Die Feierwoche ist fast vorüber und der Absturz und der Kater rücken immer näher
Wie mir heute nach dem Aufstehen feierlich verkündigt wurde, ist heute der Tag des großen Jubiläums. Oder war es gestern? In welcher Zeitzone läuft denn hier bei Steemit alles ab?
Na wie dem auch sei, ein weiterer Grund in dieser Woche zu jubilieren, man kommt ja bei den unzähligen Anlässsen gar nicht mehr mit.
Zuerst dürfen wir uns noch einmal bei Gott und Helmut Kohl, und wahrscheinlich auch bei David Hasselhoff bedanken, dass sie es vor 28 Jahren geschafft haben, dass unser aller Heimatland nun nicht mehr dreigeteilt, sondern nur noch zweiteilig ist.
Und die jetztige Konstellation wird auch keinerorts mehr in Frage gestellt, sondern als zwangsläufig und endgültig akzeptiert.
Irgendwo auch verständlich, wenn wir es nach so vielen Jahren noch nicht einmal geschafft haben, dem einverleibten östlichen Teil so weit zu integrieren, dass sich die Menschen dort in unserer deutschen Republik wirklich heimisch, geschätzt und willkommen fühlen.
Obwohl wahrscheinlich, die Verschmelzung mit dem südlichen Teil viel unproblematischer hätte ablaufen können, da man dabei eher auf Augenhöhe verhandeln hätte können.
Aber das sind alles nur Gedankenspiele, und dank der Europäischen Union sind die uns trennenden (Landes-)Grenzen dieserorts vollkommen verschwunden. Die Unterschiede wurden teilweise deutlich weniger, aber leider wurden sie an anderen Stellen dafür umso deutlicher und fester zementiert.
Heute am Tag der (falschen) Republik, wünschen sich aber dann doch nur die wenigsten diese vergangene und immer mehr verklärte Land zurück. Bleiben tut trotzdem für nicht wenige ein Gefühl der Desillusion und Verstörung. Die Tage der Betörung sind schon lange vorbei.
Die Freiheit, die einem wurde versprochen, kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Da möchte man dann um so lieber sich zurücklehen und in die soziale und staatliche Hängematte fallen lassen. Darin liegend und eingeklemmt, beschwert es sich doch am besten. Das einem gegebene Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, ist doch viel zu anstrengend, lieber wünscht man sich den starken Mann oder auch die starke Frau, die einem zeigt wo es lang zu gehen hat.
Der guten Reden wurden diese Woche viele geschwungen, meist von Menschen die von den vielen Schicksalen nie gehört haben und sich davon auch nicht gerne belästigt fühlen wollen.
Was bleibt, muss jeder für sich selbst fühlen. Gaukeln wir doch nur nicht den Menschen hier und dort eine Zukunft vor, gegen die wir dann bei jeder Gelegenheit anfangen zu intervenieren.
Weniger ist mehr, insbesondere wenn es um Staat, Steuern und Bürokratie, Kontrolle und staatliche Gängelung geht. Die Liste kann man wahrscheinlich unendlich weiter führen, jeder in seinem Sinne.
In diesem ganzen Zusammenhang bin ich gestern auf ein Lied der "Ersten Allgemeinen Verunsicherung" (EAV) gestoßen. Die Musiker aus dem südlichen Teil unserer Heimat haben damals kurz nach der Wende bei dem ganze Geschehen klarer durchgesehen, als manche Menschen in den beiden nördlicher gelegenen Teilen.
Gebt den Menschen eine Zukunft, denn Hundert Mark sind schnell versoffen.
Ich verlinke einfach mal auf das Video bei YouTube und hinterlasse euch auch den den Songtext, welchen ich hier gefunden habe.
Hört einfach rein, wenn ihr Lust habt und genießt den heutigen Sonntag, an dem zum Glück keine Paraden mehr durch Berlin rollen und keine lauen Reden mehr gehalten werden.
Es steht ein Haus in Ostberlin
Karl-Otto kommt aus Ostberlin
und Blasi heisst sein Hund,
beide war'n nie in der Partei.
Ging er Gassi mit dem Blasi,
Wasser lassi, dann war quasi
ein Stasi immer mit dabei.
Es sprach Herr Gorbatschow:
„Es werde Licht!“.
Und siehe, es ward ein wenig heller.
Karl-Otto packt die Trude;
macht seine Bude dicht.
Sein Trabant fuhr niemals schneller!
Von Ostberlin nach Varaszdin
über's Burgenland,
welches für seinen Wein bekannt,
fuhr er dann mit dem Trabant,
ins gelobte Bruderland,
wo Asyl er, doch keine Arbeit fand!
Es steht ein Haus in Ostberlin,
das steht seit kurzem leer.
Den meisten der Genossen stand nach anderem der Sinn
als ein Land, called DDR!
Der Arbeiter- und Bauernstaat
ist auch nicht das geworden,
was er schon früher niemals war.
Charly Marx rotiert im Grabe,
das Herz wird ihm so schwer.
Geplant war alles anders ganz und gar!
Die Mauer ist gefallen
und alles jubiliert.
Hundert Mark sind schnell versoffen.
Doch im Westen bleibt man nüchtern,
da wird spekuliert.
Ein neuer Markt ist offen!
Es steht ein Haus in Ostberlin,
das steht schon fast nicht mehr!
Früher wohnten Mister Marx und Herr Lenin drin,
doch das ist lange her!
Karl-Otto steht in Westberlin,
noch immer arbeitslos
und schaut sich ein Schaufenster an.
Daß nicht alles was da glänzt,
Gold ist, weiss Karl-Otto längst,
außer, wenn man sich's leisten kann!
Nach der ersten Euphorie
senkt ganz Western-Germany
betreten seine Jubelfahnen.
Denn sind die Arbeitsplätze knapp,
schiebe deinen Bruder ab,
und zum Abschied gibt's einen Strauss Bananen!
Es steht ein Haus in Ostberlin,
das steht seit kurzem leer.
Und Karl-Otto ist dabei wieder einzuziehn,
in seine Heimat, called DDR.
Es steht ein Haus in Ostberlin,
das steht seit kurzem leer
Und Karl-Otto ist dabei wieder einzuziehn,
in seine Heimat, called DDR.
Congrats and resteemed :-)
Bedankt
Schöner Text und interessanter Gedankengang.
Und den Upvote bekommst Du wegen dem EAV Song. Die waren ihrer Zeit damals politisch schon sehr auf den Nerv gegangen.
War leider damals noch zu jung um alles zu verstehen. Jetzt macht es um so mehr Spaß die politische Doppeldeutigkeit in den Texten zu lesen.
Das geht mir genauso, früher waren die Songs der EAV gute Laune Musik, aber da steckt schon ein bisschen was dahinter. Man muss nur genau hinhören.