Die Gotik

in #deutsch6 years ago (edited)

Guten Tag liebe Steemer!
Ich habe ja vor einiger Zeit einen Post über die Romanik gemacht, und möchte euch heute die Gotik etwas näher bringen. Lob, Anregungen und Kritik sind immer willkommen.
Ansonsten viel Interesse beim Lesen.

Die Gotik

Der Name Gotik stammt aus Italien, und bezeichnete diese neue Stilrichtung weil man sie für barbarisch, also gotisch, hielt. Dies erklärt auch warum es in Italien nur wenig gotische Bauwerke gibt.

Entstanden war die Gotik im Frankreich des 12. Jahrhunderts. Sie übernahm zwar den Grundriss der Romanik, ging aber dazu über die Wandgestaltung und die Gestaltung der Außenfassade prächtig auszuweiten. Nach Deutschland drang die Gotik über Lothringen ein. Vor allem aber die Bauhütten von Köln und Straßburg, welche zu den führenden Hütten in Deutschland gehörten, bereiteten der neuen Architektur und Kunst den Weg. Und ja, für alle die es schon vergessen haben sollten, das Straßburger Münster ist ein Meisterwerk der deutschen und nicht der französischen Gotik.
Nicht zu vergessen die Mönchsorden, welche bei Neubauten oder –gründungen oft auch den „modernen“ Stil importierten.
Zeitlich kann man die Gotik auf deutschem Boden in etwa von 1250- 1500 einordnen. In seinem Ursprungsland Frankreich jedoch, beginnt die Gotik schon um 1150 herum. Danach gewinnt die Renaissance immer mehr an Bedeutung.

Die Architektur

Der Spitzbogen ist das zentrale Element der Gotik. Durch die Verwendung von Spitzbögen und Kreuzgradgewölben war man in der Lage Kirchentürme und –schiffe in bis dahin unbekannte Höhen zu treiben. Solch eine himmelsstürmende Neuerrung gelang erst wieder mit der Einführung des Stahlbetons im 19. Jahrhundert.
Durch diese Konstruktionsweise war es nun auch möglich, die Wände mit großen Glasfenstern zu durchbrechen, welche den Innenraum in farbiges Licht tauchten. Gleichzeitig wirkten die gewaltigen Kathedralen wie Straßen zum Himmel, was wohl der mittelalterlichen Spiritualität geschuldet sein dürfte. Die Größe machte die Kirchen nicht nur größer, sondern hatte auch Einfluss auf die Musik, denn von Seiten der Akkustik her gesehen war nun viel mehr möglich. Man denke nur an Kirchenchor und Orgeln.
Im Gegensatz zur Romanik haben sich aus gotischer Zeit auch sehr viele profane Bauwerke erhalten, was wiederum dem mittelalterlichen Städteboom zu verdanken ist. Gerade die Rathäuser der großen Städte legen dafür ein beredtes Zeugnis ab.

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Quelle
Eddy Van 3000
Das Rathaus von Löwen in Belgien. Erbaut 1439- 68.

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DerHexer
Quelle
Deutschordensschloss Marienburg. Erbaut vom Ende des 12. - 16. Jahrhundert. Ein Meisterwerk der Backsteingotik.

Die bildenden Künste

In der Malerei überwog ab der Gotik die naturgetreue Darstellungsweise endgültig. Da im Laufe des Spätmittelalters die Zahl derer welche lesen und schreiben konnte stetig zunahm, musste nun nicht mehr soviel Rücksicht auf den Symbolgehalt der einzelnen Figuren genommen werden. Stattdessen wurde nun das gesamte Bild als ein geschlossenes Symbol verwendet, was man an den Flügelaltären, den so genannten Retabeln und der aufkommenden Portraitkunst ablesen kann.

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Pimpinellus
Quelle
Flügelaltar von Schloss Tirol. Entstanden 1370/72.

In der Plastik ist ebenso dieser immer stärker werdende Drang unverkennbar, die Plastik so realistisch als nur irgend möglich darzustellen. Einen zusätzlichen Impuls erhielt die Plastik durch die aufkommenden Säulenportale, welche in Programmen zusammen gefasst waren.

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Nina Aldin Thune
Quelle
Westportal der Kathedrale von Chartres. Erbaut um 1150.

Man muss aber auch sagen, dass sich in der bildenden Kunst Malerei, Plastik und Buchmalerei, aber auch die Glasmalerei gegenseitig beeinflussten und Anstöße gaben. Gerade die Glasmalerei sollte nicht unterschätzt werden. Denn, die Möglichkeit solch große Bildprogramme zu schaffen, war etwas das es bis dahin nicht gegeben hatte.

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Rama
Quelle
Das Kaiserfenster des Straßburger Münsters aus dem 14. Jahrhundert.

Durch die Pest allerdings verlor die Gotik rasch an Schaffenskraft. Da diese Bau- und Kunstwerke in aller Regel sehr teuer waren, ist dies auch ein Hauptgrund dafür warum viele gotische Bauwerke eine ausgesprochen lange Bauzeit aufweisen, wenn sie denn je in vollem Umfang ausgeführt wurden (wie z.B. der nie gebaute zweite Turm des Wiener Stephandomes).

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© Bwag/Wikimedia
Der Stephansdom von Westen gesehen.

Vielen Dank für euer Interesse!

Parzifal

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Fein :)

Wenn ihr nicht so weit im Norden wärt würd mich ein Besuch glatt reizen. Aber wer weiss...

wir haben auch eine der größten Ausgrabungsstätten der Römerzeit, ein eigenes Amphitheater (voll in Funktion) http://www.apx.lvr.de/de/roemische_stadt/roemische_stadt.html
Übrigens wir liegen im äußersten Westen von Deutschland, direkt an der holländischen Grenze. Wir haben es näher zur holländischen Nordsee als zur deutschen Nordseeküste.

Ich weiss. Ich komm aus Salzburg daher Norden :)

Wundervolle Fotos! Danke dir dafür

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