Integration und Grundlagen der Basalen Stimulation

in #deutsch7 years ago

Hey Leute,
wie manche von euch wissen, studiere ich momentan Gesundheitswissenschaften und war zwei Jahre im Altenheim, in der Pflege tätig. Diese Jahre haben mein Leben geprägt, sodass ich mich mit verschieden Pflegekonzepten, wissenschaftlichen Studien und Methodiken auseinander gesetzt habe. Eine davon ist die Basale Stimulation.

Nun habe ich mich durch Bücher gelesen und die Grundlagen sowie, die Integrierung in den Pflegealltag auf Papier gebracht. Wenn euch dieses Thema interessiert, würde ich mich freuen, wenn ihr meine ausführliche Arbeit anschauen würdet.

Dieser Text ist sehr ausführlich und im wissenschafltichen Schreibstil.


1 . Grundlagen der Basalen Stimulation
1 . 1 Grundelemente der Basalen Stimulation
2 . Somatische Wahrnehmung
3 . Vibratorische Wahrnehmung
4 . Vestibuläre Wahrnehmung
5 .Den Körper Wahrnehmen
5 . 1 Die Ganzkörperwaschung
6 . Integration der Basalen Stimulation in den Pflegealltag
7 . Fazit


Im Pflegealltag ist es manchmal schwierig, sich um die Patientenförderung zu kümmern. Der Alltag einer Pflegekraft ist meinst von Stress, Bürokratie und Zeitdruck geplagt. Im Vordergrund steht die medizinische Versorgung und Körperpflege des Patienten, dabei bleibt meist wenig Zeit für Psychosoziale Interaktionen und Körperliche Aktivitäten.
Gerade bettlägrige Patienten verlieren das Gefühl für Zeit, Raum und des eigenen Körpers. Nach heutigen wissenschaftlichen Untersuchungen ist zu sagen , dass die Wirksamkeit der Basalen Stimulation in der Pflege gestützt wird aber noch nicht als Konzept als Ganzes gesehen wird (vgl. Prof. Christel Bienstein, Die Schwester Der Pfleger 56. Jahrg. 1|17).
Jedoch wurden zahlreiche Studienergebnisse vorgelegt, die die Wirksamkeit der Basalen Stimulation als förderlich beschreiben und eine individuelle Kommunikation von Pflegekraft zu Patient mit Demenz liefert (Heimerl et al. (2010),(Die Schwester Der Pfleger 56. Jahrg. 1|17).
Zahlreiche Pflegeheime nutzen die Methode der Basalen Stimulation. Problematisch wird nun der Zeitaufwand zur Stimulierung der Patienten gesehen, jedoch gibt es Methoden die eine Stimulierung des Körpers mit der Körperpflege vereinen lassen.

1 . Grundlagen der Basalen Stimulation:
Das Konzept der Basalen Stimulation wurde von Andreas D. Fröhlich um 1975 entwickelt. Dies geschah im Rahmen eines Schulprojektes. Prof. Andreas D. Fröhlich war am Institut für Sonderpädagogik tätig und durch seine langjährige Berufserfahrung mit schwerstmehrfachbehinderten Menschen forschte er im Gebiet der Behinderung,Pflegebedürftigkeit und Bewusstlosigkeit. Der Begriff: ,,Basale Stimulation“ leitet sich von dem Wort: lat. Basal = grundlegend und stimulatio = Anreiz,Anregung ab. Zielgruppen die für eine Basale Stimulation förderlich sein könnte sind : Menschen mit einer Wahrnehmungsstörung , Kommunikationsstörung, Bewegungseinschränkung, Neugeborene, Menschen mit Behinderung, Menschen mit Demenz, im sterben leigende Menschen, Menschen mit einer cerebralen Insult und Hemiplegie.
Die Basale Stimulation richtet sich auf drei Grundlegende Bereiche, diese sind die Vibratorische Wahrnehmung, Vestibuläre Wahrnehmung und die Somatische Wahrnehmung. Diese drei Bereiche bieten die Grundlage auf eine Kommunikationsebene die bis in die Pränatalzeit (vor der Geburt) zurückgehen. Es steht fest, dass wir seit unserer vorgeburtlichen Entwicklung mit Fähigkeiten ausgestattet sind die es uns erlauben in der Umwelt zurechtzufinden. Diese sind Fähigkeiten, mit dem ganzen Körper wahrzunehmen, sich zu bewegen, die Haut zu Spüren und mit Händen,Füßen und dem Mund Erfahrungen zu sammeln. Diese Wahrnehmungsbereiche werden von der Basalen Stimulation stimuliert und ermöglichen auch ohne kognitive Erfahrung eine Kommunikation von Mensch zu Mensch. Diese Kommunikation gilt es Demenz erkrankten Menschen, mit Behinderung, Neugeborenen und sterbenden Menschen nahe zu bringen und diese durch das restliche Leben zu begleiten.

