Warum pusht die Regierung Maduro die Verwendung des Petro? (Teil 1)

in #deutsch4 years ago (edited)

*von William J. Luther *

Mary Anastasia O'Grady schrieb kürzlich in einem Artikel für das Wall Street Journal, dass die "Nationale Aufsichtsbehörde für die Verteidigung der sozioökonomischen Rechte Venezuelas anscheinend versucht, Druck auf die Händler auszuüben, damit sie die neue digitale Fiat-Währung der Regierung, den Petro, akzeptieren". Nach Aussage der venezolanischen Regierung ist die Anfang 2018 eingeführte digitale Währung eins zu eins durch ein Barrel Öl gedeckt. Außerdem soll das Öl zu einem festen Wechselkurs gegen den Bolívar Soberano getauscht werden können. Hierbei handelt es sich um die jüngste Form der schwachen venezolanischen Währung.

Sie zitiert einen Auszug aus einem Beitrag, den ich zusammen mit Josh Hendrickson und Thomas Hogan verfasst habe und der zeigt, dass eine Regierung ihre Bürger dazu bringen kann, ihr bevorzugtes Geld zu verwenden, solange es stark genug ist oder die Regierung bereit ist, hohe Strafen für die Nicht-Akzeptanz zu verhängen. Allerdings lässt sie eine andere Frage unbeantwortet: Wieso sollte die venezolanische Regierung den Petro fördern? Drei Gründe möchte ich hier nennen.

Umgehung der US-Sanktionen

Die Venezolanische Regierung ist stark von den Öleinnahmen abhängig. Laut OPEC machen die Öleinnahmen in der Regel rund 99 Prozent der gesamten Exporteinnahmen Venezuelas aus. In der Vergangenheit ging ein Großteil dieser Ölexporte in die USA. Im Jahr 2019 fielen sie jedoch um ein Drittel, was zum großen Teil auf die von den USA verhängten Wirtschaftssanktionen zurückzuführen ist.

Die Erfassung dieser Problematik setzt eine Unterscheidung zwischen primären und sekundären Sanktionen voraus. Nicht nur verhindert die US-Regierung mit primären Wirtschaftssanktionen, dass die Amerikaner Öl aus Venezuela kaufen, sie haben zudem angekündigt, dass auch Sanktionen gegen jene erhoben werden sollen, die mit Venezuela handeln. Diese sekundären Sanktionen haben sich als ziemlich wirksam erwiesen.

Was macht die Wirksamkeit der amerikanischen Sekundärsanktionen aus? J.P. Koning schreibt mit Sicherheit zu Recht, dass die meisten Unternehmen und Länder nicht riskieren wollen, den Zugang zu den US-Märkten zu verlieren. Doch geht er wahrscheinlich zu weit mit der Behauptung, dass dies nur "sehr wenig mit dem US-Dollar" als Weltleitwährung zu tun hätte. Der US-Regierung fällt es sehr viel leichter, internationale Transaktionen, die in US-Dollar ausgeführt werden, zu überwachen.

Dies liegt daran, dass internationale Transaktionen, die in US-Dollar ausgeführt werden, normalerweise über eine New Yorker Bank abgewickelt werden. Solche Banken sind verpflichtet, der US-Regierung die Transaktionsdaten zu übergeben, wenn sie vorgeladen werden oder wenn sie den Verdacht haben, dass ein Verbrechen begangen wird.

Falls eine internationale Transaktion in einer anderen Währung wie dem Euro ausgeführt wird, sind die Informationen für die US-Regierung etwas schwieriger zugänglich. Freilich weigern sich auch die meisten europäischen Banken, die Transaktion zu genehmigen, da die US-Regierung von ihnen die Herausgabe der relevanten Transaktionsdaten verlangen kann. Dann würde man feststellen, dass sie durch die Bearbeitung der Transaktion gegen Sanktionen verstoßen haben, weswegen ihnen der zukünftige Zugang zu den US-Märkten verwehrt würde; dies schadet auch einer europäischen Bank, da deren Kunden bei den meisten internationalen Transaktionen ebenfalls auf US-Dollar zurückgreifen werden.

Das Risiko einer Aufdeckung ist jedoch vermutlich etwas geringer, als wenn die Transaktion in US-Dollar durchgeführt würde. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Transaktion ausgeführt wird, größer.

Im internationalen Finanzwesen gibt es viele Leitungen, die in die und aus den USA führen. Dadurch haben die USA viel Macht, Sanktionen zu verhängen, nicht nur gegen ihre eigenen Bürger, sondern auch gegen Bürger und Unternehmen anderer Länder, die am internationalen Handel interessiert sind.

Wahrscheinlich sieht nun jeder, wohin das führt. Könnte Venezuela ein paralleles Finanzsystem aufbauen, eines, in dem es keine Leitungen in die und aus den USA gibt, dann könnte es internationale Transaktionen mit einem noch geringeren Risiko der Aufdeckung tätigen und empfangen, als es andere nationale Währungen wie Euro, Rubel oder Renminbi bieten.

Genau hier kommt der Petro ins Spiel. Die digitale Währung ermöglicht es, praktisch überall auf der Welt Geld zu senden oder zu empfangen. Soweit diese Transaktionen nicht mit dem US-Finanzsystem verbunden sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von der US-Regierung entdeckt werden, sehr viel geringer.

Noch mal: Die Sanktionen gelten nach wie vor. Aber indem man Transaktionen mit dem Petro durchführt, sind sie leichter zu umgehen.

Wieso will die venezolanische Regierung dann den Petro auch zu Hause fördern? Weshalb wird es nicht nur für internationale Transaktionen benötigt? Erstens werden nur wenige bereit sein, den Petro zu akzeptieren, wenn es nicht einen sehr großen Markt für Zahlungen mit ihm gibt. Wenn Venezuela die Nachfrage nach dem Petro im eigenen Land erhöht, verringert es dadurch das Risiko für Ausländer, den Petro selbst zu akzeptieren - und sei es auch nur für eine kurze Zeit.

This work is licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Written by William Luther, published at AIER, translated by me.

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