J Peterson - 12 Rules for life - Erster Eindruck

Ich schreibe hier mal kurz über meinen ersten Eindruck.

Ich finde es bis jetzt recht banal. Hatte mich schon auf das Buch gefreut und bisher bin ich echt enttäuscht ehrlich gesagt. Ich bin jetzt bei Regel 4 und die Regeln an sich finde ich gut. Die Regeln lassen sich vermutlich am besten als konservativ und imho sogar recht deutsch zusammenfassen. Übernimm Verantwortung, arbeite hart, gib der Welt etwas zurück, lass dich nicht hängen, sei nicht schlampig bei der Erziehung deiner Kinder etc. - es geht sehr viel um Disziplin, Ordnung und Hierarchien. Aber die Kapitel darüber sind teilweise...nicht so toll.

Das Kapitel zu Regel 2 (Behandel dich selbst wie einen Freund, dem du helfen willst) ist furchtbar. 30 Seiten geht dieses Kapitel und auf vielleicht 4 Seiten geht es wirklich darum sich selbst so zu behandeln als sei man ein Freund für den man verantwortlich ist. Die anderen 25 Seiten oder so handeln von biblischen Geschichten. Adam, Eva und die Schlange und so. Irgendwie soll das eine Verbindung zum Thema aufbauen. Ich sehe da nur keine Verbindung.

Auch fehlen konkrete Vorschläge, wie man diese Regeln nun umsetzt. Auf mich macht das Buch den Eindruck, als würde Peterson unbedingt alle seine Gedanken in dieses Buch packen wollen. Also eher wie eine Art Autobiografie oder Memoiren - das Buch ist auch voller Anekdoten. Häufig verliert Peterson den roten Faden. Die Ironie daran ist, dass es eine Regel gibt, die besagt man solle sich möglichst klar ausdrücken lol.

Manche kritisieren, dass das Buch nichts Neues zu bieten hätte. Das ist definitiv falsch. Von diesen 12 Regeln sind ungefähr die Hälfte Selbsthilfestandard. Der Rest ist recht originell und scheint auch viel mit dem Zusammenleben zu tun zu haben und etwas auf unsere politisch aufgeheißte Gesellschaft angepasst zu sein. Beispielsweise sagt eine Regel man solle immer annehmen, dass ein Gesprächspartner etwas weiß, was man noch nicht weiß.

Das Originellste an Petersons Buch sind sicher die Erklärungen für die Regeln. Im Grunde präsentiert er das Probem, versucht dann eine Herleitung und der letzte Satz im Kapitel ist dann "und deswegen sollte man [Name des Kapitels/Regel einfügen]". Diese Struktur gefällt mir sehr gut. Diese Herleitungen sind ein Gemisch aus Anekdoten, Psychologie und Religion. Teilweise finde ich das recht schwammig. Viele Studien auf die sich Peterson beruft sind steinalt.

Ich würde es empfehlen für Leute, die ihr Leben aufpeppen wollen. Das Buch ist auf jeden Fall besser als das, was man sonst so im Selbsthilfebereich zu lesen bekommt. Teilweise ist es durchaus recht interessant zu lesen, manchmal zieht es sich leider wie Kaugummi und das Buch ist auch recht günstig. Kriegt man schon auf Englisch ab 13€ bei Amazon und für das Geld kriegt man auf jeden Fall reichlich Lesestoff.