Selbstüberschätzung und Großmannssucht - ein fataler Irrweg

in #deutsch3 years ago

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Mit ihrem aggressiven Kurs gegenüber Weißrußland treiben die USA und ihre Vasallen das Land direkt und immer weiter in den russischen Einflußbereich und in die Abhängigkeit von Moskau. Wladimir Putin braucht eigentlich nur noch abzuwarten, bis er die Ernte einfahren und Weißrußland wieder als russische Provinz vereinnahmen kann. Wer zu viel will und die Schraube überdreht, erreicht oft das Gegenteil. Gut so!

Unser Freund Erasmus Konsul setzt sich in seinem Beitrag mit der Vermessenheit der westlichen und gerne dem Westen sich zurechnenden Akteuren auseinander, die ihren Platz einfach nicht kennen.

https://www.tagesspiegel.de/politik/lukaschenko-bei-putin-moskaus-ziel-ist-die-vereinigung-mit-belarus/27236170.html

Ein Blogger in Minsk oder der neue Limes am Bug

von Erasmus Konsul

Ein Flugzeug auf dem Weg von Athen nach der litauischen Hauptstadt Wilnius ist von der weißrussischen Luftwaffe zur Landung veranlasst worden, Auslöser war eine angebliche terroristische Drohung. Anschließend wird ein angeblicher weißrussischer oppositioneller Blogger mit seiner Freundin aus dem Flugzeug geholt und darf nicht wieder einsteigen, sitzt nun in Weißrussland in Haft. Das ist sicherlich keine schöne Sache, so etwas wünschen wir uns nirgendwo auf der Welt. Es ist aber auch nicht ganz das erste Mal, dass so etwas passiert ist, nicht völlig präzedenzlos, wie gemeinhin gesagt wird. Denn im Jahr 2013 musste eine Maschine, aus Moskau kommend, mit dem bolivianischen Präsidenten Morales an Bord in Wien zwischenlanden, nachdem der Verdacht aufgekommen war, der amerikanische Whistleblower Snowden befinde sich an Bord. Verschiedene europäische Länder hatten dem Flugzeug die Überflugrechte entzogen, vermutlich auf Druck aus Washington. Aber so sind eben die Dinge, für den einen moralisch, für den anderen eben deshalb verwerflich. Alles hängt von der Perspektive ab. Und hier wird nunmehr in den Medien alles so dargestellt, dass der schurkische weißrussische Diktator mit seinem „Regime“ (immer wenn dieses Wort fällt, das ist wie mit einem Code, kommen anschließend atlantische Propagandasalven aus dem deutschen Fernsehen, jeder kann gern die Probe aufs Exempel machen), hat nun jeden Anstand hinter sich gelassen und greift die friedliche Zivilluftfahrt der westlichen Welt an, um aufrechte Freiheitskämpfer gegen seine Staatsterror zu inhaftieren, schikanieren oder gar über unmenschliche Haftbedingungen ins Jenseits zu befördern. Wenn er also „weg“ wäre, dann würde wieder ein Stück mehr Frieden in der Welt einkehren und er „Fortschritt“ hätte einen weiteren Sieg. Soweit die Version für den unbedarften Zuseher im „Westen“.

Dahinter stecken aber mehr und viel schwierigere, um nicht zu sagen schlimmere Probleme: Lukaschenko in Minsk ist seit Jahrzehnten im Amt (1994), der „Langläufer" oder Senior unter den Staatschefs der GUS. Der ehemalige Kolchosnik/Sowchosnik hat sein Land mehr oder weniger aus vielem herausgehalten. Er hat die wilden Privatisierungen Russlands nicht mitgemacht, den ungezügelten Übergang zu kapitalistischer Demokratie vermieden, hantiert bis heute mit vielfach überalterten Strukturen der Staatswirtschaft oder bestenfalls einem Mischsystem. Er hat damit aber seiner Bevölkerung auch viel erspart, was Russland vor Putin und später die Ukraine durchhalten mussten, den korrupten Wildwuchs beim Übergang zur sogenannten Marktwirtschaft, die aber vielfach nur eine Form der Oligarchisierung des Wirtschaftssystems war, wie wir sie selbst unter Putin noch in mittlerweile eingehegter Form in Russland, aber vor allem in der Ukraine vorfinden. Schwer einschätzbar deshalb, wieviel Sympathie die sogenannten Demonstranten in der Bevölkerung wirklich haben, die da immer im Westfernsehen gezeigt werden. Wie die Stimmung wirklich ist, weiß keiner und wird durch die ideologische Propagandabrille gesehen. Dabei soll gar nicht geleugnet werden, dass ein solches politisches Einmannunternehmen wie in Minsk nach Jahren Patina ansetzt, den Jungen zu wenig flexibel ist, sich neuen Strukturen etwa im IT-Bereich nicht ausreichend öffnet. Aber ein „friedlicher“ Wechsel, eine unverkrampfte Änderung hatte auch ein wenig günstiges Umfeld.

