Was ist aus den Plänen von Cecil Rhodes geworden? #NewWorldOrder
„Rhodes war mehr als nur der Gründer einer Dynastie. Er strebte danach, der Erschaffer einer dieser halbreligiösen, quasipolitischen Gemeinschaften zu werden, die wie die Jesuiten eine so große Rolle in der Geschichte der Welt gespielt haben. Um noch genauer zu sein, wünschte er sich eine Gemeinschaft als Instrument des Willens der Dynastie zu erschaffen, und träumte, während er lebte, davon, zugleich ihr Cäsar und ihr Loyola zu sein. Es war dieser weitreichende, weltweite Anspruch, der die Spekulationen seiner Kritiker bezüglich seiner echten Absichten in den Augen derer, die ihn kannten, als so unglaublich geistlos erschienen ließ.“ Diese Worte entstammen dem Buch „The Last Will And Testament of Cecil John Rhodes“ von William Thomas Stead und werfen einen ersten Blick auf das Erbe von Rhodes, um das es in diesem Artikel gehen soll. Wendet man sich der Hauptstromgeschichtsschreibung zu, so erfährt man, dass Cecil John Rhodes zwar ein einflussreicher britischer Imperialist war, sein Stern jedoch schließlich parallel zu dem des „British Empire“ sank und mit dem Ende des von ihm aus der Taufe gehobenen Rhodesiens 1980 gänzlich erlosch. Aber spricht aus diesen oben genannten Zeilen nicht viel mehr?
In meinem Artikel „Zur historischen Neubewertung des Ersten Weltkriegs – Deutschland wollte den Krieg nicht“ bin ich bereits auf den Menschen Cecil Rhodes, seine Geschichte und seine Vision eingegangen, ebenso wie auf die Geheimgesellschaft, die aus eben jener Weltsicht entsprungen ist. Da man angesichts dieser Geschichtsrevision zweifelsohne dazu geneigt sein kann, all das als konspirative Träumereien abzutun, soll hier ein weiteres Mal Rhodes zitiert werden, der in seinem 1877 erschienenen Essay „Confession of Faith“ („Glaubensbekenntnis“) schrieb: „Oft wird ein Mensch zur Frage getrieben, was eigentlich das größte Gut im Leben sei; einer wird vielleicht denken, es sei eine gute Ehe, ein anderer definiert es als großen Reichtum, und so ein jeder sich mit dieser Idee bescheidet, arbeitet er den Rest seiner Existenz dafür. Als ich über dieselbe Frage nachdachte, entstand in mir der Wunsch, mich für mein Land nützlich zu machen.“ – „Ich behaupte, dass wir die beste Rasse der Welt sind und, je mehr Teile von ihr wir bevölkern, dies umso besser für die Menschheit wäre.“ – „Zusätzlich bedeutet die Absorption des größten Teils der Welt unter unserer Herrschaft ganz einfach das Ende aller Kriege.“ – „Mit diesen Gedanken im Hinterkopf: Wie könnten wir vorgehen, um dieses Ziel zu erreichen? Ich schaue in die Geschichte und lese über den Werdegang der Jesuiten; was sie unter schlechten Bedingungen alles erreichten und, möchte ich hinzufügen, unter schlechten Anführern.“ – „Warum sollten wir keine Geheimgesellschaft gründen zu dem einzigen Zweck, das britische Imperium auszudehnen und die gesamte unzivilisierte Welt unter englischen Einfluss zu bringen – zur Rückgewinnung der Vereinigten Staaten und um aus der angelsächsischen Rasse ein einziges Reich zu machen.“ – „Afrika liegt noch immer vor uns; es ist unsere Pflicht, es uns zu nehmen. Es ist unsere Pflicht, jede Gelegenheit wahrzunehmen, mehr Land zu akkumulieren, und wir sollten stets dieses eine Leitbild vor Augen haben, dass mehr Territorium ganz einfach mehr von der angelsächsischen Rasse bedeutet, der besten, menschlichsten, ehrwürdigsten Rasse, die die Welt besitzt.“
