Ein Angebot von King Donald hat nie nur eine Seite, oder doch?
Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Wer King Donald oder einem Abgesandten aus seinem Reich die Hand gibt, sollte danach tunlichst seine Finger zählen. Diesen Rat würde unser Freund Erasmus Konsul sicher auch den Firmen Ericsson und Nokia geben. Zu Vigilanz ermahnte immerhin schon die schwedische Gruppe „Abba“ mit „The Winner Takes It All.“ Das kann nie falsch sein.
Die Hoflieferanten
von Erasmus Konsul
Die USA bieten, laut unten anliegendem Bezugsartikel, den beiden skandinavischen Firmen Ericsson und Nokia den US-Markt US-Staatsbeteiligung und den US-Markt bei dem Aufbau von 5G-Mobilfunknetzen an. Es soll hier gar nicht nur der Einzelfall unser Hauptaugenmerk verdienen, obwohl natürlich die angesprochenen Investitionen strategischer Natur sind. Es geht auch um das Modell, das “zukunftsweisend werden könnte: Im Zuge der Verschärfung von Handelskriegen, Sanktionen und Abgrenzung gegenüber bisher wichtigen Wirtschaftspartnern wie Russland und China werden Firmen in Europa ihrer dortigen Märkte beraubt und auf den US-Markt fixiert. Vermutlich mit dem Sonderstatus “imperiale Hoflieferanten”. Wie es der Zufall so will, werden dann die “Belieferten” gleichzeitig bei der Preisfindung “behilflich” sein. So etwas heißt Käufermonopol oder Monopson, insbesondere wenn der Hauptabnehmer letztlich staatlich oder staatlich gesponsort ist. Dies würde dann das sogenannte Monopol der USA ergänzen, das sie bei den Energielieferungen für Europa und insbesondere Deutschlands anstreben.
Das von der NZZ beschriebene Risiko einer Abhängigkeit von skandinavischen Unternehmen ist vermutlich eher vernachlässigenswert: Wie der Fall Assange gezeigt hat, arbeitet in Schweden sogar die Justiz für die USA. Vermutlich hat das Land eine echt gute Chance auf eine Art US-Dominion, für das ja Puerto Rico immer wieder beliebtes Anschauungsmaterial bietet. Für die Liebhaber von nordischen Krimis und besonders Henning Mankells ist das natürlich nichts Neues, er hat dieses Phänomen schon vor Jahren in seinen Büchern verschiedentlich beschrieben. Da müssen natürlich die Finnen vermutlich noch etwas lernen, aber das wird schon klappen!
Folgt Anlage:
Toxisches Angebot der USA an Nokia und Ericsson
Für den Aufbau von 5G-Mobilfunknetzen setzt das Land statt auf Huawei auf die Skandinavier – das bringt diese in eine Zwickmühle
NZZ-E-Paper vom 10.02.2020
Martin Lanz, Washington,
Rudolf Hermann
Die USA haben ein Problem. Sie sind beim Aufbau neuer 5G-Mobilfunknetze auf fremde Hilfe angewiesen. Die chinesischen Anbieter Huawei und ZTE, die rund um die Welt in den Startlöchern stehen und 40% des Markts für Funkzugangsnetzwerkausrüstungen kontrollieren, will man freilich nicht. Washington führt eine globale Kampagne gegen die beiden Konzerne, die man als Sicherheitsrisiken und verlängerte Arme der Kommunistischen Partei Chinas sieht. Vergangene Woche hat sich erstmals auch der amerikanische Justizminister William Barr prominent in die Diskussion eingeschaltet. Er sagte in einer Rede am Donnerstag bei der Denkfabrik CSIS, die USA und ihre Alliierten müssten gemeinsam vorgehen, um ihr wirtschaftliches Schicksal nicht in die Hände Chinas zu geben.
Gegen Chinas Übermacht
Man müsse sich überlegen, die beiden anderen grossen Anbieter Ericsson und Nokia zu stärken, welche nicht auf die Rückendeckung durch einen starken Staat mit einem riesigen Heimmarkt wie China zählten. Huawei ist laut Barr inzwischen führend auf jedem Kontinent ausser Nordamerika, während die finnische Nokia und die schwedische Ericsson Marktanteile von 17% bzw. 14% hätten.
Barr war vorsichtig: Er lancierte keinen eigenen konkreten Vorschlag. Stattdessen sprach der Justizminister von «Ideen», wonach die USA die Huawei-5G-Problematik angehen könnten, indem sich das Land auf die Seite von Nokia und/oder Ericsson schlüge, etwa durch die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung. Dies könne entweder direkt oder via ein Konsortium privater amerikanischer und alliierter Firmen geschehen. Nokia oder Ericsson oder beiden finanzielle Rückendeckung zu geben und einen grossen Markt anzubieten, könnte diesen Firmen Wettbewerbskraft und Stehvermögen verleihen, erklärte Barr. «Wir müssen einen solchen Ansatz ernsthaft prüfen», forderte er.
Es ist nicht das erste Mal, dass Vertreter der US-Regierung den beiden nordischen Konzernen Ericsson und Nokia explizit das Vertrauen aussprechen. Regierungsexperten sind der Meinung, dass keine technischen Vorkehrungen in der 5G-Netzwerkinfrastruktur möglich sind, um die von Huawei- und ZTE-Ausrüstungen ausgehenden Risiken einzudämmen. Hingegen böten Ericsson, Nokia und Samsung (Südkorea) «hervorragende» Anlagen zu kompetitiven Preisen; dies seien Firmen, die nicht autoritären Regimen ausgesetzt seien, hiess es an einer Veranstaltung des Aussenministeriums im November. Interessanterweise erwähnte Barr in seiner Rede am Donnerstag Samsung mit keinem Wort.
