Vom Loslassen

in #deutsch4 years ago

Ich mache wieder einmal die Nacht zum Tage, denn Schlaf ist mir nicht vergönnt.
Also kann ich auch ein bißchen bloggen.

* * *

Um den Monatswechsel herum war ich eineinhalb Wochen krankgeschrieben. Eine Mischung aus Erkältung und Panikreaktion. Danach wären nur noch eine Woche und zwei Tage Maßnahme übrig gewesen.

Ab Mitte der 2. Woche Krankheit fiel mir dann wieder die Decke auf den Kopf, gleichzeitig fing alles an, mir egal zu werden. Ich hatte das Gefühl, alles erlebt zu haben was mir wichtig und möglich war. Also: nicht unbedingt das, was ich mit 20 geplant hatte; aber ich hätte es mir nicht anders gewünscht, als es gekommen ist. Ich habe Dinge geschafft und andere Dinge nicht. War es jetzt noch wichtig, weiterhin an diesem Ort zu bleiben und zu hoffen, daß sich etwas bessert? Nein, in dem Moment irgendwie nicht. Ich hatte auch kein Bedürfnis mehr, irgendwo hinzureisen. Es wäre ein Plus, wenn es doch noch mal klappen würde, dafür das Geld aufzubringen, aber mit den Augen einer 24jährigen oder 30jährigen sehe ich die Welt eh nicht mehr. Aktivitäten, die mir damals etwas bedeutet hätten, sind sie heute noch wichtig? Muß ich wirklich Flugreisen machen, um mich vollständig zu fühlen?

(Jetzt beim Schreiben geht mir auf, wie altklug das klingt, aber diese Gedanken gingen mir wirklich durch den Kopf.)

Naja, das mit dem "tot umfallen" klappt selbst dann nicht, wenn ich es (unabsichtlich) darauf anlege. So wie gestern vormittag, als ich fast von einem Auto erfaßt worden wäre. Ich fahre ohne Helm und rede mich vor mir selbst damit heraus: wenn etwas passiert, ist es um mich nicht schade.
Sorry an diejenigen, die das triggert, aber diese Gedanken habe ich seit über 10 Jahren. Ich bin einfach, wer ich bin, und nicht, wer ich nicht bin. Keine Diskussionen über das Thema Selbstwert bitte ...

In den Wochen vor und während der Krankschreibung geschriebene Mails an die Kursleiterin führten dann jedenfalls dazu, daß diese mich, als ich wieder da war, zum Gespräch bat und meinte, sie hat kein gutes Gefühl dabei, mich aus dem Kurs zu entlassen. Ob ich nicht bis zu einem Klinikaufenthalt (den ich eigentlich im vergangenen halben Jahr hätte organisieren müssen ...) verlängern wolle? Ich hatte keine Kraft, um nein zu sagen, also sagte ich zu. Und erfuhr dann am letzten Dienstag - dem offiziellen letzten Tag -, daß die Verlängerung genehmigt wurde.

In den Krankheitswochen ging mir auch auf, wie viel Zeit und Kraft mir für Projekte, die ich für dieses Jahr geplant hatte, gefehlt hatte. Hatte es nicht sollen sein, diese mit mehr Nachdruck verfolgen zu können? Was war mir überhaupt noch wichtig?
Zu einer gewissen Erleichterung, nicht aus einer (seltsamerweise letztlich doch funktionierenden) Tagesstruktur gerissen zu werden, kam dann die Ernüchterung, daß mir weiter Zeit für Dinge fehlen würde, die vielleicht wichtig wären. Und die geplanten Tage Freizeit in dieser Woche gab es dann natürlich auch nicht.

Ich bin also nicht ohne Grund schlaflos. Aber jetzt ist die Zeit, die ich für diesen Beitrag habe, schon wieder herum, denn das Ehrenamt ruft. Immerhin: ich habe durchaus etwas erreicht dieses Jahr. Und alles andere wird sich schon irgendwie fügen.

Sort:  

so ging mir das auch jahrelang-bis ich meinen sinn im leben angenommen hatte-ab da wurde es immer besser....
und manchmal kommt es noch durch,doch dann meditiere ich....
alles liebe dir....

Das klingt recht düster am frühen Morgen. 😔

Und trag lieber einen Helm. Kopfverletzungen führen oft nicht zum sofortigen dahinscheiden, sondern in den Rollstuhl. Und wenn der Kopf Matsch ist, macht das Leben vermutlich keinen Spaß mehr.

Ich hoffe du findest heute im Laufe des Tages ein paar Gedanken die den Trübsinn vertreiben und dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

Danke für deinen Beitrag und ein angenehmens Wochenende sei dir gewünscht

Guten Morgen @isarmoewe, wünsche Dir ein schönes Wochenende :) Liebe Grüße aus dem Hessenland. Alexa

Irgend wie fühlt sich das recht nach KäfigHaltung an.
Der Käfig : Sicherheit, Pläne, Programmierungen und scheinbare Unmöglichkeiten ?
Ein EhrenAmt ? Löblich ! Eine Alternative ??

Gut, dass Du den letzten Satz tipptest, genau so muss ich auch in die Zeit blicken .

Brauchst Dich nicht allein zu fühlen,
#GEHTVIELENSOODERAEHNLICH ?

Diese unsichtbaren Krankheiten, sie sind einfach da und man bekommt sie nie mehr los...
Solche Gedanken können glaub ich nur diejenigen wirklich verstehen, die sich da absolut reinfühlen können, da sie es selbst erlebt haben.
Es gibt gute Tage und es gibt schlechte Tage, an denen diese Gedanken wieder durchkommen.
Wir haben in den letzten Jahren gelernt, damit zu leben.
Wichtig ist, trotz allem sich selbst treu zu bleiben. Wie du geschrieben hast. Du bist, wer du bist und nicht, wer du nicht bist. Oder erweitert: du bist nicht, wie andere dich haben wollen.
Doch ist das wichtig?
Keiner lebt dein Leben!! Auch nicht deine dir am meisten nahestehenden Personen wie Partner oder Kinder.

Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Wir hatten meines Wissens auch schon mal unseren kleinen Werdegang gepostet.

Wichtig ist nur, dass man nicht wieder komplett zurück fällt, sondern auf die Signale, die der Körper (und dazu zählt ja bekanntlich auch der Kopf und das Gehirn) zu achten und rechtzeitig die Handbremse zu ziehen.

In meiner damaligen langzeitlichen tiefenpsychologischen Therapie hab ich mir unter anderem einen Satz sehr eingeprägt: Man soll sich selbst jeden Tag etwas Gutes tun und wenn es nur ein kleines Eis ist....
Diesen Satz versuche ich immer wieder umzusetzen.

Ich wünsche Dir alles alles Gute und dass es immer mehr bergauf als bergab geht!
Diese unsichtbaren Krankheiten werden uns, einmal da gewesen, unser ganzes restliches Leben begleiten und es liegt an uns, wie wir damit umgehen.

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