Bitcoin.de verrät Nutzerdaten ohne richterlichen Beschluss !

in #deutsch7 years ago

Kürzlich bin ich auf Netzwelt über folgenden Artikel gestolpert, der mir schon einiges zu Denken gegeben hat: https://netzpolitik.org/2017/bitcoin-de-gibt-nutzerdaten-an-polizei-weiter-auch-ohne-richterlichen-beschluss/

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Nicht, dass ich weniger von den aktuellen Maasnahmen (sic!) erwartet habe, dennoch ist Gewissheit immer eine andere Ebene als eine Vermutung. Ein Facebook-Bekannter von mir Michael Ladwig ging nun noch einen Schritt weiter und veröffentlichte heute eine auf den Artikel folgende Korrespondenz, die jeder der bitcoin.de nutzt, einmal lesen sollte und seine Schlussfolgerungen daraus ziehen sollte.

Hier die Anfrage:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin seit 2013 Kunde Ihres Unternehmens und mit dem Service immer zufrieden gewesen, obwohl mich seit jeher Vorahnungen beschlichen haben, dass sie als einzige deutsche bitcoin-Börse ein Agreement mit deutschen Behörden haben oder haben könnten, damit sie überhaupt diese begehrte Lizenz erhalten konnten. Aber das waren alles nur diffuse Vorstellungen und ich tröstete mich mit dem gewonnenen Eindruck von Professionalität, die Ihr Geschäftsführer Oliver Flaskämper bei mir hinterlassen hat.

Heute lese ich ein Artikel auf dem Blog netzpolitik, der meine anlasslosen Vorahnungen zu bestätigen scheint.

Deshalb meine Frage an Sie, stimmt es, was netzpolitik (Markus Reuter) unter u.g. Link publiziert hat? Haben Sie ohne Herausgabeanspruch seitens der Polizei Kundendaten an staatliche Behörden herausgegeben?

Link: https://netzpolitik.org/…/bitcoin-de-gibt-nutzerdaten-an-p…/

Ich frage das hier nicht nur als Kunde, der sehr auf seine Privatsphäre achtet, sondern auch als in der Kryptoszene vernetzter Aktivist.

Für eine baldige Antwort wäre ich Ihnen verbunden und verbleibe einstweilen

mit freundlichen Grüßen
M.L.

Die Antwort erfolgte heute:

Hallo Michael,

ja es stimmt das Daten an anfragende Ermittlungsbehörden auch ohne richterlichen Beschluss herausgeben.

Aus mehreren Gründen:

Allen Anfragen die wir bisher bekommen haben lagen konkrete Straftaten zu Grunde. Wir möchten nicht den Eindruck erwecken Straftaten zu fördern bzw. Straftäter zu schützen. Deine Vorahnung gibt Dir sicherlich in soweit Recht als das es Bitcoin.de sonst vermutlich schon lange nicht mehr gäbe. Und ja, wir haben ein - zugegeben nicht ganz uneigennütziges - Interesse, dass es auch weiterhin die Möglichkeit gibt bei einer Deutschen Plattform Bitcoins zu handeln.

Es kann nicht unsere Aufgabe sein in jedem Einzelfall die Entscheidung zu treffen, ob es nur der Kunde ist der sich sein Gras im Darknet kauft oder gerade Leib und Leben gefährdet ist, weil Jemand entführt wurde und Bitcoins als Lösegeld gefordert werden. Alle diese Sachen passieren aber. Pauschal alle Auskünfte zu verweigern und auf richterliche Beschlüsse zu warten entspricht zum einen nicht unserer Einstellung in Bezug auf das Verantwortungsbewusstsein Deutscher Ermittlungsbehörden, noch wollen wir die Verantwortung dafür tragen, wenn Auskünfte aufgrund unserer Verweigerung vielleicht einmal zu spät erteilt werden und das im schlimmsten Fall Menschenleben kostet.

Wir sind eine P2P-Plattform und sind auch dem Schutz unbescholtener Kunden verpflichtet, die keine Straftaten begehen. Diese Kunden möchten nicht in Verbindung mit Straftaten kommen, was aber automatisch passiert wenn diese mit kriminellen Kunden Bitcoins handeln. In der Vergangenheit ist es aber schon häufig passiert, dass unbescholtene Kunden von der Staatsanwaltschaft und Ermittlungsbehörden behelligt werden, weil diese mit Betrügern Bitcoins gehandelt haben. Unser Forum ist voll von solchen Fällen.

Es ist also alles nicht schwarz oder weiß, sondern es gibt immer zwei Seiten der Medaille.