Aus diesen Zeilen spricht der unerschütterliche Glaube, dass es nicht nur zweckmäßig, sondern auch moralisch ist, den territorialen und philosophischen Einflussbereich der britischen Oberschicht über nationale und auch innergesellschaftliche Grenzen hinweg auszuweiten. Inspiriert wurde Rhodes in dieser Hinsicht stark von dem Oxford-Professor John Ruskin, gemäß dessen Weltsicht Angelsachsen „jedes Stück ertragreichen Bodens konfiszieren“ sollten, um die eigenen zivilisatorischen Errungenschaften angemessen zu verteidigen. Darüber hinaus prägte ihn der Sozialdarwinismus des ausklingenden 19. Jahrhunderts und insbesondere das Werk des britischen Historikers und Philosophen William Winwood Reade, dessen Werk „Martyrdom of Man“ („Martyrium der Menschheit“) er einmal mit den Worten kommentierte: „Es hat mich zu dem gemacht, der ich bin.“ Reade blickte durch die Linse des Darwinismus auf die menschliche Geschichte, sah den weltumspannenden Einflussbereich seines Landes und interpretierte folglich die Macht des britischen Imperiums als ein Anzeichen evolutionärer Überlegenheit. Menschen waren für ihn nicht nach Gottes Ebenbild geschaffen, sondern erhielten ihren Wert dadurch, dass sie aus dem natürlichen Ausleseprozess als Sieger hervorgingen, weswegen es kaum verwundern kann, dass auch Rhodes es zeitlebens als nahezu sakralen Akt betrachtete, jener „angelsächsischen Rasse“, die er als Kronjuwel des Menschentums betrachtete, zu mehr und mehr Macht zu verhelfen.
Mit genau diesem Antrieb gründete er im Februar 1891 mit Reginald Baliol Brett (später: Lord Esher) und William Thomas Stead die Geheimgesellschaft, die er 14 Jahre vorher in „Confessions of Faith“ beschrieben hatte. Diese drei bildeten zu Beginn die „Gesellschaft der Auserwählten“, die der Kern der Verschwörung war und um die man weitere konzentrische Kreise von Zuarbeitern anordnen wollte, die zwar der Sache dienen, jedoch niemals vollständig eingeweiht werden sollten. Rhodes starb im Jahr 1902, jedoch hatte er zuvor in einer Reihe von Testamenten seine Vision ausreichend dargelegt und das Geld hinterlassen, mit dem sich diese fortan ansteuern ließ. Mit der Verwaltung seines Nachlasses beauftragt hatte er Lord Rosebery, Edward Grey, Alfred Milner, Leander Starr Jameson, Alfred Beit und Lord Nathan Rothschild, die in den ersten elf Jahren der Gesellschaft allesamt in deren inneren Kreis aufgenommen wurden.
Nach Rhodes‘ Ableben kam es zur Gründung von zwei Institutionen, die auf den Geheimbund zurückzuführen waren und die, wenn auch auf unterschiedliche Weise, bis in unsere Tage fortdauern. Nahezu unverändert bestehen auch heute noch die Rhodes-Stipendien, denen Cecil Rhodes in seinen Tagen die Rolle zudachte, Oxford zum unangefochtenen angelsächsischen Bildungszentrum in der Welt zu machen. Ziel dieses internationalen Absolventenprogramms war es, in den Worten seines Gründers, den Stipendiaten „den Vorteil der Beibehaltung der Einheit des ‚Empire‘ für die Kolonien sowie das Vereinigte Königreich“ einzuflößen. Die zweite Institution, die sich diesem Ziel der imperialen Einheit verschrieben hatte, waren die sogenannten „Round Table“-Gruppen.
