Pulver und Blei: Wie Europa Weltmacht wurde

in #deutsch6 years ago

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Es waren Männer aus Europa, die die Welt entdeckten. Afrika, wo Portugiesen vor den Archipel der Kap Verden vor Anker gingen. Asien, wo Marco Polo (Bild unten) bis an den kaiserlichen Hof vordrang. Und Amerika, wo Kolumbus im Glauben landete, Indien erreicht zu haben. Später kamen Hernán Cortés und Francisco Pizarro, und sie unterwarfen mit winzigen Armeen die mächtigen Reiche der Azteken und der Inkas. Beide brauchten nur jeweils zwei Jahre, um fast ohne Nachschub und gegen eine tausendfache Überzahl zu triumphieren.

Warum aber lief es nie andersherum? Warum kamen nicht Inka-Seefahrer nach Spanien und eroberten von hier aus ganz Europa? Warum ließ der chinesische Kaiser Zhu Di fast ein Jahrhundert vor Kolumbus eine gewaltige Armada aus 300 riesigen Schiffen bauen? Nur um seinem Admiral Zheng He schon nach sechs Reisen ein nahes Ende der chinesischen Expansionspläne zu verkünden.

Der an der Yale-Universität ausgebildete Wirtschaftshistoriker Philip T. Hoffmann hat nach den Gründen für die europäische Dominanz rund um den Globus gesucht, die dazu geführt hat, dass Europäer Kontinente wie Australien und Amerika eroberten, während Asiaten, Afrikaner und amerikanische Ureinwohner es nicht einmal zu einer dauerhaften Siedlung außerhalb ihrer Stammgebiete brachten. Eine Frage, der Hoffmann, der am California Institute of Technology Geschichte lehrt, in seinem neuen Buch "Wie Europa die Welt eroberte" (Theiss-Verlag, 336 Seiten, 24,95 Euro) mit ökonomischen Modellen beizukommen versucht: Wer erobern will, muss erobern lernen. Er braucht Waffen, er braucht Menschen und er braucht die Ideologie, die seinem Expansionsdrang die höheren Weihen gibt.

Ein Gemisch, das sich in der konzentrierten Form nur in Europa findet. Hier seien, so Hoffmann, von der Geografie Formen vorgegeben, die es allen Aspiranten auf eine endgültige Vorherrschaft unmöglich machten, sämtliche Gegner dauerhaft zu besiegen, wie das etwa der Qin-Dynastie in China schon früh gelang. Zugleich waren alle Länder durch die Bildung von Allianzen stets in der Lage, gegen jedes andere Nachbarland Krieg zu führen. Dadurch konnten Truppen und Heerführer üben, und die Waffentechnik machte bei praktischer Anwendung viel schnellere Fortschritte als bei den Sandkastenspielen, auf die die Shogune in Japan zurückgreifen mussten, nachdem sie alle Gegner niedergeschlagen und vernichtet hatten.

Angetrieben vom steten Drang, den Gegner zu überflügeln, machte die Technologie vor allem in der Waffen- und Pulverherstellung rasende Fortschritte. "Möglicherweise", glaubt Hoffmann, "machten die Kriege Westeuropa erst reif für die Industrialisierung." Die dann wiederum die Basis war, auf der die europäische Dominanz bis zum Aufstreben der USA alle Konkurrenten zum Verstummen brachte. China und Japan wurden früh zu Kopisten europäischer Kriegstechnologie, die im Zusammenstoß mit dem Original jedes Mal den Kürzeren zog.

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