Mein Nymphensittich Bobbie

@robert-wicke hatte gestern nach unseren Haustieren gefragt.
Ich habe gerade natürlich keins, möchte aber bei der Gelegenheit von einem verflossenen Haustier erzählen.

Meine (jüngere) Schwester hat ab etwa dem 9. Lebensjahr Hamster gehabt, drei in Folge, die jeweils zweieinhalb bis drei Jahre alt wurden.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1990 irgendwann sprach uns dann mein Opa an, wie es denn aussähe mit einem Haustier für mich. Bei ihm wohnte seit ein paar Wochen ein Nymphensittich, den ihm ein Bekannter übergeben hatte, mitsamt Käfig.

Gesagt, getan, der Nymphensittich, von dem es hieß, er sei 6 Jahre alt (tatsächlich war er wohl eher 2-3 Jahre alt, denn er hat noch eine ganze Weile gelebt), zog mit dem (eigentlich zu kleinen) Käfig zu uns hoch. (Wir wohnte damals im Haus des Opas in der Wohnung über ihm.)

Es hieß, der Name des Vogels sei Bobbie. Später vermutete ich, er habe nur das (im ursprünglichen Haushalt) gehörte Wort "Puppi" oder "Püppi" (mit dem eine an einem Seil aufgehängte Holzkugel bezeichnet wurde) ungeschickt nachgesprochen. Jedenfalls hat er dann tatsächlich irgendwie auf diesen Namen gehört.

Zu dem Zeitpunkt, an dem er zu meinem Opa kam, hatte sich Bobbie, der entweder in Einzelhaltung oder mit einem kleineren Papagei zusammen gehalten wurde, bereits einige Schwanzfedern ausgerissen. Diese Unart behielt er leider die nächsten Jahre bei, etwa 2 Jahre nach dem letzten Umzug mit uns hörte es dann aber auf, glaube ich. An Fliegen war von Anfang seines Aufenthaltes bei uns nicht zu denken, dazu fehlte ihm die Geschicklichkeit. Aber wir hatten auch keine Ahnung, es wurde zwar ein Buch gekauft, aber da der Vogel auch gar nicht das Bedürfnis zu haben schien, zu fliegen, machten wir uns keine Gedanken.

Sein Alltag bestand also aus der Bewegung "zu Fuß" innerhalb und außerhalb des Käfigs. Dabei hat er mit viel Interesse, möchte ich denken, die Wohnungen erkundet, und gern seine Spuren an der Tapete hinterlassen. Bis auf die reduzierte Flugfähigkeit ein vermutlich ganz normaler Nymphensittich.

Stimmtechnisch hat sich in unserer Gegenwart nichts getan, er pfiff hin und wieder und sagte manchmal auch seinen Namen, aber beide Ausdrucksmerkmale nutzte er nicht so stark, wie es im Buch stand. An musikalischer Inspiration hätte es nicht gefehlt ...

Bobbie hatte eine Naturfärbung, sprich grau mit dem weiß-gelben Köpfchen und den roten Wangen, diese Zeichnung, die für sich schon freundlich wirkt. Er gewöhnte sich bald daran, auf die Hand zu kommen, verwechselte besonders meine aber auch gern mit einem Sexualpartner. Geliebt hat er es auch, am Köpfchen angepustet zu werden. Und Duschen mit der Pflanzendusche (die wir ab dann nur noch mit klarem Wasser benutzten) war der Hit! Dann plusterte er sich auf und streckte abwechselnd die Flügel aus sowie den Kopf in Richtung des Sprühnebels, damit das Wasser nur ja überall hinkam, und zwitscherte erregt dabei!

Ich habe in der Zeit eine große Liebe zu der Schönheit dieser Vögel entwickelt. Sollte ich je wieder einmal genug Platz haben, hätte ich gern einen oder zwei. In einer genügend großen Voliere. Sie müßten nicht mehr den Kontakt zu mir pflegen, angucken und ab und zu etwas "Konversation" würde mir reichen.

Jedenfalls kam auch für mich und meine Schwester irgendwann die Zeit, da hat man das Abitur bestanden und zieht in die Welt. Irgendwann in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends fällten meine Eltern die Entscheidung, den Vogel, dem es sehr prächtig ging und der nicht zu altern schien, wegzugeben. Vielleicht kamen sie auch zuerst in Kontakt mit der späteren Besitzerin und entschieden sich dann. Jedenfalls habe ich sie dorthin noch begleitet. Es waren andere Vögel da (und noch einige andere Tiere mehr) und die Familie war jünger. Er würde ihnen nicht so zur Last fallen.

Ich weiß nicht mehr, ob meine Mutter den Kontakt noch gehalten hat, jedenfalls ist mir nicht bekannt, wie lange der Vogel noch überlebt hat.

Die zwei Schönheiten auf dem Bild habe ich dann 2015 auf einem Ausflug mit ein paar Senioren gesehen und hätte mich am liebsten den ganzen Tag mit ihnen beschäftigt. Ihre Zutraulichkeit gegenüber Menschen war natürlich sehr eingeschränkt, im Grunde haben sie sich nicht für mich interessiert.

.