Das Referendariat - Was macht ein Rechtsreferendar wie Lammbock denn so?
Wer meinen Blog kennt, hat sicher schon das ein oder andere mal gelesen, dass ich im Referendariat bin. Und hin und wieder ist dabei die Frage aufgetaucht, was man da denn da so macht. Das will ich heute ein bisschen erklären. :)
A) Die Vorgeschichte: Studium und erstes Examen
Die juristische Ausbildung ist in zwei Teile geteilt: Das Studium und das Referendariat. Beides schließt man mit einem Examen ab. Jeder Referendar hat also bereits das Studium und damit das erste Examen bereits erfolgreich hinter sich. In den mindestens 8 Semestern (bei mir waren es tatsächlich "etwas" mehr :D ) hat man hoffentlich schon gute juristische Kenntnisse gesammelt.
B) Der Ablauf
Das Referendariat dauert zwei Jahre. Hier mal kurz der grobe zeitliche Ablauf:
- Zivilstation (5 Monate; Zuteilung zu einem Zivilrichter)
- Strafstation (3 Monate; Zuteilung zu einem Strafrichter oder Staatsanwalt)
- Verwaltungsstation (4 Monate; Zuteilung zu einer Verwaltungsbehörde, z.B. Stadt oder Landratsamt; wahlweise auch 2 Monate davon ans Verwaltungsgericht) < - hier bin ich seit gestern!
- Anwaltsstation (9 Monate; eigene Wahl eines Anwalts)
- schriftliche Examensprüfungen (11 Stück á 5 Stunden an aufeinanderfolgenden Werktagen)
- Pflichtwahlpraktikum (eigene Wahl; z.B. beim Anwalt, Finanzamt, Gericht, ...)
- mündliche Examensprüfung
Wie viel man in den jeweiligen Stationen tun muss, hängt stark von der ausbildenden Person ab. Manche überschütten einen mit Arbeit, andere sieht man vielleicht einmal im Monat.
Um mal Beispiele für meine bisherigen Tätigkeiten zu geben:
Zivilstation: Ich saß während etlicher Verhandlungen neben dem Richter und habe sie danach mit ihm besprochen. Über manche dieser Verhandlungen musste ich dann ein Urteil schreiben.
Strafstation: Ich durfte als Sitzungsvertreter selbst Verhandlungen als "Staatsanwalt" führen. Teilweise saß meine Staatsanwältin daneben, teilweise war ich ganz auf mich alleine gestellt. Das war eine tolle Erfahrung! Daneben musste ich einige Abschlussverfügungen schreiben (Anklage, Strafbefehl oder Einstellung), natürlich waren auch das echte Ermittlungsverfahren!
Daneben gibt es im Schnitt etwa 2 Arbeitsgemeinschaften pro Woche. Das ist so etwas wie eine Vorlesung, meist von einem Richter. Bei uns sind pro Gruppe etwa 18 Personen. In diesen Arbeitsgemeinschaften bekommt man den Stoff vermittelt, den man später fürs Examen benötigt. Es baut aber natürlich stark auf den Stoff für das erste Examen auf, nur dass der Fokus (wie in der Praxis auch) mehr auf Rechtssprechung und weniger auf Literaturmeinungen liegt. Außerdem geht es vertieft auch um Prozessrecht, also wie z.B. das Zivil- oder Strafverfahren abläuft.
C) Die Examensvorbereitung
Das ganze Referendariat steuert auf das zweite Examen hin. Fast alleine dieses ist ausschlaggebend, welche juristischen Berufe einem offen stehen. Für die Examensnote zählen ausschließlich die 11 Klausuren und die mündliche Prüfung. Ob und wie gut man davor war, ist absolut egal. Am Ende geht es also um "Alles oder Nichts", was schon einen gewissen Druck aufbauen kann.
Aber wie bereitet man sich aufs Examen vor? Neben den oben erwähnten Arbeitsgemeinschaften gibt es auch alle paar Wochen eine Klausur, die man schreiben muss. Wie die Examensklausuren auch, dauert diese 5 Stunden. Man glaubt gar nicht, wie schnell diese Zeit vergeht!
Allerdings reicht das bei weitem noch nicht aus! Die meisten besuchen daher ein kommerzielles Repititorium. Also einen kostenpflichtigen Kurs, bei dem man Stoff behandelt oder Klausuren schreibt. Ich bin lediglich bei einem Klausurenkurs: jede Woche wird mir eine Klausur zugeschickt, die ich schreiben und zur Korrektur zurückschicken kann. Dafür zahle ich natürlich Geld.
Schließlich muss man nebenbei auch noch eine Menge lernen. Insgesamt ist das Referendariat auf etwa 40 Stunden pro Woche ausgelegt. Noch komme ich da nicht hin. In der Zeit direkt vor den Prüfungen werden es aber sicher mehr.