1 . 1 Grundelemente der Basalen Stimulation
Hexagon – das Sechseck
Um allen Sinneswahrnehmungen und Gefühlen eines Menschen gerecht zu werden, betrachtet man den Gedanken der Ganzheitlichkeit. Dazu versuchte Ursula Haupt (Prof. für Sonderpädagogik an der Universität Koblenz- Landau) eine graphische Darstellung in Form eines Sechsecks zu erstellen. Eine etwas klarer strukturierte Sechseckform sind für Prof. Andreas Fröhlich und Prof. Christel Bienstein im Konzept geblieben.

Hexagon-Konzept-Basale-Stimulation.png

Quelle: http://www.basale-stimulation.de/was-ist-basale-stimulation Prof. Dr. Andreas FRÖHLICH

Mit dem Begriff ,,ganzheitlich“ soll im Konzept der Basalen Stimulation nicht die Krankheit oder ein Krankheitsbild behandelt werden, sondern es soll der Mensch als „ganzes“ gesehen werden. Bereiche der Persönlichkeit, Erfahrungen und der Außenwelt sind auf das engste miteinander verbunden. Innere Unruhe ist z.B mit der Außenwelt verbunden und wirken miteinander.
Ein deutlicheres Beispiel: ,,Der Mensch macht gleichzeitig und gleichwertig Erfahrungen in den verschiedene Bereichen, so vermischt sich der Schmerz als Körpererfahrung beispielsweise mit einer gleichzeitig vom Arzt gegebenen inhaltlichen (kognitiven) Information. Eine soziale Erfahrung wird dann noch parallel über die Art und Weise eingebracht, wie der Arzt die Mitteilung macht“.
(Christel Bienstein, Andreas Fröhlich,Basale Stimulation in der Pflege – Die Grundlagen, S.40)
Mit dem Hexagon Diagramm soll dargestellt werden, dass jeder einzelne Fähigkeitsbereich mit den anderen in Verbindung steht. Kein Feld kann ohne ein anderes aktiv sein. Sie sind systematisch vernetzt.
Unsere Absichten werden durch verschiedenste Faktoren beeinflusst, so ist es uns z.B nicht immer möglich unsere volle Konzentration auf den Unterricht in der Schule zurichten. Unsere Konzentration wird durch Mitschüler, Einrichtung,Dozent oder Lehrer beeinflusst. Dies geschieht auch im Pflegealltag während der Arbeit mit Pflegebedürftigen. Wir sind ständigen Wechselwirkungen ausgesetzt, sodass der Patient eine z.B kommunikative Handlung als Körpererfahrung oder soziale Erfahrung wahrnimmt. Es ist es im Pflegealltag wichtig, den Pflegeprozess nicht nur auf reine Durchführung zu reduzieren, sondern den Menschen mit seiner Biographie, seiner Persönlichkeit und seine Erlebnisfähigkeit entgegenzutreten. Christel Bienstein und Andreas Fröhlich sind davon überzeugt dass: ,, Mancher Erklärungsversuch, manche Informationen , gutes Zureden und Erklären würde viel mehr Erfolg haben, wenn Ganzheitlichkeit gelebt würde“(Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, Basale Stimulation in der Pflege, S.45).
Wahrnehmen: „Wahr-nehmen hat nicht mit „Wahrheit“ zu tun. Wahrnehmen heißt nicht für wahr halten, sondern heißt eher so etwas wie gewahr werden, bedeutet, seine Wahrnehmung, seine Aufmerksamkeit auf etwas zu richten“ (Basale Stimulation in der Pflege, Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, S. 41).
