tour noch mehr Ruhe gefunden. Das ist zumindest eines der Hauptgründe, warum ich gerne am Berg bin: Ruhe.
Bei einer Bergtour ist der erste Aufstieg durch den Wald für mich immer so lange anstrengend, bis ich für die Mühen mit dem ersten Ausblick belohnt werde.
Dieser Moment, an dem du auf einer Tour das erste Mal einen schönen Ausblick siehst: unbezahlbar.
Nach etwa 1,5 Stunden Marsch wird der Weg immer steiniger und geht bald in ein Schotterweg über. Bergauf ist das nicht mein Lieblingsbodenbeschaffenheit, aber was solls? Lange dauert es ohnehin nicht, bis der Weg wieder angenehmer wird und in einen Pfad übergeht.
Viel anstrengender als den Schotter habe ich ohnehin das ständige Grundrauschen der Autobahn empfunden. Leider bin ich in dieser Beziehung sehr empfindlich und nehme solche Geräusche verstärkt wahr. Wirklich laut ist es nicht, aber eben ständig da, das kann zumindest mir das geniale Bergerlebnis etwas schmälern. Wenn du da auch empfindlich bist, solltest du eine Tour etwas weiter in den Bergen bevorzugen, dann kann höchstens noch der Fluglärm stören.
An der Kreuzung Felsenhüttl solltest du dich nicht täuschen lassen. Zum Seinskopf gehts nach rechts. Da hat sich wohl das Wetter oder ein Wanderer der gelben Tafel ermächtigt. Selbstverständlich habe ich diese fehlende Information bereits an die entsprechenden Stellen weitergegeben.
Bei guter Tourenvorbereitung ist es glasklar, dass du hier nach rechts musst. Eine fehlende Markierung ist aber nicht immer so easy zu erraten und kann in den Bergen schnell gefährlich werden.
Bei meiner Tour auf den La Maroma habe ich es das erste Mal erlebt: diesen Moment, wenn du weißt nach der nächsten Kuppe siehst du das weite Meer vom Berg aus. Das war schone in gigantisches Erlebnis. Doch auch ohne Meer ist es immer wieder genial hinter einer Kuppe ein neues Panorama zur erblicken. Hier der Blick auf ein Teil der Soierngruppe:
Gerne hätte ich eine ausgedehntere Tour bis zum Soiernhaus und zur Soiernspitze geplant. Doch schon am Vorabend war mir klar, dass ich das bei der aktuellen Wetterlage nicht wagen möchte und ich sollte Recht behalten. Während meinem Aufstieg zogen schon mehr und mehr dicke Wolken auf, die sich immer mehr auftürmten. Sie entluden sich zwar nicht während meiner Wanderung und meines Erachtens nach auch nicht als ich wieder im Tal war, aber am Berg gilt immer: Safety first. Wenn ich mir nicht sicher bin mit dem Wetter, dann mache ich lieber eine kürzere Tour und kann damit nicht so viel falsch machen.
Am Gipfel habe ich später eine Dame getroffen, die davon berichtet hat, wie sie mit ihrer Tochter mal am Berg in ein Gewitter gekommen ist. Sie erzählte, dass der Tochter buchstäblich die Haare zu Berge standen von der Spannung in der Luft! Das möchte ich wahrlich nicht erleben!
Wobei die meisten Unfälle bei Gewitter in den Bergen tatsächlich nicht vom Gewitter selbst entstehen, sondern eher von der Panik, die sich unter den Wanderern und Bergsteigern verbreitet. Sobald es donnert und blitzt entsteht Hektik und schnell ist der Fuß verknackst oder gar ein Sturz passiert.
Dieses Schneefeld war nur etwa 30 Meter breit und konnte locker umgangen werden. Tatsächlich ist bis in den Sommer in Höhenlagen mit Schneefeldern zu rechnen, die nicht immer ungefährlich sind. Auf dem Weg zur Soiernspitze musste an dem Tag meiner Wanderung jemanden von der Bergrettung aus einem eingebrochenen Schneefeld befreit werden.
Also Schneefelder besser nur queren, wenn du dir sicher bist, dass der Schnee dich hält. Ansonsten wenn möglich lieber umgehen oder im Zweifelsfall umkehren!
Dann genieße ich lieber ein wenig mehr die Aussicht auf den Walchensee, wandere gemütlich nur eine kürzere Bergtour und bin in Sicherheit.
