Donald Trump zwischen Buhmann und Messias für Deutschland

in #deutsch4 years ago

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Donald Trump spaltet nicht nur die Wählerschaft in den USA, sondern auch die Beobachter des US-amerikanischen Wahlkampfes auf deutscher Seite. Letztere lassen dabei oft große Unkenntnis der Gesellschaft und der politischen Szene der USA erkennen. Nur selten scheinen ihnen Zweifel zu kommen, ob sie die Präsidentenwahl in einem anderen Land überhaupt etwas angeht, oder ob ihre Kommentare dazu nicht anmaßend sind.

In Donald Trump sehen die einen den potentiellen Retter und die anderen den Totengräber Deutschlands. Währenddessen steht nur eines felsenfest: Er ist keines von beidem. Er und auch sein Kontrahent werden keine einzige ihrer anstehenden Entscheidungen mit dem Fokus auf unser Land treffen, sondern im Hinblick auf das von ihnen vertretene Land und vor allem ihre eigene Stellung dort. Die daraus folgenden Rückwirkungen auf Deutschland werden, wenn nicht total ausgeblendet, so auch nur wieder im Hinblick auf ihre Bedeutung für die USA Beachtung finden.
So gesehen, sind Naivität und Vermessenheit auf allen Seiten die prägenden Faktoren der Debatten um den US-Wahlkampf in Deutschland.

Deutschland muß politisch endlich erwachsen werden. Es muß seine eigenen Entscheidungen treffen und durchsetzen - und dies ausschließlich im Lichte seiner eigenen Interessen. Die anderen Staaten halten es auch so. Niemand wird jemals etwas im Interesse Deutschlands unternehmen, wenn es selbst das nicht tut. Da dies im Laufe der Geschichte auch noch nie geschehen ist, fragt es sich, woher dieser dümmliche Attentismus und die Hoffnung auf Hilfe von außen herrühren.

Wenn Deutschlands konservative Opposition Kasner wählt und von Kohl und Strauß träumt, wie unser Freund Notan Dickerle meint, scheint ihr Dilemma darin zu bestehen, daß sie permanent Polit-Verbrechern aufsitzt und selbst nicht weiß, wo sie eigentlich steht. Woran mag diese Affinität zu politischem Suizid nur liegen?
Doch lesen Sie selbst Notan Dickerles interessanten Beitrag:

Vom Sturmgeschütz zur Dicken Berta – im amerikanischen Wahlkampf gibt es mehr Facetten als im „Spiegel“ zu erkennen.

von Notan Dickerle, Anwärter auf den Leuchtturmpreis für mutigen Journalismus gegen “Bunt”

Die Online-Ausgabe des „Spiegel“ wartete am Sonntag mit einer ganz besonders aparten politischen Stilblüte auf: „Das größte Problem an Trump sind seine Wähler“ durfte Kommentator Hendrik Müller feststellen, denn „es ist ein Skandal, daß Donald Trump die Präsidentschaftswahl immer noch gewinnen kann – trotz aller Verfehlungen und Ungeheuerlichkeiten.“ Da ist man als Leser erst einmal platt, denkt im nächsten Moment an Bertolt Brechts berühmten Satz von der Regierung, die ein neues Volk wählen sollte, wenn sich das alte nicht bewährt hat, wobei in diesem Fall die Regierung natürlich der „Spiegel“ wäre. Aber der steht bekanntlich nicht im luftleeren Raum, sondern für das System unserer guten Kanzlerin, die auf den Wahlsieg Donald Trumps vor vier Jahren höchst eigenwillig reagiert hat. Anstatt dem mächtigsten Mann der Welt und wichtigstem Verbündeten Deutschlands zu seinem Erfolg zu gratulieren, wie es protokollarisch korrekt und geboten gewesen wäre, bot sie ihm „Zusammenarbeit“ an unter der Bedingung, daß er „die gemeinsamen Werte“ achte als da sind „Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung.“ Also das politpädagogische Programm des Linksliberalismus, das in den USA von den Demokraten vertreten wird, die gerade gegen Trump verloren hatten, als Voraussetzung für Kooperation! Erinnert an den Filmtitel „Die Maus, die brüllte“ oder nüchtern gesagt: eine Unverschämtheit! Der POTUS hat sich davon selbstredend nicht sonderlich beeindrucken lassen, zog seinen hemdsärmeligen Stil und sein „America First“-Programm weiter durch, strafte die gute Kanzlerin mit weitgehender Nichtachtung und Deutschland mit Einmischung in seine inneren, wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten – was er wahrscheinlich auch ohne die Merkel‘sche Provokation getan hätte. Auch der ideologische (Welt-)Krieg gegen ihn, zu dem die aufgeklärt guten und anständigen Linksliberalen aller Länder sich vereinigt hatten, schien den Exzentriker im Weißen Haus nicht besonders aus der Ruhe zu bringen. Und jetzt soll er womöglich für eine zweite Amtsperiode bestätigt werden? Ja lesen, schauen, hören die amerikanischen Wähler denn keine „Qualitätsmedien“? Klare Kante ist angesagt, gegen Trump, gegen Populismus, gegen rechts! „In einer gerechten Welt müßte man AfD-Fans das Wahlrecht entziehen, so wie man Kindern die Bauklötze wegnimmt, wenn sie randalieren“ meinte einst ein besonders demokratiesensibler Journalist der „Hamburger Morgenpost“. Wäre das nicht das alternativlose Rezept gegen den bösen Donald am 3. November?

