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RE: Freiheit ist Gänsehaut

in #deutsch6 years ago

Frei war es nicht! Mein Elternhaus war alles andere als systemkonform und in der Kirche aktiv. Dazu hatten [wir] sehr viele Verwandte im „Westen“.

Bis auf die Verwandtschaft im Westen, die dann nach der Wende plötzlich doch da war, war es bei mir genau anders. Aus der Kirche hatten sich beide Familienteile spätestens in den 50er-Jahren separat voneinander verabschiedet. Das Thema Leben in der DDR war später nie Thema, ich hab letztes Jahr aber einige Dokus gesehen, die etwas geholfen haben, die Informationslücken zu beseitigen.

Gefangen gefühlt habe ich mich nicht, aber ich bin ja auch erst 40 ;o) und war somit zur Wendezeit 11. Wir sind in der DDR-Zeit öfter an Wochenenden unterwegs gewesen als nach dem Umzug nach Hessen. Obst wuchs im Garten meines Opas, der um 2000 herum starb, und er hat sehr gern und oft die Familie (und manchmal Bekannte) zu Gast gehabt ...

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Spannend wie unterschiedlich das doch alles wahrgenommen wurde, abhängig vom Umfeld in dem man aufgewachsen ist. Wir sind gleichalt und scheinen wenig ähnliches erlebt zu haben. Ich fand die Appelle jede Woche schlimm. Für den Gruppenrat in der 3. Klasse wurde ich zum Agitator gewählt und bin heulend nach Hause gekommen. Ich fand das richtig richtig furchtbar. Meine Mutter hat das dann glücklicherweise geregelt und ich wurde den Posten wieder los.
Wieso hattet ihr keine Kontakt zu euren Verwandten? Dann habt ihr zu Weihnachten gar keine Westpakete bekommen? Das war das beste am Osten. :) Einmal im Jahr gab es tolle Sachen. Da habe ich gelernt Dinge zu schätzen.

Wir bekamen durchaus auch tolle Sachen, waren jeden Winter Skifahren, von acht Sommerferienwochen zwei im Ferienlager und ein oder zwei an der Ostsee, regelmäßig bei Opa oder einer der Omas. Konfekt kam aus Rußland oder Finnland, was denkt man sich als Kind da schon dabei?
Der Cousin meines Opas lebt noch und veranstaltet weiter seine Familientreffen, das weiß ich, weil er mich auf Facebook gefunden hat. Meiner Mutter, die sich eine ganze Weile eingebracht hatte, wurde das irgendwann zu doof mit dieser Westverwandtschaft, die sich doch für was besseres hielt und die Wende für das heilbringende Ereignis. Ich glaube, mein Opa hat schon dafür gelebt, daß es seinen Kindern gut ging. Natürlich gab's die, für die die Wende notwendig war. Aber die, die sich danach ein neues Auskommen suchen mußten und einen neuen Wohnort, die gab es eben auch und auch nicht in geringer Zahl.

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