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RE: Märchen

in #deutsch7 years ago (edited)

ich hatte mit 8 jahren das schreiben begonnen und es recht konsequent verfolgt. aufmerksamkeit wurde mir von beginn an zu teil, eben aufgrund der fähigkeit komplexe situationen in worte fassen zu können, sie herunterzubrechen auf den bestimmenden kern, der immer in klare, nicht selten bittere, letztlich aber doch befreiende schlichtheit mündet. es war meine mutter, die mich regelrecht dazu zwang, genau zu beschreiben was in mir vorgeht und was ich glaube, in anderen. dieser schule zu entkommen war unmöglich. und was mich damals unsäglich gequält hat, ist mir heute begreiflich und ich bin dankbar dafür.
das es nicht rund ist, liegt näher am leben. ich wußte das damals schon und legte wert darauf. was fließt, ist nicht unbedingt natürlich und der seele zu schmeicheln war nie ein anliegen von mir. dieses anliegen stammt aus längst vergangener zeit, als es noch galt seine leser zu gewinnen und allem zu schmeicheln. mir obliegt das hinterfragen, in diesem sinne wurde ich erzogen. die daraus folgenden erkenntnisse musste ich verstehen lernen. und was ich lange verurteilte, musste ich exakt genau so lange als ablehnung erfahren. der tag an dem mir gewahr wurde, das ich nur ein mensch bin und alle anderen um mich herum auch, änderte meinen umgang und aus ablehnung wurde annahme. ein verständnis und eben nachsicht war der schlüssel zu mir. und was mich staunen lässt, immer wieder, das er etwas universelles hat.
als ich das gedicht geschrieben habe, wußte ich nichts davon. es war arbeit. ein training. hausaufgaben. keine, die mir irgendwer auferlegt hat. klare sicht in meinem gefühlswald, die essbaren pilze erkennen, die giftigen, was tut mir gut, was nicht, wo ist die sonne, in welche richtung bewege ich mich. orientierung. das meiste davon suche ich immer wieder, doch vieles ist mir jetzt vertraut und mittlerweile getraue ich mich schon sehr tief in diesen wald. und der baum, vor dem ich anfangs noch erschrocken zurückwich - den berühre ich nun, nicht ohne ein lächeln dabei.

ich bedanke mich für deinen kommentar, in dem mühe steckt. darum. den "Eisenhans" kenne ich nicht. ich habe keine passion für das lesen von büchern und kenne darum nur sehr wenige davon.

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das ist ganz wundervoll. Danke für diesen Einblick. Dazu gehe ich in Resonanz, auch, und besonders, weil ich manchmal mit meinem Sohn ähnlich umgehe. Wobei ich mir sehr darüber im Klaren geworden bin, dass es immer ein Tanz ist, ihn weder zu über- noch zu unterfordern, wenn es um meine Verantwortung als Mutter geht. Umso schöner ist es von dir zu lesen, wie sich deine Sicht als Erwachsener darauf hin geändert hat. Wertvoll!

Du hast eine gute Gabe.

Wir leben in einem Zeitalter des Wortes und uns berühren lassen zu wollen, ist wohl etwas, wonach wir täglich streben.

"Aus Ablehnung wurde Annahme" - das ist ein sehr sehr hohes Ideal und ich erkenne an deinen Worten, dass du weißt, du wirst immer wieder im Leben daran scheitern, es konsequent einhalten zu können. Ich finde, ohne dieses Ideal wären wir nicht mal mittelmäßig. Man muss wissen, wo diese Mitte ist und ohne das Oben und Unten zu sehen, geht das schlecht.

Mir fällt auf, dass viele Menschen die Antworten auf Fragen scheuen. Das ist beizeiten meine persönliche Hölle. Es scheint wohl sehr schwierig, zuzugeben, etwas nicht zu wissen oder sich seinen Gefühlen zu stellen.

Der "Eisenhans" ist ein Buch über Männer und ihre symbolische Rolle im menschlichen Leben. Es ist ein starkes und sehr gut geschriebenes Buch. Es verwendet archaische und prototypische Elemente, die etwas sehr Altes und Urwüchsiges in mir haben anklingen lassen. Ähnlich wie dein Märchen hier heute. Hast du mehr davon?

die weitergabe ist eben auch eine gabe. nicht jeder der zum schüler taugt, taugt auch zum lehrer. das ist ein anderes talent, das zwar eng in verbindung zu dem einen steht, aber nicht zwingend die folge daraus ist. was ich verstehe, verstehe ich nicht automatisch zu vermitteln. gegenüber meinem sohn aber bin ich ein lehrer, ob ich es will oder nicht. und wenn ich allzu viel darüber nachdenke, sterbe ich vor unsicherheit. also versuche ich, anspruch und erwartung zu vermeiden. trotzdem entsteht da immer wieder diese kluft zwischen uns. ich frage mich dann, wer ich für ihn bin und beinahe zur langeweile taugend komme ich auf die immer wieder gleiche antwort: ich.
zunächst klingt das banal. das ist es aber ganz und gar nicht. wer bin ich zu fragen und zwar nicht im sinne von Precht, wer bin ich und wenn ja wie viele, sondern äußerst real, bar jeder philosophischen komponente - darauf wissen nur wenige eine ehrliche antwort. ich sage ganz bewußt nicht wahrheit, denn die beginnt eben in diesem moment höchst individuell zu sein. eine ehrliche antwort ist die, sich nicht selbst anlügen zu müssen. der weg dahin ist wirklich steinig und unangenehm. die kunst, sich nichts vorzumachen - so würde ich das nennen.
ich komme damit nie an ein ziel. beruhigend ist, das ich nicht allein damit bin und das es doch sehr viel mehr menschen gibt, die auf einer ähnlichen reise sind, prinzipiell verwandt. die welt ist also nicht mehr voll von idioten und arschlöchern, wenn ich weiß, das ich nicht anders bin. was anfänglich als arroganz verstanden werden kann, wird demut und immer öfter verneige ich mich vor der unsicherheit anderer, ich lache darüber. aber von unten, nicht von oben herab. denn es ist kein auslachen. es ist ein vorlachen, ein mit dem lachen vorangehen, in der hoffnung, sie folgen. und auch ich hoffe immer wieder, das mich jemand mitnehmen kann.

noch zu deiner frage... ja. es hat sich glücklicherweise noch einiges erhalten. ich habe mehr davon.

das "wie viele" versteh ich nicht philosophisch, sondern psychologisch. Vielleicht ist dir bewusst geworden, dass im Kopf oft viele Stimmen zu Wort kommen, die sich dann auch noch widersprechen.

Mir gelingt das Lachen im Verhältnis gesehen vielleicht drei zu sieben. Dreimal lache ich, sieben Mal verunsichert mich die Unsicherheit des anderen. An dem Ergebnis kann ich noch arbeiten.

Ja, du hast so Recht. Ich bin auch manchmal sowas von daneben und ein Idiot:-) drum sei's den anderen nachgesehen, wenn sie auch welche sind.

Wichtig, dass man etwas hat, das einem Halt gibt.

Wichtig, dass man etwas hat, das einem Halt gibt.

ich mag dich. wunderbar! danke.

Ich mag dich auch. So schön. Einfach mal so etwas gesagt zu bekommen.

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