Kommunizieren: „Unter kommunizieren wollen wir all die Aktivitäten sprachlicher und nichtsprachlicher,zeichenhafter und nichtzeichenhafter Art verstehen, mit denen Menschen Gemeinsamkeiten herstellen (…) Kommunizieren heißt sich mitteilen und Mitgeteiltes aufnehmen und zu verstehen versuchen“ (Andreas Fröhlich, Christel Bienstein ,Basale Stimulation in der Pflege, S.42).
Bewegen: „Bewegung ermöglicht Veränderung am Raum: Mobilität (…) Sich Bewegen können ist einer der wichtigsten Merkmale des Menschen. Einschränkungen dieser Fähigkeiten werden als außerordentlich belastend erlebt. Sich Bewegen heißt aber auch atmen, verdauen, den Kreislauf aufrechterhalten (…)“ (Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, Basale Stimulation in der Pflege, S. 42).
Den eigenen Körper erfahren: „Wir spüren ihn, wir steuern ihn, wir halten ihn an, wir aktivieren ihn, wir spüren seine Grenzen und seine Veränderung. Der Körper selbst, so nehmen wir an, speichert Erinnerungen an Schmerz, an Freude, an wohltuender Berührung oder an aggressive Akte“ (Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, Basale Stimulation in der Pflege, S. 42).
Erfahrungen mit Menschen machen: „So genannte Sozialerfahrungen sind all die Erlebnisse, die zu Erfahrungen werden, die wir mit anderen Menschen gemacht haben oder machen. Über die reine Kommunikation mit anderen Menschen hinaus erleben wir in jeder Begegnung Nähe und Distanz, Annäherung und Abstoßung, Zuneigung und Ablehnung, Interesse und Desinteresse, unerträgliche Neugier oder Respekt“ (Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, Basale Stimulation in der Pflege, S. 43).
Gefühle Spüren: „Gefühle könnte man als die aktuelle Einfärbung des Erlebens bezeichnen. Wir leben nicht neutral, wir kommunizieren nicht neutral, wir begegnen Menschen nicht neutral – auch wenn wir dies wollen. Immer wird die Situation eingefärbt, bekommt Charakter des Angenehmen oder des Unangenehmen (…). Gefühle empfinden macht das Leben bunt, auch wenn Gefühle manchmal sehr grau sein können“ ( Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, Basale Stimulation in der Pflege, S. 43).
Verstehen: „Die als Kognition bezeichnete Fähigkeiten des Menschen beziehen sich auf seinen Verstand, auf die komplexen Fähigkeiten, Dinge miteinander in Beziehung zu bringen, Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, Gesetzesmäßigkeiten abzuleiten und diese auch auf neue Situationen anzuwenden“ ( Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, Basale Stimulation in der Pflege, S. 44 ).

2 . Somatische Wahrnehmung

baslae stimulation 2.jpg

Die ASE = Atemstimulierende Einreibung
Quelle: Buch Basale Stimulation in der Pflege / Die Grundlagen S.177