Das lag und das liegt aber nicht nur an Lukaschenko und verkrusteten oder kriminellen Strukturen. Denn Lukaschenko ist auch außenpolitisch ein Garant des Staus quo, zumindest aus Moskauer Sicht. Er liebäugelte und flirtete zwischendurch mit dem Westen, er versuchte Spielraum gegenüber Moskau zu gewinnen und erhielt damit sogar eine Zeitlang bestimmte Finanzmittel aus dem Westen. Aber er gab auch nie die grundlegenden Bande mit Moskau auf, das ihn ebenfalls großzügig finanzierte und ihm erlaubte, über Arbitragegewinne etwa im Ölgeschäft, aber auch anderswo, die sich aus bestimmten vergünstigten Preisen innerhalb der GUS und dem Export solcher Waren in den Westen ergaben, seine überkommenen Wirtschaftsstrukturen zu finanzieren. Mit einem Wort, er gehörte zum Einflussgebiet Moskaus und war auch nicht ernsthaft gewillt, dieses zu verlassen oder sollte man sagen, er hatte auch keine Chance dazu. Vermutlich beides, denn letztlich gehören er und sein Volk ja zum „ Osten“. Der Westen und allen voran, wenn auch im Hintergund, die Amerikaner haben deshalb jetzt die Geduld verloren. Nach dem erfolgreichen „Change“ in Kiew, dem Maidan-Putsch, soll nun eine weitere Bastion an Moskaus Westgrenze fallen. Viel, nahezu alles spricht dafür, dass die Mittel für die Demos in Weißrussland eben auch aus westlichen „Quellen“ stammen, der Regime-Change-GmbH, aus Geheimdiensten, Stiftungen und Foundations aller Freiheitsliebenden zwischen Appalachen und Alpen. Sogar vor Attentatsplänen auf Lukaschenko hat Moskau gewarnt. Ob es stimmt, wissen wir nicht, es hätte aber die humanitären, also die atlantischen Medien sicherlich zu Beifallsstürmen veranlasst, wenn ein solches Attentat erfolgreich gewesen wäre. Damit hat aber jegliche Innenpolitik in Ländern wie Weißrussland ihre Unschuld verloren (möglicherweise auch in anderen Ländern, darüber sollten wir viel öfter nachdenken), denn nun geht es ums Elementare. Da wundert es schon gar nicht mehr, dass der geerdete Blogger von Minsk auch Kontakte zu militanten Kreisen in der Ukraine gehabt haben soll. Die Revolutions- und Regime-Change-GmbH ist bekanntlich nicht wählerisch bei der Wahl ihrer Hilfstruppen! Es geht ja letztlich um Machtpolitik, um Einflusssphären, auch wenn man in der atlantischen Propaganda von Demokratie und Fortschritt fabuliert, auch und vor allem die Grünen in Deutschland.

Zurück zu Weißrussland: Die Opposition arbeitet nun mit dem Ausland zusammen, mit den offenen Gegnern des Präsidenten, mit Ländern, die ihn ablösen, ja beseitigen wollen. Vor solchem Hintergrund sind auch die kürzlichen persönlichen Drohungen Präsident Bidens gegen Putin zu sehen, in Russland selbst. Die Opposition in Weißrussland begeht damit eigentlich Landesverrat, sie arbeitet nicht mehr für einen Machtwechsel, sondern sie will einen Putsch gegen die eigene Regierung und mit Hilfe des Auslands, um ein „Unrechtsregime" zu beseitigen, dessen moralische Qualität angeblich so niedrig ist, dass es nur mit dem Strafrecht noch zu ahnden ist. Das gibt der Auseinandersetzung in Ländern wie Weißrussland, aber auch in Russland selbst die Schärfe, die sonst vielleicht auf diese Weise gar nicht vorhanden wäre. Das Wort Kompromiss, ein typischer Begriff aus der Sphäre des Politischen, ist damit ad acta gelegt. Natürlich wird man auch in Moskau schon oft daran gedacht haben, wie man Lukaschenko ablösen könnte. Momentan zumindest geht auch das kaum noch, zu hoch wäre der Gesichtsverlust? Warten wir es ab, mit diesem Fragezeichen. Auch der jetzt geerdete Freiheitsheld in Minsk gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Kreis derjenigen, die in Weißrussland von der Revolutions-GmbH unterhalten, finanziert und gefördert wird. Und vielleicht erwartet man von ihm ja in Minsk Erkenntnisse, die zumindest für den einen oder anderen im Westen eine Zeitlang unangenehm sein könnten…Es geht also nicht um Moral und schon gar nicht um Demokratie, es geht um Macht und Einfluss, alles andere ist Lüge. Weißrussland wird zum Schlachtfeld einer Art Stellvertreterkriegs zwischen Russland und den USA mit ihren europäischen Vasallen! Darum geht es und nicht um irgendeinen Blogger oder die Demokratie in Weißrussland!

