DIE DREI ARISCHEN RINGE # LIVE # Kurzroman # Teil 6
Dennoch wirkten Beide etwas unbeteiligt, so als wäre ich ein Neuling und sie hätten mir niemals irgend etwas angeboten. Der ältere Herr sprach von Geld, von sehr viel Geld mit sehr vielen Nullen. Mir war dieses Thema eigentlich egal.
Eva schaute mich sehr konzentriert an, als ob sie mich lesen wollten, als ob sie etwas wissen wollte und sich nicht getraute mich zu fragen.
Dann schüttelte sie ihr langes blondes Haar und strich sich etwas ungelenk mit ihrer Hand hindurch.
Sie fragte mich direkt:
„Wer denkst Du wer in Zukunft dieses Gebilde kontrollieren kann? Was denkst Du was Du da jetzt gerade erschaffst? Bist Du einer von Uns? Bist du Reif für die Wahrheit? Was denkst Du wenn Wir unsere Rechenkapazität dir geben, was passiert dann? Was passiert wenn wir die Dosen vom Band rollen lassen und jeder Leut’ da draußen bekommt sein eigenes Rechenzentrum, was kann er damit wohl machen?“
Jetzt merkte ich auch, das die Sache zu einer Weggabelung führte, ab da waren wir zusammen in einem Boot oder wir trennten uns für immer. Irgendetwas wollen sie noch haben, zu den Milliönchen, aber was war die Frage?
Ich antwortete:
„Ich bin nicht im zweiten Arischen Kreis, das wisst ihr doch besser als ich. Also gehöre ich genau soviel zu Euch wie ich dazu gehöre, mit meinem Wissen was ich habe. Was wollt ihr also außer Geld? Die Macht über SoziScore? Wie soll das gehen? Da kann ich kein Hintergrundprogramm einschleusen, schon das mit dem Virus war Grenzwertig!“
Eva schaute ihren Meister an und legt den Finger auf ihren Mund, diese Geste sagte ihm das er schweigen sollte. Er zuckte auch leicht zusammen, er war irritiert, das war nicht abgesprochen, doch dann schloss er seine Augen und Eva wollte gerne zu mir sprechen aber sie durfte es nicht. Als er sie nach einigen Minuten wieder öffnete und sie ansah, da lachte sie, ihr viel ein Stein vom Herzen, sie sprach:
„Wenn wir dir diese Kapazitäten geben dann entscheiden wir wer das Rennen gewinnen wird. Das ist so! Das heißt aber auch das wir außer Geld noch mehr wollen. Wir wollen den vollen Zugang zum Programm, wir wollen ganz zu Anfang ihn trainieren dürfen, mit ihm sprechen und kommunizieren und zwar so viele von uns wie wir haben, die dies auch wollen! Diese Grundlage wird gebraucht um der KI eine Richtung zu geben, sie im Spiel zu stärken, sie braucht die Masse. Sie braucht aber die Qualität in einer starken Dosis. Wer diese Qualität geben kann, spart Masse ein, wer Masse einspart wird im System einen besonderen Platz haben, solange er der KI diesen Gegenpart geben kann und wenn er ganz früh dabei sein kann. Er muss nicht der Erste sein aber er muss sehr früh diese Qualität verkörpern. Diese KI wird dann seine Aufgabe für die Massen erfüllen, sie wollen es dann auch so haben. Diese KI wird aber dann die höchste Kaste, die Kaste der Brahmanen brauchen, denn sie sucht danach immer in der Grenzenlosigkeit nach ihrem eigenen Wesen!“
Da war es heraus, ich rollerte ins’ Grüne um mir die Sonne auf den Körper scheinen zu lassen, ich wollte mit mir sein, ich spielte nun Gott!
Das Milliönchen werde ich meinem Chef leicht verkaufen, wenn ich ihm sage das er die Kapazitäten eine Woche lang kostenlos testen kann. Das wiederum würden die Solarier gerne ergeben, wenn ich die andere Sache in trocknen Tüchern hätte. Aber wollte ich das? Oder sollte ich alles hinwerfen, mir einen neuen Job suchen?
In der Ferne sah ich einen Mann mit einem Traktor fahren, er mähte das Gras, es würde gut duften, wäre dies etwas für mich? Sollte ich zu meinem Chef sagen: Wir brauchen nicht nur Rechenkapazitäten sondern qualitative Trainingsreserven, ich hätte es zu einem Preis?
Die Sonne färbte den himmel sehr Rot, vielleicht strich die Wüste über den Hügeln dahin? Der feine Sand hatte diese Wirkung? So fuhr ich zur Firma und richtete es dem Chef genau so aus. Mir war es in diesem Moment egal was er wusste und was nicht, ich wusste auch nicht auf welcher Seite er wirklich stand.
