Veränderte Verhaltensweisen

in #deutsch4 years ago

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Die Corona-Krise verändert vieles - und nicht alles davon unbedingt nur zum Schlechteren.

Gerade die Gastronomie ächzt unter den Folgen der Corona-Beschränkungen, denn sie trifft es am bittersten. Ohne zeitlichen Vorlauf war sie überraschend binnen Stunden davon informiert worden, daß am darauffolgenden Tag alle geschäftlichen Aktivitäten eingestellt werden müßten. Gestattet waren nur noch Verkäufe über die Theke und Lieferdienste. Diese Situation dauert unverändert an, und es ist noch kein Ende abzusehen.

Aus der Branche erklingen Rufe nach staatlicher Hilfe immer lauter und ungeduldiger. Sie vermißt ihre Gäste. Die Gäste vermissen ihrerseits die Gastronomie. Zu Besorgungsgängen, Spaziergängen und Ausflügen gehört das Einkehren sehr wesentlich dazu, allein schon für eine Ruhepause, ehe es weitergeht. Auch Tourismus ist ohne Gastronomie nicht denkbar.
Mitleid allerdings stellt sich seitens der Kundschaft nur zögerlich ein. Wurde sie doch gerade von dieser Branche jahrelang als Melkkuh mißbraucht.
Nach der Einführung des Euro stellten die Gaststätten die Preise sofort im Verhältnis 1 : 1 um. Was am Vortage noch 5 DM gekostet hatte, schlug alsbald mit 5 Euro zu Buche.
In der Gastronomie wird mit sehr erheblichen Verdienstspannen gearbeitet. Man beachte nur einmal die Ingredienzien eines Eisbechers und setze sie in Bezug zu seinem Preis von um die 10 Euro. Oder man berechne, wieviele Tassen Kaffee zu jeweils zwischen 3 und 4 Euro eine Packung Kaffeepulver ergibt.
Dies hätte der Branche eigentlich zu beträchtlichen Rücklagen verhelfen müssen. Unternehmertum ist typischerweise mit Risiko verbunden. Wenn es gut läuft, werden die Gewinne ja auch nicht mit der Gemeinschaft geteilt. Die Risiken aber sollen sofort vergemeinschaftet werden. Das überzeugt nicht.
Auch unabhängig von den Preisen konnte man in der Branche das Schwinden der Bereitschaft zur Erbringung von Dienstleistungen beobachten. Gäste wurden schon vor dem Ende der offiziellen Geschäftszeiten hinauskomplimentiert, damit Inhaber und Belegschaft überpünktlich den Schaupatz verlassen konnten. Ein standardisiertes Angebot mit wenig Flexibilität für davon leicht abweichende individuelle Kundenwünsche erinnerte oft an sozialistische Abfütterungsbetriebe hinter dem Eisernen Vorhang.
Es wäre wünschenswert, daß die Sätze „Können wir nicht. Haben wir nicht. Machen wir nicht.“ abgelöst würden von „Nichts ist unmöglich.“ und „Geht nicht, gibt ’s nicht.“ Ohnehin wird die lange Zeit ohne gastronomisches Angebot die Gewohnheiten so manches Kunden verändert und zu der Überzeugung verholfen haben, daß es auch anders geht. Vielleicht entdeckt der Gast dann seine Marktmacht und setzt sie verstärkt ein.

Auch so manch andere Dienstleister saßen zum Teil auf einem sehr hohen Roß und versuchten, der Kundschaft ihre Bedingungen zu diktieren. Corona möge ihnen beim Abstieg behilflich sein. Bei einigen wirkt es schon.

Die klammen Finanzen haben allerdings auch dazu geführt, daß die Kundschaft bei geleisteten Vorauszahlungen schon mal benachteiligt bedient wird, weil prioritär diejenigen zum Zuge kommen, deren Zahlungen noch ausstehen. Das Geld der anderen hat man ja schon.

Unverkennbar ist derzeit die Genugtuung mancher Kassierer bei der Maßregelung der Kundschaft.

Der Drogeriemarkt Müller stellte gleich zu Beginn der Krise sein Rabattsystem ein. Kunden, die kaum noch auf alternative Einkaufsquellen zurückgreifen können, braucht man nicht mehr zu werben.

Es wäre sehr willkommen, wenn die Kundschaft seitens der Händler und Dienstleister wieder vermehrt Wertschätzung erführe und nicht mehr als lästiger Störenfried behandelt würde, sobald sie ihr Geld abgegeben hat. Die Kundschaft ihrerseits sollte auf Zumutungen künftig entschiedener reagieren. Schließlich hängen beide Seiten voneinander ab. Eine Schieflage kann nicht lange ohne Korrektur bestehen. Vielleicht war diese hier überfällig.

https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/coronakrise-gastgewerbe-70000-betriebe-vor-der-pleite-–-scholz-plant-hilfen/ar-BB12RWmG?ocid=spartandhp
https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/lifestyle/coronakrise-so-wollen-vier-top-hoteliers-die-krise-meistern/25664964.html?ticket=ST-1207290-REqBAmjododjdxGA3HKV-ap2
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/coronavirus-krise-70-000-hotel-und-gastronomiebetrieben-droht-offenbar-die-insolvenz/ar-BB12QEVj?

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