"David Wants to Fly" mit Landkarte am Rande, so nebenbei

in #deutsch7 years ago

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Der im Folgenden vorgestellte Film ist schon einige Jahre alt, die Vorstellung ebenfalls. Nichtsdestotrotz ist er unterhaltsam und absolut sehenswert, wenn man etwas abgedrehte Dokumentarfilme mag, die mit einer ordentlichen Prise intelligenten Humors gewürzt sind. Hier nun also meine Besprechung aus dem Jahr 2010:

Was haben David Lynch, Paul McCartney, Ringo Starr und David Sieveking gemeinsam? Man könnte Maharishi Mahesh Yogi fragen, würde er noch leben. Oder David Sievekings Film ansehen. Letzteres erscheint nicht nur einfacher, sondern ist sehr wahrscheinlich auch unterhaltsamer und erleuchtender. Am Rande, so nebenbei: Alle für die Erleuchtung relevanten Wegpunkte hätten sich auch in einem dünnen Büchlein finden lassen, das wohl in fast jedem Buchladen auf Wegzuweisende wartet.

David Wants to Fly Trailer English from Lichtblick Film on Vimeo.

Der Filmemacher David Sieveking präsentiert mit "David Wants to Fly" ein sehr gelungenes und unterhaltsames dokumentarisches Werk. Dem jungen Mann fehlten nach eigenen Angaben die Abgründe, um dem Publikum filmerisches Schaffen im eben abgründigen Stile seines großen Vorbilds David Lynch zu bescheren. Nun, was fehlt, tut sich mitunter bei günstiger Konstellation günstiger Parameter von ganz alleine auf. So lehrt es das Leben. So zeigt es Sievekings Film.

Aus einem durch die Anwesenheit von David Lynch motivierten Veranstaltungsbesuch wird eine Reise in die Welt der auch von diesem nicht gerade alltäglichen Filmemacher propagierten "Transzendentalen Meditation", kurz wie auch passend und liebevoll "TM" genannt. TM geht auf Maharishi Mahesh Yogi zurück, der mittlerweile nicht mehr unter uns weilt - ganz im Gegensatz zu seinem milliardenschweren Weltimperium, in dem es vernehmlich nach bester Erbfolgeschlangengrubentradition den einen oder anderen Disput darüber gibt, wer sich denn nun an und in der vergoldeten (oder gar goldenen?) Limousine erfreuen darf.

Die Grundlage der TM ist eine Meditationstechnik auf Basis eines einfachen Mantras. Nun, Informationen und Zugang zu Meditationstechniken sind heutzutage noch einfacher aufzutreiben als eine Portion Currywurst mit Pommes Frites. Und sind obendrein auch noch besser bekömmlich. Das mag in den 60er Jahren in der westlichen Welt noch anders gewesen sein und kann als mögliche Begründung für das dienen, was der Abgelebte letztlich daraus zu zaubern vermochte - ein Zauber, der damals auch etwa John Lennon und den Rest der Beatles in seinen Bann zog. Doch genug davon. David, der Sieveking nämlich, gibt mit seinem Film den Rest. Wem, wie und warum soll der Zuseher aber gefälligst selbst herausfinden, zumal er mit hohem Unterhaltungswert und feinem Filmhandwerk belohnt wird.

Schließlich noch das unter "Am Rande, so nebenbei" avisierte dünne Büchlein, für all jene, die nicht nur suchen, sondern irgendwann auch finden möchten: Hermann Hesse hat es geschrieben, "Siddhartha" heisst es. Ein Büchlein, über das etwa Henry Miller meinte: "[...] Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein anerkannten Buddha übertrifft, das ist eine unerhörte Tat [...] Siddhartha ist für mich eine wirksamere Medizin als das Neue Testament".

Und in der Tat findet sich darin alles, was es zur Erleuchtung braucht. Unter anderem die wesentliche Einsicht, dass es keine Lehre geben kann, die durch die "torlose Schranke" leitet (die nicht umsonst so heisst - als Denkmaldrübernachbrocken, bei dem sich die Katze gern in den eigenen Schwanz beisst, vermutlich gar Schrödingers Katze, wohlgemerkt). Keinen Lehrer, der dies lehren kann. Sondern lediglich den ganz eigenen Weg.

Ob man das glauben möchte oder nicht: Es ist ohnehin Banane und alles ist entspannt wie friedlich. Und natürlich ist auch das Banane, ob man es nun wieder glauben möchte oder nicht. Wie die Schildkröte, die die Welt auf ihrem Rücken trägt und auf einer Schildkröte ruht, die auf einer Schildkröte ruht und so weiter und so weiter und so weiter und so weiterweiterweiter. Bis irgendwann und irgendwo eine Schildkröte auf der Schale der oben angeführten Banane ausrutscht und dann das Ende der Welt wie einen Fußball genau in den Winkel der "torlosen Schranke" kickt - gefolgt von Gelächter, das vielleicht sogar Jahre anhalten kann.

Hesse schreibt: "Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit."

Ich schreibe: David Sievekings Film ist absolut sehenswert und daher eine uneingeschränkte Empfehlung für Angesprochene. Und wer obendrein oder wie auch sonst immer noch sucht, soll sich die Landkarte "Siddhartha" ins Regal sowie ab und an auch in den Geist stellen. So lange, bis sie nicht mehr notwendig ist, diese Nichtlehre. Oder soll machen, was auch immer er will. Banane.

Anders Balari für Kultumea, 1.10.2010 und 23.8.2017

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Hey Kult, freut mich gleich in der Früh etwas von dir zu lesen zu bekommen, und dann gleich noch so etwas interessantes :-) hoffe ich finde den Film irgendwo! 😊

Gerne ;-) Es gibt ihn gebraucht im Marketplace eines großen Onlinehandels, den ich allerdings ob seines Fehlverhaltens nicht erwähne und so weit wie möglich meide.

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