Die Somatische Wahrnehmung ist die Erfahrung mit der Haut, die als Kontaktfläche zur Außenwelt dient und damit auch eine innere Miterfahrung mit sich zieht. Jeder Mensch erlebt unterschiedliche Erfahrungen mit der Haut und den Muskeln. Je nach Belastung oder Krankheitsbild wie z.B, Neurologische Ausfälle oder eine Spastik, wird die Somatische Erfahrung anders erlebt. Natürlich werden über die Haut positive wie auch negative Erfahrungen gesammelt.
Ausgelöst durch abfertigender Pflegeausübung werden im Krankenhaus, sowie in Pflegeeinrichtungen negative Erfahrungen seitens der Patienten gesammelt. Durch somatische Anregungen in der Basalen Stimulation sollen positive Erfahrungen gesammelt. Die somatische Anregung betrifft das komplette Hautbild und kann während des Waschvorgangs erlebt werden. Die somatisch Basale Stimulation wird von der Körpermitte, also dem Rumpf nach außen modelliert, danach wandert die Pflegekraft zu Beinen und Armen und schließlich zu Händen und Füßen. Chronisch Erkrankte Patienten haben oft Schwierigkeiten eine Kontaktaufnahme per Hand zu verstehen. Oftmals helfen dabei Hilfsmittel wie z.B Tücher, ein Baumblatt oder Wolle. In der Regel wird jedoch die Kontaktaufnahme per Hand oder von Haut zu Haut als intensivste Kommunikation wahrgenommen. Dies kann in vielen Fällen förderlich sein, aber negative Erfahrungen mit sich ziehen. Notwendigerweise kommt es im Pflegealltag auch zu Berührungen an intimen Stellen, diese werden meist nur vertrauten Personen oder dem Lebenspartner zugänglich gemacht. Christel Bienstein und Andreas Fröhlich:,, vermuten sogar, dass scheinbar bewusstlosen Patienten diese vielfältigen und fremden Berührungen zu einer weiteren Distanzierungen vom eigenen Körper führen“ (Basale Stimulation in der Pflege, S 50).
Basal stimulierende Pflege soll dem Patienten die jeweiligen Berührungen und Handlungen verstehbar machen. Somatische Anregungen sollen dem beeinträchtigen Patienten Informationen über sein eigenen Körper bieten und keine weiteren Störungen, Irritationen oder Ängste verursachen.

3.Vibratorische Wahrnehmung

baaslae stimulation 3.jpg

Vibration am Ellenbogen-Knochen
Quelle: Basale Stimulation / Neue Wege in der Pflege Schwerstkranker S. 151

Schon im Mutterleib nehmen Ungeborene, Vibrationen wahr. Diese Erfahrungen sind im weiteren Verlauf des Lebens unheimlich wichtig und werden optimiert. Im Kindesalter lernen Menschen durch hüpfen,krabbeln,rennen,springen den widerstand des Bodens kennen und nehmen dadurch Schwingung wahr.
Schwere Beeinträchtigungen und Immobilität machen vibrarorische Wahrnehmung meist unmöglich. Monotones liegen führt zu Habituation (zur Gewohnheit werden). Um dies zu vermeiden sind vibratorische Anregungen notwendig. Durch Technische und manuelle Vibration kann die innere Körperwahrnehmung stabilisiert werden, ebenfalls wird die externe Wahrnehmung weiter gefördert. Andreas Fröhlich und Christel Bienstein stellten fest, dass viele Menschen begannen nach Innen zu lauschen (…) und spürten etwas neuartiges. Es war immer wieder zu beobachten, dass die Vibrationen zu einer tiefen Entspannung verholfen, aber dennoch im wachen und aufmerksamen Zustand ( Basale Stimulation in der Pflege, S. 64). Wichtig ist zu beachten, dass manuelle Vibrationen in keinem Fall am Muskel angesetzt werden sollten, da negative Veränderungen der Muskelspannung auftreten können, deswegen ist es sinnvoll Vibrationen z.B an Handwurzelknochen oder Fersenbein anzusetzen. Es wird vermutet, dass bei längerem liegen im Bett oder in sitzender Position, die Beine nicht mehr als zum Körper zugehörig empfunden werden. Deswegen kommt es im Pflegealltag bei der Mobilisation oft zum wegsacken der Beine. Durch kurze Vibration Einstimmungen, ist es zu beobachten, dass die Beine deutlich besser eingesetzt werden können. Dasselbe ist bei den Händen des Patienten zu beobachten. Die Voreinstimmung durch Vibrationen verhelfen dem Patienten, sich seiner Hand bewusst zu werden.
Technische Vibrationen können äußerst nützlich im Pflegealltag sein, um Patienten auf eine gewisse Handlung mit Gliedmaßen einzustimmen. Doch nicht nur Vibrationen verhelfen dem Patienten Körperpartien zu aktivieren und in das Bewusstsein einzubringen. Auch kommunikativ können stimulierende Wirkungen eintreten, dies geschieht dann durch die Vibration der Stimme und der Atmung. Diese Art der kommunikativen Stimulation ist uns durch die Mutter – Kind Bindung vertraut. Dort spüren wir Vibrationen von Körper zu Körper. In Pflegesituationen hat sich bei dieser Technik eine sitzende oder liegende Position bewährt. Bei dieser Technik berührt der Pflegende den Patienten mit er Vorderseite des Rumpfes den Rücken des Patienten. Dies wirkt weniger bedrängend als ein frontaler Kontakt zum Patienten. Dabei bekommt der Patient ein Gefühl der Sicherheit und bekommt den Raum als ganzes zu entdecken, der ihm durch sein ständiges liegen verwehrt geblieben ist. Der Patienten bekommt während dieser Methodik ein Gefühl der Geborgenheit und Zuneigung und nicht Abfertigung.

