Landshut - mehr als nur der Name einer deutschen Stadt
Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Landshut ist der Name einer deutschen Stadt. Setzt man den Artikel „die“ davor, steht er für eine schwarze Ära in Deutschland. Man assoziiert damit RAF-Terror in Deutschland, PLO-Terror weltweit („Schwarzer September“), reihenweise Morde an deutschen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, von denen einige bis heute ungeklärt sind.
Man verbindet damit aber auch Helmut Schmidt, den besten Bundeskanzler, den Deutschland je hatte, und die weltweit geachtete deutsche Spezialeingreiftruppe GSG 9 mit ihrem legendären Leiter Ulrich Wegener. Nur Persönlichkeiten dieses Kalibers navigierten Deutschland seinerzeit unbeirrt, mutig und erfolgreich durch die Wirren der Anfechtungen seines rechtsstaatlichen und demokratischen Systems.
Palästinensische Terroristen der PFLP hatten die Lufthansa-Maschine „Landshut“ im Oktober 1977 auf ihrem Flug von Mallorca nach Frankfurt / Main in ihre Gewalt gebracht und nach einem mehrtägigen Irrflug durch mehrere Staaten nach Mogadischu entführt, um Forderungen der mit ihr verbündeten deutschen RAF-Terroristen Nachdruck zu verleihen. Der GSG 9 - ins Leben gerufen nach dem Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München und dem damit einhergehenden Fiasko beim Versuch der Geiselbefreiung durch die deutschen Einsatzkräfte - gelang in der somalischen Hauptstadt Mogadischu die Befreiung der Maschine mitsamt den 91 Geiseln, nachdem der Flugkapitän Jürgen Schumann von den Terroristen ermordet worden war. Dieser Einsatz trug maßgeblich zu dem international hoch geachteten Ruf der GSG 9 bei.
„Die Landshut“ wurde später verkauft und landete schließlich in Brasilien, wo sie nach mehrjährigem Einsatz als Transporter ihrer Verschrottung entgegensah.
Während seiner Zeit als Außenminister setzte sich Sigmar Gabriel dezidiert dafür ein, das Flugzeug wieder nach Deutschland zurückzuholen, um es als Zeugnis einer für Deutschland prägenden Zeit auszustellen. Einen Verbündeten dafür fand er in Claude Dornier, dem Enkel des gleichnamigen Flugzeugbauers, der die Maschine im Dornier-Museum in Friedrichshafen aufnehmen will. Gabriel verankerte dieses Projekt sogar im Koalitionsvertrag.
Sein Nachfolger Heiko Maas zeigt dagegen aus persönlicher Animosität seinem Vorgänger gegenüber und wegen seines grundsätzlich gestörten Verhältnisses zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie keinerlei Interesse an der Verfolgung dieses Vorhabens. Auch die übrigen Mitglieder des Regimes sabotieren es durch Nichtbeachtung.
Deutschlands Umgang mit Zeugnissen seiner Geschichte kann man nur als gestört bis prekär bezeichnen. Dies gilt für die Relikte aus der Zeit des Dritten Reiches, über die des RAF-Terrors bis zu denen der SED-Diktatur.
Unliebsame Epochen der Geschichte kann man nicht ausradieren, indem man sich ihrer Zeugnisse entledigt. Diese Objekte liefern wertvolles Erinnerungsmaterial zur Aufarbeitung der jeweiligen Zeit. Während die ganze Welt sich um Teile der Berliner Mauer riß, blieb davon vor Ort kaum noch etwas erhalten. Privatinitiativen ist es zu verdanken, daß letzte Reste davon gerettet wurden.
Gerade die RAF-Zeit harrt noch immer ihrer Erforschung. Vieles davon ist noch ungeklärt. Dazu gehören maßgeblich Verbindungen der RAF zum SED-Regime, zur PLO und zu Politaktivisten aus dem links-grünen Spektrum, von denen es später einige mitten ins System schafften. Der Marsch durch die Institutionen, der damals begann, setzt sich bis heute fort und bildet die Wurzel des aktuellen Übels.
Die RAF-Zeit war riskant. Doch auf der Seite des deutschen Volkes befand sich mit Helmut Schmidt ein so brillanter, wie loyaler Führer. Die heutige Situation ist weitaus gefährlicher, denn die Feinde des Volkes haben sich direkt im System eingenistet und nutzen es für ihre Zwecke. Daher wäre die Aufarbeitung der RAF-Zeit und ihrer Strukturen von solch virulenter Bedeutung für die Gegenwart. Nicht zufälligerweise finden sich im Regime dafür kaum Befürworter.
Geschichte entwickelt sich. Vorgänge bauen aufeinander auf. Die Gegenwart versteht und gestaltet nur, wer die Vergangenheit kennt.
Ich selbst war während der RAF-Zeit noch zu jung, um beruflich mit ihr befaßt zu sein, aber alt genug, um diese Periode sehr bewußt zu erleben. Die Nachrichten waren fast täglich geprägt von Terrormeldungen. Am Ende meiner Schulzeit fragten mich meine Kameraden immer wieder, ob ich tatsächlich in Anbetracht dieser Gefahr meinen Berufswunsch verwirklichen wollte. Ja, das wollte ich, dessen ungeachtet, unbedingt. Zwei Jahre nach dem Olympia-Attentat nahm ich das Studium in München auf. Am Ort des Geschehens war der Horror noch immer sehr präsent. Jahre später ging ich während meiner Vorstellungswoche im Rahmen der Bewerbung beim Auswärtigen Amt täglich in Bonn-Ippendorf an dem Hause vorüber, vor dem der politische Direktor des Auswärtigen Amtes, Gerold von Braunmühl, ermordet worden war. Wieder war ich mit den einschlägigen Fragen meiner Umgebung konfrontiert. Doch das hielt mich in meiner Entschlossenheit nicht auf. Aber geprägt hat mich diese Erfahrung sehr intensiv.
In meiner Haltung zum Nahost-Konflikt bin ich nicht unparteiisch. Ich kann es vor dem Hintergrund meiner Erfahrung nicht sein. Ich bin dennoch überzeugt, nicht ungerecht zu sein. Jeder Richter läßt in sein Urteil seine eigene Lebenserfahrung einfließen. Das mag ihm mal mehr, mal weniger bewußt sein. Er kann garnicht anders. Ein Richter, der auf dem Zebrastreifen Opfer eines Rasers wurde, wird immer anders urteilen als einer, für den dies nur ein Fall von vielen ist.
Für diejenigen, die diese Ära nicht selbst erlebt haben, sind Zeugnisse dieser Zeit unverzichtbar - nicht zuletzt um sich zu orientieren, auf welcher Seite zu stehen für sie und ihr Land richtig ist.