Die Suche nach dem Ursprung des Geldes geht weiter - weniger Fragen, ein paar Währungsreformen und weiterhin der Regress

in #deutsch6 years ago (edited)

Kaisertum Österreich, Franz Joseph I., 100 Kronen, 1915, Kopf.JPG
Kaisertum Österreich, Franz Joseph I., 100 Kronen, 1915, Kopf

Fortsetzung des Beitrags „Auf der Suche nach dem Ursprung des Geldes - viele Fragen, einige Antworten und ein Regress“ vom Freitag, 10.11.2017

Das letzte war die Sache mit Staat, Kaufkraft und Hürde. Falls es dir noch nicht klar geworden ist, zur Verdeutlichung und Wegweisung folgendes: Der Staat bzw. die EU bestimmt den Namen und die Stückelungen der Währung. Nun geh noch mal zurück zu

Dazu ein fiktives Beispiel: Es wurde beschlossen, dass ab 2002 der Euro statt dem Schilling gesetzliches Zahlungsmittel ist. Punkt aus. Nun stehst du am 1.1.2002 mit einem 5-€-Schein beim Bäcker und willst ein Brot und 5 Semmeln. Und was kommt jetzt? Auf die Erfahrung kannst du nämlich jetzt nicht mehr bauen, genausowenig wie dein Bäcker!

Welche Informationen zur Kaufkraft bieten hier die Zahl 5 und das Wort Euro?

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Wir hatten als vorletztes, dass das Problem der fraglichen Tausch- oder Kaufkraftrelation des neuen Geldes im Verhältnis zu allen Gütern und Dienstleistungen von der EU mit dem Umrechnungskurs zum alten Geld gelöst wurde.

Hätte die EU hierzu eine Alternative gehabt?

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In unserem Beispiel sieht mit Umrechnungskurs die Rechnung wie folgt aus: Preis des Brotes am 31.12.2001 50 ATS, geteilt durch 13,7603 ergibt 3,63 €, die der Bäcker bei dieser besonders günstigen Gelegenheit gleich um 10 % erhöht und damit auf 4 € aufrundet.

Und jetzt können wir unseren Regress fortsetzen in der Vorgängerwährung (nach unserem Beispiel heute Brot für 50 Schilling, da gestern auch, vorgestern auch etc., ich bleibe bis auf weiteres bei den österreichischen Währungen). Aber da kommen wir ja wieder an so einen Punkt!

Ja schon, aber auch da gab es einen Umrechnungskurs, aber nur für einen Großteil des alten Geldes. Über den wurde im Gegensatz zur €-Umstellung ein teilweiser Währungsschnitt von 3:1 verwirklicht. Wenn den Haltern der alten Währung ein Währungsschnitt übergebraten wird, spricht man gemeinhin von einer Währungsreform, sonst von einer Währungsumstellung, aber eine Reform ist es immer. Vom 10. bis 24.12.1947 wurden 3 alte Schilling in einen neuen Schilling umgetauscht.

Allerdings wurden jedem, der 150 alte Schilling vorlegte, 150 neue gegeben, in erster Linie deshalb, damit das im nächsten Absatz erwähnte reibungslos und schnell realisierbar war. Und wohl auch, um den Großteil der Untertanen halbwegs bei Laune zu halten und Aufstände zu vermeiden (hat woanders genauso funktioniert). Erst ab dem 151. Schilling war der Umtausch 3:1. Es war also eine Teilzwangsenteignung der Halter von alten Schilling um fast zwei Drittel, die man als verzögerte Kriegskosten-Rechnung der Regierung an die Untertanen sehen kann.

Zahlungen aus weiterlaufenden und neuen Verträgen wurden aber 1:1 umgestellt, die Güterpreise, Löhne, Mietzinsen etc. blieben also betragsmässig gleich und der Name der Währung blieb auch gleich. Das hatte zusammen mit dem Währungsschnitt folgenden Effekt, dargestellt an unserem Brot-Beispiel:

Dein Brot kostete vorher z. B. 7 alte Schilling und dann 7 neue Schilling, also brauchte keiner umrechnen. Aber: Wenn du z. B. 2.700 Schilling umgetauscht hast, bekamst du nur 1.000 neue Schilling (150 1:1 + 2.550/3 = 850, zusammen 1.000). Erst konntest du 386 Brote dafür kaufen, dann plötzlich nur noch 143, also schlappe 63 % weniger. Diesen Verlust hattest du aber nur einmalig für dein erspartes Vermögen in alten Schilling, denn:

Dein alter Lohn war 1.500 alte Schilling und dein neuer 1.500 neue Schilling und bei deinem Brot verhielt es sich ja genauso. Du bekamst also nach wie vor 214 Brote für deinen Lohn. Für unseren Regress bedeutet das einen fast nahtlosen Übergang, z. B. heute am 24.12.1947 7 (neue) Schilling, da gestern 7 (alte) Schilling, vorgestern auch usw.

