Gewinn mit der pflegebedürftigkeit
Was viele wohl nicht wissen. Wir alle, jeder der in die Pflegeversicherung einzahlt, schmeißt den teils großen Pflegeheimbetreibern ihr hart erarbeitets Geld in den Rachen. Ein Beispiel? Kein Problem.
Hr. Max Mustermann ist Angestellter, verdient 2.700€/Monat und zahlt jeden Monat ca 50€ in die Pflegeversicherung ein. Sein Arbeitnehmer genau so. Zusammen landen also ca 100€ in die Pflegeversicherung.
Mit diesem Geld wird dann z.b die Pflege bezahlt, die ein pflegebedürftiger Mensch braucht.
Aber denkt jetzt nicht, dass diese 100€ einer Leistung für 100€ entsprechen in einem Pflegeheim. Denn ein Teil landet in den Gewinn der Pflegeheimbetreiber
Und das ist nicht gerade wenig. Schauen wir uns mal die 3 größten Pflegeheimbetreiber 2022 an:
Quelle: https://www.pflegemarkt.com/2021/12/16/liste-der-30-groessten-pflegeheimbetreiber-2022/
Platz 1: Die Korian Gruppe
Ein Unternehmen, das an der Börse aktiv ist. Schön, wenn wir uns nun anschauen wie es um die Geschaftszahlen steht, dann finden wir folgendes heraus.
Einen Umsatz von 4,311 Milliarden(!) €
Nach Steuern und co. beläuft sich der reine Gewinn auf 94,6 Millionen €
Quelle: https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/KORIAN-37408/fundamentals/
94,6 Millionen € Gewinn. Mit der Pflege und Betreuung von alten, teilweise kranken Menschen.
Wie viel Verdient denn ein normaler Altenpfleger bei Korian?
Laut Kununu mit 236 Gehaltsangaben durchschnittlich 34.900€ / Jahr*.
Das sind 2.908,33 € pro Monat. Weihnachtsgeld? Nein. Tarif? Auch nicht.
Positiv anzumerken wäre jedoch, dass man sich offenbar mit hinblick auf den flächendeckenden Tarifvertrag ab 01.09.22 in der Altenpflege mit ver.di geeinig hat. Gut gemacht!
Auch wenn dies schon viel früher passieren hätte müssen...
Und wenn das den Mitarbeitern zu wenig ist? Kein Problem,sollen sie doch Aktien kaufen!
Im Jahr 2021 hat Korian seinen Aktionären 1,08% Dividendenrendite bezahlt. Oder anders gesagt: 0,30€ pro Aktie.
Platz 2: Alloheim
Hinter diesem Betreiber steckt (aktuell) der Investor Nordic Capital.
Aktuell, da in Vergangenheit das Unternehmen von mehreren Investoren weitergereicht worden ist. Zurzeit sieht es auch so aus, dass Nordic Capital versucht das Unternehmen zu verkaufen.
Quelle: https://www.boersen-zeitung.de/pflegekonzern-alloheim-soll-neuen-eigentuemer-bekommen-de703082-0a8d-11ec-871d-f696389bcf24
Der Umsatz wird auf ca. 1 Milliarden € geschätzt und ein Gewinn vor Steuern und co. auf ca. 100 Millionen Euro.
Das gehalt eines Altenpflegers beläuft sich anhand von 193 angaben auf Kununu auf 37.300€ / Jahr*
Das wären 3.108,33€/ pro Monat. Gibts Weihnachtsgeld? Nein
Tarifvertrag? Auch nicht. Der September wird spannend.
Platz 3: Victor's Group
Dahinter steckt die Victor’s Bau + Wert AG deren Umsatz zu 90% aus dem Bereich der Pflege kommt.
Ein Blick in den Bundesanzeiger schadet nicht.
Das Unternehmen erzielte 2020 (Leider sind keine Daten für 2021 öffentlich) einen Umsatz von 474,5 Millionen € und einen Gewinn von 23 Millionen €
Quelle:https://www.northdata.de/Victor%27s+Bau+%2B+Wert+AG,+Berlin/Amtsgericht+Charlottenburg+%28Berlin%29+HRB+94490+B
Mit einem durchschnittlichen Gehalt von 33.500€ / Jahr* verdient eine Altenpfleger hier am schlechtesten anhand von 63 Gehaltsangaben auf Kununu.
Auch hier gibt es keinen Tarifvertrag und kein Weihnachtsgeld.
Interessant wären die Berichte aus den früheren 2000er bzgl Steuerangelegenheiten.
Hier saß der Geschäftsführer eine kurze Zeit in U-Haft.
Aber wieso erwähne ich das alles ?
Es ist doch gut, dass man Unternehmen im Pflegesektor die möglichkeit gibt Gewinn zu erwirtschaften, oder?
Nein, eben nicht, zumindest in diesem Maße. Denn wie kann man Gewinne erzielen?
Indem man z.b auf Tarifverträge verzichtet und sparen tut wo man kann. Etwa am Essen für die Bewohner oder den Materialien. Jedes Mal, wenn in einem Pflegeheim ein Produkt z.b Desinfektionsmittel durch einen anderen Hersteller ausgetauscht wird. Kann man sich sicher sein, dass dadurch wieder etwas gespart werden konnte um den Gewinn zu steigern.
"Aber ihr Fachkräfte verdient doch gar nicht so schlecht!"
Ja, im vergleich zu einer Kassierin oder einem Handwerker schon, aber du stehst gefühlt mit einem Bein im Knast.
Das geht so weit, dass wenn ich z.B auf dem Klo bin und ein Bewohner in dieser Zeit stürzt es meine Schuld ist, weil ich nicht anwesend war. Bzw meine Klozeiten mit meinem Kollegen auf Station nicht abgesprochen habe und daher eine lücke in der Aufsichtspflicht entstanden ist.
Aber zu diesem Thema kommt noch ein ausführlicherer Block :)
*Stand 24.07.22 16:44
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