Seine häufigen Abwesenheiten führten ihn zu vielen Konferenzen und er erzählte niemanden jemals davon, auch nicht seiner Sekretärin. Als ich sie einmal versuchte zu fragen, war dies schon zu viel.
Der Herr Müller sah müde aus, er nickte mir zu als ich es ihm so sagte. Er meinte nur, na ja viel Geld und sie trainieren dafür auch, große Summe für eine Woche. Die erste Woche ist aber gratis, na dann sag ihnen Bescheid und zwar noch Gestern.
Geht klar, eine Million per Woche und möglichst viele Trainingseinheiten im Preis sind auch noch enthalten. Geld kommt dann in 10 Tagen oder auch nicht! Ich erfuhr auch noch, dass die Konkurrenz schon die ersten Erfolgsmeldungen streute und vielleicht die besseren Kontakte hatte zur hohen Politik. Zeit ist hier wirklich Geld, wir müssen die Ersten sein.
Wenn diese Solarier sich davon ein mehr an Einfluss erhoffen sollten dann sollen sie das doch tun. Mir egal wenn wir es nur schaffen und Hintertüren gibt es nicht, dafür habe ich gesorgt, für Niemanden!
So fuhr ich im dunkeln zur heiligen Halle, nur Eva wartetet noch auf ich, es war seltsam leer. Als ich es ihr sagte, da küsste sie mich auf den Mund. Sie meinte, es hätte uns endgültig trennen können. Ein Zettel mit Passphasen und IP Nummern, ich fuhr wieder zurück zur Firma, ich erwischte den Admin Winfried noch.
Doch er war gar nicht so sauer, weil er vor Neugier platzte, weil er wissen wollte, ob es die Farbe Rot oder Schwarz ist und wohin die Kugel fällt, wenn alles auf einer Farbe steht!
10 Minuten später standen die ersten Verbindungen, er arbeitet wahnwitzig schnell mit seinen Fingern auf der Tastatur, es war rhythmisches Klappern zu hören. Die Farbbalken wurden immer mehr, die Übertragung lief. Er sagte mir das es bis zum Morgen brauchen würde, bis die Datenmenge aller KI Knoten übertragen war.
Er würde nun gerne alles vergessen, in die Kneipe gehen und mit mir zusammen eine Saufen wollen. Er schloss die Tür ab, wir bestellten ein Taxi, wir machten das was wir tun wollten. Im Vollrausch interessierte er sich immer mehr für die Solarier, er war eben auch einer der vielen Einsamen.
Die nächsten Tage waren für mich und Winfried eine gigantisch gute Zeit. Das ausgelagerte Vollprogramm entwickelte sich mit einer Kraft, die man nur mit einem altmodischen Turbolader vergleichen könnte. Allerdings hatte der Admin auf dieses Programm insoweit keine Zugriff mehr, als das er an diesem Ort nichts löschen konnte. Diese Kopie entwickelte sich schneller und stabiler als unser Original. Dieses Original nach unserem heutige Urheberecht lernte aber auch viel schneller hinzu, weil es die Fortschritte der Kopie übernehmen konnte ohne alle Wege dahin zu gehen oder zu probieren, zu müssen. Alles in Allem lagen wir im Zeitplan und das Tempo stieg jeden Tag weiter an.
Wir konnten deshalb alles an KI Programmen in den KI Kern packen was wir hatten, eines davon war sehr experimentell, es machte nichts anderes als die Algorithmen auf eine höhere Mathematik umzustellen. Wir konnten solche Spiele machen weil wir ja schließlich freie Hand hatten, so glaubten wir es noch zu diesem Zeitpunkt.
Doktor Müller war einfach zu viele Wochen nicht in der Firma gewesen, so das es eine neue Kultur inzwischen gab. Diese setze eine große Vielfalt an verrückten Lösungen frei, unter anderem wurden KI Spiele entwickelt, für den Zeitvertreib, diese rekombinierten sich dann auch noch selbst, alles eben etwas Spaß für die notwendige gute Atmosphäre.
Dan war Chef wieder da. Ich in seinem Büro. Er brüllte mich an. Der Systemadmin war schon mit einem hängenden Kopf, vor mir heraus gekommen. Seine Sekretärin, eine mittelalte Frau mit ausrasierten Haaren am Hinterkopf, machte mir noch besonders drohende Zeichen, dieses Drama war wohl zu ihrem Geschmack.
Ich ließ in einfach Brüllen, ich überschlug in dieser Zeit meine Optionen. Er hatte vor wenigen Minuten den Rechenzugang zu den Solariern gesperrt, er diktierte vor meinen Augen einen Drohbrief in diese Richtung, Urheberrecht, Datenrücknahme, Daten zu löschen, Millionenklage und so weiter.