Die Umstellung Ende 1945 von Reichsmark in Schilling ist hier nur einer kurzen Erwähnung wert, da auch hier 1:1 umgestellt wurde und es da noch keinen Währungsschnitt gab. Es hat sich also nur der Name der Währung geändert. Es wurden nur 150 RM umgetauscht, der Rest kam auf ein Sperrkonto. Der Regress mit unserem Brot-Beispiel kurz und bündig: Heute am 15.12.1945 6 Schilling für das Brot, da gestern 6 Reichsmark, vorgestern auch usw.

Die Nazi-Währungsreform nach dem Anschluss 1938 brachte quasi einen umgekehrten Währungsschnitt: Wohl zur Beschwichtigung der Österreicher gewährten die Nazis ihnen einen Umrechnungskurs von 1,5 Schilling für 1 Reichsmark, der günstiger war als der Devisenkurs am Markt.

Denn im Zuge des ‚Anschlusses‘ wurden die Gold- und Devisenbestände der österreichischen Nationalbank nach Berlin überführt und der deutschen Reichsbank einverleibt. In Zeiten teurer Aufrüstung mit bereits leeren Devisen-Kassen kam das natürlich sehr gelegen. Der Regress mit dem Brot-Beispiel wieder kurz und einfach: Heute 2 Reichsmark, da gestern 3 Schilling, vorgestern auch usw.

Und ja, wir kommen wieder an so einen Währungsreform-Punkt. Aber jetzt wird es langsam spannend! Zum 1.3.1925 trat eine Währungsreform von Kronen auf Schilling ein mit dem Umrechnungskurs von 10.000:1, da die Krone durch die extreme Inflation, die großteils erst nach dem 1. Weltkrieg zum Tragen kam, aber im Krieg begründet ist, sehr stark an Kaufkraft verloren hatte.

Wie konnte es zu dieser massiven Inflation kommen, wodurch wurde sie ermöglicht?

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Dazu bedurfte es eines sehr einschneidenden (Un-)Rechtsaktes, dessen ungeheure Tragweite aber offensichtlich von kaum jemandem erkannt wurde, sonst würden sicher heftige Reaktionen überliefert sein. Dieser trat am 4.8.1914 in Kraft, genau am selben Tag, als auch in Deutschland ein gleichartiger Rechtsakt in Kraft trat (und in den Tagen drumherum in weiteren europäischen Ländern).

Was war das wohl??

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Fortsetzung folgt

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Kaisertum Österreich, Franz Joseph I., 100 Kronen, 1915, Zahl

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Vielen Dank für deine wichtige Aufklärungsarbeit!
Wie konnten die Menschen nur so dumm sein, Gold für Eisen zu geben, um sinnlose Kriege zu finanzieren????
Warum sind sie auch heute noch so dumm, Fiat Money für etwas dauerhaft Wertstabiles zu halten??

Das mache ich sehr gern, sind es doch viel zu wenige, die zu diesem Thema, das für den materiellen Bereich des menschlichen Daseins wichtiger nicht sein könnte, aufklären! Ja, man könnte manchmal verzweifeln über soviel Gutgläubigkeit, Blauäugigkeit, Lemming-Verhalten, Ignoranz etc. Es ist wohl am ehesten mit dem Herdentrieb (eigentlich Rudeltrieb), Angst und Komfortbedürfnis zu erklären.

Bei der D-Mark fällt das viel deutlicher auf, da wie einen Umrechnungskurs von nahezu 1:2 hatten. Wenn man sich dann heute die Preise anschaut haben wir da eigentlich dieselben Zahlen zu stehen, wie 2001. Teilweise sogar größere Zahlen. Die Preise haben sich also in 16 Jahren mehr als verdoppelt und keiner hat's gemerkt.

Ja, leider. Aber so läuft es halt fast immer mit den Fiat-Monopol-Verbrecher-Betrugs-Luft-Ponzi-Pyramidenspiel-Schneeballsystem-Papierfetzen, -Blechstücken, -Zahlen und -Bytes. Das und die wahre Ursache (nicht die "pöhsen Unternehmer, die ihre Preise einfach willkürlich immer weiter hochknallen") herauszustellen habe ich mir u. a. zur Aufgabe gemacht.

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