Müllmann Stories #4 – Der Windelsack des Grauens

in #deutsch7 years ago (edited)

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Mit welchen verschiedenen Arten von Müll man sich als Müllmann so alles herumschlagen muss und warum alle auf ihre ganz eigene Art und Weise schrecklich sind, habe ich hier in aller Detailtreue beschrieben. Heute möchte ich Euch von einer weiteren, ganz speziellen Sorte von Abfall erzählen, bei der schon der alleinige Gedanke daran reicht, dass sich bei mir die Fußnägel aufrollen.

An jenem verhängnisvollen Tag im Hochsommer waren wir auf einer mir bereits bekannten Tour unterwegs, wobei ich auf dieser Tour zum ersten Mal einen Restmülltag hatte. Was ich bis dahin nicht wusste, war, dass Restmülltag in einigen Gemeinden auch „Hurra, wir werden endlich unsere ganzen vollgekackten Babywindeln los!“ – Tag ist. Wer selbst Kinder hat, weiß, dass die lieben Kleinen im Laufe eines Tages eine mitunter beachtliche Menge an Kaka produzieren können. In solchen Fällen ist es am besten, die Windeln luftdicht zu verpacken und rasch im – genau –Mülleimer verschwinden zu lassen. In einigen Gemeinden landen die Windeln jedoch nicht im Eimer, sondern in großen, eigens dafür vorgesehenen Windelsäcken.

Sofern sie gut in Plastik verpackt wurde, hält sich auch bei einer vollen Windel der Geruch in Grenzen. Ganz anders sieht die Sache hingegen bei einem ganzen Sack voller Windeln aus, der bloß mit einem dünnen Bändchen verschnürt wurde. An diesem Tag blitzten besagte Säcke in fröhlichem Babyblau in der Sonne und verströmten dank der hohen Temperaturen, die es schon früh am Morgen hatte, einen süßlich, fauligen Geruch, den man schon in 5 Meter Entfernung wahrnahm. Nachdem ich die ersten Säcke mit angehaltener Luft Müllpresse unseres Lasters verfrachtet hatte, wurde ich mir noch eines weiteren Problems bewusst: Die Säcke waren sauschwer. Das war nicht weiter verwunderlich, denn menschliche Ausscheidungen weisen nun einmal einen hohen Bestandteil an Wasser auf. Und Wasser ist schwer.

Dazu muss auch gesagt werden, dass ich beileibe kein Herkules bin. Den Windelsack lässig mit einem Arm hochzuheben und in das Heck des Lasters zu werfen, so wie es mein Kollege Walter tat, war bei mir einfach nicht drin. Stattdessen musste ich jeden Sack mit beiden Händen hochwuchten, was zwangsläufig bedeutete, dass ich mit meiner Nase der Quelle des Gestanks sehr nahe kam. Um den Kontakt so minimal wie möglich zu halten, warf ich die Säcke mit viel Schwung.
So nahm das Unglück seinen Lauf.

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Ich packte einen der Säcke, drehte den Kopf angewidert zur Seite und hob den Sack mit einem Grunzlaut in die Höhe. Kraftvoll wuchtete ich den Sack vom Boden hoch und genau in dem Moment, als die ganzen vollgekackten Windeln die meiste Fliehkraft entwickelten, riss das verdammte Ding am unteren Ende auf. 50 Windeln regneten in hohem Bogen um mich herum zu Boden. Durch den Aufprall am Asphalt lösten sich an einigen die Klebestreifen und der Inhalt verteilte sich auf der Straße.

Das müsst Ihr euch mal bildlich vorstellen: Ein Typ stand mit ungläubigem Gesichtsausdruck auf der Straße inmitten eines Berges vollgeschissener Windeln und der Geruch was so gotteserbärmlich übel, dass ich mich um ein Haar auch noch übergeben hätte.

Ein paar Meter hinter unserem Laster war uns ein Auto gefolgt, in dem ein Typ und seine Freundin saßen. Sie hatte ihre Hände vor den Mund geschlagen, der Typ aber lachte ob meines Unglücks lauthals auf. Am liebsten hätte ich ihm eine der Windeln durch das offene Seitenfenster in sein dummes Maul gestopft.

Walter hatte das Drama bobachtet und ebenfalls lachend ein paar Meter Abstand zwischen sich und das Windelinferno gebracht. “Diese Windelsäcke halten nicht so viel aus. Deshalb ist es besser, wenn man sie bis zur Kante hochhebt und dann einfach reinplumpsen lässt.“ Herzlichen Dank für den zeitgerechten Tipp, du Schlaumeier!“ dachte ich und begann die Windeln wortlos Stück für Stück in den LKW zu werfen.

Doch zumindest eine kleine Genugtuung war mir nach diesem Desaster gegönnt. Denn eine der Windeln war vor dem Auto des schadensfrohen Idioten gerollt und genau vor dem Reifen zu liegen gekommen. Ich „übersah“ diese Windel beim Reinwerfen und als wir wieder auf den Trittbrettern standen und weiterfuhren, stellte ich mit Freude fest, dass der Depp für den Rest des Tages mit Scheiße im Reifenprofil unterwegs sein würde.

Fortsetzung folgt…

PS: Fragen zum Thema Müllentsorgung, Arbeiten als Müllmann, etc. werden von mir gerne beantwortet : -)

Bilder: Wikipedia

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Ihhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh. :(

Das nenne ich mal einen post einer anderen art ! - upvote ! :)

Dein Shitpost hat mich grad richtig zum Lachen gebracht, gerade da ich die Kackbombenproblematik nur zu gut kenne.
Bei uns gibts da son spezial Wertstoffhof, bei dem jedes mal Windeln im Sperrmüllumleerer sind. Wie es bei zu voll gestopften Umleerern nunmal so ist, neigen da gern mal Sachen dazu, aus ca 4m höhe seitlich rauszufallen und meisstens halt genau da hin wo man gerade steht. Bei uns hörst in so einer Situation nur noch den lauten Ruf: "Booombenalaaaarm"

Sehr treffende Bezeichnung : D

xDDDDD was von geiler Post!
Na lecker

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