Neu ist, dass ein US-Regierungsvertreter aus sicherheitspolitischen Gründen die Idee von staatlich orchestrierten Investitionen in ausländische Konzerne wie Ericsson und Nokia aufbringt. Für ein Land wie die USA, das wenig von Anweisungen an Investoren hält, wie diese ihr Geld anzulegen haben, ist ein solcher Vorstoss ungewöhnlich. Es gibt eine Episode aus den 1980er Jahren, als der US-Kongress Hunderte von Millionen Dollar bewilligte zur Finanzierung von Sematech, einem Konsortium zur Förderung der US-Halbleiterindustrie angesichts der damals dominierenden japanischen Konkurrenz.
Der Justizminister brachte am Donnerstag einen weiteren Ansatz auf: die Entwicklung der OpenRAN-Technologie. Mit Open Radio Access Network (offenes Funkzugangsnetz) würde die Hardware von der Software getrennt und auf vollständig virtualisierte Systeme gesetzt. Unter OpenRAN wäre der 5G-Standard gewissermassen kaum mehr als ein Software-Update. Barr bezeichnete den Ansatz aber als «pie in the sky», als unrealistisch und zu zeitaufwendig. In seiner Rede musste Barr eingestehen, dass es keinen amerikanischen RAN-Ausrüster gebe. Es gebe nur zwei Firmen, welche derzeit Huawei in Sachen 5G-Infrastruktur Paroli bieten könnten: Nokia und Ericsson. Die beiden verfügten über qualitativ hochstehende, verlässliche Produkte, die Leistung garantierten. Und Ericsson und Nokia hätten erfolgreich Kunden von 4G auf 5G migriert, sagte der US-Justizminister.
Ist es aber nicht riskant, dermassen offen auf zwei europäische Pferde zu setzen, die in ihrer Heimat als «national champions» gelten? Auf diese Frage haben US-Regierungsvertreter bei anderer Gelegenheit geantwortet, die amerikanische Rückenstärkung bei Nokia und Ericsson beweise gerade, dass Washington im Grunde nichts von nationaler Industriepolitik und dem Aufbau eigener Firmen halte. Tatsächlich zeugt Barrs Auftritt von einer gewissen Hilflosigkeit. So rief er angesichts der Herausforderung durch China auf zu einer Art nationalen Mobilmachung und engen Kooperation zwischen Staat und Privatsektor wie während des Kalten Krieges. Leider, meinte Barr ernüchtert, seien die kooperativen Bande und die Zielstrebigkeit, die Amerika in der Vergangenheit immer wieder auszeichneten, heute schwieriger aufzubringen.
Bei Ericsson und Nokia herrscht derweil Schweigen. Man kann sich sehr leicht die Finger verbrennen, wenn man sich in einen Disput hineinziehen lässt, der nicht primär wirtschaftlicher, sondern geopolitischer Natur ist. Für Sven Carlsson, Spezialist beim Schwedischen Rundfunk für Technologiefragen, wäre ein wie auch immer geartetes amerikanisches Engagement bei Ericsson oder Nokia für diese Unternehmen kurzfristig attraktiv. Es würde ihren Aktienkurs stärken. Dieser Effekt war bereits zu beobachten; nach Barrs Äusserungen legten die Titel beider Firmen am Freitag im mittleren einstelligen Bereich zu.
Wie würde Peking reagieren?
Mittel- und längerfristig jedoch, sagte Carlsson, könnten die beiden nordischen Konzerne im schlechtesten Fall eine Aussperrung vom chinesischen Markt riskieren. Eine Reaktion der Führung in Peking sei nicht auszuschliessen, wenn der Eindruck entstehe, dass Ericsson zu einem Werkzeug der USA in der 5G-Auseinandersetzung geworden sei. China aber sei ein enormer Markt und werde es auch bleiben. Eine eingeschränkte Präsenz, so Carlsson, hätte für Ericsson verheerende Folgen.
Auf Aktionärsseite wagte man sich etwas mehr aus der Deckung. Die «Financial Times» zitierte Christer Gardell, den Chef der aktivistischen Beteiligungsgesellschaft Cevian, mit den Worten, der Ericsson-Aufsichtsrat solle den amerikanischen Vorstoss prüfen. Nicht auf diese Diskussion einzusteigen, könne sich als gefährlich erweisen. Zurückhaltender gab man sich bei Investor AB, dem Beteiligungsvehikel der schwedischen Unternehmerdynastie der Familie Wallenberg. Man habe die Nachrichten gesehen, wolle sich dazu aber nicht äussern, hiess es seitens des Ericsson-Grossaktionärs. «No comment», liess man auch aus den Wirtschaftsministerien Schwedens und Finnlands ausrichten.
Dafür äusserte sich Anders Ygeman, der schwedische Minister für Digitalisierung. Eine offizielle Anfrage aus den USA liege nicht vor, wurde Ygeman von der Finanznachrichtenagentur Direkt zitiert. Man könne sich aber gut vorstellen, dass Ericsson aufgrund seiner führenden Stellung in der 5G-Entwicklung bei gewissen US-Unternehmen auf Interesse stosse.