Letztere beschrieb der kanadische Historiker John Kendle in seinem Buch „The Round Table Movement and Imperial Union“ mit den folgenden Worten: „Die ‚Round Table‘-Bewegung wurde von einer Gruppe von jungen Männern gegründet, die an die der britischen Zivilisation innewohnende Überlegenheit und die Pflicht des englischen Mannes glaubten, die Früchte dieser Zivilisation der Menschheit zu übermitteln. Sie glaubten, dass man diese Pflicht am besten erfüllen könnte, wenn der britische Commonwealth politisch in einem Eine-Welt-Staat zusammengefasst würde. Für ihr glühendes Pan-Angelsachsentum schämten sie sich nicht; tatsächlich dachten sie nicht einmal viel darüber nach. Ihre Ideen waren im England ihrer Tage weit verbreitet und allgemein akzeptiert, und sie hatten wenig Anlass, sie zu hinterfragen. In ihren Augen war die britische Rasse eine abgrenzbare Einheit mit einer wichtigen Mission, die sie zu erfüllen hatte; die einzigen Fragen, die es wert waren, in Betracht gezogen zu werden, waren die, wie und wann sich das am besten erreichen ließ.“
Bezüglich des weiteren Werdegangs der Gesellschaft schrieb Carroll Quigley in „Tragedy and Hope“ („Tragödie und Hoffnung“): „Die Round Table Groups waren semigeheime Diskussions- und Lobbygruppen, die von Lionel Curtis, Philip H. Kerr (Lord Lothian) und (Sir) William S. Marris zwischen 1908 und 1911 organisiert wurden. Dies geschah unter der Ägide Lord Milners, des dominanten Sachverwalters des Rhodes-Trusts in den zwei Jahrzehnten zwischen 1905 und 1925. Der ursprüngliche Zweck dieser Gruppen bestand in dem Versuch, die englischsprachige Welt entlang der von Cecil Rhodes (1853-1902) und William T. Stead (1849-1912) entworfenen Leitlinien zu vereinen, und das Geld für die organisatorischen Arbeiten kam von Anfang an vom Rhodes-Trust.“ – „Am Ende des Krieges von 1914 wurde klar, dass die Organisation dieses Systems stark erweitert werden müsste. Einmal mehr wurde die Aufgabe Lionel Curtis übertragen, der in England und jedem seiner Herrschaftsgebiete eine Front-Organisation der bereits bestehenden Round Table Group eröffnete. Diese Front unter dem Namen ‚Royal Institute For International Affairs‘ bestand in ihrem Kern in jeder Region aus der existierenden, abgetauchten Round Table Group. In New York war das Institut bekannt als ‚Council on Foreign Relations‘.“
Aus der Taufe gehoben wurde das Council on Foreign Relations (CFR) interessanterweise weder in Großbritannien noch in den USA, sondern in Paris, im Anschluss an die dort gehaltenen Friedensverhandlungen, die auf den Ersten Weltkrieg folgten. Am 30. Mai 1919 traf dort, im Hotel „Majestic“, eine Gruppe um den Wilson-Berater Edward Mandell House, die als „The Inquiry“ („Die Untersuchung“) bekannt war und so illustre Köpfe wie den Reporter Walter Lippmann, den Geschäftsmann W. Averell Harriman sowie die späteren CIA-Größen Allen und John Foster Dulles vereinte, auf einige Vertreter der britischen Delegation, und zusammen beschloss man, wie von Quigley beschrieben, die Schaffung der zwei Round-Table-Ableger: Auf der einen Seite des Teichs entstand das Londoner Royal Institute of International Affairs, auf der anderen Seite das CFR in New York.
Nachdem das CFR am 29. Juli 1921 auch offiziell gegründet worden war, ließen dessen führende Köpfe keine unnötige Zeit verstreichen und stellten gleich zu Beginn klar, dass es in ihrer Zentrale, dem Harold Pratt House, lediglich darum gehe, undogmatisch und ergebnisoffen die Finanz‑, Wirtschafts- und Außenpolitik der Vereinigten Staaten zu diskutieren. 1922 klang das in einer Erklärung des Vorstands dann so: „Das ‚Council on Foreign Relations‘ beabsichtigt, zu den internationalen Aspekten von Amerikas politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Problemen eine kontinuierliche Debatte ins Leben zu rufen.“ – „Es ist nichts weiter als eine Gruppe von Männern, denen es um die Verbreitung von Wissen bezüglich internationaler Beziehungen geht, und, ganz besonders, um die Entwicklung einer vernünftigen amerikanischen Außenpolitik.“
Zu dieser Selbstbeschreibung kamen in der amerikanischen Bevölkerung jedoch über die Jahre Zweifel auf, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass das CFR-eigene Magazin „Foreign Affairs“ diesem Anspruch der distanzierten Unparteilichkeit oft so gar nicht zu genügen schien. So las man in dessen erster Ausgabe unter der Überschrift „The Next American Contribution to Civilization“ („Der nächste amerikanische Beitrag zur Zivilisation“) beispielsweise: „Unsere Regierung sollte dem existierenden Völkerbund mit Leidenschaft beitreten, sich an jeder Diskussion, die im Bund geführt wird, wohlwollend beteiligen und bereit sein, mehr als ihren Anteil bei all den Pflichten zu leisten, die eine einstimmige Entscheidung der Nationen, die den Völkerbund ausmachen, nach sich ziehen kann.“ Solche Texte, die mit ihrem Wunsch nach einer globalen Konsolidierung politischer Macht klar an die Round-Table-Gruppen anschlossen, fanden sich in nahezu jeder Ausgabe des Magazins, wenngleich, das ist klar, nicht in jedem einzelnen Artikel eine Weltregierung gefordert wurde.
