Typisch deutsch

in #deutsch5 years ago

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Was als typisch deutsch gilt, wissen Ausländer mit ihrem Blick aus der Distanz oft besser zu beurteilen als Deutsche selbst, die vieles nicht als typisch für ihr Land erkennen, bis es ihnen im Ausland fehlt. Bedauerlicherweise besteht auch eine Tendenz, alles Ausländische interessanter und besser zu finden. Ein großer Fehler! Richtig wäre es, sich von überall her das Beste zu holen - und einen Teildavon eben auch aus dem eigenen Land.
Es soll hier nicht von deutschen Erfindungen oder Handwerken die Rede sein, sondern von aktuellen Produkten, die in Deutschland eher oder qualitätvoller verbreitet sind als anderswo, und von Eigenschaften, die gemeinhin als typisch für unser Land perzipiert werden.

a) Deutschland verfügt über die meisten Brotsorten weltweit. Diese Vielfalt trifft man sonst nirgendwo an. Auch bei den übrigen Backwaren nimmt Deutschland, was Qualität und Varietät betrifft, mit weitem Abstand die Spitzenposition in der Welt ein, die es jedoch bei Süßgebäck mit Österreich teilt.

b) Der Variantenreichtum an Wurstsorten in Deutschland ist unübertroffen. Dabei fällt auf, daß offenbar niemand bestimmte Würstchen für sich reklamieren will, die in Deutschland Wiener und in Österreich Frankfurter heißen. Derartige Differenzen um die Zugehörigkeit kennt man ansonsten nur von Mozart und Hitler.

c) Bier, gebraut nach deutschem Reinheitsgebot, gilt als typisch deutsches Erzeugnis.

d) Kraut und gekochte Kartoffeln finden nicht nur weitaus öfter Eingang in deutsche als ausländische Speisepläne, sondern inspirieren auch zu Spitznamen mit pejorativer Tendenz für uns im Ausland.

e) Autos aus deutscher Produktion erfreuen sich großer Wertschätzung in der Welt und stehen stellvertretend für die früher Deutschland zugeschriebenen Eigenschaften Zuverlässigkeit, Funktionstüchtigkeit und Qualität - Eigenschaften, mit deren Erfüllung wir uns zunehmend schwertun.
Eher skurril dagegen mutet das Verhältnis der Deutschen zu ihren fahrbaren Untersätzen an.
Speziell in der Nachkriegszeit trugen manche der rollenden Blechbüchsen Vornamen („mein sowieso“) und wurden an Wochenenden aufwändig gepflegt. Diese Phänomene sind zum Glück im Abnehmen begriffen.
Vielen gelten Autos noch immer als gesellschaftliches Statussymbol. Erwachsene Menschen, die ihr Selbstwertgefühl von Blech herleiten!
Nirgendwo auf der Welt sorgen Diskussionen um Tempobegrenzungen für solch erbitterten und irrationalen Widerstand. Die Raserei auf Deutschlands Straßen sucht weltweit ihresgleichen und sorgt bei Ausländern oft für fassungsloses Erstaunen.
Im Straßenverkehr zeigt sich eine weitere typisch deutsche Haltung: das blinde Vertrauen auf Regeln. Wo in anderen Ländern auf die Umgebung geachtet und situationsangepaßt agiert wird, verlassen sich Deutsche fast ausschließlich auf die Regeln. Das bedingt bei einem Regelverstoß von Verkehrsteilnehmern eine größere Unfallhäufigkeit als in Ländern mit chaotischer Fahrweise, wo aber flexibel reagiert wird.

f) Fast nur in der Fachwelt bekannt ist, daß alle Schmucksteine (nicht die Diamanten) der hohen und höchsten Qualitätsstufen ihren Schliff in Idar-Oberstein erhalten. Sie kommen aus ihren Fundorten nach Deutschland und erhalten hier ihr Erscheinungsbild, das ihre weitere Verarbeitung hier oder im Ausland ermöglicht. Wo immer sie dann landen, sie waren alle einmal bei uns. Darauf darf man doch wirklich stolz sein und es auch etwas mehr verbreiten.

g) Deutschen wird oft ein Defizit an Gastfreundschaft attestiert. Das sollte man nicht unkommentiert hinnehmen.
In den USA mag sie schneller gewährt werden, sie erweist sich jedoch schon bald als oberflächlich und wenig bedeutsam.
Ob die aus der Beduinentradition erwachsene permanente und oft penetrante Überhäufung mit Speisen und Getränken, wie sie im Orient üblich ist, dem Gast einen Gefallen erweist, darf man mit Fug und Recht bezweifeln. Aufgedrängter Gastfreundschaft wohnt durchaus etwas Lästiges inne.

h) Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Präzision, Qualität und Sauberkeit sind Eigenschaften, die es in Deutschland einst gab. Leider sind sie uns abhandengekommen. Dabei hängt unser ökonomischer Erfolg davon ab. Noch trägt der Ruf eine Weile, doch er blättert unverkennbar und unaufhaltsam. Wenn uns diesbezüglich die Wende nicht gelingt, werden wir als Hochpreisland international nicht länger bestehen können.

Wie man sieht, hat „typisch deutsch“ positive und negative Aspekte. Wir müssen selbstkritisch verlorene Tugenden zurückgewinnen. Auf noch vorhandene aber sollten wir selbstbewußt stolz sein und sie pflegen. Anderswo ist nicht alles besser; doch wo es das ist, sollten wir uns als lernbereit erweisen.

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