Eine Frage des Glaubens

in #deutsch7 years ago

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Man kennt den Satz: „Warum tun wir nichts?“ Womöglich hat ihn jeder schon einmal gedacht. Jenseits dessen, dass jener beiläufige Plural in diesem Kontext die Bremse darstellt, weil jeder auf die anderen wartet und das Ich dabei vergisst, gibt es einen anderen, weniger Birkenbihlschen Grund.

Max Weber hat es wie folgt ausgedrückt:

(...) Der Bestand jeder „Herrschaft" in unserem technischen Sinn des Wortes ist selbstverständlich in der denkbar stärksten Art auf die Selbstrechtfertigung durch den Appell an Prinzipien ihrer Legitimation hingewiesen. Solcher letzter Prinzipien gibt es drei: Die „Geltung" einer Befehlsgewalt kann ausgedrückt sein entweder in einem System gesatzter (paktierter oder oktroyierter) rationaler Regeln, welche als allgemein verbindliche Normen Fügsamkeit finden, wenn der nach der Regel dazu „Berufene" sie beansprucht. Der einzelne Träger der Befehlsgewalt ist dann durch jenes System von rationalen Regeln legitimiert und seine Gewalt soweit legitim, als sie jenen Regeln entsprechend ausgeübt wird. Der Gehorsam wird den Regeln, nicht der Person geleistet. (...)
Max Weber; 'Grundriss der Sozialökonomik', III Abteilung, Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel 1 'Herrschaft', Seite 611/612

Was Max Weber als Selbstrechtfertigung durch den Appell an Prinzipien bezeichnet ist in Wahrheit – Glaube. Und dieser Glaube ist letztlich das Fundament herrschaftlicher Legitimation.

Warum tun wir nichts? Weil wir immer noch an das System glauben und es dadurch mit Energie befeuern. Dieser Glaube äußert sich auf vielerlei Weise. Wenn etwas geschieht, dann rufen wir die Polizei. Wir glauben, sie diene uns. In Wirklichkeit dient sie aber den Regeln, welche ihrerseits von den Herrschenden erlassen werden, die offenkundig weder den Regeln noch uns dienen, sondern eigene Ziele verfolgen und sich die Regeln darauf zuschneiden.

Wir glauben an das Grundgesetz; wir sind wider besseres Wissen von diesem Glauben sogar ganz und gar durchdrungen. Der Glaube dehnt sich bis zu den einzelnen Artikeln hin aus, obwohl wir immer und immer wieder enttäuscht werden.
Wir glauben an die Bundesjustizinszenierung in Karlsruhe und lassen uns beständig auf dieses morbide Spiel ein. Wir glauben, dass Verfassungsbruch, Verfassungsfeindlichkeit und Verfassungswidrigkeit Wortbomben sind, die ihre Wirkung tun. In Wahrheit sind es Wortwolken. Wir glauben, dass Klagen in Karlsruhe letztlich eine Bedeutung haben; wie sich so oft erweist – ein Irrglaube.

Der ganze Konnex von Volk, Glaube und Verfassung kommt mit schamloser Manipulation daher und beweist zugleich, wie sehr Robespierre doch zumindest irrte, wenn er nicht log, als er meinte: „Die Verfassung begrenzt die Macht der Herrschenden über das Volk.“ Das Gegenteil ist richtig: Die Verfassung ist das schärfste Machtinstrument der Herrschenden gegen das Volk. Nur ein völlig alltägliches, banales Beispiel:

„(...) Wir haben eine FDP erlebt, die hat sich in den Sondierungsverhandlungen und eigentlich schon davor gezeigt als eine Partei die sich nicht mehr in allen Teilen dem politischen Liberalismus eigentlich nahe fühlt. Die Abschottung des Landes, entgegen der liberalen Idee der Offenheit für Flüchtlinge, dazu die Abkehr vom Projekt der europäischen Einigung und damit auch vom Verfassungsauftrag zur europäischen Einigung beizutragen. (…)“
O-Ton Sven Giegold (Grüne) [1]

Ignorieren wir, dass Giegold das Überleben des deutschen Volkes und die Abwesenheit des Ethnozids als Abschottung beschreibt. Was bleibt ist der Appell an Prinzipien in Bezug auf GG Artikel 23 [2]:

Der Artikel 23 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland in der Fassung von 1992 wird auch als Europa-Artikel bezeichnet. Im Jahre 1992 wurde er neu eingefügt[1] und ersetzte somit den vormaligen[2] Art. 23 GG, der den Geltungsbereich des Grundgesetzes räumlich auf die „alten“ Bundesländer beschränkte und den Beitritt zur Bundesrepublik regelte, und der 1990 mit der Wiedervereinigung gestrichen wurde. Der neue Artikel ebnete den Weg für den Vertrag von Maastricht.
[3]

Es ist eine der Betrugsmaschen des Bundesrepublikanismus:
Von Beginn an niemals direkt fragen, weder zum Grundgesetz noch zu dessen Änderungen (etwa GG Art 23); im Hintergrund, zugeschnitten auf die Zukunft des Verbrechens, neue Normen schaffen, die wiederum Fügsamkeit zur Folge haben sollen – und unverständlicherweise tatsächlich immer noch haben.
Der Verweis auf das GG wird zum Verweis auf Bibel oder Scharia. Wohlan, es steht dort geschrieben, so müssen wir uns daran halten, wir müssen akzeptieren und ertragen, was nicht zu ertragen ist. Dass ethnozide Ideologen die Tore während des Spiels verstellen, ist in der „BRD“ keiner Erwähnung wert; es ist systemisch. Parallel dazu beginnt das fröhliche Implizieren. Politische Arbeit im real existierenden Bundesrepublikanismus ist immer die Herleitung der Herleitung einer Herleitung aus einer Herleitung. Auf diese betrügerische Weise wird der plutokratische Wahnsinn möglich, mit dem wir seit 1992 konfrontiert werden. Eins führt zum Anderen. Eine bodenlos dreiste Unverschämtheit überhaupt irgendetwas mit dem spätestens seit 2015 obsoleten Grundgesetz zu rechtfertigen. Ungeachtet der verdorbenen Manipulation glaubt das Volk bleiern an diese Nicht-Verfassung.

Willkommen in der Mitte des Beitrags!

Und jenseits dessen: Man nenne mir nur ein sicheres Ufer der Verfassung oder Rechtsstaatlichkeit, nur einen Rettungsring der Zivilisation, ach was, man nenne mir einen Strohhalm von Attentat, mit dessen Hilfe das deutsche Volk die Invasion der Fluchtsimulanten im Jahre des Herrn 2015 hätte verhindern (!) oder auch nur beenden können. Der Verfassungsglaube hat sich als vollkommen falsch erwiesen. Um ihn zu stärken, blubberte Jürgen Habermas, ein Schwerstkrimineller der Frankfurter Schule, den paradoxen Begriff des Verfassungspatriotismus aus, nur um ihn kurz darauf wieder zurückzuziehen, weil ihm Patriotismus dann doch zu übel erschien.

Mit den Parteien verhält es sich ebenso. Das Volk glaubt, dass die Wahl einer bestimmten Partei irgendeine Änderung zum Positiven mit sich bringt. Ob das Positive wiederum Produkt einer Manipulation ist, wie wir sie etwa im Klimaschwindel vor uns haben, vermag das Volk aufgrund seines Glaubens kaum noch zu erfassen. Wir wurden so lange und derart intensiv belogen, dass uns die Wahrheit als Lüge erscheint. Das gilt für viele Sachverhalte, darunter auch einen... ganz speziellen.
Im Kontext Parteien liegt der Grundfehler in der Annahme, juristisch oder parlamentarisch ließe sich auch nur die geringste Veränderung in existenziellen Fragen bewirken. Da macht auch die AfD keine Ausnahme, stärkt sie doch treffsicher den Glauben an Rechtsstaatlichkeit und – Grundgesetz. Selten verzichten AfD-Politiker darauf, aus den multiplen Rechtsbrüchen des „BRD“-Regimes Forderungen nach Einhaltung der Gesetze zu entwickeln und knüpfen damit an die alte bundesrepublikanische Tradition an, als uns der Verfassungsglaube von Wehner und Strauß wie ein fremdes Herz eingepflanzt wurde.
Nun, ich will niemandem das Wählen abspenstig machen oder dem Volk ausreden zu sagen: „Ich bin hier! Ich existiere!“ Nur – man verlasse sich nicht darauf! Die Prüfung steht uns noch bevor.