Bezüglich der Männer, die sich im Inneren dieser vermeintlich harmlosen Denkfabrik verbargen, konstatierte der Autor Robert Schulzinger in seinem Buch „The Wise Men of Foreign Affairs: The History of the Council on Foreign Relations“ („Die weisen Männer der Außenpolitik: Die Geschichte des Council on Foreign Relations“), dass „nahezu alle von ihnen Bankiers und Anwälte waren“ – Worte, die stark an die Untersuchungen rund um das Reece-Komitee und dessen Forschungsleiter Norman Dodd erinnern. Auch er verwendete, als seine Nachforschungen zu den steuerbefreiten Stiftungen Amerikas ihn erkennen ließen, dass diese unisono an der Erodierung der nationalen Souveränität der USA arbeiteten, die Formulierung „Bankiers und Anwälte“, um den Ursprung jener Subversion zu verorten. Damit wir letzteres auch in bezug auf das CFR mit einer größtmöglichen Präzision tun können, soll hier ein weiteres Mal Carroll Quigley zitiert werden, der in „Tragödie und Hoffnung“ feststellte, dass es sich bei dem Harold Pratt House um „eine Frontgruppe von ‚J.P. Morgan and Company‘ in Verbund mit der sehr kleinen amerikanischen ‚Round Table‘-Gruppe“ handelte.
Nun besteht das Council on Foreign Relations bis heute. Gewissermaßen sind wir, sofern das Ziel war, herauszufinden, was aus Cecil Rhodes‘ Vision geworden ist, also bereits an diesem Ziel angekommen. Aber damit man verstehen kann, warum diese eingangs in der Überschrift gestellte Frage auch heute noch von enormer Wichtigkeit ist, ist es unabdingbar, dass man zwei weitere Fragen stellt und beantwortet. Erstens: Was genau hat das CFR in den 97 Jahren seit seiner Gründung denn getan, abgesehen von der Herausgabe eines internationalistischen Magazins, das eine solche Aufmerksamkeit rechtfertigen würde? Und zweitens: Wie ist es dabei vorgegangen?
Das Buch, das diesen Fragen besser nachgegangen ist als jedes andere, ist meines Erachtens Servando Gonzalez‘ „Psychological Warfare and the New World Order“ („Psychologische Kriegsführung und die Neue Weltordnung“), weswegen im folgenden ausführlich daraus zitiert werden soll. So schreibt Gonzalez in seiner Einleitung: „Also, wie lässt es sich, ohne auf Verschwörungstheorien zurückzugreifen, erklären, dass diese kleine Gruppe von Menschen die Außenpolitik der Vereinigten Staaten in einem solchen Ausmaß kontrolliert? Wie lässt es sich, ohne auf Verschwörungstheorien zurückzugreifen, erklären, dass das ‚Council on Foreign Relations‘, wichtig und mächtig, wie es ist, der Mehrheit der Menschen in den Vereinigten Staaten und der Welt nahezu unbekannt ist? Das ‚Council‘ gibt vor, keine Beziehung mit der US-Regierung zu haben. Wie also lassen sich diese Fakten erklären: Fast jeder Außenminister, CIA-Direktor, Verteidigungsminister, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs, jedes Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats und jeder Direktor der ‚Federal Reserve‘ war seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein CFR-Mitglied oder ist es noch immer. Aktuell sind 124 hochrangige US-Militäroffiziere sowie viele US-Senatoren und Richter des Obersten Gerichtshofs CFR-Mitglieder.“ (Stand: 2010, Anmerkung des Autors.)
