In Japan läuft man zum Jahresanfang einfach weiter

in #deutsch6 years ago

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217,9 Kilometer ist die Strecke die es zu bewältigen geht, und nur ein Team wird am Ende jubeln können.


Zum Anfang jeden Jahres am 2. und 3. Januar findet im Osten von Japan das wohl beliebteste Rennen des Landes statt. Eigentlich ist es ja nur ein Staffellauf, der zwischen den schnellsten Läufern aus über 20 Universitäten der "Inter-University Athletic Union of Kanto" (関東学生陸上競技連盟 Kantō gakusei rikujō kyōgi renmei) ausgetragen wird. Aber für die teilnehmenden Studenten ist der Hakone Ekiden (箱根駅伝), mindestens genauso wichtig und prestigeträchtig wie das berühmte Bootsrennen zwischen den englischen Universitäten Oxford und Cambridge.

10 Läufer treten pro Team an um die Strecke zwischen Tokio und Hakone und wieder zurück gemeinsam zu bewältigen. Jeden Tag gibt es 5 Stationen zu erreichen, an denen der Staffelstab von Läufer zu Läufer weitergegeben wird, die Entfernungen reichen von 18,5 bis 23,4 Kilometer und sind ungefähr mit einem Halbmarathon zu vergleichen. Nur das man halt nicht gemütlich durch die Stadt, sondern bei winterlichen Temperaturen in die Berge rennen muss, in denen man nicht nur gegen die Zeit und sich selber, sondern auch noch gegen viele Steigungen und Kurven kämpfen muss.

Seit 1920 wird dieser Lauf schon aufgetragen und die Zahl der teilnehmenden Universitäten hat sich im Laufe der Zeit von 4 auf 20 erhöht. Bereits die Teilnahme gilt für viele Studenten als Ehre und als eine große Chance sich als aufopferungsbereite und ehrgeizige Teamkameraden zu präsentieren. Genau die Werte, auf die es in der japanischen Arbeitswelt ankommt, und ein guter Auftritt könnte für einige der Teilnehmer das Sprungbrett sein und ist bei den bei vielen Studenten anstehenden Bewerbungsgespächen ein großes Plus, da viele große Firmen auch eigenen Betriebssportmannschaften unterhalten. Es geht beim Ekiden also um viel mehr als nur ein Staffelrennen zu gewinnen.

Das Rennen ist ein mediales Großereignis und die Übertragung im Fernsehen erreicht normalerweise Einschaltquoten von 30 Prozent. Ein Wert von dem andere internationale Sportevents nur träumen können. Und auch die Laufstrecke ist gesäumt von tausenden von Zuschauern, die die unermüdlichen Läufer frenetisch anfeuern.


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Das Rennen startet in Tokio und dann geht es raus aus der Millionenstadt bis in die Berge der Hakoneregion, ein beliebtes Urlaubsziel mit vielen heißen Quellen ganz in der Nähes des Mt. Fuji. Die Strecke führt teilweise direkt am Meer entlang und der starke Wind kann den Läufern dann ganz schön zu schaffen machen. Und auf den meisten Abschnitten des Ekiden gibt es auch immer wieder Steigungen und Gefälle, die den vollen Einsatz und auch die volle Konzentration der Teilnehmer fordern.

Zeit um die oft schöne Aussicht zu genießen, bleibt bei diesem Lauf wohl nur den Zuschauern, die das Rennen ganz bequem aus dem eigenen Sessel heraus am Fernseher verfolgen.

Nach fünf Abschnitten und 108 Kilometer kommen die Teams dann am Nachmittag des ersten Tages in Hakone an und für die Hälfte der teilnehmenden Studenten ist die Arbeit dann bereits getan und sie müssen auf ihrer Teamkollegen vertrauen und hoffen, dass diese am zweiten Tag ihrerseits Alles geben werden um den Ekiden-Lauf für die eigenen Universität erfolgreich abschließen zu können.


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Dann geht es wieder zurück nach Tokyo, der Rückweg ist mit 109,9 Kilometern ein wenig länger und am Ende wird es nur ein Team geben, welches jubeln wird können. Am Ende der zwei Tage werden dann die Zeiten aller Läufer zusammengezählt und das schnellste Team wird zum Sieger erklärt. Bei diesem Rennen zählt nur der erste Platz, alle Teams die hinter den Siegern ins Ziel gehen haben nämlich nach japanischen Sichtweise leider nicht gewonnen.

Die ersten zehn Teams werden dann für den Ekiden im nächsten Jahr gesetzt sein und brauchen sich im Lauf des Jahres nicht für den Lauf zum 100-jährigen Jubiläum zu qualifizieren.

Aber zuerst einmal werden heute und morgen auf der Strecke von Tokio nach Hakone und wieder zurück 200 junge Sportler alles geben und an den jeweiligen Zielankünften der verschiedenen Streckenabschnitte wird auch in diesem Jahr die Kamera wieder Bilder einfangen, von Läufern die nach Ankunft erschöpft zusammenbrechen, weil sie sich teilweise bis zur Erschöpfung verausgabt haben.

Es wird nur eine sein!




Nach dem ersten Tag sieht es im Augenblick nicht so aus, als würde Aoyama den Titel vom letzten Jahr verteidigen. Auch wenn man nach dem dritten Abschnitt noch in Führung lag, war es dann in Hakone die Toyo Universität, welche den Tagessieg bejubeln konnte und auf den Zweitplazierten die Tokai Universität nun 74 Sekunden Vorsprung hat.

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Alles erdenklich Gute für 2019!

Grüße übers Wasser hinweg.
Wolfram

Dankeschön, das wünsche ich dir und den deinen doch auch! Halt mir die Stellung und komm mir gut durch den Winter!

Gutes neues Jahr nach Japan :-)

Danke. Und auch für dich. Alle Gute in die Heimat

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