Am Seinskopf bin ich also am Ziel, auch wenn es kein klassischer Gipfel mit Gipfelkreuz ist, dafür muss man noch einmal 20 Minuten weiter bis zum Signalkopf. Nach drei Stunden Anstieg werde ich aber schon hier mit einem grandiosen Ausblick auf die Karwendelgruppe belohnt.
Fantastisch! Der Weg hat sich gelohnt!
Am "Gipfel" habe ich mich nun mit leckeren Broten gestärkt. Hoch heroben und nach erledigter Arbeit schmeckt einfach jedes Vesper wie eine Sternemahlzeit, das ist immer wieder bewundernswert.
Am Abstieg habe ich mich ab dem Felsenhüttel für eine andere Route als beim Anstieg entschieden. Wenn meine Zeit und Kondition es zulässt mag ich es lieber einen Rundkurs zu gehen. Dafür darf die Route dann gut und gerne auch um einiges länger werden.
So ist es auch hier der Fall. Ich habe für den Abstieg eine längere Route gewählt, die trotz er Warnung "nur für geübte" anfangs auch wirklich schön und einfach zu gehen war. Tatsächlich stellte ich später fest, dass der Herzogsteig gar nicht Teil meiner Route und ohnehin geschlossen war. Dementsprechend ist der von mir gewählte Weg über den Schöttelgraben (Wanderweg 367) eher blau als rot zu bewerten.
Leider wurde ich nur kurz belohnt. Der süße schmale Waldweg änderte sich schnell in einen breiten, lehmigen, nicht so idyllischen und ziemlich steilen Forstweg. Aber man kann ja nicht alles haben =)
Zum Auslaufen war es aber am Ende gar nicht schlecht. Die letzten Meter trifft man auf einen wirklich gut präparierten Forstweg - der Zubringer zum Soiernhaus vermutlich.
Alles in allem hatte ich wieder einmal eine grandiose Bergtour, diesmal ohne Pleiten, Pech und Pannen. So darf das immer sein!
KARWENDEL ich komme auf jeden Fall wieder!
Wenn du auch mal eine Bergtour machen magst, dich aber alleine nicht traust, dann nimm mich einfach mit: So gehts!
Diesen Beitrag habe ich zuerst auf meinem Blog rebeccaontheroof.com veröffentlicht.
Rebecca, bei dem schönen Artikel blieb mir nichst anderes übrig, als dich on the roof zu voten. :)
Einfach herrlich die Landschaft. Die Ruhe beim Wandern ist auch für mich das muss. Ohne Kopfhörer ohne Begleitung einfach mit sich selbst zur Ruhe kommen.
Gruß Viktor
Ich glaube, da muss ich auch mal hoch, auf den Schweinskopf... ops, ich meine Seinskopf! 😃
Karwendel kenne ich nur vom Namen her, Zeit, dass ich unser Womo mal in die Richtung steuere.
Einen tollen Sonntag Abend und eine gute neue Woche wünsche ich Dir!
Das hört sich nach einer tollen Wanderung an! Wie du ja weisst, sind auch wir Bergliebhaber und bevorzugen die einsamen Wanderwege. Diese Route wird definitiv vermerkt und gespeichert :)
Der grandiosen Ausblick auf die Karwendelgruppe hast du toll eingefangen! Dieser Ausblick ist einfach unbezahlbar!
Toller, umfangreicher Artikel 👍
Mir gefallen die Bilder richtig gut.
Liebe Grüße Cynthia 😊
Schöner Bericht einer schönen Wanderung :)
Ich hoffe ich komme auch bald mal wieder raus auf einen Berg!
Vielen Dank für die tolle Beschreibung. Diesen Berg hab ich mir jetzt auch mal vorgemerkt. 🙂
Echt schöne Bilder, danke. Die Natur ist wirklich einzigartig und unbeschreiblich schön :-). Sonnige Grüsse aus Bali
Die Hobbit Huette ist ja toll, die Natur natürlich auch :)
Liebe Rebecca, danke für Deine tolle Karwendel - Erfahrung. Ich hatte ja mal einen kleinen Aufruf gestartet zu einer Liebeserklärung an die Heimat, um mir die Auswahl meines Urlaubszieles in Deutschland zu erleichtern. Mittlerweile brauchte ich so 4 Wochen Urlaub, um die ganzen heißen Tipps zu befolgen. :-)))