4.Vestibuläre Wahrnehmung

basale stimulatiion bild.jpg

Vestibuläres Angebot
Quelle: Basale Stimulation / Neue Wege in der Pflege Schwerstkranker S. 145

Der Mensch verfügt über ein Vestibulärsystem, dass uns über die Lage im Raum, Beschleunigung, Drehungen, Auf und Ab Bewegungen, Gleichgewicht und die Koordination des Sehens informiert. Vestibuläre Anregungen sind ausschließlich durch Bewegungen möglich. Die vestibuläre Versorgung ist bei bettlägrigen Patienten meist stark eingeschränkt bis kaum noch aktiv. Das führt zu Einschränkungen der Aufmerksamkeit, Wachheit, des Sehens und der Orientierung. Bettlägrige Patienten verlieren den Sinn für Raum und Zeit. Durch ständiges liegen in unveränderten Positionen wird der Raum flächig und zweidimensional. Andreas Fröhlich und Christel Bienstein sagen:„Wir gehen davon aus, dass die Erfahrung mit Schwerkraft und Raumlage zu den sensorischen Grundbedürfnissen in der Entwicklung des Menschen gehören“ ( Basale Stimulation in der Pflege, S. 66).
Bei bettlägrigen Patienten beschränkt sich die Bewegung meist auf die Lagerung, die Vier bis Fünf mal am Tag ausgeführt wird oder auf die Hydraulik des Krankenbettes. Bei einer solchen Unterversorgung der Vestibulären Wahrnehmung spricht man von „Deprivation“ also einer Unterversorgung der Vestibulären Angebote ( Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, Basale Stimulation in der Pflege, S. 67). Ausnahmen sind schwer traumatisierte Patienten die nicht beliebig bewegt werden dürfen. Dort ist Ruhe notwendig um die Patienten nicht zusätzlich zu gefährden.
Nach aufwändigen Untersuchungen konnte man feststellen, dass großräumige und intensive Bewegungen nicht notwendig sind. Vielmehr sind es gleichmäßige und kleine Bewegungen die auf das Vestibulärsystem ansprechen und auf die Weise aktiv bleibt. Es sind rhythmische und wiederkehrende Bewegungen , die ein eingeschränkter Patient wahrnimmt und nachvollzieht. Ein Beispiel sind vorsichtige Schaukelbewegungen mithilfe eines Tuches, dass um den Arm gehalten wird. Eine andere Möglichkeit wäre bei einem nicht Bettlägrigem Patienten eine sitzende Position einzunehmen und vorsichtige Schaukelbewegungen im Bereich des Rumpfes vorzunehmen. Ranegger (2000) beschreibt eine schöne Technik für Schaukelbewegungen in sitzender Position: „ Hierbei werden langsam, kleine Bewegungen des Rumpfes it der Betroffenen gemeinsam vollzogen. Für ein sicheres Gefühl der Patienten sorgt eine im Bett hinter ihr kniende Pflegeperson, während eine Zweite nach vorne hin absichert ( Dr. Matthias Ranegger, Basale Stimulation in der Pflege, S. 68) .“