Der Glaube erodiert seit Jahrzehnten. Zunächst beweist es die seit langem abnehmende Wahlbeteiligung, dann die bloße Existenz der AfD, die offenbar in der Lage gewesen ist Nichtwähler zu mobilisieren. An diesem Punkt erschließt sich zudem, wieso es im Westen schwieriger ist, andere politische Wege zu gehen als im Osten: Der Westen inhaliert den Glauben seit 1949 wie in der Gaskammer von San Quentin, der Osten [5] hatte nie einen. Und den Osten hat uns Gott geschickt; er ist die Hoffnung des Westens.

Eine weitere Glaubenserosion liegt in der Forderung nach Volksentscheiden. Eine logische Folge, bemerkt man doch allmählich, dass die Politclique den Volkswillen nicht nur ignoriert, sondern gar nicht kennen will.
Natürlich aber kann das System kein Plebiszit zulassen. Man rechtfertigt sich beleidigend mit dem Vorwurf der Inkompetenz, mit zu komplexen Entscheidungen sowie formalpolitisch und – verfassungsrechtlich, weil Deutschland eben eine repräsentative Demokratie sei. Repräsentativ, wenn es nicht so furchtbar traurig wäre müsste man über diesen Euphemismus für ersetzen und ausschalten schallend lachen.
Ein gutes Beispiel für religiös-rechtsstaatliches Verfassungsgeschwurbel liefert Regime-Sprecher Steffen Seibert [4], wir müssen ihm nur glauben. Und voilà, schon wird die Verfassung zum Hebel gegen uns alle. Selbstverständlich bestehen Seiberts Schübe durchweg aus Lügen.
Volksentscheide sind eine reine Machtfrage, denn, und dazu braucht es keine Phantasie, ein vom Plebiszit dominiertes Deutschland sähe vollkommen anders aus und würde nicht den Zielen der Herrschenden entsprechen. Die wissen das genau. In der Diskrepanz zwischen politischer Realität und den wahrscheinlichen Ergebnissen der Volksentscheide tritt die wahre Absicht des repräsentativen Elements deutlich hervor: – immer gegen das Volk. Aber man spielt mit dieser Machtfrage.

Ein gutes Beispiel ist die Einführung der Doppelten Staatsbürgerschaft durch die rot-grüne Koalition. Der damalige hessische Ministerpräsident Roland Koch ließ dagegen auf der Straße Unterschriften sammeln [8] und förderte ein für die Bundesregierung dramatisches Ergebnis zutage: eine gewaltige Mehrheit sprach sich dagegen aus. Daraufhin wagte Koch den nächsten Schritt und forderte einen Volksentscheid. Die Reaktion der Grünen fiel wie zu erwarten heuchlerisch aus und bestand aus einem demaskierenden „Ja, aber...!“ Volksentscheid zum Thema Doppelte Staatsbürgerschaft gegen einen Volksentscheid zum Thema Atomausstieg. Das wiederum wollte Koch nicht. Die Grünen wussten das nur zu gut. Reine Taktik um das Volk auszuschließen. Und so blieb es dabei – kein Volksentscheid.

Volksentscheide verlagern die Macht von der Politik zum Volk und schlimmstenfalls, wenn man es ihnen überlassen würde, zu den Parteien (siehe Koch und die Grünen), die darin schon immer ein Werkzeug sahen den Regierungsparteien in der großen Inszenierung vordergründig ein Bein zu stellen.

Auch die SPD versuchte sich in der Einführung von Volksentscheiden. Angeführt von Herta Däubler-Gmelin entstand ein Papier [6][7], das nur von der CDU abgelehnt wurde. Fragen wir doch jetzt einmal bei der SPD, der Linken (damals PDS) oder den Grünen nach, ob die basisdemokratische Haltung von 2001 immer noch vorhanden ist, etwa im Kontext Familiennachzug und Überfremdung. Haltung zeigen! Wir wissen alle, was dabei herauskommt.

Dieser Zwist sorgte damals für die Stärkung des Glaubens an das parlamentarische System. Das Wahlvolk hatte einen Grund die Regierung abzulehnen, es war für Polarisierung gesorgt und zugleich wurde der Status quo gerettet.
So sehr die AfD auch strampeln mag, eine Zwei-Drittel-Mehrheit für Volksentscheide wird es nicht geben; in unserer aktuellen Situation schon gleich gar nicht. Aber wir sollen glauben, dass es möglich ist. Und dieser Glaube bringt uns um!

