Wenn wir auf gute Nachrichten fiebern..

Vorab, es geht meinem Dad viel besser, als ich dachte. Aber die Wartezeit war schon etwas Kräfte zehrend. Letztendlich weiß ich erst seit gestern Abend genau, was passiert ist. Jetzt befindet er sich im Krankenhaus an seinem Wohnort. Er wurde noch in der Nacht operiert, da er einen gebrochenen Oberschenkelknochen -unterhalb des Köpfchens - sowie einen gebrochenen Knöchel hatte. Alles wurde gut verschraubt. Nachdem es ja erst hieß, er könne nur seinen Kopf noch bewegen, scheinen einem diese Verletzungen wie ein Klacks.

Laut seiner Erzählung waren sie, sprich sein Kumpel und mein Paps, in der Tschechei. Dort entschieden sie sich dafür, in eine kleine Straße einzubiegen. An dieser Abzweigung stand auch ein Hinweisschild für eine Paintballanlage. Der Weg wurde jedoch immer kleiner und schlechter und führte immer tiefer in ein riesiges Waldstück. Zuletzt war der Strassenbelag nur noch eine Art von Schotter und in der Mitte ein Stückchen Grünstreifen. Ein Gewitter zog auf, es fing an zu regnen. Aufgrund des Niederschlags wurde der Untergrund schmierig und somit hatten die beiden Motorräder keinen Grip mehr. Mein Vater flog im hohen Bogen vorne weg und landete im Graben. Dabei schlug er zweimal mit dem Kopf auf eine Betonröhre im Graben. Dort kam er zum Liegen. So lag er im Abflussgraben, der sich durch das Gewitter schnell mit Wasser füllte.

Glücklicherweise war sein Kumpane nur leicht verletzt. Um nicht noch mehr auszukühlen, zog sein Kumpel ihn, soweit es ihm möglich war, aus dem Graben. Das jedoch gestaltete sich aufgrund der Verletzungen schwierig.
Ich muss hier erwähnen, dass mein Dad in jungen Jahren einen Autounfall hatte, bei dem ihm der Fuß bis auf ein Hautstück abgetrennt wurde. Der Fuß wurde auf Drängen meines Vaters wieder zusammengeflickt. Er wuchs tatsächlich an, aber ist seither nur eingeschränkt belastbar.
Mein Paps konnte ihn daher nicht unterstützen und eine grazile Figur hat mein Herr Papa nun auch nicht.

So lag er nun da. Beide versuchten mit ihren Handys, die Rettungsaktion zu starten. Da sie irgendwo frei Schnauze abgebogen waren, konnten sie nicht die genaue Örtlichkeit benennen. Somit begann der Wettstreit mit der Zeit. Keine GPS Daten, keine Ortskennnisse... die tschechischen Polizisten vor Ort kannten die Paintball"anlage" (vielleicht eine nicht genehmigte Anlage?) nicht. Sie mussten also ein Gebiet von mehreren Quadratkilometer absuchen.

Irgendwann war auch der Akku meines Dads leer. Nach über 2 Stunden hörten sie endlich Sirenen in ihrer Nähe. Schnell teilten sie dies telefonisch der Einsatzzentrale mit. Kurz darauf wurden sie gefunden. Doch es war nur die Feuerwehr, die sie fand. Der Rettungswagen wurde gesondert geordert und erreichte den Unglücksort erst nach einer weiteren halben Stunde.

Endlich wurde mein Vater versorgt. Das war aber auch kein Vergnügen, da sie die Trage nicht einfach unter ihn schieben konnten. Sie mussten ihn aus dem Graben heben. Stellt euch diese Schmerzen vor! Mein Dad meinte auch noch, bis die Schmerzmittel anfingen zu wirken, fühlte er die 8 km Weg aus dem Wald mit jedem Hubbel...

Er wurde zuerst in ein tschechisches Krankenhaus und anschließend in ein grenznahes deutsches Krankenhaus verbracht. Man könnte meinen, die Horrorgeschichte nimmt da ein Ende... Leider nicht. Ohne grossartige Untersuchungen, CT, Röntgen, wollten sie ihn gleich operieren. Ohne Diagnose mal ins Blaue hinein schnippeln... Daraufhin legte mein Vater Veto ein. Er forderte, ins Krankenhaus an seinem Wohnort verlegt zu werden. Dies wurde ihm nur unter Zähneknirschen zugestanden. Es wurde ihm mitgeteilt, dass er sich hiermit selbst zu entlassen habe und auch selbst für den Transport zum nächsten Krankenhaus aufkommen müsse. Zum Abschied gab es noch eine Tetanusspritze für ihn. Und das, obwohl er keinerlei offene Verletzungen hatte.

Auf diesem Transport erhielt er keine Schmerzmittel, da dieser Transport auf seinen Wunsch stattfand. Weitere 45 Minuten ohne Schmerzmittel. Nun ist mein Paps vom alten Schlag, er ist übrigens 65 und nicht 63 Jahre alt, aber hier war die Grenze des Erträglichen erreicht.

Am Zielkrankenhaus wurde er von meiner Schwester empfangen, die dort als Krankenschwester arbeitet. Sie kümmerte sich um ihn. Nach etlichen Stunden wurde er vernünftig versorgt.

Als richtiger Biker jedoch, war es ihm am Wichtigsten, dass sein Spielzeug ordentlich versorgt wird und auch den Weg nach Hause findet...

Ich bin froh, dass alles so "glimpflich " vorüber ging. Es hötte noch viel schlimmer kommen können. Jedoch hat mein Vater noch einen langen Genesungsweg vor sich. Desweiteren ist auch nicht klar, ob das verschrauben des Oberschenkelknochen ausreicht oder dich ein künstliches Hüftgelenk notwendig wird. Die Zeit wird es zeigen..

Ich möchte mich hier auch gleich bei euch für die lieben Worte bedanken @biggi, @german-trail, @tabea, @timsaid, @yummymummy (thank you for your kind words, english post will follow in the next few days, promised )