Wohl wissend, dass dies die prominenteste Person in Washington, D.C., den Präsidenten, nicht einschließt, lässt Gonzalez unter der Überschrift „US Presidents with Blinders On“ („US-Präsidenten mit Scheuklappen“) diesen Abschnitt folgen: „Der Nationale Sicherheitsrat ist ein Schlüsselelement, um zu verstehen, wie die CFR-Verschwörer die US-Regierung kontrollieren. CFR-Agenten innerhalb der Administration veranlassten 1947 die Gründung des Nationalen Sicherheitsrats und der CIA, angeblich als Mittel, um Vorkommnisse wie Pearl Harbor zu verhindern und die Bereiche der Militär‑, Sicherheits- und Außenpolitik der US-Regierung zu regeln. Jedoch, kurz nachdem er geschaffen war, machten CFR-Agenten innerhalb des Nationalen Sicherheitsrats ihn zu einem Instrument, mit dem sich die Informationen kontrollieren ließen, die es zu den Augen und Ohren der Präsidenten schafften, wodurch um sie herum eine Nebelwand der Desinformation erzeugt wurde. Das garantiert, dass die politischen Entscheidungen, die sie treffen, diejenigen sind, die bereits zuvor im ‚Harold Pratt House‘ getroffen wurden. Am besten beschrieb Fletcher Prouty diesen Prozess in seinem Buch ‚The Secret Team‘ – was erklärt, warum das Buch praktisch zensiert wurde und über viele Jahre hinweg fast nicht aufzufinden war.“
Colonel Fletcher Prouty war Teil der Vereinigten Stabschefs unter John F. Kennedy und machte sich nach dem Ende seiner 23-jährigen Militärkarriere dadurch einen Namen, dass er die Machenschaften der CIA und ihre Drahtzieher aufdeckte. Sein von Gonzalez genanntes Buch „The Secret Team“ („Das geheime Team“) erschien erstmals 1973, verschwand jedoch kurz darauf nahezu völlig aus dem Umlauf und wurde erst in den Jahren 1992 und 1997 neu aufgelegt. Darin schrieb er: „Die CIA ist das Zentrum eines weitreichenden und schwer fassbaren Mechanismus, der in verdeckten Operationen oder, wie Allen Dulles es immer nannte, ‚Friedensmissionen‘ spezialisiert ist. Hierbei ist die CIA das Werkzeug einer auf einer höheren Ebene agierenden Kabale, die Vertreter und hochqualifizierte Agenten der CIA oder anderer Regierungsorganisationen einschließen kann, gewisse Teile der Geschäftswelt und, so gut wie immer, ausländische Beteiligung. Es sind dieses höchste geheime Team, seine Verbündeten und seine Vorgehensweise, die das Kernthema dieses Buches ausmachen.“ Am Ende des Buches stellt er ein weiteres Mal klar, dass, obwohl die CIA mächtig ist, „in der Mehrheit der Fälle die Macht hinter ihr die großen Konzerne, die großen Banken, die großen Kanzleien und das große Geld ist“. – „Die ‚Agency‘ existiert, um von ihnen benutzt zu werden.“
Erst mit Zeilen wie diesen beginnt man den sogenannten Nachrichtendienst aus Langley, Virginia, im richtigen Licht zu sehen und hat das nötige Motiv zu der bisweilen sehr einmischenden Außenpolitik der USA. Unabhängig davon, ob nun ein Demokrat oder ein Republikaner im Weißen Haus sitzt, scheint in Washington ein großer Einfluss von einer korporatistischen Elite auszugehen, die sich hinter ihren Frontorganisationen, der CIA, dem Nationalen Sicherheitsrat und dem CFR, versteckt.