5 . Den Körper wahrnehmen
Der Körper ist die Existenzform des Menschen auf dieser Erde. Man sagt: ,, Solange der Mensch lebt, ist er körperlich Anwesend.“ Im Pflegeberuf wird sehr viel mit körperlicher Nähe gearbeitet und es ist überaus wichtig. Jedoch ist körperliche Nähe oder Kontakt in unserer Gesellschaft eher ungewohnt. Aus hygienischen und manchmal ekelerregenden Gründen ist der Körperkontakt mit Patienten oft distanziert. Das Konzept der Basalen Stimulation ist sehr Körperkontakt orientiert und wirkt sich deswegen problematisch auf den Pflegealltag aus. Man könnte sagen, dass das Konzept der Basalen Stimulation ein Berührungskonzept sei.

5 . 1 Ganzkörperwaschung ( GKW)
Der Gesichtspunkt der Ganzkörperwaschung liegt auf der Reinigung des Körpers und soll somit das Wohlbefinden des Menschen steigern. Der Fokus beim waschen eines Patienten liegt jedoch meist bei hygienischen und abfertigenden Punkten als um das Wohlbefinden des Menschen. Dabei bietet die GKW eine großen Zweitraum um in körperlichen Kontakt mit dem Patienten zu kommen. Der Zeitraum einer Ganzkörperwaschung kann bis zu 20-40 min in Anspruch genommen werden. Das entspricht einer Behandlungszeit einer Physio, Ergo, Logo oder Musiktherapie. Der Primärpunkt einer GKW sollte nicht auf das „Säubern“ eines Patienten liegen, vielmehr sollte der Fokus auf Orientierungshilfen und der Förderung der Autonomie liegen.
Die Pflegekraft sollte über bestimmte Kenntnisse verfügen die für eine basalstimulierende Pflege notwendig sind.
Die Pflegekraft sollte über die Biographie des Patienten informiert sein z.B die Häufigkeit der Körperwaschung des Patienten. Dazu gehören auch die Ablaufformen der individuellen Körperwäsche, die von Patient zu Patient anders ist. Neue Erfahrungen einer belebenden Körperwäsche können aber als Bereicherung des Patienten erlebt werden.
Zu dem sollte einer GKW von einer Bezugsperson durchgeführt werden, da es Vorteile bringt wenn der Patient die Pflegekraft gut kennt. So kann der Patient den Ablauf und die Vorbereitung gut einschätzen und fühlt sich auf das Kommende vorbereitet. Puls, Atemfrequenz, Pupillenreaktion und Blutdruck dienen als Orientierungsmöglichkeit um einzuschätzen ob der Patient in der Lage ist eine gewisse Anstrengung über einen bestimmten Zeitraum mitzumachen.
Erst dann wird entschieden ob eine GKW durchgeführt wird.
Ziel ist es einer Basal stimulierenden GKW ist es dem Patienten seinen eigenen Körper erfahrbar zu machen, dessen Gefühl er womöglich über längerem Zeitraum verloren hat.
Wichtig ist es darauf zu achten, dass die waschenden Hände der Pflegenden ganz am Körper des Betroffen liegt. Um dem Patienten den Unterschied zwischen der Hand des Pflegenden und dem eigenen Körper zu machen, bietet sich ein Waschhandschuh an. Die GKW sollte nur von einer Pflegeperson durchgeführt werden, damit keine Irritationen entstehen. Diese Irritationen entstehen bei mehreren Pflegenden am selben Patienten, da unterschiedliche Berührungsinformationen übermittelt werden. Der Intimbereich wird bei einer basal stimulierenden GKW ausgelassen.