„Nachrichten wiederzugeben reicht uns nicht. Wir wählen aus, erklären, ordnen ein“ war einst ein Reklameslogan des „Spiegel“. Obwohl er seit einiger Zeit nicht mehr benützt wird, trifft er leider immer noch zu. Denn abgesehen davon, daß er für „betreutes Denken“ steht - wem hilft es und was bringt es, wenn ein Herr Müller die amerikanischen Wähler beschimpft? Glücklicherweise gibt es nicht nur den „Spiegel“, sondern zum Beispiel auch das neue „(Süd-)Westfernsehen“ in Form der Neuen Zürcher Zeitung. Deren Chefredakteur Eric Gujer hat letzte Woche unter dem Titel „Amerikas grosser Kulturkampf“ eine subtile Analyse amerikanischer Befindlichkeiten vor der Präsidentschaftswahl abgegeben, die in angenehmem Kontrast zum Kampfmodus unseres vormaligen „Sturmgeschützes der Demokratie“ steht. Dort heißt es unter anderem:
„Im Jahr 2015 erregte der Politologe Lee Drutman mit einem Diagramm bescheidenes Aufsehen. Danach besteht die Wählerschaft der USA zu 40 Prozent aus «Populisten», die Migration und Globalisierung ablehnen und soziale Sicherheit fordern. Die «Progressiven», die für mehr soziale Sicherheit und Migration eintreten, umfassen 33 Prozent. Die kleinste Gruppe sind mit 20 Prozent die mit dem Status quo zufriedenen «Moderaten». Trumps Politik setzt diese Theorie in die Praxis um.
Trump verstand, dass Industriearbeiter, Handwerker und Handlanger in unqualifizierten Dienstleistungsberufen mehr Schutz verlangen vor der Verlagerung ihrer Arbeitsplätze nach China und der Konkurrenz durch Migranten. Und er begriff, dass die Demokraten ein riesiges Einfallstor für einen populistischen Präsidenten öffneten, indem sie ihre traditionellen Positionen aufgaben.“
Mit dieser Aufgabe traditioneller linker Positionen ist vor allem die Abwendung vom Proletariat und dem sprichwörtlichen kleinen Mann zugunsten eines urbanen, Elitismus gemeint, wie er auch bei der deutschen SPD spätestens seit der Abwahl von Gerhard Schröder zu beobachten ist. Der Politologe Roland Benedikter warnte in einer weiteren auf „Telepolis“ (7.10.) erschienenen Analyse mit dem Titel „Politpandemie“ vor dem „Virus der Polarisierung“, den die meisten ausschließlich Donald Trump anlasten, der aber von den Demokraten nicht minder intensiv gepflegt wird. Diese wähnen sich nämlich im Besitz einer exklusiven kosmopolitisch-intellektuellen Vorherrschaft, die für Andersdenkende und vor allem Andersempfindende keinen Platz läßt – beispielhaft ausgedrückt in Hillary Clintons Wort vom „basket of deplorables“. Wer etwa 40% der Wählerschaft als „Kübel der Kläglichen“ denunziert, darf sich nicht wundern, nicht gewählt zu werden. Die ideologisch weit nach links gerückten amerikanischen Demokraten müssen sich auch vorwerfen lassen, angeblich allgemeingültige humane Werte als exklusives Kampfmittel gegen den politischen Gegner einzusetzen – eine auch in Deutschland aus dem „Kampf gegen Rechts“ bzw. gegen die AfD bestens bekannte, aber ebenso unanständige Strategie. Donald Trump hat es hingegen in den vier Jahren seiner Amtszeit fertig gebracht, den bis dato ausgegrenzten 40% eine Stimme zu geben – das ist jener solide Sockel von Stammwählern, der den „Spiegel“ so verzweifeln lässt. Er hat es dabei auf sich genommen, sich mit sämtlichen Eliten gleichzeitig anzulegen: den technologischen des Silicon Valley und der Digitalindustrie, den Bildungseliten der Universitäten sowie der Finanzoligarchie rund um Wall Street. „Viel Feind, viel Ehr'“ heißt ein aus der Mode gekommenes Sprichwort, und es ist nicht auszuschließen, daß sich der amerikanische Präsident dabei etwas überhoben hat. Aber angesichts komplexer Verhältnisse einfach nur „Pfui Teufel!“ zu schreien wie der „Spiegel“ es tut, ist an Primitivität nicht zu überbieten.
Die Analyse der amerikanischen Verhältnisse läßt sich weitgehend auf Deutschland übertragen, wo auch eine schweigende, konservative Mehrheit auf der Suche nach einer durchschlagskräftigen politischen Stimme ist. Weit und breit ist allerdings kein Donald Trump in Sicht - der hierzulande sofort mit der Nazikeule totgeschlagen würde. Da wählen viele dann doch wieder Angela Merkel - und träumen dabei von Kohl und von Strauß....

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