Dann wurde seine Stimme zischend, als zu mir sprach:
„Sie haben das alles zu verantworten! Wir bekommen den Zuschlag nicht, wenn keine Hintertüren für Befehle in den Programmen sind. Ihre Assimov Moral ist denen Scheißegal! Sie sind gefeuerte, ich mache sie arm, sie werden bluten, ich ziehe sie nackt aus! Was haben sie dazu noch zu sagen?“
Ich war erstaunlich Angstlos, ich fühlte mich nicht mehr Allein und werde es so oder so nie wieder sein! Jetzt überlegte ich mir meinen Ton, jetzt machte ich meine lange Kunstpause, jetzt nahm ich mir mal Zeit für meine Worte:
„Sie Herr Müller predigten immer das Projekt, dieses Projekt steht, dank der Solarier und ihren utopischen Rechenkapazitäten. Es war nie etwas von „Hintertüren“ in Planung, es wahr nie ein Problem, wenn sie die eingebaute Moral meinen. Wir haben in ihrer Abwesenheit unsere Entscheidungen getroffen und sie waren der Vermittler zum heutigen anerkannten Staat – Solaria – sie spielen nun falsch. Die anderen Mitbewerber haben noch die Politik hinter sich, wir starten ebendas Projekt ohne Peitsche und nur mit Zuckerbrot, warum soll das nicht gehen? Denken sie wirklich sie können die Solarier verklagen? Die haben eine Firma gegründet und bestimmt schon lange verkauft an eine Briefkastenfirma in Panama, und diese hat sich selbst verkauft nach Solaria. Dieser Staat wird bestimmt gar kein Urheberecht kennen, die verdienen ihr Geld intelligenter wie wir und sie haben genug davon. Sie haben die Rechner der Solarier bezahlt. Sie werden diese in großen Stückzahlen produzieren, überall auf der Welt. Diese Dinger brauchen nicht einmal eine der üblichen Netzverbindungen,die machen das auf eine andere art und weise.“
„Sie sind sofort gefeuert, raus!“
Ich hörte ihn noch toben, als die Tür schon geschlossen war. Die Sekretärin feixte mich an. Ich sagte ihr im vorübergehen: „Suche dir einen neuen Job!“
Vor der Tür traf ich Admin Winfried, wir beide fuhren zusammen zur heiligen Halle. Ein mir unbekannter stellte sich als Anwalt vor. Wir sollten noch heute unsere Wohnung kündigen und noch heute zum Einwohnermeldeamt fahren und uns abmelden, mir der Begründung, verzogen ins’ Ausland!
Somit waren wir unerreichbar, auch für Leute die uns eine Klage zustellen wollen. Wie ich es mir gedacht habe, genau so hatten es die Solarier schon länger gemacht. Sie produzierten ihre neuen dreidimensionalen Rechner, sie sahen aus wie Konservendosen. Diese verschickten sie an ihre Leute in der ganzen Welt und begannen dort schon mit dem kleinteiligen Verkauf der selben. Ihr Netzwerk beruhte auf Skalarwellentechnik, das von Punkt zu Punkt sich verband und gegen Störungen von Außen immun war.
Eva fragte mich dieser Tage ob ich bereit sei in den zweiten Ring einzutreten, ob ich bereit sei im geben und nehmen zu verbleiben, ob ich bereit sei mein Ritual zu erhalten. Ich wollte es und ich brauchte auch ihren Schutz, ich sollte bald für einige Monate in der Fremde abtauchen. Ich sollte dort Geld verdienen, die Solarier hatten derzeit zu große Aufgaben. Ihr Wachstum an Neugründungen, ihr Zulauf an neuen Mitgliedern, ihre neuen Firmen, ihre zukünftige Werbeaktion für SoziScore. Sie erfanden nicht einmal einen neuen Namen!
So verbrachte ich meine Tage beim Meister im Stockkampf, jeder Schlag und jede Abwehr eine Philosophie. Ich kümmerte mich nicht mehr um meine alte Firma, sie kümmerte sich aber erfolglos um mich. Selbst meinen Roller hatte ich verkauft, dieser stand mit einem neuen Schild auf dem Parkplatz, sein Besitzer ein 90 jähriger rüstiger Mann, den es nicht störte wenn ich seinen neuen Motor etwas bewegte.
Meister Wilhelm klärte mich über alle Fragen die ich hatte auf. Er erklärte mir sogar was ich zu tun hatte wenn ich auf den Weg in ein Gefängnis war: „Niemals da raus zu wollen, von Anfang an! Niemals ohne Anwalt ein Wort reden, niemanden in der Innenwelt vertrauen, aber gut beobachten und zwei Übungen bis zum Exzess treiben.“
Dann kam der Tag meines Eintritts in den zweiten Kreis.