Hoch hinaus? Klar doch! Holzhochhäuser!

Holzhochhäuser – ein Begriff, der sich selbst zu widersprechen scheint. Dabei ist Holz schon immer ein beliebtes Baumaterial gewesen.

Holz hat den Vorteil, oft reichlich vorhanden zu sein (bis der Mensch zu gierig wird) und nachzuwachsen. Außerdem ist es leichter als Stein oder Beton und leichter zu bearbeiten.

Vom kleinsten Häuschen

über die Scheune

bis hin zu einem sehr bestimmten Baustil ist alles möglich.

Doch Hochhäuser aus Holz? Ist das denn überhaupt möglich?

Ja, es ist!

Wer jemals ein größeres Baugerüst aus Bambus gesehen hat, wird vielleicht weniger skeptisch sein. Falls ihr so etwas noch nicht gesehen habt, hier ein Video:

Dabei ist es eher erstaunlich, dass es noch kein Holzhochhaus gibt. Oder besser gesagt: Nicht mehr gebaut wird. Denn hohe Konstruktionen aus Holz waren einmal ganz normal. Eine der schönsten ist der Kiyomizudera. Die Aussicht von dort ist sogar noch schöner.

Immerhin weiß jeder gute Architekt: Holz ist sehr gut geeignet für Häuser. Holz ergibt ein viel besseres Raumklima als Beton, es atmet gewissermaßen mit den Jahreszeiten. Zudem ist ein Holzhaus bis zu drei Viertel leichter als ein Beton+Stahlbau. Schneller erreichtet ist es auch.

Sogar bei Bränden ist Holz sicher, manchmal sogar sicherer als Stahlkonstruktionen. Denn Stahl schmilzt irgendwann – und das wann ist fast unmöglich zu bestimmen.
Holzbalken dagegen brennen zwar selber, schmelzen aber nicht. Und einmal angekokelt schützt die äußere Ascheschicht auch ganz gut gegen weiteres verbrennen. Das dauert nicht nur eingie Zeit, sondern ist auch sehr gut voraussagbar. Wer einen Kamin hat, kennt den Unterschied zwischen einem rasch verglühenden Zweig und einem dicken Scheit.

Zu all dem kommt noch der Umweltaspekt. Während Holz nachwächst und CO2 speichert, wird bei der Herstellung von Beton viel Energie verbraucht und CO2 freigesetzt. Außerdem wird allmählich der Sand knapp, aus dem Beton überwiegend besteht. Es kann nämlich nicht jeder 08/15 Sand benutzt werden.

So hat ironischer Weise gerade der Wüstenstaat Dubai ein Problem damit, Sand für seine Bauten zu finden und muss ihn importieren. Denn Wüstensand ist ist zu glatt und rund, um Beton zusammen zu halten. Oder künstliche Inseln, wie man bei der „Palme“ im Meer vor Dubai schnell feststellen musste. (Mehr zum Thema: Berliner Zeitung)

Holz-Neudenken hat begonnen

Aus diesen Gründen hat vor etwa einem Jahrzehnt ein Umdenken begonnen. Diverse Universitäten forschen an Holzhäusern, zum Beispiel in Norwegen Wohnhäuser, wo zum Bau des höchsten von ihnen, einem 14-stöckigen Hochhauses, Holz aus Bayern verwendet wurde.

Aber auch in Deutschland erlebt der Holz(hoch)bau einen kleinen Boom. Angefangen hat es vermutlich mit einem siebengeschossigen Bau am Prenzlauer Berg, fertig gestellt 2007.

Mittlerweile wollen die Architekten viel höher hinaus. Das Hoho Wien (wahrscheinlich für Holzhochhaus, ich weiß nicht, ob ich das cool oder gähnend langweilig finden soll) wird gerade gebaut – mit 24 Stockwerken.

pic Hoho Wien Pressebilder

Hoch und Höher

Doch die 84 Meter des Hoho wirken geradezu lächerlich zu den geplanten 300m eines Wohnhauses in London. Der Timber Tower soll ganze 80 Stockwerke haben, ist aber im Moment noch Zukunftsmusik. Preise gewonnen hat der Entwurf jedenfalls schon.

Ähnlich ambitioniert ist der River Beech Tower, der laut Entwurf ebenfalls 80 Stockwerke hat, aber „nur“ 228 Meter hoch in den Chicagoer Himmel ragen soll. (Englischer Artikel).

pic Ingenieure Perkins+Will

Ach ja, wer nun meint, für so viele Häuser gäbe es gar kein Holz: Selbst wenn alle Häuser nur noch aus Holz gebaut würden, würde das viel weniger Bäume verbrauchen als die Werbeindustrie. Ein Haus steht für Jahrzehnte, ein Werbeflyer braucht zehn Sekunden vom Briefkasten bis zum Papierkorb. Was ist wohl sinnvoller?