Das "neue" Internet ist am Weg

Weißt du noch was du 1991 gemacht hast? Es war eine Zeit, lange bevor ein Computer oder Handy für die Allgemeinheit zugänglich war. Wie weit sich das Leben die darauffolgenden 25 Jahre verändern würde, war zu diesem Zeitpunkt absolut unvorstellbar. Mittlerweile wird statt in Atlanten im Internet recherchiert. Der alte Kassettenrekorder hat ausgedient und wurde vorerst durch einen Walkman, Disc-Man, Mp3-Player abgelöst und nun mit Smartphones ersetzt. Fernsehen wird immer mehr durch Streamingdienste wie Netflix verdrängt. Microsoft steckte 1991 noch in den Kinderschuhen, Amazon (1994) und Google Inc. (1998) waren nicht einmal noch gegründet. All diese Unternehmen sind heute Multi-Milliarden schwer. Blickt man rückwirkend auf diese Entwicklung, denkt sich vielleicht so manch eine_r: “Hätte ich damals nur in deren Aktien investiert, …”

Nun steht die nächste digitale Revolution vor der Tür und wird unser Leben nochmal in einem vergleichbaren Ausmaß verändern, wie es das Internet und die Technologisierung der letzten 20-30 Jahren getan haben. Doch worin liegt das Potential eines so radikalen Sprunges in der digitalen Welt? Ich selbst bin Informatiker und probiere dies jetzt in so einfachen Worten wie möglich zu erklären.

Früher wurde Ware gegen Ware getauscht. Ich konnte eine Banane gegen zwei Orangen tauschen. Diese wiederum gegen einen Speer und den Speer konnte ich gegen eine Kette eintauschen. Das einzig Wichtige war, dass wir uns auf einen Wert der Waren geeinigt haben und in welchem Verhältnis wir sie tauschen wollen. Tausende Jahre später gibt es Staaten, die ein Referenzsystem eingeführt haben, um das Tauschen zu erleichtern. Ich möchte das an einem Beispiel genauer ausführen.
Es gibt eine Bäckerin, taufen wir sie Alice und einen Friseur, nennen wir ihn Bob. Er bekommt einen Monat lang jeden Tag frisches Brot von Alice im Austausch für zwei Haarschnitte. Es wäre ziemlich mühsam für Alice und Bob, wenn sie nur in dieser Form mit ihren Waren bzw. Dienstleistungen handeln könnten. Daher gibt es Geld, wie den Euro, welches dies erleichtert. Alice und Bob vertrauen auf das staatliche Geld und damit ist ein fairer Tausch möglich.
Doch nicht nur das Handeln mit Papiergeld ist mühsam, auch das viele Wechselgeld in Münzen, oder das lange Anstehen an der Kassa zehrt oft an den Nerven. Daher wird heutzutage schon sehr oft mit so genanntem Plastikgeld bezahlt. Bob hält seine Bankomatkarte/Kreditkarte an den Terminal und schon ist das Brot bezahlt.
Doch was, wenn man das Ganze noch einen Schritt weiter führt. Alice und Bob gründen eine eigene Währung: “Glücklichmacher”. Sie tauschen ihr Geld von Euro in Glücklichmacher ein und handeln ab jetzt über diese. Auch für die Glücklichmacher gibt es Kreditkarten. Bob und Alice haben ihre eigene Währung erschaffen. Solange die zwei in ihre Währung vertrauen, sind sie jetzt vom Euro abgekoppelt. Die Glücklichmacher werden direkt von Bob zu Alice übertragen - ohne Bank.

Was hier passiert, ist, dass die zentrale Stelle, die Bank, bzw. der Staat nicht mehr benötigt wird, um einen Tausch durchzuführen. Solange alle Parteien dem Glücklichmacher vertrauen, kann dieser den Euro 1:1 ersetzen. Würden nun einige weitere dem Glücklichmacher Vertrauen schenken, könnten wir den Euro komplett aufgeben und nur noch in Glücklichmacher handeln. Das hätte den Vorteil, dass Transaktionen direkt und schnell geschehen. Bob überweist Alice Glücklichmacher, ganz direkt ohne zentrale Stelle und diese sind innerhalb von Sekunden übertragen.

Diese Bewegung von einem zentralistischen Ansatz zu einem Dezentralisierten findet gerade statt. Das System ist noch in den Kinderschuhen, doch schön langsam kommt es ins Laufen.
Die Glücklichmacher aus dem Beispiel sind Bitcoins. Es vertrauen immer mehr Menschen in Bitcoins und tauschen ihre Euro darin um. Gleichzeitig wird der Bitcoin immer marktfähiger und freut sich zunehmend einer höheren Akzeptanz. Er wird teilweise auch als das Gold des 21 Jahrhunderts bezeichnet. Wenn Firmen wie Goldman Sachs beginnen Bitcoininvestitionen zu empfehlen und Banken Angst bekommen um ihre Vormachtstellung, dann gilt es doch bei sowas genau hinzusehen.

Der Bitcoin und die Dezentralisierung an sich, ist schon ein Durchbruch vergleichbar mit dem Wandel von Papiergeld zu “Plastikgeld”. Doch im Informatikbereich ist diese neue Möglichkeit, dezentrales Vertrauen auf technologischer Basis zu schaffen, absolut bahnbrechend. Denn Geld ist nur eine Möglichkeit diese neue Technologie anzuwenden und auszunutzen. Nachrichtendienste a lá Whatsapp, Cloudspeicher wie Dropbox - all diese Produkte werden gerade von Grund auf neu entwickelt, basierend auf dieser Technologie.

Damit kommen wir zurück zu dem Beginn. Stell dir vor die nächsten Microsofts, Amazons und Googles entstehen gerade und du kannst dir jetzt einen Anteil von ihren Firmen, quasi wie eine “digitale Bitcoin Aktie”, kaufen. Diese “Aktien” können dich einmal unglaublich “glücklich machen”.

Doch warum machen das dann nicht schon alle? Zum einen, weil digitale Revolutionen meistens recht unerkannt ablaufen. Erst wenn sie quasi vorbei sind, sieht man die Veränderung und das große Bild. Zum anderen ist das Handeln mit Bitcoins und anderen digitalen “Währungen/Aktien”, sogenannte Altcoins (alternative coins), recht kompliziert und es gibt kaum Anleitungen, um “einfach” in sie zu investieren.

Welche Möglichkeiten gibt es? Ich werde bald eine Einführung schreiben, wie man ganz einfach und flott einsteigen kann und hoffe euch damit einen leichten Einstieg zu ermöglichen.

Wer nach dieser kurzen Einführung mehr dazu wissen will, sei der Vortrag

(Englisch) von Andreas M. Antonopoulos ans Herz gelegt. In rund 30 Minuten schildert er in detail und verständlich, warum diese neue Technologie unser Leben für immer verändern wird.

Ich hoffe dieser Beitrag hat dir gefallen und dein Interesse geweckt.

Weil in diesem neuen Bereich noch kaum Regulierungen stattfinden, muss ich mich selbst auch noch schützen. Daher sei gesagt, ich bin kein Finanz- oder Anlageberater, alle Investitionen und Tätigkeiten sind auf eigene Gefahr.

Ich freue mich über konstruktive Kommentare und Anregungen.