Stimmen, die auf diese verborgene Kontinuität hinwiesen, gab es in den vergangenen Jahrzehnten viele: Sie kamen von links, als Laurence Shoup und William Minter mit ihrem Buch „Imperial Brain Trust“ („Imperiale Denkfabrik“) einen genaueren Blick auf das CFR warfen, als Peter Collier und David Horowitz über die amerikanische Dynastie der Rockefellers schrieben oder als William Blum „Killing Hope“ („Zerstörung der Hoffnung“) verfasste. Von rechts kamen sie, als die Autoren Phyllis Schlafly oder Murray Rothbard, G. Edward Griffin oder eben Servando Gonzalez hießen. Eher der zweiten Gruppe zuordnen müsste man auch den ehemaligen FBI-Agenten Dan Smoot, der als einer der ersten die Aufmerksamkeit der Amerikaner auf das CFR lenkte. 1962 schrieb er in seinem Buch „The Invisible Government“ („Die unsichtbare Regierung“): „Ich bin davon überzeugt, dass das ‚Council on Foreign Relations‘, zusammen mit einer großen Anzahl von mit ihm verbundenen steuerbefreiten Organisationen, jene unsichtbare Regierung konstituiert, die die wichtigsten Entscheidungen unseres Staates fällt; die Kontrolle über Politiker, die diese Entscheidungen umsetzen, innehat; und, durch massive und gekonnte Propaganda, unseren Kongress ebenso wie unsere Bevölkerung dazu bringt, diese Entscheidungen zu unterstützen. Ich bin davon überzeugt, dass es das Ziel dieser unsichtbaren Regierung ist, Amerika in einen sozialistischen Staat zu verwandeln und es dann zu einer Einheit in einem weltweiten sozialistischen System zu machen.“
13 Jahre später war es Admiral Chester Ward, ein ehemaliger Navy-General, der nach mehr als einem Jahrzehnt der CFR-Mitgliedschaft die Alarmglocken für die amerikanische Bevölkerung läutete. In einem Buch, das er zusammen mit der oben bereits genannten konservativen Politikerin Phyllis Schlafly geschrieben hatte, verkündete er, dass das CFR es auf „die Eingliederung der US-Souveränität und der nationalen Unabhängigkeit in einen allmächtigen Eine-Welt-Staat“ abgesehen habe. Noch prominenter war allenfalls der republikanische Senator und Präsidentschaftskandidat des Jahres 1964, Barry Goldwater, der am Ende seiner 1979 veröffentlichten Memoiren ein Kapitel mit der Überschrift „The Nonelected Rulers“ („Die nicht gewählten Herrscher“) einfügte. Darin fand er für den Antrieb des CFR zwar defensivere, aber ebenso klare Worte: „Ihr Ziel ist es, der streitenden Familie von Nationen durch Zusammenschluss und Übernahme eine gütige Stabilität aufzuerlegen. Sie betrachten die Eliminierung von nationalen Grenzen, die Unterdrückung ethnischer Loyalitäten als schnellsten Weg zum Weltfrieden.“ Und: „Ich glaube, das ‚Council on Foreign Relations‘ und seine elitären Hilfsgruppen sind indifferent gegenüber dem Kommunismus. Sie haben keinen ideologischen Anker. In ihrem Streben nach einer neuen Weltordnung sind sie bereit, ohne Vorurteile mit einem kommunistischen Staat zu arbeiten, einem sozialistischen Staat, einem demokratischen Staat, einer Monarchie, einer Oligarchie – für sie ist das alles das gleiche.“
Wenngleich es Goldwater bei seinen Ausführungen versäumte, die Herrschaften aus dem Harold Pratt House anhand ihrer vergangenen Taten zu beurteilen (darauf, dass man dort eine „gütige Stabilität“ im Sinn hat, deutet nur sehr wenig hin), stellte er zu ihrer ideologischen Flexibilität etwas sehr Richtiges fest. Diesbezüglich konstatierte auch Carroll Quigley in „Tragödie und Hoffnung“: „Es existiert, und existierte für eine Generation, ein internationales anglophiles Netzwerk, das auf eine Weise operiert, wie die radikale Rechte denkt, dass die Kommunisten vorgehen. Tatsächlich hat dieses Netzwerk, das wir als die Round Table Groups identifizieren können, gar keine Aversion, mit Kommunisten oder irgendwelchen anderen Gruppen zusammenzuarbeiten, was es auch regelmäßig tut. Ich weiß von dem Vorgehen dieses Netzwerks, weil ich es für 20 Jahre studiert habe und es mir für zwei Jahre, in den frühen 60ern, erlaubt wurde, seine Unterlagen und geheimen Dokumente zu analysieren.“
Wollte man die Geschichte des CFR an dieser Stelle komplett machen, käme man nicht umhin, seinen Einfluss anhand bestimmter Personen und Situationen zu verdeutlichen. Man müsste sich politische Ereignisse vornehmen, die dazu geläufige Geschichtsschreibung wiedergeben und Argumente dafür vorbringen, dass eine andere Interpretation der Historie plausibler ist. Das aber müsste, um glaubwürdig zu sein, in einer Tiefe und mit einer Ausführlichkeit geschehen, die den Umfang dieses Artikels weit überschreiten würden. Daher möchte ich erneut betonen, dass das Buch von Servando Gonzalez einen mehr als detaillierten Überblick über viele der Schlüsselstellen des 20. Jahrhunderts bietet und darüber hinaus so reich an Literaturverweisen ist, dass man in die Lage versetzt wird, all seine Thesen selbständig überprüfen zu können. Nicht ohne Grund verwies der Autor und libertäre Aktivist G. Edward Griffin in seinem Kommentar zu dem Buch auf Thoreaus Aussage, dass auf je tausend, die an den Blättern des Bösen zupfen würden, einer komme, der an der Wurzel hackt, und stellte daran anschließend fest, dass Servando Gonzalez mit „Psychological Warfare and the New World Order“ an eben jene Wurzel gegangen ist: das CFR.