Viele Grüße,
Oliver

Ich denke diese (öffentlich verfügbare und veröffentlichte) Korrespondenz ist ein wichtiges Puzzleteil für zukünftige Entscheidungen. Auch ich war (ja ... Vergangenheit) ein bitcoin.de Nutzer, prüfe nun allerdings Alternativen. Ich sehe in der Antwort einen schwachen Versuch eine riesengroße Sauerei herunterzuspielen. "Zur Vereitelung von Straftaten", daß ich nicht lache. Ich kenne den ein oder anderen Richter, und wenn es um Leib und Leben geht, dann können auch diese SEHR schnell werden und entsprechende Entscheidungen und Verfügungen bzw. Beschlüsse erlassen.

Willkommen im nächsten Kapitel des Überwachungsstaates

Danke fürs Lesen,

Euer @pollux.one

Sort:  

Danke für den Bericht! Ich hoffe, es werden viele diese Vorgehensweise verurteilen und ihr BTC-Guthaben auf ein anderes Wallet umschichten! Ich habe es zumindest getan!

Und wo willst du sonst kaufen? Dort liegen lassen habe ich meine Bitcoin noch nie.
Deswegen mein Tip ist immer noch Zcash.
Wenn man dann eine Transaktion macht kann einem auch schnell mal ein Fehler unterlaufen.
Ich mach die nächsten Tage meine erste Z-addresse zu Z-adressee-transaktion.
Nur um zu schauen was passiert. Eventuell gehen dabei meine Zcash drauf und ich hab es einfach verloren.
Super Bitcoin.de, das in Deutschland schon Unschuldige verfolgt werden seht ihr dabei nicht.
Wahrscheinlich seit ihr sogar noch der Meinung das ich jetzt nichtmal eine Beleidigung aussprechen darf.
Das was ihr gemacht habt ist Verrat.
Das eigentliche "Böse" sind leider die Befehlsempfänger.
Das sind Menschen die denken das Sie das richtige tun nur weil es Ihnen Einer befehlt.
Es wurde im Milgramexperiment nachgewiesen das 60% der normalen Menschen unter Befehlen Aktionen ausführen die Sie sonst nicht machen würden.
Ihr könnt euch auch mit Zeitungsartikeln beschäftigen die dieses grausame Bild versuchen zu beschönigen. Dadurch ist es noch grausamer.

Ich habe jetzt alles auf mein Exodus-Wallet umgeschichtet und bin auch eher jemand, der Litecoin hortet. Ich kaufe häufig auf Litebit.eu (das soll keine Werbung sein, aber die sind auf jeden Fall seriös). Das Milgram-Experiment ist ein guter Vergleich zu dem, was bitcoin.de sich hier geleistet hat...

Kauf dir den Trezor oder Ledger nano s.
Danke für den Hinweis mit Litebit.eu

Ich denke immer noch, wer BTC zur Geldwäsche oder für Straftaten verwendet hat BTC nicht verstanden. Den Behörden den Weg so einfach zu machen ist das eigentliche Problem.

Danke für den Artikel @pollux.one - wichtig, so etwas publik zu machen!

Es ist mir sowas von zuwider, wenn Firmen unterwürfig in vorauseilendem Gehorsam handeln, statt zunächst zu versuchen, die Daten Ihrer Kunden zu schützen, solange kein richterlicher Beschluss vorliegt (denn solange sollte auch der Grundsatz "Im Zweifel für den 'Angeklagten'!" gelten).
(Erschreckend finde ich abgesehen davon auch die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler in einer offiziellen Antwort von bitcoin.de, z. B. das -> dass etc.)

Leider ist das für mich ein weiterer Grund, meine Kryptos keinen deutschen Börsen, Debit-Kartenherstellern etc. anzuvertrauen. Wenn die Firmen in Hong Kong oder Singapur sitzen, ist die Wahrscheinlichkeit wenigstens etwas größer, dass sich deutsche Behörden die Zähne ausbeißen, wenn sie ohne hinreichend gute Begründung die Herausgabe von Daten verlangen.

Danke für die Antwort. "Vorauseilender Gehorsam" ist der tatsächlich passendste Begriff dafür. Den meisten Neu-Nutzern wird das leider wahrscheinlich wurscht sein. Ich fand die Info wichtig genug sie auf die Blockchain zu tackern.

Du hast Recht, dass es leider vielen egal sein wird. Um wenigstens ein bisschen mehr Aufmerksamkeit für dieses heikle Thema zu erzielen, habe ich deinen Artikel jetzt resteemed! (Die von dir veröffentlichte Antwort von bitcoin.de auf diese Ungeheuerlichkeit empört mich immer noch!)

Gott sei Dank war ich dort nie unterwegs, oder angemeldet... so schnell geben die also klein bei *bravo*

It's scary news so i have 50% of my btc in cold wallet and the other 50% in my exodus. Thanks for share this useful info

Ich verstehe ein wenig Deutch, aber ich brauchte ein Google-Übersetzer dafür.

LOL! I hope that the sentence above makes any sense?
I always wanted to know German more, but in high school i found many more things more appealing than studying it ... Maybe it's time to learn it on Steemit on #deutch tag?!

