Eine der besten deutschen privaten Kunstsammlungen

in #deutsch6 years ago (edited)

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In einem vorangegangenen Post (https://steemit.com/deutsch/@londoncalling/immer-einen-besuch-wert-das-museum-fuer-kunst-und-gewerbe) hatte ich bereits bemerkt, dass Hamburg vordergründig nicht unbedingt die Kunstmetropole in Deutschland ist. Das mag verschiedene Ursachen haben. Dolce vita war in der Stadt nicht unbedingt das Wichtigste, was man leben konnte. Hier in Hamburg war es eher die neue Lieferung Kaffee oder Tee, die es zu prüfen und zu begutachten galt. Anders, als etwa in Köln, Düsseldorf oder München. Und auch anders, als Berlin, dass in den 60ern und 70ern als Stadt galt, die mehr Freiheiten, auch den Künstlern bot, als alle anderen deutschen Städte. Das änderte sich für Insider in den späten 80ern und frühen 90ern, als es in Hamburg ebenfalls zu Auseinandersetzungen mit den Autoritäten kam, so etwa in den besetzten Häusern der Hafenstraße.

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Das war auch die Zeit, als sich in Hamburg eine unabhängige Kunstszene zu etablieren begann. Anfangs belächelt und wenig beachtet, gab es allerdings eine Reihe von Künstlern, die heute in der Kunstszene hoch gehandelt werden. Einer, der in diesen Jahren begann, sich für diese Szene, die Künstler und ihre Arbeiten zu interessieren, war Harald Falckenberg, Jurist und Unternehmer. Falckenberg traf eines Tages in den 90ern Werner Büttner, einen der „jungen Wilden“, der Falckenberg beim Entdecken neuer, zeitgenössischer Kunst unterstützte.

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Über die Jahre baute Falckenberg wohl eine der besten, für mich intelligentesten privaten deutschen Kunstsammlungen auf. Das liegt vor allem wohl auch daran, dass er anders, als es die Viehof-Brüder nie darauf angelegt hat, Kunst aus Anlagegründen zu kaufen. Heute kaufen, in Museen unterbringen und in ein paar Jahren mit ordentlicher Rendite wieder zu verkaufen war nie sein Ziel. Wohin so etwas führt, kann man an eben der Sammlung Rheingold sehen, die gemeinsam von den Viehof-Brüdern mit Aschenbach aufgebaut wurde. Letztlich kann man hier von rein kommerziellem Interesse der Beteiligten sprechen und die Folge dieser Konstellation war, dass die Sammlung als solche auch nicht mehr existiert. Vielmehr firmiert sie derzeit unter dem Namen Viehof, Achenbach wurde verurteilt und wenn man die Sammlung betrachtet, dann wird der Unterschied zur Sammlung Falckenberg rasch klar.

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Falckenberg baute seine Sammlung über Jahrzehnte auf, indem er Künstler in ihrem Atelier besuchte, Gespräche führte, eben wissen wollte, wie die ticken und was für Gedanken hinter dem stecken, was sie tun. So gelang es ihm eine Sammlung mit über 2000 Werken aufzubauen, darunter Namen wie Werner Büttner, Jonathan Meese, Sigmar Polke, Hanna Darboven, Paul Thek und Paul McCarthy, um nur einige zu nennen, aufzubauen.

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Die Sammlung befindet sich im Hamburger Stadtteil Harburg, in einem umgebauten ehemaligen Bürogebäude der Hamburger Phönix-Werke. Im Keller befindet sich ein großes Schiebelager, in dem die „Flachware“ aufbewahrt wird. So ist es jedes Mal wieder eine Freude, bei einem Hamburg Besuch auch gleich noch einen Besuch in der Sammlung Falckenberg (http://www.sammlung-falckenberg.de//index.html) einzuplanen, um nicht nur die jeweils aktuell laufende Ausstellung anzusehen, sondern genauso dem Schiebelager eine Visite abzustatten und immer wieder „neues Altes“ in der Sammlung zu entdecken.

Für alle, die sich ein wenig für moderne Kunst interessieren, ein absolutes Muss, wenn sie in Hamburg sind. Viel Spaß bei einem Besuch wünscht Euch londoncalling.

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