Unvergessen: Zum Gedenken an Michael Crichton

Er war nie weit von den Schützengräben, in denen die Wissenschaft um den Fortschritt kämpfte. Michael Crichton, 1942 als Sohn eines Journalisten in Chicago geboren, hatte als junger Mann zwar Anthropologie und Medizin studiert. Aber den Plan, als Wissenschaftler zu arbeiten, gab er früh auf. Schon als Student verdiente Crichton sein Geld als Autor von Spionagethrillern. Mitten ins Diplom hagelte ihm dann schon der erste Welterfolg: Die Weltuntergangsfantasie "Andromeda" war ein Kassenschlager, der Film von Robert Wise wurde ein Klassiker.

Crichton war der Medizin verlorengegangen, der Wissenschaft blieb er treu. Wo immer sich Wissenschaft und Spannung zu treffen schienen, war der Zwei-Meter-Mann nicht weit. Für "Jurassic Park" erläuterte er, wie die Dinosaurier wiederauferstehen könnten, in "Sphere" schickt er seine Helden zu einem außerirdischen Raumschiff auf den Meeresgrund und "Timeline" handelt das Thema Zeitreisen auf so vergnügliche wie verständliche Weise ab.

Michael Crichton hatte die Formel für den Welterfolg gefunden. Er verkaufte Auflagen wie sonst nur Stephen King und John Grisham, erwies sich aber auch als Meister der Vermarktung, dem allein das Anfang der 90er Jahre aufschwappende Dino-Fieber Millionen in die Kasse spülte. Sein Hauptinteresse aber galt dennoch nicht dem Geld, sondern der steten Jagd nach außergewöhnlichen Ideen für seine Techno-Thriller, in denen mal Wirbelstürme das Böse darstellten und mal außer Kontrolle geratene Nano-Lebewesen.

Dass er Lektüre für Strand und Pool schrieb, keine große Literatur, war Crichton klar. Seine Bücher folgten einer vorhersehbaren Regie, die allerdings immer wieder in überraschenden Kulissen inszenierte. Dafür recherchierte der Gelegenheitsregisseur und Erfinder der Fernsehserie "Emergency Room" teilweise jahrelang, wie bei seinem letzten großen Werk "Welt in Angst". Versteckt in einem Action-Roman verabreichte der Erderwärmungszweifler seinen Lesern hier eine Portion Klimaskeptizismus. Ob er eines Tages Recht behält, wird Michael Crichton nicht mehr erfahren. Der Schriftsteller starb am 4. November vor zehn Jahren, zwei Wochen nach seinem 66. Geburtstag, in Los Angeles an Krebs.

Er ist bei seinen Lesern unvergessen.