Das Internet und ich: Tinder, was für ein Ding...

in #deutsch7 years ago (edited)

Ich habe mir vor einer Woche die Tinder-App installiert. Wieder. Das hat mich die letzten Tage zum Grübeln gebracht, ich hatte keine Lust mehr auf das Internet, auf diese komische virtuelle Welt, die gar nicht echt ist. Aber eigentlich hab ich nur wieder etwas über mich gelernt, und über das Ganze ein wenig reflektiert. Heute möchte ich versuchen, diese Gedanken zusammenzufassen.

In meiner Jugend, als ich um die 14-15 Jahre alt war, war das Internet nicht so etwas Selbstverständliches wie heute.

Wir hatten Computer in der Schule oder in der Bibliothek, wo wir erstmals in diese Welt eintauchen konnten. Ich kann mich erinnern, wie ich das erste Mal vom "Chatten" erfuhr. Wie verrückt? Man kann einfach mit fremden Menschen schreiben, in Echtzeit :)

Ich glaube, ich war um die 14, als ich mich das erste Mal mit jemandem aus dem Internet traf. Natürlich in Begleitung meiner Freundin. Zurückblickend, war es schon schräg, dass ein 25 jähriger Student sich mit einer 14 jährigen Schülerin treffen wollte. Beängstigend.

Nachdem ich ihn quasi abservierte, denn für mich war klar, ich bin zu jung für ihn und vor allem er zu alt für mich, kamen Nachrichten, die mich persönlich angriffen, wie "Niggersau". Ja, ich war 14. Aber ich war genügend aufgeklärt, um zu merken, dass diese Situation gefährlich war und nicht richtig. So etwas machte ich nicht mehr.

Aber die Sache an sich entwickelte sich weiter. Das Internet und der uneingeschränkte Zugang für alle.

Dass Mädchen über das Internet missbraucht werden, ist leider ein großes Problem unserer Zeit. Ich selbst kenne einige Fälle, leider..

Klar, es gibt viele Kampagnen und Aufklärungsprojekte über den richtigen Umgang mit dem Internet, und das ist gut, es sollte mehr gemacht werden. Trotzdem fallen immer mehr junge Menschen in diese gefährliche Spirale. Sie sind genau so neugierig wie wir damals, doch die Möglichkeiten und der Zugang zum Internet sind eben DA, sie wachsen damit auf. Das ist ein Zeichen unserer heutigen Zeit.

Das Internet hat sich entwickelt, heute hat man es immer und überall bei sich. Kinder beschäftigen sich schon im frühen Alter lieber mit Smartphones als mit Spielsachen...

Menschen werden reich und auch richtig arm durch das Internet...

Man lernt Leute einfacher über Onlinedating - Portale kennen, und auch da hat man diese unheimliche Auswahl, was uns vielleicht emotional abstumpfen lässt, wir werden beziehungsunfähig. Macht nix, wenns nicht passt, wisch ich einfach bei Tinder weiter, bis der oder die nächste kommt.

Natürlich hat es auch gute Seiten, so vernetzt sein zu können. Bevor es Skype und WhatsApp gab, hatte ich keinen oder nur sehr wenig Kontakt mit meinen Verwandten im Iran. Erst mit dieser Entwicklung lernte ich meine Familie erst richtig kennen.

Und auch auf Tinder gibt's bestimmt den einen oder anderen, der so tickt wie du oder ich. Darum ist das eine on/off Beziehung zwischen mir und dieser App. Und es gibt aber auch den einen oder anderen, der dich verletzt, weil es ihm egal ist. Wie echt ist das ganze? Eigentlich ziemlich..

Ich weiß noch nicht, welchen Umgang ich damit habe, ich lösch die App immer wieder in regelmäßigen Abständen, dann installiere ich sie wieder. Ich merke, dass ich auch hier anscheinend immer die gleichen Typen anziehe: Die, die mich toll und magisch finden, aber irgendein inneres Problem haben, weshalb sie nicht weiter gehn können :) tatsächlich ist mir das in den letzten Monaten zwei Mal passiert. Einerseits stumpft es mich ab, hab ich das Gefühl, denn ich kann jedes Mal besser loslassen.

Andererseits ist es schön, zu merken, dass man sich doch einlassen kann auf jemanden. Immer wieder. Dass es nicht nur einen gibt..

Und das habe ich dieses Wochenende über mich gelernt. Ich bin hoffnungsvoll. Ich lasse mich nicht emotional abstumpfen und gebe nicht auf. Und ja, ich BIN magisch. Das sind wir alle, wir müssen es uns nur bewusst machen. Was das jetzt mit dem Internet zu tun hat? Keine Ahnung, aber es hat mich zu diesem Schluss gebracht.

Habt eine wunderbare Woche, ihr Lieben.

Danke fürs Lesen
@margemellow

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Vielen DANK für diesen Text. Diesen Fluch und Segen kennen wohl die meisten. Meiner Meinung nach ist das Internet wie Geld. Es ist nicht gut oder schlecht. Die Anonymität sorgt aber dafür, dass wir ehrlicher sind - auf positive wie negative Weise. Die Probleme welche wir außerhalb des Internets haben, setzen sich im Netz fort.
Ein kritischer Umgang mit dem Medium schadet sicher nicht. Lass dich nicht entmutigen - dein Prinz wird sicher irgendwo auf dich warten...

Hi und danke für deinen Kommentar! Das ist ein guter Punkt, den du erwähnst, die Anonymität lässt uns ehrlicher sein.. Komisch irgendwie..
Wünsch dir eine wunderschönen Tag!

Echt toller Text! Der rasende, technologische Fortschritt den wir heute erleben, ist sowohl Fluch als auch Segen.

Ganz genau, besser kann man's wohl nicht beschreiben :) danke für deinen Kommentar!

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