Wenn man nun begonnen hat, auch Machtzirkel außerhalb von demokratischen Kontrollmechanismen wahrzunehmen, scheinen diese Einflüsse oft übermächtig zu sein. Sie drohen zum Ursprung eines lähmenden Defätismus zu werden und werfen die Frage auf, was man als einzelne Person gegen eine solche Übermacht schon auszurichten hat. Dabei gibt es ihrer Existenz durchaus etwas Positives abzuringen: Es ist nicht länger zwingend notwendig, Linke von dem Wert des Konservatismus zu überzeugen oder Sozialisten die Mechanismen der Marktwirtschaft zu erklären. Dort draußen gibt es Spieler, die weder auf der Seite der Liberalen noch der der Sozialisten stehen. Es gibt Eliten, die mit ihrem Handeln ausschließlich den eigenen Interessen dienen und die sich weder für eine pluralistische Welt der verschiedenen Kulturen und Nationen begeistern können, noch für ein universalistisches menschliches Erblühen. Diese Erkenntnis kann, sofern sie richtig kommuniziert wird, ihren Teil dazu beitragen, dass wir die Spaltungen, die unsere Gesellschaft, unsere Freundeskreise und unsere Familien in einem immer stärkeren Maße durchziehen, überbrücken und erkennen, dass uns in Wahrheit sehr viel weniger trennt, als uns jene abgehobenen Strippenzieher einzureden versuchen.
Zur historischen Neubewertung des ersten Weltkriegs - Deutschland wollte den Krieg nicht
Servando Gonzalez - Psychological Warfare and the New World Order
.. und hier ist noch ein Werk, das besonders die Jahre nach dem 11. September in ein neues Licht rückt.
Tragedy and Hope: Professor Carroll Quigley and the "Article that Said Too Little" by Kevin Cole
(dieses Video kann ich wirklich nicht genug empfehlen!)
Liebe konspirative Grüße,
Euer @menckensgeist
@eisenbart
<3
Ein wunderbarer Artikel. So ordentlich und strukturiert formuliert und Fakten basiert!
Hi Menkensgeist, kennst Du eigentlich den Report von Iron Moutain ? Wenn nicht, solltest Du Dich damit auch mal auseinandersetzen ;-)
http://www.pfui.ch/downloads/lewinverdammterfriede.pdf
Ist bekannt ;)
Schöne Fleißarbeit, Du böser Verschwörungstheoretiker ;-)
Da gefällt mir das obrige Video von tragedyandhope.com aber deutlich besser ;)
Mir zu viel Text. Denke selber nach. Hab schon viele Informationen. Weiß wo ich nachschauen kann.
Für Leute wie dich hatte ich ja das letzte Video 'reingepackt (was so ziemlich das Beste und Detaillierteste ist, was du zu dem Thema finden wirst =) )
So interessant zu sehen, was in den Untiefen des Ozeans so stroemt... Rhodes Stern scheint noch nicht gänzlich erloschen zu sein, jedenfalls nicht in Oxford, wo Studenten schon seit Jahren im wahrsten Sinne des Wortes ihn vom Sockel zu stossen versuchen.
Mehr als seine Statuen (die auch in Südafrika langsam demontiert werden) ist seine Idee aber nach wie vor bei & mit uns.