D) Der Sinn dahinter
Wie ihr vielleicht am Aufbau gesehen habt, bekommt man im Referendariat verschiedene Gebiete der juristischen Praxis mit. Es soll einen auf die Berufswahl und den späteren Beruf vorbereiten. Daher gilt es auch als öffentlich-rechtliches Ausbildungsverhältnis. Man bekommt dafür übrigens eine "Aufwandsentschädigung", was ganz praktisch ist. :)
E) Die späteren Berufsmöglichkeiten
Es gibt viele Möglichkeiten, als Jurist zu arbeiten: Anwalt, Richter, Notar, als Politiker, in einem Unternehmen, ...
Wie bereits erwähnt, kommt es dabei aber vor allem auf die Note an! Die Notenvergabe ist sehr streng: Es gibt 18 Punkte, bei 4 Punkten hat man bestanden, der Schnitt ist meist zwischen 5 und 6 Punkten. Das kann manchmal deprimierend sein, dafür sagt eine gute Note aber tatsächlich etwas aus.
So als Orientierungspunkt: Für den Staatsdienst braucht man momentan etwa 8 Punkte. So ab 12 Punkten kann man überlegen, ob man vielleicht Notar werden will.
F) Meine Meinung über das Referendariat
Ich bin gerne Rechtsreferendar! Und das nicht nur wegen der Aufwandsentschädigung! ;-)
Jura ist ein Bereich, der mich wirklich sehr interessiert. Die verschiedenen Berufe kennenzulernen und mir überlegen zu können, was davon für mich in Frage kommt, ist ziemlich spanndend. Natürlich gibt es auch mal Themen, die einen weniger interessieren und Zeiten, in denen man statt zu lernen lieber faul in der Sonne liegen will. Aber ich fürchte, da muss man durch, wenn man ein Jurist werden mag...
Ich habe das meiste des Refs noch vor mir und bin schon gespannt, was noch alles auf mich zu kommt :)
Das war vermutlich mal wieder etwas viel Information auf einem Haufen. Wenn ihr noch Fragen zu diesem oder einem anderen juristischen Thema habt, dann zögert jedenfalls nicht, sie zu stellen! :)
(Hinweis: Hier geht es um das Referendariat in Bayern, in anderen (Bundes-)Ländern gibt es sicher ein paar Unterschiede.)
Und eine letzte abschließende Bemerkung: Die meisten Verhandlungen sind öffentlich. Wenn ihr mal Zeit habt, geht doch zu eurem nächsten Gericht und seht euch einfach eine Verhandlung an. Hierfür empfehle ich euch aber das Strafrecht, da das meistens interessanter ist. Besser als Gerichtsshows im TV ist das auf jeden Fall ;-)
Interessante Einblicke die du uns zeigst. Das verstehe sogar ich, so wie du das gemacht hast. Jetzt bist du also beim "Landratsamt" gerade. Das dürfte ja einigermaßen angenehm (ruhig) sein oder?
Mit dem Gerichtsverhandlung im Strafrecht ansehen, habe ich so meine Probleme. Wenn es nach mir geht, möchte ich keinen Saal mehr von innen sehen. Die letzten beiden Male sind mir noch exzellent in Erinnerung. Grins :-) Ich wünsche dir viel gutes Lernen und wenigst möglichen Druck dabei. Ist bestimmt nicht leicht.
Salve
Alucian
Tu nicht so, als wärst du normal schwer von Begriff. Das kauft dir eh keiner ab :P
Um genau zu sein, bin ich bei der Stadt. Gerade ist noch der Einführungslehrgang, deshalb kann ich noch nicht viel dazu sagen, wie ruhig es wird.
Dann wünsche ich dir, dass du das auch nicht musst!
Vielen Dank lieber Alu :)
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Echt? Mist. :-) Ne ernsthaft, man kann komplexe Sachverhalte einfach darstellen und das hast du gut gemacht. Nicht so wie ich der es anders herum treibt. Begriffsstutzig bin ich zeitweise, glaub mir. Natürlich nicht immer, aber wenn, dann fällt es richtig gut auf. :-)
Jup, da machst ne Woche oder Zwei und weißt Bescheid.
Ich geh nemmer vor einen Richter und wenn dann nicht, weil ich "Mist" gebaut habe. Danke für die Wünsche also. Ich lasse es nur noch sehr bedingt darauf ankommen. Vielleicht helfe ich ja Hanf zu legalisieren und muss damit noch mal ran. Bestimmt bleibt das dann in einem Rahmen, der nicht viel Strafe zulässt. Zumal ich endlich langsam in die Selbstständigkeit abrutsche und damit der Weg für Steuereinnahmen, statt Ausgaben offen steht. Ich weiß freilich gut, wie das System im Groben funktioniert. Mit Geld hat man den Staat immer am Sack und er Dich. :-)
Salve und gute Tage wünsche ich Dir.
Alucian
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