Warum tun wir nichts? Damals in Leipzig ist es doch auch geschehen! Mag sein, wenn man alles glaubt. Ich bin der Letzte, der den tapferen deutschen Demonstranten in der DDR den Sieg abspricht. Aber, und ich räume ein es nicht beweisen zu können, vielleicht hat Erich in seinem letzten Interview doch die Wahrheit gesagt? Vielleicht war die Wende die erste farbige Revolution, angestiftet von der CIA? Das wäre weder unmöglich noch neu, - denkt man an Mossadegh. Und man sollte öfter an ihn und den alten Iran denken, denn wer die Vergangenheit verstehen will, der muss die Gegenwart studieren. Das MfS war sicher bestens informiert und hätte man die entsprechenden Unterlagen sähe alles anders aus.

Der Glaube nach Max Weber stirbt mit jedem Messerstich einer deplatzierten, dissozialen Person aus den Uga-Buga-Ländern; mit jeder Vergewaltigung; mit jedem skandalösen Urteil; mit jedem verurteilten Revisionisten und jedem Unrecht gegen Deutsche schlechthin.
Und jenseits dessen: Würde sich der Glaube nicht zusehends verflüchtigen, existierte weder jenes ominöse NetzDG noch correctiv. A.I.D.A. und die morbide Stiftung der Vaginetta Sathane wären ebenso überflüssig. Solche und ähnliche Umtriebe werden nur dann notwendig, wenn sich das System bedroht fühlt bzw. bereits in Agonie befindet. In der Tat, man kümmert sich nur dann um seine dicken Zehen, wenn man sich gestoßen hat. Warum also die Aufregung über sogenannte Rechtspopulisten...? Es ist schön bemerkt zu werden und Stein des Anstoßes zu sein.

So gesehen möchte man meinen, das Bundeskanzleramt braucht nur so weitermachen wie bisher und alles löst sich aufgrund des zunehmenden Widerstandes in eitel Sonnenschein auf. Aber das wäre zu einfach. Obgleich es sich definitiv um eine mathematische Progression handelt – die Zeit drängt!
Auf dem Weg vom Tod des Glaubens an die Legitimation der Herrschenden bis zur revolutionären Tat gilt es indes noch den zweiten Glauben zu überwinden. Und jeder kennt ihn. Es ist der Glaube machtlos oder alleine zu sein. Man sitzt vor dem Monitor und glaubt alles Unheil alleine tragen zu müssen. Aber daran ist es nicht! Niemand ist alleine. Du auch nicht! Millionen lassen sich den völkischen Gedanken nicht ausreden. Es sind so viele, dass die Politik mit aller Macht dagegen ankämpfen muss. Und was immer sie versuchen, sie scheitern letztlich auch an dir.

Die beste Art Widerstand zu leisten? Sich nicht anpassen.
Marc Aurel

Niemand ist alleine. Alleine sein, das gibt es gar nicht. Das ist reine Einbildung. Nur zehn Prozent der Deutschen, die bei letzten Bundestagswahl der AfD ihre Stimme gaben, reichen bereits aus das Ding namens „BRD“ in die Knie zwingen [10]. Wir müssen es nur tun!

Aber was ist, wenn der Glaube verschwunden ist? Die eine Gruppe hatte den Glauben nie oder legte ihn schon vor geraumer Zeit ab. Zu denen zähle ich mich. Es ist wie ein tiefer Atemzug, nachdem man aus dem Wasser aufgetaucht ist.
Die andere Gruppe empfindet Katzenjammer; das Ende einer nie gelebten Beziehung, einer spießigen Illusion; die finale Erkenntnis einer über Jahrzehnte kultivierten Lebenslüge. Ein schmerzvolles Erwachen. Natürlich haben sie Angst davor! Darum müssen wir sie durch unser Beispiel des Widerstandes wecken.

[1] (00:20 – 00:51)

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Sehr guter Artikel, denn er hält vielen den Spiegel vor ;-) Aber wie Du auch erkannt hast, fallen vielen Menschen immer öfter die schlechten Theater-Inszenierungen auf, es verbreitet sich langsam Panik auf der Polit-Titanic, aber die kritische Masse ist leider noch nicht erreicht, die Schlafschafe wählen immer noch ihre Metzger selber...

Findest auf meinem Blog einiges zur der Thematik ;-)

https://steemit.com/@samui1970

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