Anyway it took me quite some time to read your post but i am glad i did. It just shows that the government supervision of "anonymous" blockchain is already happening. The trick is that once they connect one of the ends of a chain, than they can follow it's trail. And the sites are more than happy to get on their knees just to maintain good relations with them.

Thats one point, right. The more serious point in this case is, that it's made this easy for government to track users.

Thank you for posting @pollux.one.

In reading the replies.....bleujay perhaps has the jist of it. ^_^

dan in his response to Vitalik mentioned how governments can gain access to the blockchains.....

Wishing you and yours all the best. Cheers.

Short:

The probably most used german platform for turning btc into fiat gives away their user data without judical decision. This is much less a scandal as it should be. And the boss of bitcoin.de justifies this behaviour like that: We have to provide any help in preventing crime.

Michael Ladwig verdient Respekt!

Mal schauen ob es das nun für Bitcoin.de war...

Den meisten wird das leider wahrscheinlich wurscht sein.

"Viele Grüße,
Oliver"

Klingt nicht nach einen offiziellem Schreiben. Sehr fraglich.

Vielleicht erstmal googlen bevor man kräht?

Michael Ladwig, der als Autor in der Öffentlichkeit steht hat das öffentlich über sein persönliches Profil geposted. Wenn das Humbug oder falsch wäre, würden ihm bei so einer Veröffentlichung die Unterlassungsklagen um die Ohren fliegen.

"Offizielle Schreiben" zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass nix greifbares mehr ausgesagt wird. Hier antwortet Oliver Flaskämper persönlich mit seiner Rechtfertigung für die zweifelsfrei aufgedeckten Vorgehensweisen.

Ich kenne die Umstände nicht, gehe aber davon aus, dass die beiden sich kennen und duzen.

Was daran fraglich sein soll, ist für mich wirklich fraglich.
Gruß pollux

na, erst mal bellen, bevor man in ein Gespräch geht? Ich habe ausgedrückt was ich dabei empfinde, wenn das mit dir nicht möglich sein darf, lass ich es halt. Man sollte vielleicht eine Kommentarsperre einführen, wenn man nicht in Gespräch kommen möchte. Aber ich kanns auch so lassen. PS: Der Link führt leider nicht in sein öffentliches Profil aber zu amazon.
Fraglich allein, finde ich schon, dass du die Umstände eben nicht kennst, aber davon ausgehst dass die beiden sich kennen. Vielleicht sollte man erst googlen bevor man bellt. Ich gehe davon aus, dass dieser Briefwechsel sehr fraglich ist. Das ist alles. Bin halt ein sehr kritischer Mensch, muss man nicht persönlich nehmen.

Nö, war kein Bellen, eher ein genervtes Knurren. Der Link im Hauptartikel geht direkt auf Michael Ladwigs öffentliches Profil (als Quelle). Der Amazonlink in meiner Antwort geht auf das wichtigste Buch von Michael um zu zeigen, dass dies kein Heiopei ist und er durchaus was zu verlieren hat, wenn er FakeNews verbreiten würde. Die Tatsache, dass die beiden sich duzen, lässt imho durchaus den Schluss zu, dass die beiden sich kennen (und dennoch ist das irrelevant). Fakt ist, dass bitcoin.de Nutzerdaten auf einfache Anfrage ohne richterlichen Beschluss rausgibt. Die Rechtfertigung setzt dem FAKT nur das Sahnehäubchen auf.
Deine Bemerkung "sehr fraglich" ist damit nicht gerade der beste Einstieg um "ins Gespräch" zu kommen.
Kritisch sein finde ich gut, wenns dann noch objektiv ist, ist es besser und wenn es konstruktiv ist, ist alles super. "Sehr fraglich" empfinde ich dann ganz subjektiv eher als subjektiv-destruktiv. Geht vielleicht nur mir so... muss man dann nicht persönlich nehmen ;-)

Genau.
Danke für die Aufklärung.
Bin dennoch anderer Meinung. Wenn ich einen Brief veröffentlichen wollte würde ich den dann einscannen und uns Netz stellen. So dass ich alle relevanten Daten sehen kann. Wie Adresse, Empfänger Datum und Unterschrift, so das übliche Gedöns halt. Aber man muss ja nicht meiner Meinung sein :-)

War wohl eine email . Ein Screenshot wäre tatsächlich schöner gewesen. Im Umfeld in dem der Wortlaut veröffentlicht wurde genießt Michael eine Vertrauensstellung und Reputation, die dessen nicht bedurfte. (Die meisten, die Michael kennen, werden sich darauf verlassen, daß es auch einen Nachweis über den Wortlaut gibt). Entsprechend ist mein Artikel auch keine journalistische Arbeit, erhob auch niemals wirklich diesen Anspruch...
Dennoch verwette ich meine Steemit Reputation auf die Richtigkeit der Angaben :-)

ok, das kann ich nehmen. :-)

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