6 . Integration der Basalen Stimulation in den Pflegealltag
Die Bedeutungen der somatischen, vestibulären und vibratorischen Wahrnehmungsbereiche sind von äußerster Wichtigkeit. Mit Hilfe des Konzeptes der Basalen Stimulation können die einzelnen Wahrnehmungsbereiche im Alter oder bei körperlichen Behinderungen gefördert oder stabilisiert werden. Ein schwerst beeinträchtigter Mensch kann einen Zeitrahmen von 20-40 Minuten bei der Körperpflege in Anspruch nehmen. Diese Zeit wird meistens nicht genutzt oder für andere Dinge in Anspruch genommen, wie z.B das richten des Bettes. Eine Basale Ganzkörperwaschung lässt sich wunderbar mit einer herkömmlichen Pflegewaschung kombinieren. „Pflege kann (…) dazu beitragen die medizinische Reanimation gewissermaßen zum Abschluss zu bringen. Der Patient wird im Prozess der „Wiederbeseelung“ seines Körpers unterstützt (Christel Bienstein, Andreas Fröhlich, Basale Stimulation in der Pflege, S. 68). „Basale Stimulation vermittelt Anregungen, den Körper zu reanimieren, d.h wieder Besitz vom eigenen Körper zu nehmen. Pflege kann einer Abspaltung von Körper und Seele entgegenwirken, wenn sie dem Körper Möglichkeiten bietet, sich wiederzufinden (…)“ (Andreas Fröhlich, Christel Bienstein, Basale Stimulation in der Pflege, S. 69). Um basal stimulierende Pflegemaßnahmen umsetzen zu können müssen einige Ressourcen zur Verfügung stehen. Pflegeheime so wie Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen sollten genügend Fachpersonal haben, um Kenntnisse der Basalen Stimulation weiter zugeben und umsetzen zu können. Um einen gewissen Aufwand zu gewährleisten sollte genügend Personal gegeben sein. Wie soll ein Pflegeheim neue Konzeptionen einführen, wenn nicht einmal die Grundversorgung in der Pflege berücksichtigt wird ? Einrichtungen müssen im Gesundheitswesen auf dem neusten Stand sein und offen für neue Methodiken und Konzepte. Fortbildungen sollten regelmäßig in Anspruch genommen und gegeben sein.

7 . Fazit:
Das Konzept der Basalen Stimulation ist zwar Wissenschaftlich noch nicht Bewiesen, jedoch wurden sind viele Pflegeheime und Pflegeeinrichtungen von ihrer Wirkung überzeugt. Es ist eine Methodik die sich passgenau in den Pflegealltag einbringen lässt und somit, dass Wohlbefinden von vielen Menschen steigert. Das Konzept der Basalen Stimulation hat noch viel zu wenig Aufmerksamkeit, aber ich bin mir sicher, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern wird.

Quellen :

Christel Bienstein, Andreas Fröhlich: Basale Stimulation in der Pflege, Huber Verlag ( 7. Auflage)

Thomas Buchholz, Ansgar Schürenberg : Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen, Anregung zur Lebensbegleitung, Verlag Huber ( 3. Auflage)

http://kinaesthetik-basale-weber.de/index.php/grundkurs_basale_in_pflege.html

http://www.basale-stimulation.de/wp-content/uploads/SP_01_2017_Bienstein_Basale_Stimulation_22-23.pdf

Sort:  

Sehr gut recherchierter Text! Ich habe auch einmal einen Vortrag über Basale Stimulation gehalten und einige Jahre mit diesem Konzept in der Praxis gearbeitet, tolle Idee etwas darüber zu posten!

Coin Marketplace

STEEM 0.18
TRX 0.16
JST 0.030
BTC 62226.04
ETH 2440.49
USDT 1.00
SBD 2.63