Ein bedeutsames Jahr für die Türkei

in #deutsch11 months ago (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Die Richtungswahl für die Türkei ist überstanden. Der Amtsinhaber wurde als Staatspräsident bestätigt.
Außenpolitisch bedeutet dies Kontinuität für den bisherigen interessengerichteten Kurs des Landes. Innen~ und wirtschaftspolitisch geht die Hängepartie weiter. So geschickt Recep Tayyip Erdoğan auf außenpolitischem Gebiet taktiert zum Vorteil der Türkei, so desaströs ist seine innen~ und wirtschafts~ / finanzpolitische Bilanz. Vor diesem Hintergrund könnten energiewirtschaftliche Pläne zusammen mit Rußland zumindest an der zuletzt genannten Front für Lichtblicke sorgen.

Der Türkei steht in diesem Jahr aber auch ein großes Jubiläum bevor. Sie wird am 29. Oktober das 100jährige Jubiläum der Gründung der modernen Türkei feiern.

Mustafa Kemal Pascha, der Begründer der Republik Türkei und von 1923 bis 1938 ihr erster Staatspräsident, führte das Land in die Moderne und näherte es dem Westen an.
Er schaffte Sultanat und Khalifat ab, führte den Laizismus als Trennung von Staat und Religion ein, begründete die allgemeine Schulpflicht und die Gleichstellung der Frauen. Er löste die islamische Jahreszählung durch die christliche Zeitrechnung ab mit dem Sonntag als Ruhetag anstelle des Freitag. Er führte das metrische System und das lateinische Alphabet anstelle der arabischen Schrift ein. Die koranbasierte Rechtsprechung wurde aufgegeben und durch das Schweizer Zivilrecht abgelöst. Aus Deutschland wurde das Handels~ und aus Italien das Strafrecht übernommen. Es entstand die Pflicht zum Tragen von Familiennamen, die selbst ausgesucht werden konnten, worauf bis heute blumige, ehr~ und wertbetonende Familiennamen zurückgehen. Mustafa Kemal Pascha selbst trug später den ihm in Anerkennung seiner Verdienste um das türkische Volk von der Nationalversammlung verliehenen Namen Atatürk (Vater der Türken).
Atatürks Politik war nationalistisch, reformorientiert und volkszugewandt. Dem Islam stand er distanziert gegenüber.

Mit der Regentschaft Recep Tayyip Erdoğans trat ein dramatischer Wandel hin zur Aufgabe des Laizismus und der Rechtsstaatlichkeit ein.

Was hätte Atatürk wohl zu diesem Wahlausgang gesagt? Der formale Vertreter seiner Richtung, der für sich reklamiert, in Kontinuität zum Kemalismus zu stehen, war ein schwacher Kandidat von sehr überschaubarer intellektueller Begabung, was ihn von seinem großen Vorbild unterscheidet. Der von ihm gesuchten Anlehnung an den Westen kommt inzwischen eine gänzlich andere Bedeutung zu als seinerzeit, als sie für Fortschritt stand. Der dümmlich angezettelte Konflikt mit Moskau während des Wahlkampfes hätte kaum die Billigung des nationalistischen Türkenvaters gefunden. Atatürk wäre weder mit dem Sieger, noch mit dem Besiegten konform gegangen, hätte das Resultat aber wohl als das kleinere Übel erachtet.
Der Türkei wäre als Geburtstagsgeschenk zu wünschen, daß sich aus den Reihen des Kemalismus, der ein echtes epochales Geschenk für das Land und seine Entwicklung bedeutete, ein Vertreter herauskristallisieren möge, der sich wieder den alten Werten des Kemalismus verpflichtet fühlt und sich ihnen im Lichte aktueller Gegebenheiten zuwendet im Sinne einer Unabhängigkeit, wie sie Atatürk sich für sein Land vorgestellt hätte.

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„Wenn meine Worte eines Tages der Wissenschaft widersprechen, wähle die Wissenschaft.“ Mustafa Kemal Atatürk

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