Was ist eigentlich Selfpublishing und warum tue ich mir das an? | Die Leiden des jungen Selfpublishers – Teil 1

in #deutsch6 years ago

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Wenn man in seiner Freizeit schreibt, passiert es irgendwann, dass man seinen ersten fertigen (so glaubt man) Roman vor sich liegen hat. Selbstgeschrieben, voller Herzblut und naturgemäß das beste Schriftstück der Menschheitsgeschichte.

So ist es mir vor drei Jahren passiert. Nach einem Jahr Schreibarbeit hatte ich die erste Fassung eines Science-Fiction Romans. Eigentlich war es nur ein Manuskript und kein Roman. Und dass es neben der ersten Fassung auch noch eine zweite geben muss, wusste ich damals noch nicht, Überarbeitung war für mich ein Fremdwort. Jetzt, so dachte ich mir trotzdem, muss ich der Welt doch irgendwie Zugang zu diesen Worten verschaffen, es wäre doch unmenschlich, das nicht zu tun.

Jetzt gab und gibt es drei Möglichkeiten, sein Buch unter die Leute zu bringen (abgesehen davon, es einfach ins Internet zu stellen): Über einen Verlag, über eine Literaturagentur oder über Selfpublishing.

Bei einem klassischen Verlag kann man sich mit seinem Manuskript bewerben und im Idealfall verwandelt dieser es in ein Buch und bringt es in den Handel, verlegt es also.
Das Problem: Die Verlage ertrinken in Bewerbungen und verlegen nur noch das, was sich verkauft. Also kein Sci-Fi.

Bei einer Literaturagentur kann man sich ebenfalls mit seinem Manuskript bewerben. Im Idealfall nimmt die Agentur das Projekt an und bewirbt sich ihrerseits damit wieder bei einem Verlag.
Das Problem: Die Agenturen ertrinken in Bewerbungen und verlegen nur noch das, was sich verkauft. Also kein Sci-Fi.

Wenn man sich entscheidet, sein Manuskript per Selfpublishing auf den Markt zu werfen, muss man es lediglich bei einem der verschiedenen Dienstleister hochladen (Amazon, BoD, neobooks, tredition und viele andere). Dieser bietet es dann im Online- und vielleicht sogar Offlinebuchhandel an. Ohne Bewerbung, ohne Filter.
Das Problem: Lektorat, Korrektorat, Marketing, Coverdesign, der Autor muss nicht nur schreiben, er muss sich um all diese Sachen selbst kümmern, damit das Buch lesbar wird. Das kostet entweder viel Arbeit oder viel Geld.

pexels-photo-373465.jpegSein eigenes Buch in den Händen halten zu können, ist gar nicht so einfach …

Spulen wir zurück zu meinem jüngeren Ich, das sein Sci-Fi Buch veröffentlichen will und keine Ahnung hat, dass es etwas anderes als Verlage gibt.

Ich hab sie alle angeschrieben. Keine einzige Antwort. Aus heutiger Sicht nachvollziehbar, denn diese Ansammlung von Buchstaben, die ich so toll fand, war gar nicht so toll. Voller Rechtschreibfehler, Probleme in der Dramaturgie, Probleme in der Charackterentwicklung, Probleme überall. Nach ein paar Wochen zeigte ich mich einsichtig und begann das nächste Projekt.

Zwei Jahre später hatte ich dann das nächste Manuskript. Einen Thriller. Düster, spannend und wieder das beste Schriftstück der Menschheitsgeschichte. Es war deutlich besser als mein erstes Manuskript. Ich finde es auch immer noch akzeptabel. Aber eben nicht mehr als das, aber dazu schreibe ich an anderer Stelle mal mehr.

Diesmal bewarb ich mich bei Verlagen und Agenturen gleichermaßen. Nach drei Monaten entweder keine Antwort oder Absagen. Die Absagen wurmten mich am meisten, denn sie gingen nie auf das Manuskript ein, dafür erstaunlich oft auf mein Alter. »Von so jungen Autoren will niemand etwas lesen«, stand in einer Absage.

Das war der Moment, als für mich klar war, dass ich Selfpublisher werde. Denn Selfpublishing hat einen großen Vorteil: Es redet mir niemand, wirklich niemand hinein. Ja, es ist anstrengender und ja es ist frustrierender. Aber ich hab alles selbst in der Hand. Und es geht auch schneller. Bei Verlagen und Agenturen wartet man gut und gerne ein halbes Jahr auf eine Antwort, die sich dann als Absage herausstellt. Beim Selfpublishing dauert es nur Sekunden, bis das Buch auf dem Markt ist. So brachte ich dieses Thrillermanuskript dann als Selfpublisher heraus und habe bis heute 988 Exemplare verkauft, 988 mehr als ich ansonsten verkauft hätte.

Dadurch ergeben sich naturgemäß andere Schwierigkeiten, die ich alle in dieser Reihe noch ansprechen werde, wenn sie wieder auf mich zugerollt kommen. Mein nächstes Manuskript wird nämlich auch ein selbst verlegtes.

Wer wissen will, wer ich bin, der kann sich meinen Vorstellungbeitrag von gestern durchlesen :) Ansonsten danke an die, die bis hierher gelesen haben.

Zwischenstand des Polarlichter-Manuskripts: 46 von angepeilten 250 Seiten.

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