Treibende Kraft in diesem Verschärfungswettlauf sind einige Länder im Baltikum und auch in Osteuropa. Die paar Leute, die dort außenpolitisch oder militärisch denken können, geschult und trainiert sind, sind inzwischen sicher vielfach von den „Cowboys" indoktriniert. Sie fühlen sich vielfach auch als Freiheitshelden, das heißt diejenigen, die wegen besserer Berufschancen noch nicht in den „ Westen“ gegangen sind. Sie behaupten und denken, dass sie mit allen anderen auf Augenhöhe reden können, obwohl sie halt klein sind wie etwa die Balten. Oder sie möchten gern ganz groß sein, obwohl sie nur „Mittel“ sind, wie die Polen. Oder sie möchten mit dem korrupten Rest ihrer Führung einfach nur gern die Einnahmen kassieren, die mit einer Militärgrenze gegen Russland und Stationierung westlicher Truppen verbunden wären und versprechen sich außerdem gewachsene politische Bedeutung davon. Etwa in der rumänischen Führung. Kurzum, das Spektrum der Motivation ist groß, läuft aber insgesamt darauf hinaus, in eine höhere Liga aufzusteigen. Und es hat dafür nur eine Richtung: Gegen Russland. Sie meinen, mit den Amis eine Politik machen zu können, die darauf setzt, Russland zu zersplittern und zu zerschlagen. Demokratisierung Russlands u.ä. sind nur Schlagworte, die wollen Russland überhaupt nicht oder zumindest so klein machen, dass sie meinen, mit dem Land auf Augenhöhe verkehren zu können. Dazu bliebe aber anzumerken: Es gibt kein Volk, dass immer seine ganzen Wünsche durchsetzen kann. Das gilt sogar für die Amerikaner, wie sie manchmal schmerzhaft feststellen müssen. Aber es gilt ganz und gar für die Balten. Litauen scheint sich ja als Zentrum der „Antirussisten" zu etablieren. Und da macht es ziemlich nervös - aus deutscher Sicht zumindest, dass dort überall diese Full-metal-jacket-Typen von der NATO, also vielfach von den Amis, herumfliegen und marschieren und meinen, sie könnten krakeelen, wie sie wollen. Und die Balten finden das auch ganz toll. Dabei merken diese Menschen überhaupt nicht, dass sie bei einer Konfrontation mit Russland zum Grenzland werden, im Zweifelsfall zum Schlachtfeld.

Genauso wie viele Osteuropäer den Deutschen „ eines auswischen wollen“, da es nunmehr in der „westlichen Solidarität" gefangen ist. Aber wirtschaftlich hängen sie nahezu alle an den Deutschen, wohin sie auch wichtige Teile ihrer Bevölkerung als Arbeitskräfte „exportiert“ haben. Deutschland hängt aber auch am Export und an der Rohstoffversorgung von Russland, auch wenn das keiner sehen will. Auch in Deutschland nicht. Wenn Deutschland wegen fehlender Exporte nach Russland Schnupfen bekommen sollte, dann haben sie in der osteuropäischen Peripherie Lungenentzündung. Davon, dass China in diesen Konflikt einbezogen werden könnte, wollen wir an dieser Stelle noch gar nicht reden. Also: Die Osteuropäer sollten sich nicht wundern, dass sie am Ende die „ Deppen" sind, die die meiste Wucht der Gegenreaktion abbekommen. Aber sie pumpen sie sich auf und wollen, dass alle anderen ihre Kriege, die sie mit Washington ausgeheckt haben, mitkämpfen. In Deutschland will aber keiner mit denen in den Krieg ziehen. Ihre Bestimmung wäre, eine vermittelnde Rolle einzunehmen, wie das die Finnen gemacht haben. Es wäre also an der Zeit, so einigen Leuten in Europa einmal zu erklären, dass sie in einer anderen Liga spielen und sich ein bisschen nach der Decke strecken müssen. Da gab es einmal auch Ansätze im Auswärtigen Amt in Berlin, lange Zeit zurück. Die Vorstellung, dass die Cowboys sie aus der „Sch..“ ziehen, gilt jedenfalls auch nur solange, wie sie denen nützlich sind. Dann ist game over. Die Balten müssen sich immer irgendjemandem anpassen, so läuft das internationale Geschäft. Aber dass der baltische Schwanz mit Europa wedelt, wird nicht lange gut gehen, jedenfalls nur solange, wie die USA mitwedeln. Und die Balten seinen hier nur als pars pro toto genannt. Der Versuch, Deutschland im „Limes“ am Bug zu fangen, ist riskant. Ohne diesen Versuch hätten wir uns vielleicht manches ersparen können, einschließlich der „Erdung“ von Flugzeugen, wie es gerade geschehen ist. Es wäre Zeit, dass man in Berlin langsam einmal den Mut fasst, nicht nur mit jedem Osteuropäer vom Baltikum bis zu den Karpaten mitzukrakeelen, wenn es gegen Russland geht, sondern realistische Politik zu formulieren. Es gab einmal so etwas wie Entspannungspolitik, auch wenn der angebliche SPD-Außenminister heute nicht einmal mehr weiß, wie das zu buchstabieren ist. Die heutigen Meldungen (02.06.2021), dass nicht einmal mehr Flugverbindungen nach Moskau sicher zustandekommen, sind auch ein Erfolg dieser Politik. Leider nicht für die Menschen!

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